@Dietus
Hallo Dietus, Aktienkurse laufen nicht ewig nach oben, sondern auch mal in die andere Richtung. Leider kommt es völlig unverhofft (ich habe da noch schlechte Erinnerungen an 1983, da krachte es über Nacht). Dies ist aber ein völlig normaler Vorgang. Wäre es nicht so, wäre jeder dumm, der einen Anleihenkauf einem risikoreicheren Aktieninvest vorziehen würde.
Du kennst sicher die Stadien einer Hausse, welche in der Euphorie stirbt. So langsam finde ich die allgemeine Sorglosigkeit nämlich beängstigend.
Letzte Woche gab Draghis den Einstieg aus dem Ausstieg bekannt. Die Börse jubelt, obwohl doch eigentlich die Anleihenkäufe nur auf 30 Milliarden monatlich reduziert wurden.
Gegenläufig zur überschäumenden Stimmung gehen die Erwartungen der Anleger aber zurück. 25% fürchten für den DAX in drei Monaten fallende Kurse, das Bärenlager füllt sich zusehends.
Nach diesem DAX-Sprung möchten nun nur noch 23% der Anleger Aktien zukaufen, hingegen denken 20% daran, in den kommenden zwei Wochen ihre Aktienpositionen zu verkleinern.
Der technische Angst und Gier Indikator des S&P 500 zeigt mit 71% nach der verhaltenen Börsenwoche in den USA eine deutliche Abkühlung an. Die Überhitzung der Vorwoche ist auf ein verträgliches Maß abgekühlt, zeigt aber nach wie vor ein hohes Niveau an.
Die Investitionsquote der US-Institutionellen ist leicht auf 72% gestiegen, zeigt aber nach wie vor ein niedriges Niveau an. Institutionelle sitzen also auf großen Barbeständen, die sie entweder in den nächsten Wochen an ihre Kunden auszahlen müssen (im November haben Hedgefonds-Kunden die Möglichkeit, Geld aus ihren Hedgefonds abzuziehen), oder aber wieder in den Markt investieren können.
Euphorie gepaart mit einem stark rückläufigen Zukunftsoptimismus zeigt, dass Anleger die aktuellen Kurse als Zenit der Rallye betrachten. Entsprechend hat sich der Anteil derer, die über Verkäufe nachdenken, erhöht. Es fehlt nun nur noch ein Auslöser, um eine Verkaufswelle loszutreten. Damit wird die Situation im DAX immer anfälliger für Korrekturen. Es gilt die alte Weisheit: je höher der DAX nun noch steigt, um so stärker wird der dann unweigerlich folgende Ausverkauf sein.
Die Quartalssaison hat überwiegend positive Unternehmenszahlen zu Tage gebracht. Anlegern wird in diesen Tagen bewußt, dass gerade die zyklischen Aktien noch großes Kurspotential vor sich haben. Damit fokussiert sich die Rallye immer stärker auf immer weniger Titel, die dann um so stärker ansteigen.
Es ist zu wünschen, dass ein Ausverkauf eher früher erfolgt als später, denn dann kann die Rallye mit einem leichten Rücksetzer erneut Schwung holen und nochmals weiterlaufen. Die alten Hasen werden das kennen: Jede Rallye benötigt immer wieder Verschnaufpausen, um anschließend weiterlaufen zu können. Kommt es zu einer finalen Überhitzung, ist das Ende nicht mehr weit (hier hoffe ich dann auf eine Gelegenheit günstig bei Samsung einzusteigen).
Mit Dummheit meinte ich jedoch nicht die Investition in solide Aktien (diese halte ich für eine der sinnvollsten Anlagemöglichkeiten), sondern die Selbstüberschätzung mancher Börsianer, welche nach Informationen lechzen, immer in der Angst einen heißen Tipp zu verpassen und Einkaufszettel studieren wollen. Ich war auch mal so überheblich und habe (damals ohne Erfahrung) auf den Rat von Bekannten gehört. Der Tipp hieß Nortel Networks (kennen vielleicht noch einige). Ende 2006 kostete mich diese Erfahrung einen Verlust von 15.496 Euro ! Seitdem interessieren mich weder Aktientipps von Bekannten, Analystenratschläge, Stammtischgespräche oder Einkaufszettel usw. überhaupt nicht mehr.
Das meinte ich mit "eine Dummheit machen".
Ich treffe meine eigenen Entscheidungen und kann dann nur mich selbst verantwortlich machen.
Sonnenbrille hat heute einen Beitrag zur Deutschen Bank eingestellt, welcher mir gut gefallen hat. Der Beitrag ist sauber durchdacht, gut begründet, die Entscheidungen abgewogen und man kann ihr folgen. So sollten m. Erachtens Entscheidungen für Käufe angegangen werden. Über die Richtigkeit der Auswahl kann man dann diskutieren, das ist wohl auch der Sinn des Bords.
Ich hätte gerne mehr Informationen bei diesen Listen. nmh ist ohne Zweifel ein Börsenfuchs, aber seine Strategie ist nicht für Einsteiger geeignet, deswegen sollte er lieber nur einen oder zwei Aktien vorstellen, dafür aber ausführlich,so dass man seine Entscheidung nachvollziehen - und darüber diskutieren kann.
Leider kann ich dir nun doch nicht sagen, wann genau der Wind sich drehen wird, aber ich bin mir sicher, dass er irgendwann drehen wird. Doch mit vernünftig bewerteten und soliden Werten im Depot wird das kein Weltuntergang.
Guts Nächtle - Shane
