Die Schnitzel-Aktien!

[nmh]

Als Appetitanreger (amuse gueule) für einen längeren Thread, den ich in den nächsten Tagen/Wochen posten werde:

Frage: Was haben McDonald's, Burger-King, Kentucky schreit fi fried chicken, Wendy's und alle anderen (jedenfalls in USA) gemeinsam?

Antwort: Sie beziehen ihr Fleisch alle vom selben Lieferanten! Das Unternehmen beliefert McDonald's*), Burger King, Wendy's, Wal-Mart, KFC, Kroger, Costco, IGA, Beef O'Brady's, Darden, kleinere Restaurants und Gefängnisse. 113 000 Mitarbeiter.

Frage: Ja, tolle Auskunft. Und wie heißt jetzt dieser Lieferant? Mensch, lass Dir doch nicht alles immer aus der Nase ziehen!! Mach's nicht so spannend!

Antwort: OK, OK, ist ja gut. Der Laden heißt "Tyson Foods".

Frage: Und warum belästigst Du uns jetzt damit?

Antwort: Weil man die Firma an der Börse kaufen kann. Unter der WKN 870625. Ich nenne sie "die Schnitzel-Aktien".

Frage: Und warum soll ich die kaufen?

Antwort: Um mal eine Phrase zu vermeiden: Gegessen wird immer. KGV von 13 ist für Lebensmittel nicht schlecht. Dividende akzeptable 1,4 Prozent, zahlbar Mitte März, Juni, September, Dezember. US-Aktien gewinnen bei Euroschwäche. Und vor allem: schau Dir mal den langfristigen Aufwärtstrend an! Momentan läuft eine Konsolidierung, das war in den vergangenen Jahren immer eine gute Gelegenheit zum Kauf.

Frage: Bist Du mal wieder der einzige, der die empfiehlt? Verdienst Du da etwa mit? Das ist doch alles Schiebung! Du willst uns doch nur wieder abzocken!

Antwort: Naja, leider habe ich in meiner Datenbank nur zwei Kaufempfehlungen gefunden: von der Platow-Börse mit Stopkurs 55 Dollar (August 2016), und vom Börsen-Bolko (Effecten-Spiegel) mit Kursziel 73 Dollar (Dezember 2016).

Frage: ........ (Bin schon weg, Kauforder erteilen.)

Wenn man lange als Journalist gearbeitet hat, ist man es gewohnt, Leserbriefe oder ganze Interviews selbst zu schreiben. Die Schizophrenie kommt mit der Zeit automatisch.**)

Disclaimer: ich bin seit einigen Jahren investiert und sehr zufrieden. Meine(n) Einstandskurs(e) kann ich Euch nicht auswendig sagen, interessiert aber auch keinen.

Viele Grüße aus einem sattgefressenen München

nmh

__________

*) McDonalds's in Deutschland wird von der OSI Food Solutions in Günzburg mit TK-Fleisch beliefert. Fragt mich bitte nicht, woher ich das weiß. Ist einfach so.

 **) Amazon-Buch-Tip: "Schizophrenie für Anfänger". Kommt in zwei Bänden.

[EU_1]

In der EU, also vor allem in Deutschland und Frankreich kommt das Fleisch von bayerischen Bauern (Kuh- und Jungrinderfleisch) bzw von französischen Bauern. Es wird in einem zentralen Schlachthof in Bayern zu den Hackfleischscheiben verarbeitet. Und wohl auch von einem weiteren Schlachthof in Frankreich.

[nmh]

Danke für den Hinweis! Genau - dieser "zentrale Schlachthof" ist der in Günzburg, den ich oben bereits erwähnt hatte (Fußnote).

Bemerkenswert ist, daß in McDonalds-Produkten offenbar tatsächlich Fleisch ist und nicht "Lebensmittel nach Fleisch-Art, für den menschlichen Verzehr geeignet".

nmh

[Pramax]

@nmh,

habe die Ehre!

Wann I Wien a Wiener Schnitzel vom Kalb wui, dann geh I zum Figlmüller im 1. Bezirk.

https://www.figlmueller.at/de/willkommen.html

Leiwaunde Schnitzl gibt's auch im zünftigen Brauerei-Wirtshaus "Zum Salmbräu"

neben dem Unteren Belvedere.

http://www.salmbraeu.com/home/

Deine faschierdn Laiberln vom MeckDohnalds kannst da wohinsteckn 

Da hol I mia liaba vom Rossfleischhacker a Leberkaassemmerl.

Wuff!

Gruß, Pramax

__________________________

Anmerkungen für des Österreichischen Unkundige, oder,

wie wir Österreicher sagen: Piefkes

leiwaund = toll, spitze

faschierte Laiberln = Frikadellen

Rossfleischhacker = Pferdemetzger (Fleischer, der Pferdewürste herstellt)

Leberkaassemmerl  = Brötchen mit einer Scheibe Leberkäse

[nmh]

Kurz zur Info: Den oben angekündigten Beitrag habe ich inzwischen hier gepostet.

nmh

[Ch1llkroete]

Hallo Zusammen,

inspiriert durch stöbern im Forum und dem lesen von nmh's Beiträgen habe ich mir den Chart der Schnitzel Aktie mal angesehen. Nach dem langen Aufwärtstrend gab es ja seit Dec17 einen zwischenzeitlichen Abwärtstrend, der sich Ende 18 wieder umgekehrt hat. Die 200 Tage Linie ist seit März wieder von unten durchbrochen worden und seitdem schön im Aufwind: Also kaufen! (oder nicht?) (KGV ca. 12)

Nur, wo stoppen? Ich bin sozusagen noch in meiner Stopplimit Findungsphase und habe lim --> 0 Erfahrung damit - also hab ich mich mal ausprobiert.

Mögliche Stops

1. Aktuell liegt die 200 Tage Linie bei ca 61,90 USD

2. Umkehr des letzten Trends fand bei ca. 49.80 USD statt

3. Comdirect gibt als Unterstützung ca. 68.48 an (FX USD/EUR 1.12). Wieso kann ich leider nicht nachvollziehen.

Wirkliche Boden Bildungen oder Unterstützuingslinien konnte ich bei diesem sehr guten Aufwärtstrend nicht sehen, bzw. ich hab keine Ahnung.

Deswegen: Was haltet ihr von den Überlegungen? Würde mich über euren Input freuen.

Die Ch1llkroete

[nmh]

@Ch1llkroete  (cooler Nickname!):

Vielen Dank für Dein Interesse an meinen Beiträgen.

Hoppala - ich sehe gerade, ich habe die falsche Aktie analysiert! Du meinst ja Tyson und nicht Hormel. Bitte entschuldige meinen Fehler. Eine Analyse von Tyson folgt sogleich!

Ich betrachte die Charts immer in Euro, weil das für mich als europäischer Anleger relevant ist.

In Euro sieht der Chart der Hormel-Aktien nicht mehr so gut aus. Die 200-Tage-Linie verläuft aktuell bei ca. 36,20 Euro; das Papier kämpft aktuell darum.

Langfristig ist Hormel aber eine gute Aktie mit guten 19,8% Rendite pro Jahr und einer durchschnittlichen Verlustratio (Häufigkeit und Höhe der Verluste in den letzten Jahren war durchschnittlich).

Wenn Du Hormel Foods, WKN 850875, also kaufen willst, nur zu! Dadurch, daß der Chart seit März aber etwas angeschlagen aussieht, würde ich einen strengen Stopkurs bei ungefähr 33 bis 34 Euro setzen. Wenn die Aktie tiefer fällt, ist der Aufwärtstrend seit Februar 2018 vorbei.

Viel Erfolg mit Hormel!

nmh

[nmh]

@Ch1llkroete:

Hier jetzt also wie versprochen die Analyse zu Tyson, WKN 870625. Ich bitte nochmals, meinen Fehler zu entschuldigen.

Der Chart von Tyson Foods, WKN 870625, sieht im Gegensatz zu Hormel sehr gesund aus. Die 200-Tage-Linie bei ca. 54 Euro wurde klar und nachhaltig überschritten; so tief darf die Aktie also fallen, ohne daß Gefahr besteht.

Die Aktie ist seit Silvester ohne echte Rückschläge gestiegen. Das macht es leider sehr schwierig, einen guten Stopkurs zu setzen. Die letzte kleine "Korrektur" war die Seitswärtsbewegung im Februar bei etwa 55 Euro. Da hier auch ungefähr die 200-Tage-Linie liegt, bietet sich ein Stopkurs im Bereich von etwa 52 Euro an. Da dieser Stopkurs sehr weit weg ist, solltest Du keine großen Beträge investieren. Wenn Du beispielsweise maximal 200 Euro verlieren willst, darfst Du aktuell maximal 14 Stück kaufen. Dein Einsatz dann: 930 Euro.

Falls Du doch mehr in Tyson investieren möchtest, darf es auch ein strengerer Stopkurs bei etwa 62 Euro sein. Denn wenn die Aktie unter ca. 63 Euro fällt, dann ist der Aufwärtstrend seit Silvester vorbei. Warum gerade 63? Weil die Rücksetzer seit Silvester eine Amplitude von ungefähr 2 bis 3 Euro hatten (siehe Ende Februar 2019). Der aktuelle Kurs beträgt ca. 66,50 Euro.

Die durchschnittliche Rendite von Tyson ist sogar noch besser als bei Hormel, in den letzten zehn Jahren waren es 20,7 Prozent pro Jahr. Die Häufigkeit und Höhe der Verluste in den letzten 10 Jahren ist leider wesentlich höher als bei Hormel. Das Chance-Risiko-Verhältnis von Tyson ist aber leicht besser als bei Hormel.

Wenn ich mich zwischen Tyson und Hormel entscheiden müsste, würde ich Tyson kaufen.

So. Jetzt alles erschöpfend beantwortet?

Viele Grüße aus einem nieselregnerischen München

nmh

[Ch1llkroete]

@nmh 

Vielen lieben Dank für deine Analysen und Antworten. Ich bin durchaus über Hormel auf Tyson gekommen und fande auch die Ausführungen zur Hormel sehr interessant. Vielen Dank dafür!

Bzgl. der Seitwärtsbewegung sprichst du vermutlich von der Bewegung zwischen dem 20. und 25.02., oder? Eine weitere Seitwärtsbewegung war ja ein paar Tage vorher vom 28.01. bis 06.02. ein wenig tiefer bei ca. 52.8€ zu erkennen.

Den Stopkurs habe ich jetz für mich bei 61.87€ gesetzt (krumme Zahl), da mir der Kurs bei 55 zu tief liegt und dementsprechend gekauft.

Allgemein hätte ich noch ein paar Fragen und es wäre entzückend falls du einen Input dazu hast.

Welches Tool verwendest du zur Analyse oder spuckt dir das deine Rechenmaschine schon automatisch aus? Ich benutze momentan den Pro Trader von Comdirect um die Linien einzuzeichnen. Der Hinweis, dass man sich die Charts in Heimatwährung ansehen sollte macht Sinn. Für das Charting würde ich dann jeweils die Börse, über die ich auch ordern würde (hier L&S), als Grundlage nehmen.

Bzgl. Chance Risiko: Wenn ich es richtig verstehe ist dies eine Kennzahl aus dem möglichen Hoch und dem Stop-Kurs. Nur wo liegt in diesem Fall ein mögliches Hoch (Chance). Wie ermittelt man es für sich allgemein?

Vielen, vielen Dank und ebenfalls Grüße aus München (Donnersberger Brücke und später noch aus einer der vielen lokalen Boazn).

Die Ch1llkroete

P.S. der Nickname ist Programm: Keine Panik und immer ruhig bleiben 🙂

[nmh]

@Ch1llkroete:

Ja, es gab bei Tyson auch im Januar eine Seitwärtsbewegung. Wie gesagt: Der Kursverlauf von Tyson (Anstieg ohne echte Korrektur seit Silvester, man könnte fast von einem sogenannten "Fahnenmast" sprechen, wobei der noch steiler sein müßte) macht einen vernünftigen Stopkurs sehr schwierig. Dein Vorschlag von 61,87 EUR gefällt mir gut.

Ich arbeite ausschließlich mit selbstprogrammierter Software. Das System ist in den letzten 25, 30 Jahren gewachsen und heute extrem stark. Nur die Technik dahinter ... die ist hoffnungslos veraltet.

In meinen Charts habe ich es gern so einfach wie möglich. Ich arbeite mit 2-Jahres-Charts. Linien nutze ich keine, mein System zeigt mir nur die 200-Tage-Linie an. Mit etwas Erfahrung kann man aus solchen nackten Kurven (höhöhö, witzisch) schon sehr viel rauslesen. Oszillatoren, Bollinger, Untertassen, Fibonacci oder ähnlichen Kram brauche ich nicht. Keep it simple!

Das Chance-Risiko-Verhältnis ist eine Kennzahl, die ich intern verwende und bisher nicht öffentlich erklärt habe. Sie hängt von der durchschnittlichen Rendite der letzten zehn Jahre sowie von der Verlustratio (Häufigkeit und Höhe von Verlusten im Aktienkurs der letzten zehn Jahre) ab. In der Community findest Du unter dem Stichwort "Rosenheim-Parameter" sanfte Andeutungen dazu.

Genieß den Abend!

Beste Grüße aus Bogenhausen,

nmh (tagsüber Nähe Hackerbrücke)