15.02.2017 19:24 - bearbeitet 05.12.2020 19:39
Servus miteinander,
hier in der community werden immer wieder Fragen nach den "Einstandskosten", nach den "steuerlichen Anschaffungskosten" und nach den "Kaufwerten" gestellt. Nicht nur für Einsteiger ist das manchmal schwierig zu verstehen. Daher hier der Versuch einer umfassenden Erklärung für alle comdirect-Kunden.
Bei comdirect gibt es pro Wertpapierposition (= pro WKN) zwei unterschiedliche Einstandswerte:
1. Zum einen den "Kaufkurs" bzw. "Kaufwert"; die beiden sieht man im persönlichen Bereich unter "Depotübersicht". Die Angabe ergibt sich aus dem beim Kauf gezahlten Kurswert. Darin sind die sog. "Anschaffungsnebenkosten" (beim Kauf gezahlte Gebühren, Spesen) manchmal, aber nicht immer enthalten. Meine Erfahrung: Meistens ist es nur der reine Kurswert ohne die Gebühren und Spesen.
Außerdem sind die Angaben hier manchmal unvollständig, nämlich insbesondere, wenn Wertpapiere per Depotübertrag von einer anderen Bank zu comdirect übertragen wurden. In diesem Fall kann der Kunde unter dem Drop-Down-Menüpunkt "Kaufwerte bearbeiten" beliebige (!) Kaufwerte nachtragen, die dann am nächsten Tag in der Übersicht erscheinen (die Daten werden über Nacht eingearbeitet). Online ist das pro übertragener WKN einmalig möglich. Weitere Änderungen nimmt die Kundenbetreuung auf Wunsch vor. (Nachtrag: seit 14.09.2020 können Kunden die Kaufwerte beliebig oft ändern)
Der Nachtrag von Kaufwerten ist oft auch die Lösung, wenn aus unerklärlichen Gründen der Bestand in einer WKN in zwei Depotpositionen unterteilt ist. Meistens liegt es daran, daß einer der beiden Bestände aus einem Depotübertrag stammt, zu dem die Kaufwerte fehlen. Wenn der Kunde den Kaufwert händisch nachgetragen hat, wird am nächsten Tag die WKN in nur noch einer Position gesammelt angezeigt.
Die hier angezeigten Kaufwerte haben aber beim Verkauf von Wertpapieren steuerlich keinerlei Bedeutung. Sie dienen nur der persönlichen Belustigung Information.
2. Für Verkäufe sind die Angaben unter "Steuersimulation" (den Link findet Ihr in der Depotübersicht) relevant. Dort werden die für die Abgeltungsssteuer relevanten "Anschaffungskosten" für jede Position aufgelistet. In den Anschaffungskosten sind, steuerlich korrekt, die Anschaffungsnebenkosten (Kaufspesen) enthalten. Für diese Angaben gibt es in der IT der Commerzbank ein eigenes System, das "FAS" (fiskalisches Abrechnungs-System). Und nur die Angaben unter "Steuersimulation" verwendet comdirect beim Verkauf, um den steuerlich relevanten Gewinn/Verlust zu berechnen. Die "Kaufwerte", die der Kunde nach Belieben einstellen kann, spielen keine Rolle dafür.
Nach einem Depotübertrag (von einer Fremdbank zu comdirect) dauert es zwei oder drei Tage, bis die Daten unter "Steuersimulation" aktuell sind. Das liegt daran, daß die Anschaffungsdaten (Datum und Kurs) nicht zusammen mit den Wertpapierbestandsdaten übertragen werden. Im Gegensatz zu den Kaufwerten (siehe oben) werden aber die Anschaffungsdaten nach einigen Tagen automatisch nachgetragen.
Nachtrag: Für die Übermittlung der steuerlichen Anschaffungskosten (Rechtsgrundlage: Par. 43a Abs. 2 Satz 3 EstG) nutzen die Banken in Deutschland das sogenannte Taxbox-System. Dazu habe ich schon einige Beiträge geschrieben, die Ihr findet, wenn Ihr in Google eingebt: nmh taxbox
Diese Trennung zwischen Kaufwerten und Anschaffungskosten gibt es m.W. nur bei comdirect. Andere Banken unterscheiden hier nicht. Was für den Kunden besser und verständlicher ist, sei mal dahingestellt.
Falls mein Beitrag hilfreich für Euch ist, freue ich mich über einen entsprechenden Klick von Euch. Danke!
Viele Grüße aus einem eiskalten München
nmh
am 07.05.2025 15:29
07.05.2025 15:45 - bearbeitet 07.05.2025 15:46
07.05.2025 15:45 - bearbeitet 07.05.2025 15:46
@Booze schrieb:wkn 801900Kauf 2016, Verkauf jetzt.
Die Dividenden der Deutsche Pfandbrief wurden in den letzten Jahren steuerfrei ausgeschüttet, dafür aber der Einstandswert reduziert: klick.
Die Differenz zwischen dem in der Verkaufsabrechnung angesetzten und dem tatsächlichen Kaufpreis sollte also der Summe der in dieser Zeit steuerfrei gezahlten Dividenden entsprechen.
am 07.05.2025 17:00
Thx. Das Forum ist ja schnell.
Stimmt genau, letztes Jahr nix, davor richtig üppig usw. Dann passt das.
Weißt zu zufällig auch, ob es dann passieren kann, dass der Erlös aus dem Verkauf die Steuer nicht deckt? Also im Prinzip, ob die Anschaffungskosten negativ werden können?
@GetBetter schrieb:
@Booze schrieb:wkn 801900Kauf 2016, Verkauf jetzt.Die Dividenden der Deutsche Pfandbrief wurden in den letzten Jahren steuerfrei ausgeschüttet, dafür aber der Einstandswert reduziert: klick.
Die Differenz zwischen dem in der Verkaufsabrechnung angesetzten und dem tatsächlichen Kaufpreis sollte also der Summe der in dieser Zeit steuerfrei gezahlten Dividenden entsprechen.
am 07.05.2025 19:01
@Booze schrieb:Weißt zu zufällig auch, ob es dann passieren kann, dass der Erlös aus dem Verkauf die Steuer nicht deckt? Also im Prinzip, ob die Anschaffungskosten negativ werden können?
Durch die Anrechnung der steuerfreien Dividenden auf den Anschaffungswert sinkt dieser entsprechend und bei Null ist da keineswegs Schluss.
Die Antwort ist also: Ja, die Anschaffungskosten können auf diese Art prizipiell auch negativ werden.
Dass der Erlös die Steuer nicht deckt ist somit nicht ausgeschlossen. In einer groben Näherung müsste der negative Anschaffungswert dafür mindestens dem 3-fachen des Verkaufserlöses entsprechen. Falls das passiert, dann liegt es aber nicht ursächlich an den hohen Dividendenausschüttungen der letzten Jahre sondern an einem eher bescheidenen Verkaufskurs.