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Von Emerging Markets profitieren - ohne sie (sprich: xi) zu unterstützen?

Uludag
Autor ★★★
46 Beiträge

Moin Leute,

 

ich habe eine zwar persönliche Frage, deren Ansatz aber glaube ich auch andere interessieren könnte. Ganz platt: Ich würde in meinem (recht konservativen Depot) gerne von den Emerging Markets profitieren. Genauer: von deren aufstrebender Mittelklasse.

Großes Aber: Ich fühle mich nicht wohl dabei, mein Geld chinesischen, russischen, brasilianischen - teils sehr staatsnahen - Firmen zu geben. Ich halte mich keineswegs für einen Moralapostel, besseren Menschen oder verurteile andere... ich fühle mich damit einfach nicht so wohl.

Auch bin ich nicht naiv. Ich weiß, dass Firmen in meinem MSCI World etc. auch von diesen Staaten, bestimmt auch von ihrer Politik profitieren. Aber es ist doch eine andere Qualität (für mein Empfinden), dort direkt Firmen zu päppeln, oder das indirekt in Kauf zu nehmen.

 

Soviel vorweg.

 

Nun habe ich mir überlegt, dass ich bei den EM wirklich die aufstrebende Mittelklasse spannend finde. Weniger, dass dort auch Industriefirmen massiv aufsteigen werden (wenn z.B. in China Straßen gebaut werden). Ich möchte von der Mittelklasse der EMs profitieren - idealerweise, indem Firmen, die ich persönlich eher unterstütze (lies: europäische und amerikanische (es führt jetzt zu weit, auch die zu relativieren, ich weiß)) ihren Umsatz dort vorantreiben.

Nun zu meinen zwei konkreten Fragen:

 

• Given my Zielsetzung, ist mir der Global Luxury ETF ins Auge gefallen (A2H564). Ich denke, dass in nun wachsenden Mittelschichten der Schwellenländer das passiert, was z.B. vor 40 Jahren bei meinen Eltern passiert ist. Menschen möchten sich was gönnen, weil sie es jetzt können. LVMH, Mercedes, Gucci - was in den Rucola-Bezirken unseres Landes (und hier schließe ich mich selbst ein) zmdst etwas weniger Attraktivität ausstrahlt als früher, wird in den EM prosperieren. So zmdst. meine These. Ich würde vom EM profitieren, indem Firmen, die ich ok finde, dort Geld aus der Tasche ziehen.

Da wäre die konkrete Frage von mir als Anfänger: Ist das komplett bekloppt? Oder lest ihr das und sagt: "Ist nicht ganz falsch, aber da gibt es bessere Möglichkeiten, von den Markets zu profitieren, ohne deren Firmen zu unterstützen, als den Luxury-Sektor, z.B. xyz..."

 

• Zweite Frage, genereller Natur: Im Grunde hätte ich ja gerne so eine Kennzahl, aus der hervorgeht, WO Firmen ihren Umsatz generieren. Der Marker des Herkunftslandes ist ja nicht zuletzt durch die EMs heute schon etwas verzerrt. Gibt es da bestimmte Keywords, die man bei einer Google-Suche oder beim Blick in die Prospekte einbeziehen sollte, sodass man das vielleicht schnell findet? Bin wie gesagt noch etwas neu, manchmal liegt die Lösung recht nah, deswegen frag ich mal.

 

So... danke für eure Zeit, falls ihr bis hierhin gelesen habt! Roboter (überglücklich)

 

--- --- ---

 

Obligatorisch:
Ziel:
Diversifizierung eines eher konservativen Langfrist-Portfolios für die Altersvorsorge
Alter und Anlagehorizont:
30, 20-30 Jahre Horizont
Altersvorsorge / Berufsleben:
Ich hackel durch bis 67.
Rahmenbedingungen wie z.B. Familie / angehende Erben:
Keine Verantwortung außer mir selbst gegenüber - vererben nicht angestrebt.
Geplanter monatlicher Sparbetrag / Einmalanlage:

Einmalbetrag ~2k, dann 30-50 im Sparplan drauf.
Steuerfreibetrag:
Ja. Denke aber eher irrelevant? 
Sicherheitsbedürfnis:
Habe kein Problem, wenn die Rendite "nur" mit dem MSCI World mithält. Mir gehts eher um Weltabdeckung.
Notgroschen auf dem Tagesgeldkonto - und dessen Höhe:
Ist vorhanden, wird nicht angerührt. Komme 12 Monate ohne Gehalt aus.
laufende Kredite/Finanzierungen:
Nix.
Risikostreuung (andere Assetklassen - vorhandene Immobilie nicht vergessen!):
Nein. Habe noch einen MSCI World ETF als Basis, einen Dickschiff-Pharma ETF als Krisen-Absicherung sowie einen Clean Energy ETF als Sektorwette. Würde nun gerne EMs reinholen. Achja, 2017 hab ich für 200 Euro Bitcoins geholt, die rechne ich aber irgendwie nicht dazu.
eventuell vorhandene Erfahrung mit Wertpapieren:
Bin seit Sommer 2020 dabei. Schätze mich als nicht allzu FOMO-mäßig ein.

20 ANTWORTEN

Marin
Mentor ★
1.472 Beiträge

Dein Gedankengang ist richtig, allerdings nicht wirklich neu. Für LVMH ist China schon seit Jahren der wichtigste Absatzmarkt mit dem das Geschäft fällt und steigt. Der gute Aktienkurs des Unternehmens in den letzten Jahren ist maßgeblich auf das China-Geschäft zurückzuführen.

 

Für Sportartikelhersteller, Autobauer und nahezu alle anderen Konsumgüter-Hersteller trifft genau das gleiche zu. Ob Firmen eine genaue Aufschlüsselung ihrer Umsatzströme offenlegen, weiß ich nicht. Aber bei der Präsentation von Quartalszahlen wird in der Regel zumindest grob auf die regionale Verteilung eingegangen. Nach z.B. "LVMH China Umsatz" googlen macht schon schlauer Smiley (zwinkernd)

t.w.
Legende
5.119 Beiträge

Hallo @Uludag,

 

wenn Du einen Emerging Markets ETF kaufst, gibst Du ja den Unternehmen kein Geld. Die Aktien sind emittiert, Du kaufst sie also von einem anderen Anteilseigner. Das Unternehmen hat durch Dein Investment keinen weiteren Euro (oder beliebige Währung einsetzen) in der Kasse. 

 

Ich bin daher dafür, wenn Du ein Investment in die EM anstrebst, kaufe einen entsprechenden ETF oder aktiven Fonds. 

Uludag
Autor ★★★
46 Beiträge

Hey danke schon mal für eure Antworten! Das, was du schreibst @t.w. findet sich ja etwas abgewandelt auch in dieser Diskussion wieder: /t5/Wertpapiere-Anlage/Was-haben-Aktien-und-Unternehmen-miteinander-zu-tun/td-p/178586

 

Das ist schon mal gut, dass das Geld über den ETF nicht in die Firmen direkt geht - wieer was gelernt; aber irgendwie will ich mich auch nicht an einem indirekten Profit dieser Firmen (höheres Prestige durch erfolgreiche ETFs / Interessant für andere Anteilseigner, da die emittierten Aktien "von dort" gefragt sind) beteiligen - ich weiß, das ist wirklich schon sehr indirekt, und das muss ich dann mit mir selbst ausmachen.

Da kommt mir die Frage in den Kopf, überspritzt gesagt, dass wenn mein Vorgehen ZU extrem wäre - warum gibt es dann überhaupt ESG screened ETFs, wenn diese Firmen ja eh nicht mein Geld kriegen. Also irgendwie profitieren sie ja doch, und das ESG screening ergibt daraufhin einen bestimmten Sinn?

 

Auch danke an dich, @Marin. Ich weiß, ein groundbreaking Trendsetter werd ich wohl nicht damit Lachender Roboter

t.w.
Legende
5.119 Beiträge

@Uludag  schrieb:

warum gibt es dann überhaupt ESG screened ETFs, wenn diese Firmen ja eh nicht mein Geld kriegen. Also irgendwie profitieren sie ja doch, und das ESG screening ergibt daraufhin einen bestimmten Sinn?


Die ganzen ESG-Produkte bieten vor allem folgende Vorteile. 

  • Für Anleger, die von der Wertentwicklung bestimmter Branchen/Unternehmen nicht profitieren wollen, einfach für ihr gutes Gewissen.
  • Für Emittenten, da sich diese Produkte hervorragend vermarkten lassen. Guck Dir die Kosmetikbranche an - alles was da hip klingt, lässt sich gut verkaufen, ob es nun einen Mehrwert bietet oder nicht Smiley (zwinkernd)

Zilch
Legende
8.174 Beiträge

Ich kann dir nicht ganz folgen. Willst du Unternehmen aus der Mittelschicht der EM, sozusagen deren Small- und Midcaps, oder willst du Mittelschichtunternehmen aus USA und Europa die in China jede Menge Umsatz machen?

 

Bei ETFs gibt's nicht sowas wie "höheres Prestige durch erfolgreiche ETFs / Interessant für andere Anteilseigner, da die emittierten Aktien "von dort" gefragt sind".

Die Fondsmanager/Emittenten sitzen an einem Tisch und überlegen sich was gut gehen könnte und emittieren jeden Müll. Es gibt mehr ETFs als Aktien.

Höchstens springen andere Emittenten auf den Zug auf, aber die Aktien sind ja bereits auf dem Markt. Da die nicht einfach so Unternehmen aus den Boden klopfen und an die Börse bringen nur um ETFs zu bedienen sollte klar sein.

 

Zu guter Letzt sollte klar sein, dass sowas wie ESG Screened oder RSI oder was auch immer nur Produkte sind um zu verkaufen. Nachhaltigkeit ist gefragt, also wird ein Index aufgelegt der eben nur solche Unternehmen beinhaltet. Die Unternehmen existieren aber ja schon an der Börse. Die Richtlinien sind auch recht locker und können vom Emittenten noch mal verändert werden. Dann gibt's eben nen neuen Index wenn unbedingt Nestlé mit rein soll. Edit: davon profitieren die Emittenten der ETFs, nicht die enthaltenen Firmen! 

 

Ob du nun nen ETF mit asiatischen Firmen kaufst oder andere gibt den enthaltenen Firmen nicht mehr Geld. 

Die Firmen verkaufen bei IPO Anteile ihrer Firma. Dafür bekommen die Geld. Käufer A kauft direkt von der Firma, und irgendwann verkauft er seine Anteile an Käufer B der die haben will. Das ist in etwa so, wie Edeka die Kartoffel vom Bauer abkauft und du die Kartoffel von Edeka, aber dein Nachbar will die auch haben also kauft er dir die Kartoffel ab nur um sie weiter zu verkaufen weil der von Gegenüber diese Kartoffel gerne hätte. Der Bauer hat den Geld von Edeka bereits, das Geld vom Typen Gegenüber sieht der nicht mehr. 

 

Und somit unterstützt du nicht die asiatischen Firmen durch die ETFs. Zumal du auch bedenken musst, dass manche ETFs einen Index nur in der Performance abbilden. Anstatt chinesischer Firmen die auch im Index enthalten sind können auch europäische enthalten sein. 

______________________
Research alone won't ensure a profit. Your main goal should be to make money, not to get an A in How to Read a Balance Sheet. - RD

Uludag
Autor ★★★
46 Beiträge

@Zilch  schrieb:

Ich kann dir nicht ganz folgen. Willst du Unternehmen aus der Mittelschicht der EM, sozusagen deren Small- und Midcaps, oder willst du Mittelschichtunternehmen aus USA und Europa die in China jede Menge Umsatz machen?


Zweiteres.

 


@Zilch  schrieb:

...

Und somit unterstützt du nicht die asiatischen Firmen durch die ETFs.


Jo, aber ich unterstütze ja grundsätzlich - wenn auch sehr indirekt, fast schon rein theoretisch - die Tatsache an sich, dass jemand mal Anteile dort gekauft hat/kauft mit dem Gedanken, dass er diese Anteile später höher verkaufen kann, wenn ich dein Beispiel richtig verstehe. 

KeepMoving
Mentor ★
1.201 Beiträge

@Zilch  schrieb:

Das ist in etwa so, wie Edeka die Kartoffel vom Bauer abkauft und du die Kartoffel von Edeka, aber dein Nachbar will die auch haben also kauft er dir die Kartoffel ab nur um sie weiter zu verkaufen weil der von Gegenüber diese Kartoffel gerne hätte. Der Bauer hat den Geld von Edeka bereits, das Geld vom Typen Gegenüber sieht der nicht mehr. 


Einspruch! Smiley (zwinkernd)

Wenn die Kartoffeln des Bauern immer weiter verkauft werden und jeder die haben will und zu immer höheren Preisen die Besitzer wechseln, bekommt der Bauer zwar kein Geld mehr für die Kartoffeln die er mal EDEKA verkauft hat. Aber wenn seine Kartoffeln so gefragt sind steigt auch sein Prestige. Es ist wie unbezahlte Werbung für ihn. Er wird bekannter und mächtiger und sein Hof immer wertvoller, weil er nun tolle Geschäfte mit anderen mächtigen Partnern eingehen kann. Es gibt ihm letztlich mehr Macht.

Bei anderen kleineren Bauern guckt man mal genauer hin, ob sie den Boden verseuchen. Bei dem Großbauern der mit anderen mächtigen Leuten am Tisch sitzt ist das nicht mehr ganz so wichtig. Und wenn, kann kaum einer noch was dagegen tun. Denn der Großbauer hat die kleinen Konkurrenten schon längst verdrängt und sich alles einverleibt.

Obwohl die anderen vielleicht die viel besseren Kartoffeln hatten, aber die hatten keinen Draht zu EDEKA und verkaufen ihre Kartoffeln nur im Hofladen...

 

Ich selber muss mir überlegen....will ich jemandem Kartoffeln von diesem Großgrundbesitzer-Bauern abkaufen, von dem ich vielleicht sogar weiss, dass er das Grundwasser verpestet und nur durch Korruption sein Kartoffelimperium ausbauen konnte und somit die Kartoffelpreise und seine Macht indirekt pushe oder gibt es nicht auch schönere Kartoffeln von jemand anderem.

 

Bitte nicht alles zu ernst nehmen. Was ich sagen will ist einfach, dass zwar die Unternehmen bei einem Aktienkauf von jemand anderem kein Geld von einem bekommen. Dass es darüber hinaus aber auch überhaupt keinen Einfluss hat, das sehe ich wirklich komplett anders. Smiley (fröhlich)

 

 

 

“There is nothing wrong with a ‘know nothing’ investor who realizes it. The problem is when you are a ‘know nothing’ investor but you think you know something.” W.B.

Zilch
Legende
8.174 Beiträge

@KeepMoving Einspruch abgewiesen.

Du beschreibst eine Folge des Handels, nicht den Ablauf des Handels wogegen du Einspruch erhebst 😉 du änderst ja nichts an der Tatsache, dass der Bauer seine Kartoffeln auf den Markt geschmissen hat und nun durch den Gegenüber keine Kohle bekommt, wenn er dem Nachbarn die Kartoffel abkauft 😉 

 

Edit: ansonsten ja Zustimmung. Aber das muss der Käufer mit sich ausmachen. Wie zugestimmt ist der Besitz einer Aktie gleichzeitig eine Ausweisung des Besitzes am Unternehmen, das lässt sich faktisch nicht voneinander trennen, aber wie man es moralisch oder für sich wertet ist eine persönliche Sache. 

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Research alone won't ensure a profit. Your main goal should be to make money, not to get an A in How to Read a Balance Sheet. - RD

KeepMoving
Mentor ★
1.201 Beiträge

@Uludag  schrieb:

Jo, aber ich unterstütze ja grundsätzlich - wenn auch sehr indirekt, fast schon rein theoretisch - die Tatsache an sich, dass jemand mal Anteile dort gekauft hat/kauft mit dem Gedanken, dass er diese Anteile später höher verkaufen kann, wenn ich dein Beispiel richtig verstehe. 


Bingo. So sehe ich es auch. Du legitimierst damit sozusagen, dass jemand vor Dir mal die Anteile von dort gekauft hat.

Das muss jeder für sich selber überlegen.

Ein marktbreiter ETF der z.B. stumpf die kompletten Emerging Markets nach Kapitalisierung abbildet hat da natürlich deutlich weniger Einfluss als wenn man sich für bestimmte Bereiche oder gar Einzelaktien entscheidet.

Ich persönlich sehe nicht, wieso solche individuellen Entscheidungen am Kapitalmarkt ohne jeglichen Einfluss sein sollen.

Es ist jeweils eine persönliche Entscheidung bei jedem Kauf. Aber ich finde man macht es sich zu einfach sich frei jeglichen "Impacts" zu machen.

 

Beste Grüße

KM

“There is nothing wrong with a ‘know nothing’ investor who realizes it. The problem is when you are a ‘know nothing’ investor but you think you know something.” W.B.