Im Gegensatz zu den legendären Rätselrennen des kürzlich verstorbenen CUS gilt beim Adventskalender: wenn ein Hinweis zu offensichtlich ist, dann verweist er tatsächlich auf das Naheliegende.
Patria Investments ist an US-Börsen unter dem Symbol PAX bekannt und gilt gemeinhin als die latein-amerikanische Schwester von Blackstone; aber das ist falsch. "Adoptivtocher" wäre der bessere Ausdruck, weil Blackstone einen wesentlichen Anteil (ca 14 %) an Patria besitzt. Die Patria-Manager halten ebenfalls einen signifikante Anteil am Aktienkapital, so daß die Firma fast wie ein Familienunternehmen bzw ein eigentümergeführtes Unternehmen zu betrachten ist.
Patria ist der führende börsennotierte "Asset Manager" in Lateinamerika mit mehr als 30 Jahren Erfahrung (allerdings erst 2 Jahre börsennotiert) und knapp 30 Milliarden USD verwaltetem Vermögen. Die Investments folgen dem Blackstone-Vorbild: angelegt wird überwiegend in Private Equity, Infrastruktur, Immobilien und Finanzdienstleistungen. Während aber Blackstone in einem sehr kompetitiven Umfeld (USA) arbeitet, ist Patria der sprichwörtliche "kleine Fisch in einem großen Teich".
Was für ein Investment spricht:
- Lateinamerika ist ein weitgehend unerschlossener Markt, daher gibt es wenig Konkurrenz
- Die Wirtschaft in Lateinamerika ist wenig mit der Wirtschaft in den G7-Staaten korreliert, was die Diversifikation im Portfolio erhöht
- Die Spannungen in Osteuropa/Asien erhöhen die Bedeutung Lateinamerikas als Rohstofflieferant
- Es gibt dort ein sehr wachstumsorientierte Kultur. Siehe z.B. NuBank, die es hoffentlich auch einmal in den Adventskalender schaffen wird, oder 3G (denen gehört Heinz Ketchup) oder Ambev (denen gehört Spaten-Franziskaner, aber auch Beck's). Allerdings zeigt sich das schnelle Wachstum nicht unmittelbar in den jeweiligen Börsenkursen
Was dagegen spricht
- Lateinamerika! Aktuell sieht es dort nicht gut aus:
- In Chile, dem entwickeltesten Land, hat sich der Präsident offensiv hinter den Entwurf einer neuen "Monster-Verfassung" gestellt, der mit großer Mehrheit vom Volk abgelehnt wurde. Nun ist das Land erst einmal politisch blockiert.
- In Peru hat sich vor einigen Wochen der gewählte Präsident per Fernsehansprache zum Diktator erklärt, woraufhin das Parlament ihn abgesetzt hat und die Vize-Präsidentin zur Präsidentin ernannt wurde. Es ist gut, daß die demokratischen Prozesse funktionieren, aber trotzdem sorgen die Anhänger des Ex-Präsidenten (und Kurzfrist-Diktators) für Unruhen im Land. Ausgang unbestimmt.
- Für Außenstehende ist unklar, ob es in Argentinien eine Clique gibt, die das Land ausraubt, oder ob es mehrere konkurrierende Cliquen gibt, die das Land wechselweise ausrauben. Das Land ist seit mehr als 20 Jahren in einer Dauerkrise. Ein Ende ist nicht absehbar.
- Kolumbien: war ich noch nicht. Nach dem, was ich von Modern Family gelernt habe, will ich dort auch nicht hin.
- In Brasilien wird in den nächsten Tagen ein verurteilter Krimineller zum Präsidenten ernannt, obwohl die Vorwürfe der Wahlmanipulation nicht ausgeräumt sind. Wie wird es weitergehen? Die aus meiner Sicht wahrscheinlichsten Varianten sind: a) Lula sagt "Ich habe schon genug gestohlen, nun dürfen sich Friends&Family an den Staatskassen bedienen" oder b) Lula sagt "Beim letzten Mal wurde ich beim Klauen erwischt, aber ich habe dazugelernt. Diesmal erwischt ihr mich nicht"
- Venezuela ist nach dem Sozialismus-Experiment am Boden und wird sich wohl in nächster Zeit nicht erholen.
- Uruguay ist stabil, aber im Vergleich zu den anderen Staaten der Region wirtschaftlich unbedeutend (3,5 Mio Einwohner; Chile: 20 Mio, Brasilien: 200 Mio). Entsprechendes gilt für Paraguay.
Bei einer Investition in dieser Region sollte man sich unbedingt der politischen Risiken bewusst sein. Die Geschäftsfelder von Patria liegen überwiegend in Bereichen, die unter staatlichem Einfluss stehen und daher können politische Veränderungen schnell auf die Geschäftszahlen durchschlagen.
Abgesehen davon sehen die Zahlen ganz gut aus: Verwaltetes Vermögen steigt, damit auch die Gebühreneinnahmen und die Gewinne. Dies zeigt, wie gut das Geschäftsmodel skalierbar ist.
aber die Kurshistorie ist kurz und unerfreulich:
Mein Fazit: Patria ist ein erfahrener Player in einem großen potentiellen Markt mit wenig Konkurrenz. Ein schnelles Wachstum ist wahrscheinlich, aber die politische Unsicherheit belastet. Seit Mitte 2022 scheint sich trotz dieser Unsicherheit eine Bodenbildung im Bereich 12 EUR bzw USD abzuzeichnen. Interessant wird es, wenn diese abgeschlossen ist und der Kurs nachhaltig über die 14er-Linie steigt.
Kurse von Wertpapieren schwanken, damit sind Kursverluste bis zum Totalverlust möglich. Die frühere Wertentwicklung ist kein verlässlicher Indikator für die zukünftige Wertentwicklung. Die Auswahl der Themen und Wertpapiere im Adventskalender dient ausschließlich Informationszwecken und stellt kein Angebot, keine Aufforderung oder Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar. Die Vorstellung der Themen und Wertpapiere soll lediglich Deine selbstständige Anlageentscheidung erleichtern, sie stellt keine Anlageberatung dar. Bei diesen Informationen handelt es sich um Unterhaltung, die nicht den gesetzlichen Anforderungen zur Gewährleistung der Unvoreingenommenheit von Finanzanalysen genügt. Alle Angaben ohne Gewähr. Rechtsweg ausgeschlossen.
Das letzte Türchen im Adventskalender ist immer etwas besonderes. So auch hier. Text bitte genau lesen!
++++ Achtung. Teaser für das Türchen 24 ++++
Tempolimit für den Weihnachtsmann
Ihr müsst beim letzten Türchen dieses Jahr ausnahmsweise keine einzelne Aktie erraten, sondern es geht um etwas anderes. Die Lösung, die Ihr an comdirect schickt, wird als richtig akzeptiert, wenn sie 1. den gesuchten Eigennamen und 2. die gesuchte Zeitangabe (Jahre) enthält."
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Einsendeschluss ist der 23.12.2022 um 23:59 Uhr
Was dem DAX recht ist, ist der PAX billig. Netter Start ins neue Jahr.
Allerdings momentan auch recht stark gehyped bei Zacks.
Lediglich die geringen Umsätze an der Nasdaq finde ich erstaunlich.
Schönes Wochenende
Curtis
