am 15.04.2022 06:49
am 15.04.2022 06:49
Moin und natürlich schöne Feiertage
wer dennoch nicht ganz ohne Nachrichten zum Aktienmarkt auskommt (wie ich leider auch), für den hätte ich da vielleicht etwas. Aus meiner Sicht, ein recht interessanter Beitrag auf Bloomberg, vom ehemaligen Fed Mitglied William "Bill" Dudley.
Der Bericht ist leider schon vom 06.April. Ich bin heute Morgen, durch Zufall drüber gestolpert. Wie und was er da sagt, hat schon etwas.
Gruss
am 15.04.2022 09:14
Ich habe letzte Woche einen Artikel gelesen (meines es wäre Handelsblatt gewesen, bin mir aber nicht sicher) der in eine sehr ähnliche Richtung ging.
Problematisch sei in erster Linie nicht die Inflation, sondern die Kombination dieser mit einer Vollbeschäftigung. Dadurch könnten arbeitgeberseitig leicht Lohnerhöhungen als Inflationsausgleich durchgesetzt werden, die natürlich über weitergegebene Preissteigerung die Inflation weiter anheizen.
Aus dieser Spirale komme man nur heraus wenn die FED die Zügel so anzieht das sie quasi vorsätzlich eine Rezession auslöst und eine mittelfristige (mehrere Jahr) Wohlstandsdelle in Kauf nimmt um langfristig (Jahrzehnte) diese zu vermeiden.
Laut Ansicht der Autoren wäre die FED auch bereit dies zu tun (es wurde auf die 80er als Beispiel verwiesen).
Schöne Feiertage,
Carsten
15.04.2022 11:00 - bearbeitet 15.04.2022 11:03
15.04.2022 11:00 - bearbeitet 15.04.2022 11:03
Hallo @CurtisNewton,
ob ich ein Wort Deines Beitrags ersetzen darf? arbeitgeberseitig - > arbeitnehmerseitig
Die Kernfrage lautet, ob die Zentralbanken wirklich so denken. Meine ganz persönliche Grundannahme ist: Auslösen einer Rezession jetzt bedeutet unwiderbringlichen Verlust von Vollzeitäquivalenten oder Beschäftigung. Warum?
In den USA gab es eine viel breitere Diskussion der allgemeinen und Gesundheitslage, die durch einige Medienkonzerne durch Abschalten sogar ganzer Bundesregierungen und Schreibverbote bestimmter Begriffe in eine bestimmte Richtung gelenkt werden sollte. Ob es nun die "Labor-Theorie" war, der "Laptop der Hölle" des Sohnes des später knapp gewählten Präsidenten oder die Frage ob bestimmte Produkte oder Heilmittel gezielt zurückgehalten wurden.
In der Folge gab es die berühmten "Stimulus Checks" in den USA oder im Deutschland daswie @Glücksdrache es gerne bezeichnet "vergoldete Kurzarbeitergeld" für eine so ungefähr sechsstellige Anzahl der Beschäftigten eines Unternehmens, das börsennotiert ist (WKN: 823212)
Beide Fälle verletzten massiv das so genannte Lohnabstandsgebot, demzufolge jemand, der arbeiten geht, wirklich mehr haben sollte als ein Transferempfänger.
Diese exorbitant hohen, staatlich ausgegebenen Geldmengen sind nun mal in der Welt. Zusätzlich haben sich in den USA und anderen Ländern viele Jahrgänge vom Arbeitsmarkt verabschiedet. Nur zu verständlich, wenn Kundenkontakt als lebensgefährlich dargestellt wird.
Jetzt gibt es also nur die Möglichkeit Kaufkraft abzuschöpfen! Zentrales Vermögensregister plus Besteuerung, Erhöhung von Substanz- und Verbrauchsteuern und Inflation sind die Mittel dafür.
Ein gezieltes Abwürgen der Konjunktur trifft zudem die Unternehmen zuerst, die pro Bruttosozialprodukt Euro am meisten Fixkosten und Beschäftigung haben. Wächst die Wirtschaft wieder, dann kann es "jobless growth" geben.
Gleichzeitig muß man die Käufer von Zinsprodukten bessere Zeiten ankündigen, die aber später eintreffen als angekündigt. Alles richtig gemacht mit der Zinserhöhung, die nicht gleich wirkt.
Genau deshalb sehe ich den Boden bei den Kursen erreicht. Und der Hinweis auf Inflation und Konjunktur bleibt wichtig: Damit die Verhandler der Tariferhöhungen realistisch bleiben.
Liebe Grüße
Gluecksdrache
15.04.2022 12:04 - bearbeitet 15.04.2022 12:05
15.04.2022 12:04 - bearbeitet 15.04.2022 12:05
Hallo @CurtisNewton ,
du schriebst:"Aus dieser Spirale komme man nur heraus wenn die FED die Zügel so anzieht das sie quasi vorsätzlich eine Rezession auslöst und eine mittelfristige (mehrere Jahr) Wohlstandsdelle in Kauf nimmt um langfristig (Jahrzehnte) diese zu vermeiden...." Bin ich ganz bei dir!
Aber nicht nur die zu erwartende Lohnkostenspirale halte ich für belastend im Hinblick auf eine weiter anziehende Inflaltion. Die immer noch stetig große Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen bei gleichzeitig bestehenden Engpässen in den globalen Lieferketten aufgrund der Coronaeinschränkungen lassen nämlich die Inflation derzeit zusätzlich mächtig aus dem Ruder laufen, so dass diese in den USA im Februrar auf ein 40- Jahreshoch kletterte.
Angeheizt wird der Inflationsdruck nun auch noch durch die Sanktionen gegen Russland mit weiter steigenden Rohstoffpreisen aufgrund des Ukrainekrieges . Die von einigen geforderte völlig Einstellung der Rohstofflieferungen aus Russland wäre dann sicherlich noch eine weitere Zuspitzung der Lage.
Zudem zeigt sich am US-Anleihemarkt ein seltenes, aber eine zugleich besorgniserregende Entwicklung. Nachdem die Zinsstrukturkurve zunächst abflachte überstiegen die 5-jähriger Staatsanleihen sogar die Renditen von 30-jährigen Staatsanleihen, und dass zum ersten Mal seit 2006.
Lisa Shalett von Morgan Stanley hält die Erholungsrally bei Tech-Titeln für "irritierend", wie Bloomberg schrieb. "Da sich diese und andere Renditekurven auf eine Inversion zubewegen, könnte die aufkeimende Erholung bei den Aktien der Tech-Giganten abgewürgt werden", wird Lisa Shalett zitiert.
Und die EZB steht weiter an der Seitenlinie und schaut zu. Ich weiß nicht, ob das die richtige Entscheidung war. Ein Bericht im Deutschlandradio hatte sich gestern ebenfalls mit dieser Problematik beschäftigt und die Situation wurde mit der Rezession in den 70 er verglichen. Auch damals wurde anscheinend die Inflationsbekämpfung zunächst zu unentschieden und spät begonnen und eine wirtschaftliche Stärkung vorgezogen mit den bekannten Ergebnis einer tiefen und mehr langfristigen Wirtschaftskrise.
Ich hoffe, aus den Fehlern der Vergangenheit werden von den Verantwortlichen die richtigen Schlüsse gezogen, der globale Handel zeigt sich dann doch widerstandsfähiger und dynamischer und ein baldiges Ende des Ukrainekriegs statt einer weiteren Zuspitzung möge gelingen und eine sachlich angemessene Coronapolitik wird gefunden.
Grüße und ein friedliches Osterfest an alle......
15.04.2022 12:28 - bearbeitet 18.04.2022 18:11
Das dauerhafte Versagen der EZB nimmt langsam bedrohliche Formen an, was unter Draghi begann, wurde unter Lagarde konsequent fortgesetzt. Nun rächt sich die fortschreitende Politisierung der EZB, einer Institution in der Malta das gleiche Gewicht bei Abstimmungen hat wie Deutschland, eine gerade zu alberne Fehlkonstruktion.
Aber dies hat man sehenden Auges mitgetragen, um ein „guter Europäer“ zu sein, dazu gehört es auch, daß niemals ein Deutscher EZB-Präsident war, dafür zweimal Frankreich und auch Italien.
Der Club Med hat sowieso das Übergewicht in den Gremien, entsprechend fällt die Währungspolitik aus.
Der Devisenmarkt reagiert, und der Euro fällt.
„EURO STÜRZT AB
Die Devisenmärkte verlieren die Geduld mit der EZB. Nachdem die Währungshüter abermals offengelassen haben, wann sie mit höheren Zinsen gegen die Inflation vorgehen, fiel der Euro auf den tiefsten Stand seit fast zwei Jahren. Jetzt nimmt ein Risiko immer bedrohlichere Züge an.
Auf irgendetwas hatten die Akteure dann doch gehofft. Wenigstens auf eine Geste. Den losen Willen, auf die Inflationsängste der Europäer zu reagieren. Aber nein. Die Währungshüter der Euro-Zone hatten nicht einmal einen Strohhalm für all diejenigen dabei, die sich eine Reaktion von der Europäischen Zentralbank (EZB) erhofft hatten.
Die EZB werde „irgendwann“ die Zinssätze anheben, nachdem das Anleihekaufprogramm beendet worden ist, hieß es lapidar. Der Euro krachte in die Tiefe. Die Gemeinschaftswährung fiel unter die Marke von 1,08, den tiefsten Stand seit fast zwei Jahren.
[…]
Schlimmer noch: Ein schwacher Euro erhöht den Inflationsdruck, weil die meisten Rohstoffe in Dollar gehandelt werden und sich so der Einkauf verteuert. Und das wiederum würde die EZB in eine noch misslichere Lage bringen.
Jeder Monat des Zauderns fügt der Reputation dieser wichtigen europäischen Institution Schaden zu“, sagte Friedrich Heinemann vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW). „Eine Serie von massiven Inflations-Fehlprognosen der EZB-Ökonominnen und Ökonomen nährt zudem den Verdacht, dass die Bewertung der Inflationsdynamik vom Wunsch nach einer fortdauernden Niedrigzinspolitik getrieben wird und nicht umgekehrt die Zinspolitik auf einer unverzerrten Inflationsprognose basiert.“
[…]
Die Händler an den Devisenmärkten stimmen mit den Füßen ab. Im laufenden Jahr hat der Euro zum Dollar mehr als fünf Prozent an Wert verloren. Auf Sicht von zwölf Monaten beträgt der Wertverlust sogar zehn Prozent. Damit steht die Gemeinschaftswährung sogar schwächer als der Rubel da, der auf Jahressicht lediglich knapp acht Prozent zum Dollar verloren hat.
[…]
Offensichtlich war auch die EZB von den heftigen Reaktionen von Ökonomen und Händlern am Devisenmarkt überrascht. Noch am Donnerstagabend meldete der Finanzdienst Bloomberg, unter den EZB-Ratsmitgliedern habe sich ein Konsens abgezeichnet, den Leitzins im dritten Quartal um 25 Basispunkte zu erhöhen. Darauf konnte sich der Euro wieder leicht erholen, und kletterte wieder leicht über die Marke von 1,08 Dollar.„
Tja, und die Deutschen staunen mal wieder, welchen Bärendienst die EZB leistet, um den Euro stabil zu halten.😂
Ähnlich wie die Maastricher Verträge wird alles ausgehöhlt, was Stabilität garantieren sollte, aber politisch unbequem geworden ist. Verträge und Einrichtungen werden so lange verbogen, bis es wieder politisch paßt.
Schön wie man das Projekt EU gegen die Wand fährt.
Nun muß man nur noch die Ukraine aufnehmen, einem der korruptesten Länder der Welt, mithin auf Platz 117 im Ranking bei Transparency International von rund 180 Plätzen.
Ein Faß ohne Boden, in dem man deutsches Steuergeld in beliebiger Größenordnung versenken kann.
Aber hey, der gute Europäer findet das gaaanz wichtig.
am 15.04.2022 13:07
Danke @Storm du sprichst mir aus der Seele. Genau so sehe ich es auch. Immer nach dem Motto bitte "Mehr Gift"
15.04.2022 13:11 - bearbeitet 15.04.2022 13:28
15.04.2022 13:11 - bearbeitet 15.04.2022 13:28
@CurtisNewton schrieb:
Aus dieser Spirale komme man nur heraus wenn die FED die Zügel so anzieht das sie quasi vorsätzlich eine Rezession auslöst und eine mittelfristige (mehrere Jahr) Wohlstandsdelle in Kauf nimmt um langfristig (Jahrzehnte) diese zu vermeiden.
Laut Ansicht der Autoren wäre die FED auch bereit dies zu tun (es wurde auf die 80er als Beispiel verwiesen).
Schöne Feiertage,
Carsten
Die jetzige Form der Inflation ist besonders tricky, sie wurde durch die Geldflut der Zentrabanken ausgelöst und war zuerst nur durch Nachfrage bedingt, viel von diesem Geld ist in den Vermögenspreisen gelandet, DAS ZÄHLTE GAR NICHT als Inflation.😉
Dann ist dies langsam in der realen Wirtschaft mit seinen Gütern gelandet, damit ist die klassische Waren-Dienstleitungen-Inflation angesprungen.
Dann kam der Schwarze Schwan des Ukraine Kriegs, das führt nun zu zusätzlich zu einem Angebotsschock, d.h. eine Inflation getriggert durch mangelnde Angebote bei Energie, Rohstoffen und Agrargüter.
Eine üble Kombination und zugleich extrem schwierig zu handhaben, wenn man die schwächelnde Konjunktur nicht völlig abwürgen will.
Schön was die Zentralbanken durch das viel zu lange Gelddrucken angerichtet haben, sie wurden beim Ukraine Krieg und seinen Folgen auf dem völlig falschen Fuß erwischt.🤫
Insbesondere die hochpolitisierte EZB wird schön ins Rudern kommen, aber wenigstens ist die Inkompetenz an ihrer Spitze eine Frau, der Quote ist Genüge getan.
Sogar übererfüllt, mit der unfähigen von der Leyen an der Kommissionspitze.
Eigentlich fehlt nur noch Merkel.🤪
Wir erleben interessante Zeiten.
am 15.04.2022 13:27
@Nobka schrieb:Danke @Storm du sprichst mir aus der Seele. Genau so sehe ich es auch. Immer nach dem Motto bitte "Mehr Gift"
Na ja, wer kennt es nicht von seinem Hausarzt?
Dem Patienten geht es mit einem Medikament schlecht, dann muß man nur die Dosis erhöhen.😂
am 16.04.2022 08:55
Hallo @Storm,
Im Grundsatz beschreibst du das Dilema der Notenbank recht folgerichtig.
Aber wir dürfen auch nicht vergessen, dass diese Zinspolitik den Anlegern bis zum Jahresende 2021 eine insgesamt üppige Rendite beschert hatte und von vielen oft auch sehr begrüßt wurde.
Am langen Festhalten trotz einer guten Wirtschaftlage ist sicherlich dem Coronaeinbruch 2020, den suksessiven Belastungen und unklaren Folgen geschuldet.
Das die EZB jetzt immer noch nicht reagiert, lässt mich aber recht ratlos zurück. Die Inflation nur noch mit einem starken, aber kurzfristigen Rohstoffpreisanstieg zu verbinden und auf einem entsprechend spürbaren Rückgang zu hoffen, weil die Preise wieder fallen, halte ich für sehr riskant. Statt der Stabilisierung des Preisniveaus steht seither der Erhalt der Währungsunion im Vordergrund.
Die Inflation ist meines Erachens übergreifend auf alle Bereiche übergegangen, sich somit mittlerweile"selbstnährend" und die Lieferketten aufgrund des Krieges und einer sehr restriktiven Coronapolitk in China umfassend global gestört in Verbindung weiterhin hoher Nachfrage.
Aber wie du richtig formuliert, das Dilma besteht darin wirksame Inflationsbekämpfung versus Wirtschaftswachstum.....und das im Hintergrund bzw. auf dem Niveau sehr unterschiedlicher Staatsverschuldungen der einzelnen Mitgliedsstaaten.
Grüße
am 20.04.2022 22:58
am 20.04.2022 22:58
Hallo
@nmh ich hatte die Aktie Kinder Morgan bisher überhaupt nicht auf dem Schirm, bis Du Sie hier gepostet hast!
Kinder Morgan übertrifft im ersten Quartal mit einem Gewinn je Aktie von $0,32 die Analystenschätzungen von $0,27. Umsatz mit $4,29 Mrd. über den Erwartungen von $3,56 Mrd.
Da ich bekannterweise alle Aktien vor geraumer Zeit verkauft habe (auch deine Kinder Morgan), muß ich gestehen, diese hätte ich durchaus auch noch länger halten können!!! Hätte ich, nichts falsch gemacht!!!
Aber, es bringt mich dennoch nichts von der aktuellen Einschätzung ab.
Ein sehr gutes Beispiel, die aktuellen Zahlen von Lam Research.
Lam Research verfehlt im zweiten Quartal mit einem Gewinn je Aktie von $7,40 die Analystenschätzungen von $7,51. Umsatz mit $4,06 Mrd. unter den Erwartungen von $4,25 Mrd.
Man kann nachbörslich erkennen, was passiert in solch einem Fall. Und in meinen Augen, kommen momentan Q- Zahlen von Unternehmen, die im 1 Quatal noch nicht die aktuelle Situation eingepreißt haben.
Man muß sich nur eine "langweilige" Aktie wie Danone anschauen. Ich kann es mir einfach nicht erklären. Es kommen 6 % des Umsatzes aus Russland mit Unimilk und dennoch steigt die Aktie.
Das verstehe wer will!
Gruss