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Ist der DAX ein "Haufen Schrott"?

nmh
Legende
9.960 Beiträge

Der "Aktionärsbrief" aus dem Hause Bernecker (leider insolvent, siehe hier) war in den letzten Jahren eher so durchschnittlich, was die Qualität der Empfehlungen betrifft. In der Ausgabe von morgen (28.03.2019) erscheint allerdings ein wunderbarer Leitartikel zum DAX, den ich gerne mit Euch teile. Sicher ist die schlechte Qualität des deutschen DAX nicht allen so klar. Dieser Artikel zeigt zwei oder drei Dinge sehr deutlich, die auch ich hier immer wieder predige:

 

1.  Vermeintlich "günstige" Bewertungen (niedriges KGV) sind kein Grund für steigende Kurse,

2.  es bringt nichts, immer nur die bekannten deutschen Konzerne zu kaufen, und

3.  undurchsichtige Firmenbündel wie Wirecard sind Zockeraktien und eignen sich jedenfalls derzeit nicht für eine seriöse Geldanlage.

 

Die Lehre aus diesen Punkten: Wer an der Börse erfolgreich sein will, muss sich international aufstellen und einfach Werte kaufen, die schon seit langem ohne grössere Rücksetzer steigen. Also Trend-Aktien. Auch wenn Ihr in der sog. Fachpresse nichts darüber lest. Anregungen findet Ihr regelmässig in meinen Sterne-Listen.

 

Hier jetzt also der versprochene Leitartikel.

 

nmh

 

Ist der DAX ein Haufen Schrott?
Diese Frage stellt sich zu Recht. Die relative Schwäche zu den Amerikanern ist unübersehbar. Während New York an den Tops kratzt und klar über den steigenden 200-Tage-Linien liegt, gilt für den DAX das Gegenteil. Die Baustellen innerhalb des Index werden immer größer und die Wahrscheinlichkeit neuer Tops auf absehbare Zeit immer kleiner. Warum ist das so?

Der DAX ist ein Sammelsurium aus Problem-Werten und -Sektoren.
Der Autosektor rennt wild und planlos in die Elektromobilität, der Bankensektor läuft in eine Peinlichkeit (Fusion Dt. Bank/Commerzbank) nach der anderen. Die Versorger wurden staatlich abgewickelt, finden derzeit wenigstens einen Boden, sind aber politisch stets bedroht. Thyssenkrupp lässt sich im Zuge eines linken politischen Einflusses nicht sanieren und Bayer sieht sich einem dreijährigen juristischen Spießrutenlauf ausgesetzt. Wirecard mit einer gefühlt dreistelligen Anzahl an Tochtergesellschaften in Schwellenländern ist eine Blackbox und wird regelmäßig von Shortsellern angegriffen. Das ist der aktuelle Zustand des DAX.

Garantieren niedrige Bewertungen steigende Kurse? Nein. Wir kennen das Spiel bereits eindrücklich von den Banken und den Versorgern. Augenscheinlich niedrige Bewertungen nach einer Kurshalbierung führten auch hier nicht zu einer Wende, sondern zu einer weiteren Kurshalbierung. Und dem folgte dann noch eine Halbierung und noch eine - und so weiter. Daimler galt bei 96 € im Jahr 2015 nicht als teuer. Als sie um fast 30 % auf 70 € korrigierte, galt sie sogar als fundamentales Schnäppchen bei einstelligen KGVs. Heute notiert sie knapp über 50 € und gilt immer noch als Schnäppchen.

Es gibt jedoch auch Ausnahmen. Titel wie SAP mit höchstem Anerkennungsgrad im Silicon Valley, Adidas mit einer beeindruckenden Wachstumsstory und sogar die Dt. Telekom mir einer exzellenten US-Strategie beweisen, dass es auch anders geht. Nur reicht dies nicht, um den DAX massiv anzuschieben. Sie kennen alle das Bild des Kurs-DAX der letzten fünf Jahre - ein einziges Desaster. Der DAX lebt von seinen Dividenden. Irgendwann wird es auch neue Tops geben, er bleibt aber bis auf Weiteres ein relativer „Under-Performer“. Deshalb:

Nehmen Sie bitte Abstand von strategischen Investitionen in DAX-ETFs oder DAX-Index-Zertifikaten. Es geht nur über Selektion, so wie wir sie in unseren beiden Portfolios auf Seite 10 seit fast 20 Jahren umsetzen. Übrigens:

[...]
Die technische Situation im DAX hat sich im Wochenverlauf verschlechtert.
Der bestehende Aufwärtstrend seit Jahresbeginn wurde nach unten gebrochen. Derweil bewegen sich die wichtigeren US-Indizes alle noch im grünen Bereich oberhalb ihrer steigenden 200-Tage-Linien. Den schwächeren Konjunkturdaten auf der einen Seite steht eine wieder expansivere Geldpolitik der Notenbanken gegenüber. Das federt die Risiken nach unten ab.

 

Disclaimer: Ich habe leider kein scharfes ß auf meiner Schweizer Tastatur.
15 ANTWORTEN

dg2210
Legende
6.246 Beiträge

Zur Ergänzung: Die Marktkapitalisierung der Bayer AG (53 Mrd) ist heute geringer als die von Monsanto (63 Mrd) bei der Übernahme. Das "Stupid german money" hat durch den Monsanto-Kauf nicht nur seinen eigenen Börsenwert komplett vernichtet, sondern auch den von Monsanto um knackige 10 Mrd verkleinert.

TutsichGut
Mentor ★★★
2.305 Beiträge

Mal ehrlich, ist das wirklich was Neues?

 

Ich habe schon länger den Eindruck, dass es mir keinen Spaß machen würde, in unserer Republik eine Firma zu eröffnen oder zu führen.

Dauernd meckern und mosern, dass können wir hervorragend.

Und dumm gucken, wenn die Industrie abwandert.

Dann können wir wieder meckern und mosern Smiley (zwinkernd)

 

Vielen Dank @nmh  für diesen Artikel.

 

LG TutsichGut
DiskLeimEimer:Ich bin nicht dafür verantwortlich für Das, was mein Bauch von sich gibt.

dg2210
Legende
6.246 Beiträge

@TutsichGut  schrieb:

 

Ich habe schon länger den Eindruck, dass es mir keinen Spaß machen würde, in unserer Republik eine Firma zu eröffnen oder zu führen.

 


Das sehen Profis ganz anders  (Vorsicht, Fremdschämgefahr!)

TutsichGut
Mentor ★★★
2.305 Beiträge

@dg2210  schrieb:

@TutsichGut  schrieb:

 

Ich habe schon länger den Eindruck, dass es mir keinen Spaß machen würde, in unserer Republik eine Firma zu eröffnen oder zu führen.

 


Das sehen Profis ganz anders  (Vorsicht, Fremdschämgefahr!)


Ja, klar, die Profis lassen sich von der "Firma" gut bezahlen.

Die sehen nur Knete, Knete, Knete.

Mit einer "Firma" verbinde ich mehr, als nur Geld zu drucken.

 

 

LG TutsichGut
DiskLeimEimer:Ich bin nicht dafür verantwortlich für Das, was mein Bauch von sich gibt.

nmh
Legende
9.960 Beiträge

Geld drucken? Hat da jemand meinen Namen gerufen?

 

nmh

 

Disclaimer: Ich habe leider kein scharfes ß auf meiner Schweizer Tastatur.

ehemaliger Nutzer
ohne Rang
0 Beiträge

nmh ... vielen Dank für Deinen Beitrag. Die gleichen Gedanken habe ich auch und  halte die Aussichten des Dax mittelfristig für nicht sonderlich gut - um es milde auszudrücken. Speziell angesichts der deutschen Wirtschafts- und Finanzpolitik. Meine Entscheidung mich aus dem Dax zu verabschieden, steht daher fest. Es gibt aus meiner Sicht Märkte, die deutlich bessere Perspektiven haben.

hvd
Mentor ★★★
2.049 Beiträge

Ich kenne den Aktionärsbrief von Hans Bernecker von meinen ersten Tagen als Aktionär. Den bekam ich aus geheimen Quellen kostenlos. Von der Qualität war ich immer begeistert. Für alle Anlageideen fehlte mir damals das Geld.

Jetzt gerade und in den Vorjahren konnte ich Hans Bernecker live auf dem Börsentag in Düsseldorf erleben. Wer mit 82 noch so faszinierend Zusammenhänge von Politik, Wirtschaft und Börse darstellt kann, bitte melden.

Dass er den Dax so niedergemacht hat, daran kann ich mich nicht erinnern.

Dass er den Trendaktien das Wort geredet hat, ist bei mir auch nicht haften geblieben.

Dass er pleite ist oder sein sollte, davon war auch nicht die Rede.

 

Dass Dax Werte nicht das Maß aller Dinge sind, ist klar. Nur viele deutsche Anleger stören sich nicht daran. Viele sind homebias lastig.

Es gibt aber nicht nur schlechte Dax Werte. SAP wurde schon genannt.

Münchener Rück, Heidelberg cement. Basf, dt. Post sind sicherlich keine Nieten.

Natürlich gibts international  noch besser aufgestellte Unternehmen, vor allem in den USA. Diese werden intensiver (wegen des Sponserings) von der Politik gestützt und geschützt. Viele Unternehmen sind dank hoher Gewinne auch aktionärsfreundlicher. Dort gibt es viele Dividendenaristokraten, die über 25 und mehr Jahre kontinuierlich die Dividende erhöhen und zusätzlich Aktien zurückkaufen.

Darunter befinden sich viele bekannte Markenfirmen, JNJ und PG z.B.

Einige stehen auf Höchstkurs , andere loten den "Boden" aus.

Für jeden ist etwas da.Smiley (zwinkernd)

ehemaliger Nutzer
ohne Rang
0 Beiträge

@nmh 

Aber warum ist der DAX so schlecht? Die Fundamentaldaten sprechen doch für ihn. Wirtschaft ist gut. Durch die Agena-Politik sind die Lohnstückkosten auf ein Niveau gesunken, dass im entwickelten Europa seinesgleichen sucht. Deutschland ist Exportweltmeister. Die Produktivität stimmt also. Brexit, Dieselskandal, Monsanto, Deutsche Bank-Dilemma, Wirecard etc können wir als Argumente ausschließen. Auch als es solche Störeffekte nicht gab war der DAX relativ schwach.

 

Die USA sind relativ stark. Obwohl die Volkswirtschaft auf Pump lebt. Die US-Konzerne haben trotz des hohen KGV teilweise deutlich niedrigere Börsenwerte als die DAX-Titel (FANG außen vor).

 

Ich glaube dass es das Marketing ist. US-Aktien haben den Ruf gute Aktien zu sein. Das führt dazu, dass weltweit Menschen ihr Kapital in US-Aktien investieren. Das führt zu einer konstant hohen Nachfrage. Aufwärtsspirale läuft. Deutsche Aktien haben keinen guten Ruf. Wir finden immer das Haar in der Suppe. Wenn die Aktie keine todsicheren 10% macht kann ich das Geld auch für 0,5% auf dem Sparbuch liegen lassen. Das schwächt die (Binnen-)Aktiennachfrage. Der Großteil des DAX gehört US-Anlegern. Schon schräg.

 

Vielleicht würde ein verpflichtender Staatsfonds (für die Rente oder so) wie in Norwegen dem DAX nachhaltig auf die Sprünge helfen. Für gute Kurse braucht es halt auch stetige Nachfrage. Es wäre mal interessant zu erfahren wo der DAX stehen würde, wenn 50% des momentanen dt. Sparbuch- bzw. Barvermögens in DAX-Titel angelegt werden würde. Börse Online hat heute die Osloer Börse gelobt. Könnte daran liegen, dass Norwegen durch den Staatsfonds eine konstante binnen-Nachfrage hat.

Thommy77
Autor ★
5 Beiträge

Dem ist nichts hinzuzufügen.

Der DAX bietet nichts, in das ich investieren möchte.