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Gewinne in nächstes Jahr verschieben

yarp
Experte
99 Beiträge

Hallo, ich habe durch ein paar Verkäufe in diesem Jahr meinen Freibetrag aufgebraucht und werde nächstes Jahr voraussichtlich unter dem Freibetrag bleiben können. Daher überlege ich, wie ich am besten meine bereits realisierte Gewinne in das nächste Jahr verschieben kann. Mir ist dazu folgendes eingefallen:

 

1. Ich kaufe für je 1000€ ein Hebel Bull und ein Hebel Bear Zertifikat mit Hebel 4 auf den gleichen Basiswert. Der Sinn ist, dass der Verlust des einen Zertifikats nahezu komplett durch den Gewinn des anderen kompensiert wird.

 

2. a) Falls der Basiswert um 10% steigt, dann verkaufe ich das Bear Zertifikat mit 400€ Verlust und kaufe es sofort wieder zurück

2. b) Wenn der Basiswert um 10% fällt, dann verkaufe ich das Bull Zertifikat mit 400€ Verlust und kaufe es sofort wieder zurück

Egal welcher Fall eintritt - ich realisiere 2021 400€ Verlust und bekomme damit eine Steuererstattung von 100€

 

3. Anfang 2022 verkaufe ich beide Zertifikate wieder und realisiere damit 400€ Gewinn, die ich wegen des Freibetrags nicht versteuern muss. 

 

Als Kosten fallen dabei an:

- 4 mal Transaktionsgebühren: 0€ bei entsprechenden Aktionen

- 4 mal Spread: 4 * 0,2% * 1000€ = 8€

- Finanzierungskosten im Zertifikat: grob geschätzt ~ 10€ bei einem Monat Haltezeit

 

In der Praxis wird man also wahrscheinlich eher 400€ Verlust und 380€ Gewinn damit machen. Das wären aber immer noch 100€ Steuererstattung - 20€ Kosten = 80€ Gewinn.

 

Meine Fragen dazu: habe ich etwas übersehen oder funktioniert das tatsächlich so? Gibt es bessere Alternativen um Gewinne zu verschieben? Vielleicht mit Optionsscheinen?

 

Wenn man die Idee noch einen Schritt weiter denkt, dann könnte man das sogar jedes Jahr so machen und somit die Steuer immer weiter in die Zukunft schieben (Steuerstundung). Eure Meinungen dazu würden mich auch sehr interessieren!

10 ANTWORTEN

dg2210
Legende
6.211 Beiträge

@yarp  schrieb:

Hallo, ich habe durch ein paar Verkäufe in diesem Jahr meinen Freibetrag aufgebraucht und werde nächstes Jahr voraussichtlich unter dem Freibetrag bleiben können. Daher überlege ich, wie ich am besten meine bereits realisierte Gewinne in das nächste Jahr verschieben kann. Mir ist dazu folgendes eingefallen:

 

1. Ich kaufe für je 1000€ ein Hebel Bull und ein Hebel Bear Zertifikat mit Hebel 4 auf den gleichen Basiswert. Der Sinn ist, dass der Verlust des einen Zertifikats nahezu komplett durch den Gewinn des anderen kompensiert wird.

 

 


Das funktioniert prinzipiell nicht. Dazu gibt es auch schon viele Beiträge hier in der Community.

yarp
Experte
99 Beiträge

@dg2210  schrieb:

Das funktioniert prinzipiell nicht. Dazu gibt es auch schon viele Beiträge hier in der Community.


 

Danke aber dein Kommentar hilft leider kein bisschen weiter. Warum funktioniert das prinzipiell nicht? Und wo genau gibt es schon Beiträge dazu?

krokodil1
Experte ★★
462 Beiträge

Hallo yarp, 

 

theoretisch funktioniert Deine Idee natürlich. Praktisch gibt es Probleme und es wird auch teurer, als Du denkst:

 

1. Die Flat-Fees gelten in der Regel bei Aufträgen über 1.000 Euro. Verkaufst Du für 600 Euro, so zahlst Du die volle Gebühr (9,90 Euro) - und beim "Rückkauf" nochmal die 9,90 Euro.

 

2. Unabhängig davon: Du weißt nicht, ob es nächstes Jahr immer noch die Flat-Fee für Deine Turbos gilt - vielleicht zahlst Du dann sowieso wieder "die volle Gebühr" - dann würden also 2 x 9,90 Euro für die Verkäufe fällig werden.

 

Sicherheitshalber (damit nicht irgendwelche Leute Gestaltungsmissbrauch sehen), würde ich verkaufen und dann einen ähnlichen (nicht den gleichen!) Schein ("zurück"-)kaufen. (Wir haben jetzt rot-grün in der Bundesregierung - wir wollten es ja so ...!?; die gelbe Fraktion ist diesbezüglich "ungefährlich".)

 

3. Risiko: Es kommt ein Börsencrash, der Bull verfällt wertlos, anschließend geht es wieder steil bergauf ... dann hast Du die Kacke am Dampfen, wenn Du nicht schnell genug reagiert hast ...

 

4. Es könnte auch insofern "schiefgehen", wenn die Börse rel. ruhig verläuft - es geht nicht rauf und nicht runter. Um mit 1.000 Euro gleich 400 Euro Gewinn / Verlust zu machen, muss beim 5-fach-Hebel der Basiswert immerhin um 8 % steigen / fallen (in 1 Monat). Beim DAX wären dies aktuell über 1.200 Punkte. - Bei Einzelaktien ist dieses Szenario eher wahrscheinlich, aber dort besteht auch eher die Gefahr von Punkt 3.

 

Viel Spaß im Krokodilsbecken, namens Börse

kroko

 

 

KWie2
Mentor ★★
1.565 Beiträge

Hallo,

 

Ein Beispiel: Bitte um Hilfe: Verrechnung von Gewinnen und Verlusten.

 

Gruß: KWie2

... irgendwo in 'nem Portfolio zwischen Graham und Bogle ...

krokodil1
Experte ★★
462 Beiträge

Noch eine Ergänzung: Deine Gewinne sind aus "anderen Wertpapieren" oder auch Dividenden (also NICHT aus Aktienverkäufen) entstanden ...? Sonst funzt das natürlich nicht!

 

Und: Du brauchst Deine Kapitalerträge natürlich nicht "auf null" bringen, es reicht, diese auf 801 Euro zu reduzieren.

 

@KWie2 Danke für die Verlinkung, aber bei diesem Thread geht es um ein anderes Problem bzw. eine ganz andere Frage.

 

kroko

yarp
Experte
99 Beiträge

Vielen Dank @krokodil1 - sehr gute Antwort!

 

Ja, es sind genug Gewinne aus ETFs, Zertifikaten und Dividenden da. 

 

1. und 2. Die Gewinne habe ich sowieso bei einem anderen Broker, und da sind dauerhaft Derivate bestimmter Anbieter kostenlos handelbar. Daher sollten die Gebühren tatsächlich sicher bei 0€ bleiben.

 

3. Sollte kein großes Problem sein, wenn man regelmäßig ins Depot schaut. Wenn ein Zertifikat kurz vor dem KO steht werde ich beide verkaufen.

 

4. Richtig, ich würde es daher mit einer Einzelaktie mit entsprechender Volatilität machen.

 

Also selbst wenn 3 oder 4 eintreffen habe ich nicht viel zu verlieren, ich denke ich werde es deshalb einfach mal ausprobieren.

Antonia
Mentor ★★★
2.611 Beiträge

Hut ab!

 

Aber trotzdem, habe es noch nie verstanden , warum man Geld in die Hand nimmt, nur um Steuern nicht bezahlen zu müssen.

Steuergestaltung ist klar.

Später festzustellen, man hätte nur xy machen müssen um Steuer yz sparen zu können, ist sehr ärgerlich.

 

Im o.g. Beispiel wird aber richtig Geld verbraten und ein weiterer Verlust riskiert.

Wahrscheinlich verstehe ich es nicht.

 

Ich finde es völlig ok Steuern zu zahlen, zeigt es doch, dass ich gut dran bin!

 

Aber eure Gedankengänge finde ich ziemlich interessant @yarp und @krokodil1 !

 

Schönes WE!

 

 

Grüße von Antonia
____________________
Alle Männer haben nur zwei Dinge im Sinn: Geld ist das andere. Jeanne Moreau

Zilch
Legende
7.851 Beiträge

Und was spricht dagegen, einfach ganz normal anzulegen und nächstes Jahr zu schauen, wie sich das Jahr entwickelt?

Ich habe einen Freibetrag von 1602 Euro den ich sehr schnell aufbrauche. Woher weißt du jetzt garantiert, dass du deinen Freibetrag nächstes Jahr nicht aufbrauchen wirst?

Über sowas kannst du dir August 2022 Gedanken machen. 

Aber absichtlich Verluste erzeugen, um ein paar Euro nun wieder zu bekommen ist Blödsinn. Edit: Zumindest wenn es um dein Vorhaben geht. Natürlich ist es sinnvoll am Ende des Jahres Positionen mit Verlust zu verkaufen, wenn man diese halten will und diese gleich zurück kauft. Das hat aber was mit Steueroptimierung zu tun und nicht mit "Gewinne ins nächste Jahr verlegen".

Und das Problem, das @krokodil1 bezüglich der ähnlichen Papiere anspricht, existiert zum Beispiel beim Livetrading nicht. Was er anspricht ist der unerlaubte Handel mit sich selber, was du als Privatperson bei sehr liquiden Aktien in der Regel sowieso nicht hinbekommst. Zumal da noch einige rechtliche Besonderheiten zu bedenken sind, damit du deswegen verurteilt werden kannst. Von daher davon nicht verunsichern lassen. Hebelzertifikate handelst du prinzipiell ja eh OTC und somit mit einem Market Maker und niemals mit dir selber. Du kannst also dasselbe Zertifikat verkaufen und gleich wieder kaufen.

 

Zumal du dadurch Gewinne ja nicht ins nächstes Jahr verlegst. Du hast Gewinne dieses Jahr gemacht, Punkt. Und machst dann Verluste um Steuern zurück zu bekommen. In deinem Beispiel 400 Euro Verlust um 100 Euro zurück zu bekommen. Sind immer noch 300 Euro Verlust. Die Gewinne, die dieses Jahr bereits gemacht wurden, kannst du dadurch nächstes Jahr nicht geltend machen.

 

Edit: Es ist ja nicht so, dass der Staat nächstes Jahr sagt "Oh, du hattest letztes Jahr 1000 Euro Gewinn, die rechnen wir jetzt ab, weil du auch 1000 Euro Verlust hattest". 

 

Edit 2: Punkt 3 funktioniert sowieso nicht. Beide Zertifikate verkaufen bedeutet eines ist wieder im weiteren Verlust und eines im Gewinn. Du hast aber keinen Einfluss auf die jeweiligen Höhen und keine Glaskugel. Das ist einfach sehr naiv gedacht, es sei denn, du weißt jetzt wie sich alles nächstes Jahr entwickelt. Dann brauchst du das zweite Zertifikat aber nicht. Und du müsstest die Verluste wieder auffüllen, also mal eben 300 Euro frisches Kapital hinzufügen, damit es gleich bleibt. Ansonsten hast du unproportionale Entwicklungen. 

 

Edit 3: Das ist sowieso unlogisch in sich selber. Du kannst keine bereits realisierten Gewinne übertragen und kannst nächstes Jahr deinen Freibetrag nicht ausnutzen. Dann im nächsten Jahr sich selbst aufhebende, gegensätzliche Transaktionen durchzuführen macht keinen Sinn. Zumal du dadurch deinen Freibetrag nicht ausnutzt, sondern nur deine Verlustverrechnungstöpfe nährst und aufbrauchst. Wenn du also nächstes Jahr deinen Freibetrag nicht ausnutzen kannst, wirst du es dadurch auch nicht. Oder du hast eine Glaskugel und weißt genau, wie sich der Markt entwickelt und dass du deutlich mehr Gewinne als Verluste haben wirst. Aber das Problem hatten wir ja schon. Von daher ist die ganze Idee etwas sinnbefreit. 

______________________
Research alone won't ensure a profit. Your main goal should be to make money, not to get an A in How to Read a Balance Sheet. - RD

krokodil1
Experte ★★
462 Beiträge

Noch eine Ergänzung: 

 

Zahlst Du dieses Jahr voraussichtlich überhaupt Einkommensteuer (aus Lohn etc.)? Sollte Dein "zu versteuerndes Einkommen" sehr gering sein (praktisch nur aus diesen Kapitalerträgen bestehen), so kannst Du Dir die Abgeltungssteuer über eine Einkommensteuererklärung wieder holen (einfacher und unspekulativer, als Deine geplante Aktion).

 

kroko