27.06.2021 20:55 - bearbeitet 27.06.2021 20:59
27.06.2021 20:55 - bearbeitet 27.06.2021 20:59
Lieber @nmh ,
vielen Dank für diesen Artikel, mit dem du wieder einmal deine Strategie der trendstarken Aktien ganz sauber nachweist. Nicht durch große Worte, sondern durch kaum widerlegbare Zahlen.
Meiner Meinung nach sind dividendenstarke Aktien so ein typisches „Deutschen-Ding“. In Deutschland ist der Glaube an das Sparbuch und Staatsanleihen immer noch ganz stark verankert. Gerade auch bei (sehr) wohlhabenden Menschen. Insofern liegt eine dividendenstarke Aktien dann ganz nah. Für die meisten, die Aktien immer noch grundsätzlich misstrauen, ist das Argument der hohen Dividende einfach zu verlockend und wird ja auch mantra-artig in der geneigten Presse wiederholt. Für mich sind Dividenden, gerade auch dank dir, schon lange kein Kaufargument für Aktien mehr.
Im Ergebnis ist es mir aber immer noch lieber, dass Menschen dividendenstarke Aktien kaufen, als dass sie es auf dem Girokonto horten. Aufgrund meines Berufes habe ich gerade mit Volksbanken und Sparkassen viel zu tun. Ich glaubt nicht, wie viel Geld dort aktuell immer noch auf Girokonten angesammelt wird. Für einige ist das Verteilen von größeren Geldmengen bei verschiedenen Banken zum regelrechten Volkssport geworden. Das ist zum heulen! Und viele lassen sich dann am Ende noch schlechte Fonds oder noch schlimmer Anlagen in einem Versicherungsmantel andrehen. Hier muss einfach mehr Aktienwissen in der Gesellschaft entstehen. Das geht nicht von heute auf morgen. Insofern wäre für mich - nicht nur wegen der Rendite - der schrittweise Einstieg in eine Aktienrente ein ganz wichtiger Schritt.
Viele Grüße aus dem hessisch-bayerischen Grenzland!
roadracer23
am 27.06.2021 21:07
Vielen Dank @nmh . Das ist im Ergebnis sehr plakativ. Was soll man machen - so sind nunmal die Fakten. Dass die Ergebnisse so deutlich ausfallen, hätte ich aber nicht gedacht.
Aus Planungsgründen habe ich vor einiger Zeit mal nachgerechnet, wie sich ein lahmer Dividndenadel-ETF mit 4-6% Ausschüttung und miser Performance gegen einen Wachstumswert mit 20% Performance und 0,3-0,7% Ausschüttung schlägt.
Grob: Nach 15 Jahren sind die Ausschüttungen gleichauf, der Wert der Wachstumsaktie aber 12x so hoch.
Es gibt natürlich Aktien, die ein gutes bis sehr gutes Mittelding sind, das auch bald schon nennenswert ausschüttet. Beispielsweise Broadcom oder Linde.
Grundsätzlich erscheint es mir logischer, nach Wunsch oder Bedarf Aktien zu verkaufen, als irgendwelche Beträge zugeteilt zu bekommen, mit denen ich dann erstmal umgehen muss. Das Bild der selbstgebastelten Dividende gefällt mir sehr!
Die Stockdividende richtig einzuordnen kostet mich ein wenig Anstrengung. Reingewinn wird auf das Grundkapital übertragen und den Aktionären in Form (neuer?) Aktien ausgeschüttet. Meistens haben Aktionäre ein Wahlrecht, einige werden also Barauschüttung wählen und einige Aktien. Was passiert da? Kann das Grundkapital zur Finanzierung der Unternehmensentwicklung genutzt werden?
@ehemaliger Nutzer verstehst du das genauer?
am 27.06.2021 21:20
Sehr interessanter Beitrag, vielen Dank!
Da wird mein Gefühl auch noch durch die Fakten bestätigt. Noch vor wenigen Jahren hatte ich ein dividendenlastiges Portfolio mit den üblichen Verdächtigen, BASF, Bayer usw. Die Dividenden waren schon immer schön, nur das Portfolio kam wenig voran. Das änderte sich mit den Aktien aus den Sternelisten, die mittlerweile den Großteil meines Depots ausmachen. Die letzte Dividendenaktie (Münchener Rück) habe ich vor zwei Monaten rausgeworfen. Und das Portfolio läuft wie geschmiert.
Vielen Dank, lieber @nmh , Deine Tips sind wirklich Gold wert (wobei Gold im Vergleich zu Sterneaktien ja voll abstinkt).
am 27.06.2021 22:30
@maddin808 schrieb:Die Stockdividende richtig einzuordnen kostet mich ein wenig Anstrengung. Reingewinn wird auf das Grundkapital übertragen und den Aktionären in Form (neuer?) Aktien ausgeschüttet. Meistens haben Aktionäre ein Wahlrecht, einige werden also Barauschüttung wählen und einige Aktien. Was passiert da? Kann das Grundkapital zur Finanzierung der Unternehmensentwicklung genutzt werden?
@ehemaliger Nutzer verstehst du das genauer?
Hallo @maddin808,
ich kenne Stockdividende nur bei Vonovia und Iberdrola. Bei beiden Unternehmen wird mit der Dividende eine Barkapitalerhöhung durchgeführt. Heißt: Mit dem Dividendenanspruch werden neue Aktien der Unternehmen gekauft, die das Unternehmen nach "Einzahlung" der Dividende neu erschafft. Da so die Anzahl der ausstehenden Aktien steigt, kauft zumindest Iberdrola regelmäßig Aktien zurück.
Grüße aus Dresden
Sonni
am 27.06.2021 22:47
@maddin808 : Wie funktionieren Stockdividenden bilanztechnisch? Da gibt es mehrere Möglichkeiten (Aufwendung von Gewinn, Barmittelreserven oder sogar Schulden). Wenn Dividenden mit Zuteilung von Gratisaktien nicht durch eine Gegenmaßnahme wie einen Aktienrückkauf kompensiert werden, verwässern sie das Angebot für die Anleger durch die Ausgabe von mehr Aktien. Die Aktien können aus einer Kapitalerhöhung beziehungsweise dem genehmigten Kapital zur Verfügung gestellt werden. Oder die Aktien werden aus dem Bestand eigener Aktien bereitgestellt, wenn und soweit dies in dem zugrundeliegenden HV-Beschluss vorgesehen ist.
Genau wie @ehemaliger Nutzer bin ich ein großer Fan von Stockdividenden. Erfreulicherweise sind inzwischen die meisten Aktiendividenden auch bei deutschen Gesellschaften gebührenfrei, so in den letzten Monaten etwa bei Vonovia, Deutsche Wohnen, HHLA, LEG Immobilien, Mensch und Maschine, Encavis, DIC Asset, Hamborner REIT und auch bei vielen Titeln aus den Niederlanden (Philips, Aegon, DSM u.v.a.). In diesen Fällen akzeptiere ich immer die Stockdividende statt der Bardividende. Bei Aktien aus Frankreich, Belgien und Großbritannien entscheide ich mich für die Bardividende, weil der Bezug der Stockdividende meistens die normale Provision kostet.
nmh
28.06.2021 00:01 - bearbeitet 28.06.2021 00:05
28.06.2021 00:01 - bearbeitet 28.06.2021 00:05
@nmh schrieb:Erfreulicherweise sind inzwischen die meisten Aktiendividenden auch bei deutschen Gesellschaften gebührenfrei
Das hängt doch vom Broker ab oder irre ich jetzt völlig? Im PLV z.B. "Teilnahme an Kapitalmaßnahmen" genannt.
P.S.: Bei Encavis z.B. hatte erst ich einmal die Aktiendividende gewählt (leider nicht auch letztes Jahr, da hätte es sich auch gelohnt), dieses Jahr fand ich die Mischung aus Bezugspreis und Gebühr (Edit: ich halte die Position nicht bei comdirect) leicht unattraktiv.
am 28.06.2021 07:35
Hallo Zusammen,
schöner Beitrag von dir nmh. Eine Frage hab ich jedoch. Welche der Aktien aus der 3ten Tabelle wären damals in einer Sterneliste gelandet? Hätten die damals schon die Kriterien erfüllt für einen Platz in einer Sterneliste? Tesla z.b. ging ja eigentlich erst die letzten Jahre dann so ab. Davor eher nicht so toll. Für Chemometec finde ich gerade keine Kurse die älter als 3-4 Jahre sind.
Hohe Dividenden Renditen sollten wirklich eher ein Warnzeichen sein als ein Kriterium, jedoch finde ich eine kleine Dividende dennoch sehr angenehm. Siehe Microsoft oder Apple oder auch Visa. Irgendwie beruhigt mich das wenn auch mal Geld rum kommt das dann nicht mehr verloren gehen kann. Motiviert auch dran zubleiben.
Ich hatte vor kurzen jedenfalls für mich beschlossen wieder vermehrt einfach wieder den Vanguard All World zu besparen (A1JX52). Zwischendrin vielleicht aber mal wieder eine Sterneaktie von dir 🙂
28.06.2021 12:28 - bearbeitet 28.06.2021 12:29
28.06.2021 12:28 - bearbeitet 28.06.2021 12:29
@Roadracer23 schrieb:Meiner Meinung nach sind dividendenstarke Aktien so ein typisches „Deutschen-Ding“. In Deutschland ist der Glaube an das Sparbuch und Staatsanleihen immer noch ganz stark verankert. Gerade auch bei (sehr) wohlhabenden Menschen. Insofern liegt eine dividendenstarke Aktien dann ganz nah.
Da ist wirklich was dran. Meine Eltern fallen vmtl. in die von dir beschriebene Kategorie. Zeit ihres Lebens mit den Zinsen vom Sparbuch die Urlaube finanzieren können, Dotcom-Crash von der Seitenlinie betrachtet... aktientechnisch erstmal versaut.
Nun langsam rangetastet über einen Fonds, der mehr oder weniger einem MSCI World ETF entspricht (Sonderkonditionen, da Ex-Mitarbeiter). Und als Einzelaktie immerhin einen großen deutschen Versicherer ins Depot geholt (Psychotrick Dividende hat hier definitiv gefruchtet).
Man glaubt gar nicht, was für ein Meilenstein das für meine Eltern (und auch mich) war. Jetzt, wo ich ihnen das Stop-Loss-Prinzip etwas näher gebracht habe, bin ich zuversichtlich, ihnen auch mal eine Trendaktie fürs Depot ans Herz legen zu können.
Die muss dann aber auch echt gleich zünden, und sollte nicht gleich ausgestoppt werden 😱.
Ich komme mir vor wie mit einem verängstigten Kätzchen, dem mal ein Rabe an den Kopf geflogen ist, und seitdem kriegt es Angst, wenn der Wellensittich bei den Nachbarn zwitschert.
Da hilft nur langsam aber sicher möglichst perfekt durchgebratene Taubensteaks zu servieren, und in 1-2 Jahren – wenn dann der Käfig der Nachbarn offen stehen sollte – reibt man sich verwundert, aber auch stolz, über das eigene schmatzende Tier die Augen.
am 28.06.2021 12:50
Wieder mal ein schöner Artikel.
Ich habe noch nicht alle Dividendenaktien aus dem Depot geworfen, aber meine Dividendeneinnahmen sinken seit Jahren, weil ich immer mehr in Trendaktien, viele davon aus den Sternelisten, umschichte.
am 28.06.2021 13:18
@buffettino : Diese Community richtet sich an Kunden von comdirect. Ich stimme Dir aber zu, dass eine Stockdividende nicht attraktiv ist, wenn Gebühren dafür anfallen -- wie ich es ja schon ausdrücklich geschrieben habe. Übrigens war bei comdirect die Stockdividende von Encavis in 2021 ebenfalls gebührenpflichtig -- eine Ausnahme. Habe ich daher nicht akzeptiert.
@Kabelmann : Einige der Aktien wären damals in einer Sterneliste erschienen, andere (z.B. Tesla) nicht. Allerdings ändert das nichts an der Grundaussage meines Beitrags: Richtig reich wird man nicht mit Dividendenaktien, sondern mit Trendaktien. Zum Beispiel (!) solchen aus meinen Sternelisten. Ich bevorzuge solche, die seit Jahrzehnten (!) schön im Kurs steigen. Tesla hätte ich Dir vor zehn Jahren nicht in einer Sterneliste empfohlen, der Gewinn wäre Dir also entgangen. Aber es gibt genügend andere Beispiele für Aktien, die dauerhaft steigen.
@Uludag : Deine Befürchtung kann ich gut verstehen. Murphy's Law: Du kaufst eine Aktie, die schon lange steigt, und ausgerechnet nach Deinem Kauf korrigiert sie. Abhilfe: Strenges Money-Management und die von mir empfohlenen Stopkurse (siehe z.B. die grosse Tabelle hier) einhalten. Viele Einsteiger setzen entweder zu enge Stopkurse -- oder gar keine. Und nicht zu viel Geld auf einmal investieren. Man darf eine Aktie auch peu-à-peu einsammeln: Erst mal nur die Hälfte der vorgesehenen Position kaufen, um einen Fuss in der Türe zu haben. Wenn es dann etwas nach unten geht, darfst Du nachkaufen. Wenn nicht, hast Du sofort ein Erfolgserlebnis. Du musst auch nicht alle Trendaktien auf einmal kaufen. Wie wäre es -- je nach finanziellen Mitteln -- mit einer pro Woche?
@NordlichtSH : Herzliches Dankeschön auch an Dich. Ich freue mich sehr, dass immer mehr meiner Leser die Chancen von Trendaktien erkennen, und ich wünsche uns allen weiterhin viel Erfolg damit.
Natürlich muss man nicht alle Dividendenaktien aus dem Depot räumen. Ihr glaubt gar nicht, wie viele Dividendenaktien ich zusätzlich zu meinen Trendaktien besitze. Mein Risikomanagementsystem erlaubt mir nicht, noch wesentlich mehr Geld in die Sterneaktien zu investieren, und deswegen kaufe ich eben noch allerlei Müll dazu, zum Beispiel Dividendenpapiere. Aber es sind Depot- und Spassbremsen, das sollte man wissen.
nmh