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Belastet ein starker Euro?

Matzilein
Experte ★★
432 Beiträge

Wenn ich mir die Schlagzeilen zum Thema Börse anschaue, denke ich: muss das ein anstrengender Job sein, sich die Meldungen mit den angehängten "Begründungen" aus den Fingern zu saugen. Die Zahlen belasten / stützen - obwohl sie sich innerhalb von ein paar Tagen nicht signifikant - und schon gar nicht überraschend - verändert haben. Wie dem auch sei: zumindest wenn ich die Überschriften diverser Newsletter durchsehe, glaube ich Trends zu erkennen.

Oft kommt eine Meinung zu Nachteilen infolge "starken Euros", der z.Z. um die 1,18 taumelt. Da frage ich mich: wieso gab es Aufwärtsentwicklungen an der Börse als wir noch bei 1,30 oder gar 1,40-1,50-1,60 standen? Übrigens: 1,60 rd. war 2008, dann ging es stramm bergab, aber wohl eher nicht wegend es damals so wahnsinnig starken Euro?

8 ANTWORTEN

Shane 1
Mentor ★★
1.923 Beiträge

Hallo Matzilein,

da auf deine Anfrage noch niemand geantwortet hat, von mir ein paar Gedanken zu deiner Frage.

Der Anstieg des Euro auf so hohe Kurse ist für die Wirtschaft der Euro-Zone nicht immer nur eine Belastung. Die Nachteile für die Exportwirtschaft werden nach Einschätzungen von Volkswirten bis zu einem bestimmten Grad von Vorteilen bei den Importen ausgeglichen. So verbilligt der niedrigere Dollar die Einfuhr von Rohstoffen wie Öl, da dies zum Beispiel in US$ abgerechnet wird. In den zurückliegenden vier Wochen hat der Euro gegenüber fast allen wichtigen Währungen zugelegt zum Dollar seit Jahresanfang ca. 5 Prozent, zum Britischen Pfund wahrscheinlich noch mehr.  Und auch beim Export bringt der starke Euro Nachteile. Denn für ein Produkt mit festem Europreis müssen beispielsweise in den USA mehr Dollar hingeblättert werden. Dies könnte die Nachfrage nach deutschen Marken sinken lassen, da eventuell weniger Ware unser Land verläßt.

Umgekehrt kann das für uns (z.B. als Aktieninhaber auch Vorteile haben. Hast du zum Beispiel Aktien eines britischen Unternehmens (z. B. Vodafone), wird dies wahrscheinlich von Vorteil sein, da der Konzern als Global-Player seine Einahmen Großteils im Ausland (z.B. Indien) erzielt und durch das schwache Pfund, welches auch auf tiefem Niveau steht, seinen Gewinn dadurch steigern wird. Für uns Bürger spielen Währungsschwankungen keine große Rolle und deswegen sollte man m.E. diesem Umstand keine zu große Bedeutung zumessen.

Hoffe, ich konnte deine Frage einigermaßen zufriedenstellend beantworten.

Grüßle Shane

nmh
Legende
9.960 Beiträge

Hallo @Matzilein,

 

für mich gibt es einen glasklaren Aufwärtstrend im Euro, und ich gehe davon aus, daß der - wie alle Trends - weitergeht. Wie Du davon profitierst, habe ich hier schon erklärt.

 

Zu Deiner Frage stelle ich Dir gerne einen Artikel aus der heutigen Ausgabe des "Aktionärsbriefs" zur Verfügung.

 

nmh

 

Der starke Euro spiegelt die Erwartung, dass die EZB ihre Anleihenkaufprogamme einstellt, wider.
Damit greift man natürlich den tatsächlichen Entscheidungen gut 6 Monate voraus, setzt aber die EZB schon heute unter Druck. Der Euro fing in dem Moment an zu steigen, als Draghi ein Auslaufen der Programme in Aussicht stellte. Nun beschleunigt sich die Tendenz und gewinnt eine problematische Eigendynamik, denn:
Ein abrupt stark steigender Euro ist für die europäische Konjunktur und die europäischen Börsen kurzfristig eine starke Belastung.
Die unmittelbare Tendenz des DAX verdeutlicht das am besten. Je höher der Auslandsanteil am Umsatz, desto stärker werden die Umsatz- und Gewinnprognosen durch den festen Euro konterkariert. 1,25 bis 1,28 Dollar je Euro bis Jahresende wäre für die Börsen selbst vom jetzigen Stand aus schwer zu verkraften. Darüber sollte man sich keine Illusionen machen. Gleichzeitig:

Ein starker Euro drückt die Inflation stark nach unten. Eine niedrige bzw. sinkende Inflation entzieht wiederum der EZB das Argument, die Kaufprogramme auslaufen zu lassen. Man darf gespannt sein, wie Draghi versucht, diese Balance wieder herzustellen. Steigt der Euro weiter, wird er nicht umhinkommen, die Beendigung der Kaufprogramme hinauszuzögern. Das hat zur Folge:

Lässt Draghi wieder locker bzw. stellt er die Verlängerung der Kaufprogramme in Aussicht, kippt der Euro und die Börsen steigen wieder. An diese Wechselwirkung erkennt man, wie stark die positive Börsentendenz der letzten Jahre an die Geldpolitik der Notenbanken gekoppelt war. Für die USA gilt im Wesentlichen das Gleiche.

Der Dollar selber ist gegenüber anderen Währungen schwach. Das liegt weniger an einer Dollar-Schwäche als an dem Aufholpotenzial der übrigen Währungen, die von dem weltweiten Konjunkturaufschwung profitieren. Die Dollarschwäche nehmen die Amerikaner zur Kenntnis, für sie ergibt sich daraus kein Handlungsbedarf. Bei den Europäern sieht das anders aus.

Verbal gegen einen starken Euro zu intervenieren, ist eine heikle Sache und hat eigentlich nie funktioniert. Auch direkte Interventionen, um die eigene Währung zu schwächen, bewirken wenig und ändern nie den Trend. Nur die Japaner haben das mit erheblichem Riesenaufwand tendenziell erreicht. Dafür hat die EZB aber weder das Mandat noch den Willen.

Fazit: Die überraschende Euro-Stärke ist somit der Startschuss für den Börsenherbst 2017. Sie wird auch das dominante Thema, weil der Einfluss, wie oben geschildert, sehr groß ist. Daraus entsteht das Fundament für die Tendenz an den Aktien- wie auch den Anleihemärkten. Im Moment sind wir vorsichtig, ob sich diese Belastung schnell entschärfen lässt. Das ginge nur, wenn die EZB und die Fed ihren Rückzug aus den Kapitalmärkten nochmals verschieben. Dann beginnt die nächste Rally, die uns sowohl im DAX als auch im Dow Jones weit bis ins nächste Jahr über die alten Rekordstände hinaus tragen wird.
LogBuch
Das Wohl und Wehe des deutschen Aktienmarktes hängt nun vor allem von der Euro-Entwicklung ab.
Ein Niveau von 1,20 $ ist noch gut zu verkraften. Geht es aber Richtung 1,30 $, fängt es an, schwierig zu werden. Zudem befindet sich die Börse ohnehin unter dem Damoklesschwert Nordkorea. Kommt es hier tatsächlich zum Knall, kippt der DAX natürlich ab. Es bleibt aber die Hoffnung, dass sich sowohl Donald Trump als auch Kim Jong-un einen Funken Restverstand bewahrt haben. 

 

Zitat Ende.

 

Disclaimer: Ich habe leider kein scharfes ß auf meiner Schweizer Tastatur.

Pramax
Mentor ★★★
3.471 Beiträge

Nicht nur gegenüber dem US-Dollar, auch gegenüber gegenüber

dem Schweizer Franken ist der Euro gestiegen. Als Privatanleger

kann man über diverse "Derivate" an diesen Entwicklungen "teilnehmen".  Aus meinen bisherigen Erfahrungen kann ich nur sagen, dass Wetten

auf/gegen Währungen und Rohstoffe für den Hugo-Normalanleger nach meinen

bisherigen Erfahrungen reines Vabanque-Spiel sind. Die Player am Markt

sind Dir meilenweit voraus und bestimmen die Regeln. Aus diesem Grund

betreibe ich seit Jahren keine Währungspekulationen - ist mir zu stressig und zu unberechenbar.

 

Gruß, Pramax

__________________

Wenn schon Unsinn, dann muss es ein Kaiserschmarrn sein.

Shane 1
Mentor ★★
1.923 Beiträge

Hallo Pramax,

mit Devisenspekulationen hat man selten eine Chance, da teile ich deine Ansicht  ohne Einschränkung.

Interessant finde ich Nepomuks obige Einstellung vom heutigen Aktionärsbrief, trifft doch haargenau seine Aussage, das die meisten dieser Aktienbriefe ihr Geld nicht wert sind. Hier steht eigentlich nur, es könnte, wenn..., aber falls, dann...., kurzum, eigentlich nichts greifbares.

Um dabei zur Eingangsfrage zurückzukommen, die derzeitige Eurostärke merkt der Bürger im täglichen Einkauf nicht (außer er tauscht z.B. Geld für den Urlaub, dann bekommt er natürlich mehr wie zuvor). Über diese Entwicklung wird derzeit viel in den Medien geredet, sollte aber für Normalanleger keine nennenswerte Rolle in seinem Anlageentscheidungen spielen.

Solche Dinge gab es schon immer und die Börse steigt mit den dazugehörenden Crashs (wenn man Korrekturen oder die Regulierung von Übertreibungen so nennen will) seit Jahrzehnten (siehe  Langzeitcharts von DAX oder DOW), egal, ob Finanzkrise, Immobilienblase, Irak-Krieg oder Twin-Towers um nur einige zu nennen. Damal titelte der "Focus" die Welt, wie wir sie kennen, gibt es zukünftig nicht mehr - und wo steht der Dow heuzutage ?                                                                                  Aus der Fragestellung von Matzilein gehen ja seine Absichten nicht hervor, eventuell hat er ja nur eine allgemeine Frage in den Raum gestellt, aber ich habe den gestrigen Schnäppchentag (Euro hin-oder her) genutzt um einige solide Werte ins Langzeitdepot zu versenken.

Aktien sind schließlich Sachwerte und falls der Euro, was ich nicht hoffe will, crasht,

wird eine Anlage in Sachwerte, also Aktien, wohl das kleinste Übel sein. Währungszusammenbrüche passieren ja öfters, der letzte deutsche ist nach über 70 Jahren sicher irgendwann auch mal wieder fällig. Und Immobilienbesitzer fuhren damals mit Immobilien weitaus schlechter als mit Aktien, (Bargeldbesitzer mit Bankeinlagen waren übrigens noch schlechter dran). 

Super-Mario versucht natürlich auch aus Italienischer Sicht dies zu verhindern, eigentlich richtig, nur die Rettung des Euro ist die Aufgabe der Politik und Brüssel und keinesfalls eine Aufgabe der EZB. Damit habe ich den Bogen zu der Ausgangsfrage und dem eingestellten Artikel doch wieder geschafft.

Grüßle Shane 

 

 

 

fsb
Autor ★
10 Beiträge

Passend zum Thema:

Nutzt eigentlich irgendjemand ein Währungsanlagekonto?

Habe mich bis jetzt noch nicht getraut eines zu eröffnen, aber angesichts der Euro-Entwicklung würde das doch Sinn machen, oder?

Die Aufwertung des Euro frisst mir die Renditen meiner amerikanischen Aktien weg.

Würde man die Ausschüttungen und Verkaufsgewinne in Dollar im Währungskonto halten bis sich der Trend wieder ändert, hat man wenigstens noch was von dem Geld.

Was sagt ihr?

Pramax
Mentor ★★★
3.471 Beiträge

Hallo @fsb

 

Legst Du Dein Geld anstelle in US-Aktien z.B.

in einem USD-Währungskonto an, knabbert die Aufwertung

des Euro genauso am Wert Deiner Anlage wie bei der Anlage

in US-Aktien. Bei Aktien besteht zumindest die Chance

auf Werterhalt, wenn sich Kurssteigerung der Aktie und Kursverfall des USD

die Waage halten.

 

Gruß, Pramax

__________________

Wenn schon Unsinn, dann muss es ein Kaiserschmarrn sein.

Matzilein
Experte ★★
432 Beiträge

Hallo an alle. Mir ging es mehr darum: hat dieser starke Euro tatsächlich eine belastende Wirkung auf die Börse oder ist das nur Gefasel? Und warum hat die Börse damals gebrummt, als wir noch über 1,40 lagen?

Onkel Hüfner hat schon etwas Entwarnung gegeben: man entdecke den EU Binnenmark neu. Damit der Umsatz nicht zu stark steigt, halten derweil unsere klugen, besonnenen und entschieden handelnden Genossen Politniks die Sanktionen zu Russland aufrecht. 

 

Aprops Vodafone: das letzte halbe Jahr war leider nur eine Rolle rückwärts. Aber: selbst wenn wir die 3,50 nicht atemberaubend schnell wiedersehen, bleibt immer noch der sanfte Trost mit 6% DIVe.

Matzilein
Experte ★★
432 Beiträge

Der DAX scheint im 1-Woche-Chart eine Erholung zu vollziehen, d.h. nach dem Absturz von 12200 auf knapp unter 11900 geht es seit 3 Tagen bergauf.

Obwohl

- der EUR nicht schwächer geworden ist

- die Nordkoreaner weiterhin provozieren

- der Bankenbeauftragte Draghi weiterhin zaubert

- die Fed weiterhin Eiertänze vollführt

- der Brexit verhandlunsgtechnisch stockt

- die ganzen politischen Unwägbarkeiten weiterhin existieren

usw. usf.

 

War es also ein Sack Reis in Peking, der diesmal nicht umgekippt ist?

Oder liegt es schlicht daran, dass es an der Börse irrational zugeht?