Guten Abend @Compaq,
ich möchte die Ausgangslage gerne etwas differenzierter betrachten.
Die erste Frage stellt sich bezüglich des Kinderwunsches. Falls dieser besteht, muss die Darlehensrate auch mit 1,5 anstatt 2 Nettomonatsgehältern finanzierbar sein. Gehen wir also nur von ca. 3350 EUR verfügbarem Nettoeinkommen aus, das noch um die Rückzahlungsrate des Kredites gemindert werden muss. Setzen wir hierfür 250 EUR p.M. an (da du die Ratenhöhe nicht genannt hast). Es verbleiben also 3100 EUR.
Ein guter Näherungswert, um die tragbaren Wohnkosten abzuschätzen, ist ca. 35 bis 40 % des Einkommens. Aus dem Einkommen müssen auch die Betriebskosten*, wie Grundsteuer und (Ab)Wasser, sowie das Hausgeld oder die Instandhaltungsrücklage der Eigentumswohnung finanziert werden. Optimistisch gehe ich von weiteren 200 EUR aus.
Für den Kapitaldienst der Immobilie verbleiben ca. 1040 EUR.
Ein Darlehen über ca. 380.000 EUR ist somit grundsätzlich möglich. Bei der Berechnung habe ich 1 % Zins und 2 % Tilgung angenommen. Damit liefe der Kredit 40 Jahre und bis in die Rente hinein. Somit wird die finanzierende Bank eure Rentenauskünfte sehen wollen. Diese lange Finanzierungsdauer machen die Banken mit.
Eine vollständige Rückzahlung binnen 25 Jahren sehe ich mit den von dir genannten Parametern als nicht gegeben. Dies würde hohe Sondertilgungen bedingen.
Ist kein Kinderwunsch (mehr) vorhanden, könnt ihr mit 3 % Tilgung rechen, und der Kredit wäre nach etwa 29 Jahren abbezahlt.
Insgesamt jedoch halte ich die Finanzierung aufgrund des geringen Eigenkapitals für nicht durchführbar. Nehmen wir zu euren Gunsten an, dass die Wohnung 350.000 EUR kostet. Dann solltet ihr wenigstens die vollständigen Nebenkosten** und 5 % der Kaufpreissumme als Eigenkapital vorweisen können, also rund 50.000 EUR.
Fazit: Es hängt m.E. nicht am offenen Studienkredit, sondern am in nicht ausreichender Höhe vorhandenen Eigenkapital.
Es fällt mir schwer, den Beitrag von @filu37 ernst zu nehmen, zum einen hinsichtlich 200 m² Wohnfläche, denn in Städten sind wir auch bei gebrauchten Objekten aus den 1980ern schnell bei 2500 EUR/m² Wohnfläche, und zum anderen aufgrund der Berechnungsweise***. Bitte bedenke, @Compaq, dass die Banken die Immobilien bewerten und nur ca. 80 % des von ihnen berechneten Wertes, nicht des Kaufpreises, für den besten Zins heranziehen. Der Rest ist quasi unbesichert und führt zu einem Aufschlag. Der Mischzins steigt überproportional an.
[Edit: Ich muss wegen des Beitrags von @Antonia noch mit dem Schufa-Mythos aufräumen.
Sie schrieb:
Der Schufascore ist sehr wichtig.
Ihr solltet vorher beide eine kostenfreie Schufaauskunft einholen um gegebenenfalls eine Korrecktur vornehmen zu lassen.
Das gilt für eine Baufinanzierung mitnichten.
Zum einen erfährt der gemeine Bürger mit der kostenfreien Datenauskunft nach DSGVO nicht mehr die Scoringtypen und sein aktuelles Rating in den einzelnen Typen. Außerdem fragen unterschiedliche Banken unterschiedliche Scoringtypen (Typ Sparkasse, Typ Genossenschaftsbank, Typ Kreditinstitut an) oder haben ihre völlig eigenen Scoringblätter, die nach Maßgabe des Instituts von der Schufa berechnet werden. Bitte daher den Score vergessen.
Richtig ist, dass ihr mit der Eigenauskunft überprüfen könnt, ob noch alte oder falsche Einträge vorhanden sind. Die Banken finanzieren grundsätzlich alle Kreditnehmer mit einem Rating von Klasse A bis G. Das trifft auf >85 % aller Personen zu. Ausschlaggebend(er) sind die Randdaten der Immobilie, ihr Besicherungswert und der Finanzierungsauslauf.
Bei normalen Verbraucherdarlehen hättest du meine volle Zustimmung, @Antonia.]
Hilft dir das ein wenig?
Herzlichst,
"Es gibt keine Gerechtigkeit, es gibt nur mich!"
Gevatter Tod
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* manchmal unscharf als "kalten" Nebenkosten bezeichnet
** zzgl. Nebenkosten von ca. 11-14 %, je nach Bundesland, Maklerkosten und Höhe der Grundschuld, die sich wiederum auf die Notar- und Grundbuchkosten auswirken
*** Bei 3,5 % Tilgung würde der Kredit etwa 23-24 Jahre dauern.
