24.03.2024 11:04 - bearbeitet 24.03.2024 15:48
Hallo,
gleich zwei Bücher kommen hier ins Bücherregal, denn es geht um Schildkrötensuppe.
Und noch etwas: Für eins der beiden könnte @digitus den Thread umbenennen in:
Richtig gute, richtig schlechte (und richtig erschütternde) Geldanlage-Bücher.
Es geht um die Turtles, von denen zunächst 13 offiziell Ende 1983 und dann Ende 1984 noch einmal 10 von Richard Dennis und William Eckhardt eingestellt wurden. Vordergründig, um Geld von Richard Dennis tu traden. Hintergründig, um eine Wette zwischen Dennis und Eckhardt zu klären. Die Wette, ob man Trader ausbilden könne (nurture) versus ob Trader entsprechende Charakterliche Anlagen (nature) benötigen würden.
Über den Ausgang dieses spektakulären Experimentes streiten sich bis heute die Geister.
Und wieder:
Vordergründig: Es ist einfach! Dennis hat die Wette gewonnen. Klar! Nurture!
Hintergründig: Aber da ist noch etwas, das dem einen mehr und dem anderen weniger im Wege gestanden hat. Und das lässt sich nicht durch Lernen beseitigen… Nature?
Hier geht es um die folgenden zwei Bücher:
Curtis M. Faith: Way of the Turtle (deutsch: Die Strategien der Turtle Trader)
Curtis M. Faith schrieb auch: Optimales Trading, in dem er sich offenbar aus dem Rahmen des Turtle Experimentes löst, indem er auch Intuition mit ins Spiel bringt sowie: Psychologie der Turtle Trader.
Sein Buch: Die Strategien der Turtle Trader ist die Übersetzung des hier besprochenen Way of the Turtle ins Deutsche.
und
Michael W. Covel: The complete Turtle trader (deutsch: Turtle Trading - Die Legende, Die Lektionen, Die Resultate)
Wie immer lese ich englischsprachige Bücher im Original. Wie gut die Übersetzungen ausfallen, kann ich nicht beurteilen.
So richtig „Bumm!“ hat es bei mir in Curtis Faith‘ Way of the Turtle gemacht. „Ja! Genau! So ist es!“ dachte ich mir irgendwo zwischen Front- und Backcover. Selten wurde ich durch ein Buch so bewegt.
Das liegt ganz einfach daran, dass einer der erfolgreichsten, und intelligentesten aber auch umstrittensten und erfolglosesten Turtles den Markt so beschreibt, wie ich das vorher in keinem anderen Buch auch nur annähernd gefunden habe.
Erfolgreich - erfolglos? Ist da nicht ein gewisser Widerspruch gegeben?
Curtis M. Faith war wohl der erfolgreichste der ersten 13 und auch der erfolgreichste der ersten „echten“ 23 Turtles. Aber nach dem Turtle Programm sind dann andere mit unternehmerischem Geschick in solide Karrieren gekommen, während Faith einmal, als er pleite war, sagte: „I‘m not broke.“ Später gab er in einem Interview an, dass er noch 27 Dollar in der Tasche hätte, also „seven to go“. Mehrfach wurde er von den Behörden der Justiz vorgeführt, wurde Heimatlos aufgegriffen und letztlich in Buenios Aires, Argentinien, geortet.
Das ist auch der Grund dafür, dass ich das mit großem Abstand weniger packende, dafür aber umfassendere Buch The complete Turtle Trader gleich gegengelesen habe und auch unbedingt mit empfehlen möchte.
Erst beide zusammen machen das Bild so richtig wirklich rund.
Eine Empfehlung für jeden aktiven Anleger - und ein unbedingtes Muss für alle „Hallo, Hier, Jetzt, Ich“ - Hazardeure. Die können hier nachlesen, warum sie mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit scheitern.
Für alle anderen sei gesagt, dass jeder, der irgendeine Strategie entwickelt, diese Strategie für den Markt entwickelt. Und niemand beschreibt den Markt so klar und packend, wie Curtis M. Faith in „Way of the Turtle“. Garniert mit der Betrachtung in The complete Turtle Trader, warum dann ein ganz anderer Turtle, nämlich Jerry Parker, letztlich der erfolgreichste Unternehmer aller Turtles wurde wird das immer noch schlanke Paket aus nur zwei Büchern dann umfassend Rund.
Was ist noch zu sagen? Ganz wesentlich behandeln die Bücher Trading von Futures. Ganz am Rande klingt durch, wie auch Aktienmärkte berührt wurden. Und dennoch: Für das Verständnis der Märkte, in denen wir Traden - auch des Aktienmarktes - sind beide Bücher erhellend.
Es gibt viele Parallelen zwischen Andreas F. Clenow und Joel Greenblatt einerseits und Faith sowie Covel andererseits. Aber die Bücher können sich nicht gegenseitig ersetzen.
Interessant ist vielmehr, sich mit den Parallelen und Unterschieden zwischen den verschiedenen Ansätzen auseinanderzusetzen.
Gruß: KWie2
... irgendwo in 'nem Portfolio zwischen Graham und Bogle ...