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Netto-Rendite von Anleihen: Auswirkungen von Steuern, Spread und Gebühren

curry
Autor ★★★
58 Beiträge

Hallo zusammen, aktuell wird vielfach über die zunehmende Attraktivität von Anleihen gegenüber Aktien gesprochen. Da Anleihen in den letzten ca. 10 Jahren, die ich als Anleger aktiv bin, eine untergeordnete Rolle gespielt haben, habe ich die aktuelle Situation zum Anlass genommen, mich erstmals etwas näher mit Anleihen zu beschäftigen. Insbesondere hat mich interessiert, welche Netto-Rendite ich als Privatanleger bei der comdirect nach allen Kosten und Steuern erzielen kann.

 

Da es vielleicht auch einigen anderen Forenteilnehmern hier ähnlich geht, wollte ich meine Erkenntnisse hiermit teilen. Außerdem würde ich gern eure Einschätzung lesen, ob meine Rechnung korrekt und vollständig ist, oder ob ich noch etwas übersehen habe.

 

In die Berechnung habe ich die folgenden Variablen einfließen lassen (Habe ich etwas übersehen? Lässt sich die comdirect die Rückzahlung am Ende der Laufzeit eigentlich noch vergüten? ich habe dazu nichts im Preis- und Leistungsverzeichnis gefunden.):

  • Aktueller Kurs
  • Ordergebühren
  • Stückzinsen
  • Kupon p.a.
  • Spread
  • Steuern (in meinem Fall 26,375 % incl. Solidaritätszuschlag)

 

Ich habe die folgenden Szenarien betrachtet, jeweils unter der Annahme die Anleihen nicht vorzeitig zurückzuzahlen, sondern bis zum Ende der Laufzeit zu halten. Außerdem bin ich von Anleihen ohne Wechselkursrisiko ausgegangen:

  • Restlaufzeit entweder 2-3 oder 7-10 Jahre
  • Ordervolumen 2000 oder 10000 Euro

 

Für meine Berechnung habe ich beispielhaft die beiden folgenden Anleihen gewählt. Auswahlkriterium waren jeweils die öffentlichen Anleihen mit der höchsten Rendite unter den Auswahlbedingungen Restlaufzeit, min. Ordervolumen, Währung Euro/Europa, nennenswertes Handelsvolumen in der letzten Woche. Prinzipiell dürfte meine Rechnung aber auf andere Anleihen 1:1 übertragbar sein:

  • DE000A14J3F7 Berlin, Restlaufzeit 2,6 Jahre, 3x0,25 % Kupon in der Restlaufzeit, Stückzinsen 0,109, Kurs 93,87 %, erwartete Brutto-Rendite 2,758 % p.a.
  • AT0000A2NW83 Österreich, Restlaufzeit 8,4 Jahre, 0 % Kupon in der Restlaufzeit, Stückzinsen 0, Kurs 80,87 %, erwartete Brutto-Rendite 2,561 % p.a.

 

Hier für interessierte die Rechnung im Detail:

curry_0-1664121735156.png

 

 

Das Ergebnis: relativ unabhängig von der Restlaufzeit und dem Ordervolumen reduziert sich die für mich als Privatanleger erwirtschaftete Rendite um ca. ein Drittel gegenüber der im Comdirect-Anleihenfinder ausgewiesenen jährlichen Brutto-Rendite.

 

Für mich relativiert sich dadurch massiv die Attraktivität von Euro-Anleihen. Die Renditen müssen noch erheblich steigen, damit Anleihen für mich ggü. Aktien attraktiv werden. Natürlich sind Kosten und Steuern auch bei Aktien und Derivaten zu berücksichtigen. Allein schon durch die höhere Volatilität und Renditeerwartung bei Aktien fallen aber insbesondere der (bei Anleihen zum Teil sehr hohe) Spread und die Ordergebühren weniger ins Gewicht.

 

USD- oder andere Fremdwährungsanleihen sind für mich kein Thema, weil im Hinblick auf die lange Laufzeit die Volatilität der Wechselkurse >> Rendite ist. Da kann ich direkt mit Fremdwährungen spekulieren - das darf aber natürlich jeder für sich selbst entscheiden.

 

Viele Grüße

7 ANTWORTEN

ehemaliger Nutzer
ohne Rang
0 Beiträge

@curry 

 

habe ich jetzt etwas übersehen?

 

ich habe mal kurz für die DE000A14J3F7 gerechnet, bei einem Nominalwert 2000€. Ds kommt doch hin für dich, oder?

 

Ich komme hier auf 135,60€

Solltest Du deinen Freibetrag ausgeschöpft haben, werden die von dir erwähnten 26,375% fällig

 

Macht dann wohl 99,84€

 

Ich hoffe, dass ich das jetzt auf die Schnelle richtig gerechnet habe!

 

Gruss aus Berlin

 

Noch ein kleiner Nachtrag für die Aufschlüsselung der Zinsen:

 

Stückzinsen: -2€

0,6 Jahre 5€

1,6 Jahre 5€

2,6 Jahre 5€

 

& für AT0000A2NW83 für Nominal 2000 bei 26,375% Steuern

 

Kursgewinn 378,97€ 

Steuern   99,95€

Gewinn 279,02€

 

 

 

 

 

curry
Autor ★★★
58 Beiträge

@ehemaliger Nutzer: Genau, mir ging es vor allem darum, ein Gefühl dafür zu bekommen, welchen Einfluss die Kosten haben. Für das von dir gewählte Beispiel bei 2000 Euro Nominalwert:
- Kaufwert 1877,40 EUR

- Rückzahlung 2000 EUR

- Differenz 132,60 EUR + 15 EUR Kupon = 147,60 Bruttogewinn

 

Kosten demgegenüber:

- 12,40 EUR Orderkosten (senkt den Bruttogewinn um 8,5 %)

- 32,18 EUR Steuern (senkt den Bruttogewinn um 21,8 %)

- 2,00 EUR Stückzinsen (senkt den Bruttogewinn um 1,4 %)

- 1,00 EUR Spread (senkt den Bruttogewinn um 0,7%, ist in diesem Beispiel aber außerordentlich niedrig, die meisten interessanten Anleihen haben einen wesentlich höheren Spread)

 

Ich fand einfach erschreckend, wie stark sich in diesem - wie oben schon erwähnt noch außergewöhnlich positiven (Spread!) - Beispiel die Orderkosten und versteckten Kosten (Stückzinsen, Spread) auf den Bruttogewinn auswirken.

 

 

 

 

ehemaliger Nutzer
ohne Rang
0 Beiträge

@curry 

 

jetzt verstehe ich, was Du meinst 😎. Manchmal stehe ich etwas auf dem Schlauch!

 

Ja die Stückzinsen sind "normal" - das wir ja sozusagen umgerechnet.

Orderkosten, kann ich nichts zu sagen. Ist halt abhängig vom Broker. Bin selber aber nicht bei der Comdirect, daher kann ich hier nichts zu sagen.

Was den Spread betrifft, hast Du hier mal mit dem Direkthandel "gespielt"? Ist der hier vielleicht zu den Handelszeiten besser?

 

Gruss aus Berlin

Silver_Wolf
Mentor ★★★
3.150 Beiträge

Ich sehe den Nutzen dieser Rechnerei nicht wirklich.

Über die Steuer muß man sich gar keine Gedanken machen. Die zahlt man auf jeden Ertrag.

Die Gebühren hängen vom Broker und der Ordergröße ab. Da kann man hier und da etwas sparen.

Und Stückzinsen zählen gar nicht.

ehemaliger Nutzer
ohne Rang
0 Beiträge

@Silver_Wolf 

 

ich denke das hatten wir hier so gerade aufgeschlüsselt und zu den Orderkosten, möchte ich hier keinen anderen nennen bei dem er sicher noch einiges sparen könnte.

Das wird er bei Interesse sicher selber machen!

 

Gruss aus Berlin

 

p.s. ich finde es jedenfalls gut, das er für sich die Rechnung aufgemacht hat. Denn genau so, bekommt man nämlich einen Überblick über die Gebühren und die laufenden Kosten. Das ist nicht unwesentlich bei der Geldanlage, da diese einen wesentlich Einfluß auf den Ertrag haben.

ehemaliger Nutzer
ohne Rang
0 Beiträge

@curry 

 

Spread von einem 1€, kann ich nicht bestätigen. Habe gerade mal die ganze Geschichte durchgespielt und komme auf :

 

Geld 93,66€

Brief 93,70€

 

Natürlich alles während der Handelszeiten!

 

Auch die Kosten kann ich bei mir nicht nachvollziehen, aber da hatte ich ja schon etwas zu geschrieben. Da gibt es schon Broker, die bieten das erheblich günstiger an!  Wenn ich mich richtig erinnere, fängt er mit Sma........ an, aber nagele mich jetzt nicht fest! 😁

 

So jetzt eine schöne Woche für dich!

 

Gruss aus Berlin

curry
Autor ★★★
58 Beiträge

@ehemaliger Nutzer: Danke für deine konstruktiven Antworten und den Hinweis auf die Ordergebühren. Auch ich bin bei mehreren Brokern aktiv. Ich muss hier allerdings eine Lanze für die comdirect brechen, trotz der auf den ersten Blick recht hohen Ordergebühren sind die Gesamtkosten gerade bei größeren Transaktionen häufig wettbewerbsfähig, weil eine große Anzahl Börsenplätze mit z.T. niedrigen Spreads zur Auswahl stehen. Wie das bei dem von dir angedeuteten Broker aussieht weiß ich nicht, da fehlt mir persönlich der Einblick. Schaue ich mir aber gerne einmal an.

 

Meine Angaben von Stückzins und Spread bezogen sich (wie auch die Gebühren und Steuern) jeweils auf den hypothetischen Nominalwert von 2000 EUR. Der Spread war Freitag während der Handelszeiten bei ca. 0,05 Prozentpunkten (entspricht bei 2000 EUR den o.g. 1 EUR). Bei dir liegt er mit 0,04 Prozentpunkten minimal besser, das ergibt auf die 2000 EUR Gesamtsumme ca. 0,80 EUR. Ist bei der genannten Anleihe aber auch nicht kritisch.

 

Viele auf den ersten Blick interessante Anleihen weisen jedoch deutlich höhere Spreads auf, darauf bezog sich mein Kommentar. Beispiel: XS1053524929 (in Frankfurt Geld: 97,75, Brief: 101,50) mit immerhin 3,75 Prozentpunkten Spread, macht bei 2000 EUR ganze 75 EUR, die fast die gesamte Rendite auffressen.

 

Mein eigentlicher Punkt in dem Post war ja, dass mir die ganzen Anleihe-Finder nicht sonderlich helfen, weil die angegebenen Bruttorenditen durch unterschiedliche Orderkosten, Spreads und Stückzinsen massiv beeinflusst werden und sich netto ganz andere Renditen als Brutto ergeben. Dass das an sich keine neue Erkenntnis ist (@Silver_Wolf), ist völlig klar, aber gerade bei Anleihen finde ich es persönlich sehr schwer, attraktive Anleihen (ausgewiesene Brutto-Rendite) mit gleichzeitig geringen Folgekosten zu finden. Mir ging es hier nicht darum Erkenntnisse zu verkaufen, sondern von erfahreneren Forenmitgliedern Hinweise zu bekommen, wie ihr beim Kauf und der Auswahl von Anleihen vorgeht. Bei Aktien habe ich das Problem in der Form aus den oben genannten Gründen nicht, weil ich da ganz anders vorgehe. Ich wähle erst die gewünschte Aktie aus (ob fundamental oder via Trendfolge sei mal dahingestellt und ist hier irrelevant) und suche dann für eine spezifische WKN nach dem Weg, diese mit den geringsten Gesamtkosten zu ordern. Bei Optionsscheinen und anderen Derivaten habe ich ebenfalls klare Vorstellungen und komme mit den Assistenten gut zum Ziel. Bei Anleihen fehlt mir schlicht jeder Ansatz, wie ich aus den (nichtssagenden) Bruttorenditen und übrigen Kennzahlen geeignet den Kreis interessanter Anleihen eingrenzen kann.