am 17.07.2020 12:50
@Towo nun verstehe ich endlich worauf du hinaus willst. Sorry dass es etwas gedauert hat.
Da hast du natürlich recht, das ist eher suboptimal. Aber welche Alternative hast du? Du kannst schlecht jedes Unternehmen der Welt kaufen und nach eigenem Gusto anteilig im Depot haben. Hier kommt der Faktor der Möglichkeiten ins Spiel.
Was würde dir vorschweben? Wie wärst du optimal diversifiziert?
am 17.07.2020 12:57
Das sollte jeder selbst raus finden. Die Gefahr beim Kauf eines Weltindex wäre ja zusätzlich eine Blase die eventuell entsteht. Bei der Japanblase oder Dotcomblase hatte man diese übergewichtet.
Ich selbst bin bewusst nicht breit diversifiziert. Habe fast nur Nahrungs- und Genussmittel, Pharma/Gesundheit, Kosmetik und Konsum oder Aktien mit indirektem Bezug zu diesen Brachen (Symrise weil die Zusatzstoffe für Nahrung und Kosmetik herstellen oder John Deere da diese Maschinen für die Lebensmittelproduktion gebraucht werden).
am 17.07.2020 13:10
@Towo schrieb:
Also um Performance geht es erst einmal gar nicht. Wenn "alles vertreten" ist dann heißt das doch noch nicht, dass alles prozentual zum BIP gleich gewichtet ist.
Warum soll ich eine Aktie mit 11% Streubesitz nur mit 11% gewichten und nicht mit 100% zum Beispiel?
Die meisten Restaurants in denen ich esse sind nicht börsennotiert. Die Branche ist mit Sicherheit im Weltindex untergewichtet.
Wenn ich jede Aktie über den Index im Portfolio habe aber trotzdem Branche XY mit nur 5% gewichtet ist obwohl die Branche XY im weltweiten BIP 10% ausmacht dann bin ich doch nicht optimal diversifiziert.
Aber warum sollte das BIP das bessere Maß für die Gewichtung sein als die Marktkapitalisierung? Oder um bei deinem Beispiel zu bleiben: Wenn von 10 Restaurants eins Börsennotiert ist, warum sollte ich dann in dieses 10 mal so viel Geld investieren?
am 17.07.2020 13:21
Naja siehe mein Deutschlandbeispiel. Da kann etwas völlig Unausgewogenes bei raus kommen. In dem Fall eine Autoübergewichtung.
Eine Gewichtung nach Marktkapitalisierung bzw. genauer Streubesitz der Marktkapitalisierung mach m.E. hauptsächlich für die Indexersteller Sinn. Die bekommen ja Lizenzgebühren von den ETF-Gesellschaften, wollen also dass diese möglichst ihren Index verwenden.
Da könnte es schon Probleme geben wenn eine Aktie mit 11% Streubesitz zu 100% gewichtet wird und dieser Index von vielen ETF verwendet wird. Die 11% Aktien werden knapp und steigen im Preis. Ähnlich mit den Branchen.
Als damals VW über 900 Euro stieg sind die anderen DAX-Aktien nach unten gedrückt worden. Der Indexhandel ist nicht marktneutral obwohl das Leute behaupten.
am 17.07.2020 13:48
Aber ich finde da ist das Problem nicht die Gewichtung nach Marktkapitalisierung, sondern die Auswahl eines zu kleinen Index. Bei einem großen Index wie dem MSCI World ist es ja nach Branchen sehr gut ausgeglichen, wie Zilch in einem Kommentar auf der letzten Seite gezeigt hat.
Etwas total unausgewogenes kann auch bei Gewichtung nach BIP rauskommen. Oder es führt wie in meinem Beispiel dazu, dass einzelne Unternehmen extrem übergewichtet werden, nur weil sie zufällig in einer Branche sind, in der viele Unternehmen nicht börsennotiert sind.
Beim Indexinvestment kauft man alles, was es zu kaufen gibt. Und zwar so gewichtet, wie es der Markt vorgibt (wie der Markt die Unternehmen bewertet). Das ist für mich die Definition von marktneutralem Investment.
am 17.07.2020 14:27
Ja stimmt. Also einfach nach BIP gewichten würde auch nicht gehen, da man das Wachstum/Preis berücksichtigen muss.
Ich kann jedenfalls keinen Vorteil darin sehen, exakt den Weltmarkt zu kaufen. Und wenn man es macht dann sollte man schon noch zusätzlich darauf achten dass das nicht zu unausgewogen ist/wird.
Wenn es nicht beim deutschen Aktienmarkt klappt warum sollte das dann beim Weltmarkt klappen? Sicherlich besser als beim deutschen Markt aber sicherlich nicht optimal. Das wäre ja ein sehr unwahrscheinlicher Zufall.
am 17.07.2020 14:42
Kann @yarp zustimmen, gute Punkte 🙂
@Towo optimal ist alles nicht. Ich persönlich bin auch mehr Fan von meiner eigenen Branchenauswahl und entsprechender Anlage - so kann ich selber das Segel in den Wind stellen und auch reagieren. Ist aber für jemanden der sich nicht aktiv damit beschäftigen möchte einfach auch nichts.
am 18.07.2020 23:58
@ehemaliger Nutzer schrieb:Falls du letzteren Abschnitt anzweifelst, kannst du es dir auch vom Großmeister persönlich anhören: https://youtu.be/kvULLXEk-xQ?t=97 "We think, that diversification makes very little sense for anyone who knows what he's doing."
Hallo,
Da rudert Buffet aber gleich im Anschluss wieder zurück: "That's a perfectly sound approach to somebody who does not feel they know how to analyse businesses."
Und das kann wohl fast jeder private Investor über sich sagen.
Ich möchte ein paar Beispiele und Aspekte anbringen.
Sehr viele Einzelwerte bedeuten entsprechend kleinere Tranchen und daher spezifisch höhere An- und Verkaufskosten. Ob man nun seinen Tranchen bei 500, 1000, 2000 oder 5000 € losgehen lässt, um die Kosten in den Promillebereich zu senken muss schon jeder nach einem Blick in's Portemonnaie für sich selbst entscheiden.
Das ist erst einmal die nackte Arithmetik - könnte von Bogle stammen.
Tatsächlich war extrem breite Streuung vor Bogles Efindung des mutual index fonds ja eine Sache für Multimillionäre.
Und wenn ich ein Untenehmen kenne, nicht aber die politische Entwicklung bezüglich eines Marktes? Wenn Politik für mich unberechenbar ist, muss ich Werte als unberechenbar einstufen. Schon habe ich genau das von Warren Buffet oben angesprochene Gefühl des "nicht wissens".
Dann greift bei mir also noch:
Es mag einzelnen Unternehmen der Windbranche, Solarbranche, Recylingbranche ... (Branche Deines Herzens) besser gehen als anderen, es kann aber einen ausgrprägten Gleichtakt durch die Rahmenbedingungen für die gesamte Einzelbranche geben.
Dann also die Branchen lieber global in verschiedene politische Räume diversifizieren. Schon bin ich bei einer ganzen Reihe von Einzelwerten nur um etwas Risikostreuung in's Portfolio zu bekommen.
Persönlich habe ich wegen der verschiedenen Zielkonflikte neben dem klassichen Anleihen-Anteil daher etwas Risikostreuung durch Fonds von Öko-Banken (Aktien-ETFs, auch ESG Aktien-ETFs genügen nicht meinen Anforderungen. Was da so alles mit drin ist ...) in's Portfolio geholt, deren Anlagenstrategie ich vertraue. Die ersetzen mir funktional die Index-ETFs.
Eine Zahl kann ich hier nicht angeben, aber grundsätzlich bringt Diversifizierung vor allem dann etwas, wenn die Werte möglichst wirksam voneinander entkoppelt sind.
Wer keinen passenden ETF oder Fond findet, wird mehr Einzelpositionen haben wollen.
Gruß: KWie2
... irgendwo in 'nem Portfolio zwischen Graham und Bogle ...
am 19.07.2020 16:12
@KWie2 schrieb:Hallo,
Da rudert Buffet aber gleich im Anschluss wieder zurück: "That's a perfectly sound approach to somebody who does not feel they know how to analyse businesses."
Der rudert nicht zurück, sondern vervollständigt seine Erklärung, für wen sich Diversifikation eignet und für wen nicht.
am 19.07.2020 20:42
https://www.youtube.com/watch?v=kvULLXEk-xQ 1:46 bis 2:03:
"Diversificetion is a protection against ignorance. I mean if You want to make sure that nothing bad happens to You relative to the market, You own everything. There's nothing wrong with that. I mean that's a perfectly sound approach for somebody who does not feel they know how to analyse businesses."
... irgendwo in 'nem Portfolio zwischen Graham und Bogle ...