@longtrader schrieb:
Hat sich schon mal jemand Gedanken (damit meine ich ein wenig weiter gehende Gedanken) gemacht über die Entstehung des Wortes "Lügenpresse"? Es ist absolut nichts Neues und in meinen Augen auch nicht unbedingt verwerfliches, wenn kleinere "Lügen" in Umlauf gebracht werden. Gelogen wird überall und jeden Tag. Statistisch gesehen lügt jeder Mensch mindestens 10 mal am Tag, also nichts worüber man ernsthaft erbost sein könnte oder sollte. Unfair den Lesern gegenüber ist die Tatsache, dass häufig nur Halbwahrheiten verbreitet werden. Und das verwerflichste ist aus meiner Sicht die Tatsache, dass Wahrheiten völlig ignoriert bzw. verschwiegen werden und zwar über wichtige Themen, seien es politische oder wirtschaftliche Ereignisse des alltäglichen Lebens, die beim Leser ein völlig anderes Bild als er bisher hatte, erzeugen würden. Das beginnt mit Meldungen wie: heute wurden durch den Kurseinbruch bei Amazon, Apple oder welchem Unternehmen auch immer zig Millarden USD "vernichtet". Welch ein Unsinn. Nichts wurde vernichtet, das Geld hat nur den Besitzer gewechselt. Oder wie im Fall von bitcoin. Sobald der Kurs einbricht, wird ein Schreckenszenario an die Wand gemalt übe den ach so großen Kurseinbruch mit vielen Milliarden an Verlusten und vielen Verlierern. Kein einziges Wort über die "Anleger" (wenn man sie so nennen mag, ich würde sagen Spekulanten), die bei 10, 100, oder noch vor 3 Jahren bei 200 oder 300 USD eingestiegen sind und mit Einsätzen von 1000 oder einigen Tausend USD zu Millionären wurden. Warum erwähnt man das nicht in einem Atemzug, wenn man schon bei der Wahrheit bleiben will? Um das klar zu stellen. Wahrscheinlich glauben einige, ich wäre ein Verfechter und Befürworter von Kryptos. Es ist mir so etwas von Egal, ob bitcoin, Ripple, Ether oder wie sie alle heißen, morgen noch existieren oder nicht, das juckt mich nicht im geringsten. Ich will nur eines, mit irgendeiner Anlageklasse, und wenn es ein Misthaufen mit einem Schleifchen darum ist, der zum Verkauf angeboten wird, handeln, und nach Möglichkeit mit ein wenig Gewinn aus dem Trade herauskommen. Derartige Meldungen wie diese im Handelsblatt verursachen bei mir nur ein Schmunzeln und der erfahrene Anleger nimmt solche Kommentare höchstens zum Anlass, jetzt einzusteigen. Erinnert mich irgendwie an den BZI (Bild-Zeitungsindikator, über den ich vor kurzem ein paar Zeilen geschrieben habe). Wenn ein bekannte Zeitung die Empfehlung zu einem Verkauf ausspricht, dann sollte man kaufen. Aber das muss jeder für sich und nach seinem Geldbeutel entscheiden, ob er in eine derartige Spekulation etwas investieren möchte. Noch ein schönes Wochenende allerseits.
Ich muss diese emotionale Off-Topic-Diskussion nochmal aufwärmen, da ich heute Morgen mal wieder über einen sehr passenden Artikel im Onlineangebot des SPIEGEL gestolpert bin:
US-Aktienkurse fallen ungewöhnlich stark
Quelle: Spiegel Online
Es geht im Prinzip um den 800-Punkte-Verlust des Dow Jones am gestrigen Tag. Es folgt das übliche: Ausverkaufsstimmung...Aktienindize tief ins Minus gedrückt...sackte um 3,1 Prozent ab...Nervosität, Skepsis, Eskalation...
Kein Wort darüber, dass der Dow 24h zuvor mal eben über Nacht einen 500-Punkte-Satz nach oben gemacht hat. Ich finde es fast schon verwerflich, wenn man über dieses Thema schreibt, dabei den Gesamtkontext aber völlig vernachlässigt.
Natürlich bleiben dann auch Kommentare wie der folgende nicht fern.
Nutzerkommentar: Da kann man nur hoffen, dass die Kurse noch deutlich weiter sinken, damit der deutsche Michel merkt was für eine tolle und sichere Idee eine Altersversorgung durch Aktien ist. Das Geld wird lediglich in andere Hände wandern und genau dafür wird Merz jetzt von Blackrock ins Rennen geschickt, man möchte möglichst auch das Geld von allen Kleinsparern haben, kann ja nicht sein, dass es noch Menschen mit eigenem Kapital gibt. Ich habe bisher noch jeden ausgelacht, der Geld durch Aktien verloren hat ( Infineon ), weil der Traum vom leistungslosen Geld verdienen geplatzt ist.
Mit Sicherheit tragen Artikel, wie der oben verlinkte, nicht zu einer positiveren Stimmung gegenüber der Aktienanlage bei.
Es ist - und bleibt vermutlich auch - hart, solche Leute wieder ins Boot zu holen und mit einer vernünftigen(!) Aktienkultur zu überzeugen.