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Anleihen ETFs sinnvoll?

17 ANTWORTEN

ehemaliger Nutzer
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@Weinlese 

 

Wenn man nicht einen expliziten Langläuferfonds nimmt, ist Deine Annahme nicht realistisch. Die von mir genannten Fonds haben eine Duration von deutlich unter 3 bzw. 5 Jahren. Daher halten sich die Kursverluste bei einem Zinsanstieg in Grenzen und man kann durchaus "aussitzen".

Weinlese
Mentor ★
1.428 Beiträge

@ehemaliger Nutzer 

Wie oben bereits geschrieben, hätte man bei einem drehenden Trend das Problem von langanhaltenden Zinssteigerungen, was die fallenden Kurse nicht nur temporär, sondern dauerhaft machen würde. Diese Trends sind bei Anleihen sehr, sehr lang, ziehen sich über mehrere Jahrzehnte. Ich würde in so einem Umfeld keine Anleihen halten wollen, in der Hoffnung nach vielleicht 30 Jahren wieder bei Null zu stehen, während die Inflation in dieser Zeit aller Wahrscheinlichkeit nach mit den Zinsen immer weiter ansteigt und mir real betrachtet doch Verluste beschert.

 

Die Grundlage dafür ist natürlich eine tatsächlich stattfindende Zinswende. Es gibt auch nicht wenige Analysten, die "nie wieder" normale Zinsniveaus sehen. Wer vor ein paar Jahren davon ausgegangen ist, noch tiefer könnten die Zinsen nicht fallen, wurde eines besseren belehrt. Insofern ist die Entscheidung gegen Anleihen letztlich eine Wette gegen weiter fallende Zinsen. Ich sehe das recht nüchtern vom Chance-Risiko-Verhältnis aus, und das steht meiner Ansicht nach aktuell bei keiner Anlageklasse so schlecht wie bei Anleihen.

 

Viele Grüße

Weinlese

ehemaliger Nutzer
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@Weinlese 

 

Du gehst bei Deiner Annahme von einem konstanten Portfolio mit langer Restlaufzeit aus - dann wäre es tatsächlich so. Allerdings handelt es sich bei einem Index-Rentenfonds, der einen Gesamtmarkt abbildet um ein rollierendes Portfolio. In der Regel erfolgt ein monatliches Rebalancing, endfällige Anleihen fallen heraus und neue mit aktueller Marktrendite kommen hinzu. Natürlich kommt es in Phasen schnell steigender Zinsen zu Kursverlusten. Allerdings kommen dann auch höhere Coupons zum Tragen. Ein allmählicher Zinsanstieg ist zu verkraften und führt nicht zu dauerhaften, starken Kursverlusten - speziell bei meinen Fonds auch aufgrund der niedrigen Duration.

 

Im Übrigen würden Aktien bei stark steigenden Zinsen auch Verluste produzieren. Anleihen generell auszuschließen, halte ich daher für nicht zielführend. Ich wette ungern, daher bevorzuge ich einen Mix aus mehreren Assetklassen inklusive Anleihen.

Joerg78
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@ehemaliger Nutzer  schrieb:

Ich wette ungern, daher bevorzuge ich einen Mix aus mehreren Assetklassen inklusive Anleihen.


Ich glaube, gerade den letzten Satz kann man nur unterstreichen - wichtig ist der Mix aus mehreren Assetklassen. Wie man sich die Assetklassen zusammenstellt (und ob Anleihen dazugehören), ist Geschmacksache.

Ich selbst habe ebenfalls eine Anleihen-Beimischung, wobei diese zu 70% aus offensiveren Anleihen (EM Bonds und Euro High Yield) und zu 30% aus konservativeren Anleihen (Euro-Unternehmensbonds) besteht.

 

Viele Grüße,

Jörg

 

Weinlese
Mentor ★
1.428 Beiträge

@ehemaliger Nutzer  schrieb:

Ein allmählicher Zinsanstieg ist zu verkraften und führt nicht zu dauerhaften, starken Kursverlusten - speziell bei meinen Fonds auch aufgrund der niedrigen Duration.


Ich habe jetzt nochmal eine Grafik rausgesucht, die die sehr langfristige Entwicklung der einzelnen Anlagen darstellt. Diese bestätigt Deine Annahme, dass auch in langanhaltenden Phasen fallender Zinsen (1950-1980) die Gesamtperformance bei Anleihen positiv ist, zumindest vor Inflation. Langlaufende Staatsanleihen verhalten sich dabei sogar fast identisch zu Unternehmensanleihen.

 

Was man allerdings auch sieht: Anleihen laufen in diesen Phasen nominell eher seitwärts. Die großen Kursgewinne starteten erst nach 1980 mit den fallenden Zinsen. Selbst kurzfristig sind stärkere Rallyes kaum zu erkennen, was die Frage aufwirft, inwiefern Anleihen hier aus Diversifizierungsgründen überhaupt sinnvoll sind. Die Theorie besagt ja, Anleihen steigen bei Aktiencrashs nach oben. In der Grafik ist davon allerdings nur marginal etwas zu erkennen. Frustrierte Smiley

 

Viele Grüße

Weinlese

ehemaliger Nutzer
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@Weinlese 

Jetzt verstehe ich Dein Problem mit Anleihen. Du erwartest von einem Investment langfristige Kurs- bzw. Wertsteigerungen. Das trifft auf Aktien, Immobilien, Rohstoffe, Edelmetalle, Kunst usw. zu.

 

Auf Anleihen jedoch nicht, da die Laufzeit begrenzt ist. Kursschwankungen bei Anleihen sind immer temporär und üblichwerweise werden sie am Ende zum Nominalwert zurückgezahlt. Warum investiert man also in eine Anleihe? Nicht weil man an einer Kursentwicklung, sondern an einer regelmäßigen Zinszahlung interessiert ist.

 

Schönes Beispiel ist diese Anleihe:

 

https://kunde.comdirect.de/inf/anleihen/detail/uebersicht.html?BACKURL=/itx/depotuebersicht&ID_NOTAT...

 

Wer die seinerzeit (2003) zum Ausgabekurs um 100% gekauft hat, will jährlich seine 7,75% Zinsen bekommen, bis die Anleihe 2033 wieder zu 100% zurückgezahlt wird. Aufgrund der gefallenen Marktzinsen steht der Bond jetzt im Kurs bei knapp 150%. Klar könnte man jetzt mit 50% Gewinn verkaufen -  macht man in der Regel aber nicht, weil man dann 13 Jahre auf den 7,75% Zinskupon verzichtet und aktuell ein Wiederanlageproblem hat. Steuerliche Aspekte kommen auch noch hinzu, denn der Kursgewinn wäre hierzulande voll zu versteuern.

 

Wer Aktien kauft will also Kursgewinne - wer Anleihen kauft, will regelmäßigen Zinsertrag und interessiert sich im Grunde nicht für die temporären Kursschwankungen des Bonds.

 

Natürlich kann man auch auf Zinsen spekulieren. Das hat aber nichts mit einem Anleiheninvestment zu tun. Dafür eignen sich dann Derivate wie Bund-Future und Optionen darauf.

Weinlese
Mentor ★
1.428 Beiträge

@ehemaliger Nutzer 

Die temporären Kursschwankungen wären bei einer Direktanlage in Anleihen kein Problem, sofern man denn die gesamte Restlaufzeit durchhält. Nur sprechen wir hier ausdrücklich über Anleihen-ETFs, wo man die Kursschwankungen nicht umgehen kann. Bei einer Einzelanleihe kann ich mir (abgesehen von einer Pleite des Unternehmen) sicher sein, die Anlagesumme am Ende der Laufzeit zurückzuerhalten und damit sehr wahrscheinlich überhalb der Inflation zu liegen. Bei einem ETF ist das mehr oder weniger ein Glücksspiel, weil Rendite abhängig vom Zinsumfeld während dieser Zeit ist.

 

Viele Grüße

Weinlese

ehemaliger Nutzer
ohne Rang
0 Beiträge

Tja, wenn das so ist, werde ich wohl besser alle meine Anleihen-ETF´s verkaufen und in sichere Aktienfonds tauschen. Denn ein Glücksspieler bin ich nicht Smiley (Zunge)

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