am 15.03.2019 12:11
@stinker123 schrieb:Natürlich würde ich jetzt einen Anteil der Rendite verpassen, weil ich nicht von Anfang an 30% EM Anteile im Depot hatte. Ich "erkaufe" mir aber auch etwas Sicherheit, den ich "wette" weniger.
Exakt. Emerging Markets sind chancenreicher, aber auch riskanter – immer wieder die gleiche Geschichte.
Der wesentliche Satz ist der hier:
@stinker123 schrieb:Am Ende ist es denke ich eine Glaubensfrage.
Wenn es sicher wäre, dass die EM besser performen als die Industrieländer, dann würde ich All-in gehen, 5 Jahre warten und danach nur noch Urlaub machen.
15.03.2019 12:51 - bearbeitet 15.03.2019 12:55
15.03.2019 12:51 - bearbeitet 15.03.2019 12:55
Das Problem bei der Gewichtung nach Marktkapitalisierung ist, daß sie für Übertreibungen anfällig ist. Wenn sich jetzt alle auf FANG stürzen oder in den Neunzigern auf Japan, steigen die Bewertungen, damit die Marktkapitalisierung und damit die Anteile in den Fonds. Man mag es nicht glauben, aber Japan hatte mal die absolute Mehrheit der Welt-Marktkapitalisierung, so wie heute die USA. (Japan heute: rund 6%.)
Die Hoffnung ist, daß eine Aufteilung nach BIP oder eigentlich jede andere (auch eine einfache, feste Gleichgewichtung) vor solchen Blasen schützt. Rückrechnungen zeigen, daß es im Falle Japans geklappt hätte; von einer absoluten Mehrheit der Wirtschaftsleistung war Japan auch damals weit entfernt. Wenn es keine Blase ist oder solange eine Blase nicht platzt, schneidet man damit logischerweise schlechter ab.
Es funktioniert auch nur, wenn man die gewählte Aufteilung im wesentlichen erhält (durch regelmäßiges Rebalancing).
am 15.03.2019 14:32
@chi schrieb:Das Problem bei der Gewichtung nach Marktkapitalisierung ist, daß sie für Übertreibungen anfällig ist. [...]
Die Hoffnung ist, daß eine Aufteilung nach BIP oder eigentlich jede andere (auch eine einfache, feste Gleichgewichtung) vor solchen Blasen schützt. Rückrechnungen zeigen, daß es im Falle Japans geklappt hätte;
Es gibt gute Gründe für oder gegen eine bestimmte Gewichtung.
Vielleicht bin ich naiv, aber ich vertraue den Index-Entwicklern bei MSCI und anderen Anbietern. Deren Interesse ist es , einen möglichst "guten" (im Anlegerinteresse) Index zu entwickeln und zu verkaufen. Dazu stehen ihnen unglaubliche Datenmengen und gute Statistische Verfahren (und Statistiker) zur Verfügung.
Ich traue mir nicht zu, einen besseren Index zu erstellen - und jede Abweichung von einem "All World"-Index ist im Grunde so etwas: eine Wette darauf, daß ich einen besseren Index bauen kann als MSCI.
15.03.2019 21:24 - bearbeitet 15.03.2019 21:28
@dg2210 schrieb:Vielleicht bin ich naiv, aber ich vertraue den Index-Entwicklern bei MSCI und anderen Anbietern. Deren Interesse ist es , einen möglichst "guten" (im Anlegerinteresse) Index zu entwickeln und zu verkaufen.
Na ja, ihr Interesse ist es zunächst, Indizes zu entwickeln, die sich verkaufen, und zwar an die ETF-Anbieter (die für die Nutzung Lizenzgebühren bezahlen). Die ETF-Anbieter wiederum gehen danach, was sich an Anleger verkaufen läßt – manches klingt gut und läßt sich gut vermarkten, auch ohne das Gelbe vom Ei zu sein.
Entsprechend ist MSCI nicht auf Gewichtung nach Marktkapitalisierung festgelegt. Sie machen hunderte Länderindizes und Regionalindizes (deren Zweck nur darin bestehen kann, einzelne Länder und Regionen überzugewichten), Faktorindizes (Size, Momentum, Volatility, …) und auch einige Gleichgewichtungsindizes und Indizes mit Gewichtung nach BIP (z.B. MSCI ACWI GDP Weighted).
Auf die letzteren Indizes gibt es allerdings kaum ETFs. X-Trackers hat einen S&P 500 Equal Weight im Angebot (WKN A1106A). Der Arero (WKN DWS0R4 – technisch kein ETF) gewichtet seinen Aktienanteil regional nach BIP. Das war’s so ziemlich. Faktor- und Länder-ETFs gibt es hingegen wie Sand am Meer, die verkaufen sich wohl gut.
Marktkapitalisierung als Gewichtungsmaßstab hat einen großen praktischen Vorteil darin, daß die Gewichtung automatisch erhalten bleibt, wenn die Kurse schwanken. Daher fallen (im Prinzip) keine Transaktionskosten für Umschichtungen an.
am 19.03.2019 17:32
Interessante Diskussion. Wie machst Du es denn @chi ? Gewichtest Du nach BIP mit Regionen ETF's?
20.03.2019 11:23 - bearbeitet 20.03.2019 11:26
@putour: Ich habe mich persönlich für BIP-Gewichtung als Ziel entschieden und arbeite langsam darauf hin. Allerdings habe ich von früher eine Reihe von europäischen (vor allem deutschen) Einzelaktien, daher wird die volle Umsetzung noch einige Jahre dauern. So ist der Stand:
Für die Industrieländer nehme ich zunächst den MSCI World und ergänze den Pazifikraum separat. Europa umfaßt außer dem Europa-Anteil des MSCI World die erwähnten Einzelaktien.
am 20.03.2019 11:31
am 20.03.2019 11:54
@GetBetter: Ich bin faul und übernehme sie vom Arero. 🙂 Die Frontier Markets belege ich pauschal mit 3%, das kommt ungefähr hin, und für mehr ist mir der Fonds (X-Trackers S&P Select Frontier, LU0328476410) ohnehin zu teuer.
am 20.03.2019 12:15
@GetBetter schrieb:Sieht interessant aus.
...
...sehe ich auch so...werde ich vielleicht auch mal versuchen.
LG Chairman
-expert for nothing-
am 20.03.2019 13:08
Ha, das ist genau die Liste die ich gesucht habe. Danke!
Hast Du das Ganze mal dahingehend analysiert, ob es langsfristig tatsächlich Vorteile gegenüber einem simplen Depot nach Marktkapitalisierung hat bzw. in der Vergangenheit hatte?
Ich habe gerade mal auf die Schnelle einen Vergleich auf etfreplay.com gemacht. Da sieht die Sache nicht so doll aus. Allerdings gibt es verschiedene Abweichungen zu einem realen Invest (Einmalanlage vs. Sparplan, Rebalancing aufgrund sich ändernder Gewichtung etc.), daher würde ich den Vergleich mit größter Vorsicht betrachten.