Die Tatsache dass man diesen entscheidenden Schritt des Squeeze-Out über eine virtuelle HV abwickelt halte ich für völlig unangemessen. Man vermeidet damit elegant die Debatte, muss sich nicht Face-to-Face mit kritischen Fragen der Aktionäre zum Hintergrund und der Bewertung auseinandersetzen. Auf eine entsprechende Frage zur HV wurde sinngemäß geantwortet "dieses Jahr gäbe es keine Alternative" zur virtuellen HV. Das ist zumindest zum jetzigen Zeitpunkt schlicht falsch. Verschiebung wäre möglich, und angesichts der Tagesordnung auch angemessen gewesen. Daß man derart offensichtlich fehlerhafte Antworten gibt lässt tief blicken ...
Unbefriedigend wurde auch die Frage bezüglich der Dividende beantwortet. Offen blieb wie verbindlich die Vorgabe ist auf die man sich bezieht, insbesondere angesichts des Squeeze-Out. Es wäre angemessen gewesen, eine Dividende auszuschütten zumal die Comdirect offenkundig nicht unmittelbar von der Bankenkrise betroffen ist, sondern ein hervorragendes Ergebnis 2019 abgeliefert hat. So wirft man den Überschuss 100% der CoBa in den Rachen, die sich in den letzten Jahren als Fass ohne Boden erwiesen hat.
Völlig offen bleibt, warum man mit Comdirect ein erfolgreiches Profit-Center abwickeln will. Die Begründung, man wolle Synergien heben wirkte wie abgeschrieben aus irgendeinem Lehrbuch, jedenfalls nicht überzeugend.
Unklar bleibt auch, worin das Wertschöpfungspotential der Maßnahme liegen soll. Aktivistische Investoren zerschlagen ja gerne Konzerne, um den "Konglomeratsabschlag" zu heben, indem man einzelne Geschäftsbereiche verkauft oder an die Börse bringt. Die CoBa geht den umgekehrten Weg und will mit "Synergien" ihr Heil suchen. Was aber schon die letzten 20 Jahre nicht geklappt hat, in denen eine Umstrukturierung die andere jagt.
Alles Fragen die auf einer üblichen HV hätten diskutiert werden müssen. Statt dessen nutzen sie die Fehlkonstruktion der virtuellen HV, um das Fragerecht der Aktionäre auszuhebeln. Nicht sehr schön, und lässt nichts Gutes ahnen.
