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Bayer AG. Kann ich nicht mehr rechnen?

Hans Sax
Autor ★
18 Beiträge

Vorweg: Es wird der Einfachheit halber 1 US$ = 1 € gesetzt und gnadenlos auf- und abgerundet.

Bayer hat letzten Herbst den ersten Glyphosat- (RoundUp-) Prozess verloren und wurde zu 80 Millionen $ Schadenersatz verurteilt. Ging natürlich in Berufung usw.

 

Zur selben Zeit sprach Herr Baumann von 800 Studien, die belegen, dass Glyphosat nicht krebserregend ist. Zuletzt sprach er nur noch von 800 vorliegenden Studien zu Glyphosat. Ein Schelm, wer …


Das Urteil vom 19. März 2019 (Ortszeit) ist eine schwere Schlappe für Bayer. Zwar nur ein Halbzeit-Ergebnis, aber gewichtig, da es eine Art Musterprozess ist.
Angenommen, Bayer wird hier „nur“ zu einem Schadensersatz von 10 Millionen $ verurteilt.


Was dann? Denn es liegen bereits heute 12.000 weitere Klagen auf dem Gerichtstisch.


Heute rechnen Analysten mit einem Schaden für Bayer von 1 bis 10 Milliarden €.
Wie dies?


Wenn 12.000 Kläger je 10 Millionen $ zugesprochen bekommen, dann sind das 120 Milliarden $. Eine Zahl, die angesichts der Faktenlage und der nicht gerade großen Beliebtheit der Germans doch recht wahrscheinlich ist.


Das aber ist gleichbedeutend damit, dass Bayer sich in Luft auflöst. Und damit auch ihre Aktien. Die Marktkapitalisieung liegt aktuell bei 55 Milliarden €, der Netto-Unternehmenswert wohl darunter.

32 ANTWORTEN

Weinlese
Mentor ★
1.456 Beiträge

Ich kenne mich mit dem amerikanischen Rechtssystem nicht so aus, aber es gibt dort doch das Prinzip der Sammelklagen. Vermutlich werden eine Reihe von Klagen zu solch einer zusammengefasst, bei der die einzelnen Kläger dann wohl nicht so hohe Summen ausgezahlt bekommen dürften.

 

Wie der Nachweis jedes einzelnen Schadensfalls bzw. jeder Erkrankung durch Monsanto-Produkte dabei durchgeführt werden soll, ist mir ohnehin ein Rätsel. Ganz zu schweigen von der Bemessung der Schadensersatzsumme.

 

Viele Grüße

Weinlese

Hans Sax
Autor ★
18 Beiträge

Hallo Weinlese,

danke für Deine Antwort zu meinem Bayer-Statement.

So denke ich noch mal drüber nach.

  1. Glyphosat (Markenname von Monsanto: RoundUp) Wird von zwei Anwendergruppen eingesetzt. A. Den Landwirten. Die sitzen vorne auf ihrem Traktor. 10 Meter dahinter ist ein Tankanhänger mit den Sprühköpfen, die auf eine Breite von 60 bis 80 Meter verteilt sind und das in Wasser gelöste RoundUp in der – schon aus Kostengründen – richtigen Dosierung versprühen. B. Die Hausmeister, (Hobby-) Gärtner, Parkpfleger, Sportplatzbetreuer usw., kurz die Hobby-User. Die dosieren RoundUp nach dem Motto „Viel hilft viel“ und sind mit der Nase wenige Zentimeter von der Gießkanne oder dem Drucksprüher entfernt. Und genau um diese Gruppe geht es in den bisherigen zwei Fällen – nicht um die Landwirte, die viele Meter von den Sprühköpfen entfernt sind und auf die sich die meisten „Unschädlichkeits-Gutachten“ beziehen.
  2. Das erste Urteil erging zu Gunsten eines Hausmeisters (also Gruppe B) und sah einen Schadensersatz von zunächst rd. 300 Millionen US$ vor, der kurz darauf auf rd. 80 Millionen US$ reduziert wurde. Das zeigt erst einmal nur, dass viel Luft nach oben und unten besteht.
  3. Das zweite Urteil vom 19. März 2019 ist zwar nur ein Halbzeit-Ergebnis, aber gewichtig. Denn es ist neben einigen andern, die in Kürze anstehen, ein Bellwether (=Leithammel) Case, also – wie Du richtig vermutet hast - eine Art Musterprozess.
  4. Wenn in Urteil „1“ rd. 80 Millionen US$ (auch wenn von Bayer angefochten) zu Buche stehen, dann sind 10 Millionen US$ Schadensersatz eine mehr als vorsichtige Schätzung.
  5. Selbst nur die Hälfte davon würde das Ende der über 100jährigen Geschichte von Bayer bedeuten.

Ich hoffe, dass ich nicht Recht habe. Aber es ist mir egal, weil ich keine einzige Bayer-Aktie mehr besitze.

Greetz

Hans Sax

Hans Sax
Autor ★
18 Beiträge

jetzt ist es passiert.

In dem aktuellen Bellwether (=Leithammel) Case hat das Gericht heute 27. 03. 2019 (Ortszeit) dem Mr. Edwin Hardeman rd. 80 Millionen US$ Schadensersatz zugesprochen - und damit etwa genau so viel wie Mr. Dewayne Johnson im August 2018.

Und das nächste Bellwether Case (Alva und Alberta Pilliod) beginnt heute 28. 03. 2019 (Ortszeit).

Da freut sich Herr Baumann 'Monsanto-Kauf war und ist eine gute Idee' sicher schon drauf.

Hans Sax
Autor ★
18 Beiträge

… wie bei mir üblich, ganz grob gerechnet (was nützen Kommastellen, wenn man um das zehn- oder gar hundertfache daneben liegt) und 1 € = 1 US$.

Im aktuellen Bellwether (=Leithammel) Case mit dem Ehepaar Pilliod setzte das Gericht mit der Strafe von 2 Milliarden US$ eine interessante Marke. Würden die verbleibenden 15000 Fälle ähnlich entschieden, müsste Bayer eine Summe zahlen, die dem vierfachen BIP der Bundesrepublik Deutschland entspricht. Dazu wird es wohl kaum kommen. Nimmt man nun 1/10 oder auch nur 1/100 dieser Summe, landet man im wahrscheinlichen, wenn nicht sogar sehr wahrscheinlichen Bereich. 1/100 wären 150 Mrd. Ein Betrag, der den sicheren Tod von Bayer und den Totalverlust aller Aktien bedeutet.

Es gibt nur einen Ausweg: Den schnellstmöglichen Verkauf von Monsanto incl. aller Verpflichtungen an einen amerikanischen (und zwar nur einen amerikanischen) Investor für 1 US$.

Nur dann gibt es weiter eine Existenzmöglichkeit und –berechtigung für Bayer. Und Herr Baumann ('Monsanto-Kauf war und ist eine gute Idee') kann sich rühmen, 63 Mrd. US$ verbrannt zu haben

Hans Sax
Autor ★
18 Beiträge

Es ist natürlich toll für Bayer, wenn das Berufungsgericht im Verfahren von Dewayne Johnson den Schaden- und Strafschadenersatz von 289 Millionen auf 20,5 Millionen US-$ gesenkt hat. Und so wertete Bayer dies stolz als "Schritt in die richtige Richtung".

 

Für mich ist es dagegen der klassische Pyrrhus Sieg. Nachdem Pyrrhus die Römer unter großen Verlusten besiegt hatte, sagte er sinngemäß: “Noch so ein Sieg und wir sind verloren“. Und so kam es damals auch.

 

Der ohnehin angenehm verschwiegene Mediator Ken Feinberg hat sich seit vielen Wochen nicht mehr geäußert. Dafür tönte Baumann laut von einem erfolgreichen 10-Milliarden-Vergleich, den es überhaupt nicht gibt. Von Feinberg kam dazu merkwürdigerweise kein Wort.

 

10 Milliarden, das sind bei rd. 100.000 Klägern 100.000 US-$ je Kläger.

 

Nehmen wir einmal an, dass in der dritten Instanz (wenn überhaupt) die Summe bei Dewayne Johnson von 20,5 auf 10 Millionen reduziert wird, dann stehen insgesamt nicht 10 sondern mehr als 1000 Milliarden im Feuer.

 

Daran gemessen haben die Junx von Wirecard mit ihren läppischen 3,2 Milliarden gerade mal die Portokasse geplündert.

Hans Sax
Autor ★
18 Beiträge

Es klingt unglaublich, aber es ist wohl was dran. Ich hatte ja schon öfters auf die tödliche Gefahr hingewiesen, die Bayer aus dem Monsanto-Roundup-Glyphosat-Skandal droht.

Und jetzt lese ich auf der durchaus ernst zu nehmenden site USRTK, dass Bayer seinen weit über 100.000 Klägern droht, dass Bayer in Insolvenz gehen wird, wenn die Kläger Bayer's mickriges Vergeichsangebot nicht annehmen. Nach der Insolvenz von Bayer würden die Kläger dann sogar noch weniger Geld bekommen.

Ich kann den Wahrheitsgehalt dieser Meldung nicht überprüfen. Aber es riecht verdächtig nach Baumann's letztem (und 1. extrem peinlichem und 2. wohl völlig vergeblichen) Befreiungsschlag.

Bayer in Insolvenz - da ist Wirecard eine quantité négligeable.

Zilch
Legende
8.174 Beiträge

 Seit 2018 gibt es diese Vermutung und Meldung. Schon damals hieß es "Wird Bayer durch die Monsanto-Übernahme Insolvenz anmelden?". 2019 dann noch mal diese Schlagzeilen. Jetzt 2020 wieder. 

Hier heißt es wohl "abwarten und schauen was passiert".

Ich finde dazu nur was bei "Börse am Sonntag", ich habe keine Ahnung wie seriös das Ding ist. Würde aber vermuten wenn wirklich die Insolvenz droht wäre es in "aller Munde".

______________________
Research alone won't ensure a profit. Your main goal should be to make money, not to get an A in How to Read a Balance Sheet. - RD

Marin
Mentor ★
1.472 Beiträge

Ist es bei solchen Geschichten nicht immer das gleiche Muster?

Die Kläger fordern absurde Milliarden-Beträge.

Die Firma beteuert, wirklich gar kein Geld zu haben.

Am Ende trifft man sich ganz lautlos irgendwo in der Mitte.

 

So wahrscheinlich auch in diesem Fall...

Hans Sax
Autor ★
18 Beiträge

Die site USRTK schrieb am 30. Juli 2020: „Bayer hat (gegenüber den Anwälten der Kläger – HS) mit einem Insolvenzantrag gedroht, und wenn das Unternehmen diesen Weg einschlagen würde, würde die Begleichung von Roundup-Ansprüchen viel länger dauern und wahrscheinlich letztendlich zu weitaus weniger Geld für die Kläger führen.“ (Übersetzung von google Translator). USRTK ist mit den Klägeranwälten in gutem Kontakt und ich gehe nicht davon aus, dass die sich das aus den Fingern saugen. Abwarten, dann ist es in "aller Munde".