am 11.04.2025 12:46
@Krügerrand ne sorry ich denk du liegst falsch
1. deine These mit der Anpassungsschwelle ist fraglich, weil die greift erst bei einer Dax-Änderung von 9%, und die wurden (glaube ich) gerade so nicht erreicht.
2. falls die 9% doch erreicht wurden am 09.04, und folglich außerordentlich und/oder über Nacht angepasst wurde, dann müssten die vom TE genannten Zahlen/Rechnungen für den 10.04 aufgehen - aber das tun sie nicht.
3. Der relevante Beobachtungskurs ist laut BIP der DAX "wie fortlaufend von der Deutsche Börse AG festgestellt". Und die stellen nur Dax-Kurse zwischen 09:00 und 17:30 Uhr fest. Alles weitere heißt auch nicht "DAX", sondern "DAX-Indikation", und das kann jeder feststellen, wie er will. Gibt es nicht offiziell.
4. Die Handelszeiten des Zertifikats haben wenig zu tun mit dem DAX-Beobachtungskurs. Emittenten und Broker bieten Handel einfach zu längeren Zeiten an, weil sie mehr Geld verdienen wollen. Diese längeren Handelszeiten ändern aber nichts am Beobachtungskurs und wie der Hebel-Reset dabei funktioniert, sag ich.
am 11.04.2025 22:32
Hallo Experten und Mentoren 😊
vielen lieben Dank für Eure Erklärungen. Das hilft mir schon weiter. Basiseffekt war mir schon vorher klar, aber eben deshalb kam ich ja mit der Kursentwicklung überhaupt nicht zurecht. Die außerordentliche Anpassung muss wohl hier der maßgebliche Faktor sein, anders nicht zu erklären.
Ich hab nochmal genauer geschaut und gefunden, dass der Kurs des Scheins zwischen 09.00 und 09.35 um über 100 Prozent gestiegen ist, von 0.21 auf 0,43. Warum da diese Anpassung vorgenommen wurde, verstehe ich allerdings noch nicht. Der DAX hat sich ja in dem Zeitraum gerade mal um 350 Punkte bewegt. Das bringe ich nicht mit der Anpassungsschwelle von 9 Prozent überein.
Wenn Ihr da noch Ideen hättet..... gerne rüberreichen.
am 11.04.2025 23:31
@Monika123 schrieb:Ich hab nochmal genauer geschaut und gefunden, dass der Kurs des Scheins zwischen 09.00 und 09.35 um über 100 Prozent gestiegen ist, von 0.21 auf 0,43. [...] Der DAX hat sich ja in dem Zeitraum gerade mal um 350 Punkte bewegt.
Und das ist völlig ok, da ist nichts verwunderlich dran! Weil deine Hebel-Rechnung, wie du sie immer korrekt machst ("Wenn der Dax so und soviel Prozent fällt, dann rechne ich das mal 10, und dann weiß ich, wieviel Prozent das Zertifikat steigt") diese Rechnung ist nur korrekt bezogen auf den Zeitpunkt, wo der Hebel zuletzt resettet wurde (also 17:30 Uhr), sowie näherungsweise bezogen auf beliebige Zeitpunkte, sofern die Kursänderung seit dem letzten Reset nur relativ niedrig war. Aber das ist hier eben ausnahmsweise nicht der Fall, weshalb deine Hebel-Rechnung im Zeitraum von 09:00 bis 09:35 ausnahmsweise nicht zulässig ist. In dem Zeitraum hatte dein Zertifikat ein viel größeren Hebel (50 oder so - ich weiß es nicht). Deshalb wird er ja jeden Tag resettet auf 10, damit das Produkt ein konstanten 10er-Hebel hat über die Wochen und Monate hinweg.
Ich handel jede Menge Zertifikate, die nicht täglich resettet werden. Da ändert sich der Hebel ständig extrem, umso extremer, je mehr sich der Basiswert verändert. Ganz normal, nicht dubios. Aber weil viele Leute das nicht wollen, bieten die Emittenten eben oft auch Zertifikate mit konstantem Hebel an, wie in deinem Fall. Und das wird technisch bewerkstelligt, indem man den Hebel jeden Tag einmal auf 10 resettet. Aber intraday verändert sich der Hebel trotzdem! Alles GAAANZ normal. Und eine außerordentliche Anpassung braucht man hier nicht, um zu erklären, was passiert ist.
am 11.04.2025 23:46
Dir ist das bisher nicht aufgefallen, weil die Intraday-Swings immer relativ klein waren. Denn bei kleinen Intraday-Swings klappt deine 10er-Hebel-Rechnung wunderbar für beliebige Zeiträume. Aber bei einem extremen Intraday-Swing klappt die Rechnung nicht. Wenn das Zertifikat 1% fällt, muss es 1% steigen, um zum Ausgang zurückzukehren. Wenn es aber um 80% fällt, muss es 400% steigen, um zum Ausgang zurückzukehren. Deshalb hat dein Zertifikat in dieser Situation plötzlich einen viel größeren Hebel (nicht nur 10). Deshalb ist deine Rechnung mit dem 10er-Hebel in dieser Situation nicht zulässig.
am 12.04.2025 12:09
Hallo LusTiger,
die Erläuterung kann ich schon nachvollziehen, allerdings wird ja das Produkt die ganze Zeit gehandelt. Bis auf 22.00 bis 08.00.
Ich kaufe also 250 000 zu 0,21 und verkaufe 35 Minuten zu 0,43 und bin um 55 000 EUR reicher, weil der Hebel plötzlich 100 und nicht 10 beträgt? Wer weiß denn so was? Also der Verkäufer, der mir die 250 000 zuvor verkauft hat, bestimmt nicht. Müsste denn das Produkt da nicht während so einer Phase vom Handel ausgesperrt werden?
am 12.04.2025 12:11
@Monika123 schrieb:Warum da diese Anpassung vorgenommen wurde, verstehe ich allerdings noch nicht. Der DAX hat sich ja in dem Zeitraum gerade mal um 350 Punkte bewegt. Das bringe ich nicht mit der Anpassungsschwelle von 9 Prozent überein.
Ich sage, du hast die falsche Antwort (vom guten Krügerrand) als hilfreiche Antwort markiert, einfach nur, weil die Antwort natürlich bequemer ist als meine Antwort, weil meine Antwort erschüttert dein Weltbild von der Anwendbarkeit deiner Hebel-Rechnung. Aber: Wie du selbst feststellst, die Antwort vom Krügerrand läßt grundlegende Fragen offen.
am 12.04.2025 12:24
@Monika123 schrieb:Ich kaufe also 250 000 zu 0,21 und verkaufe 35 Minuten zu 0,43 und bin um 55 000 EUR reicher, weil der Hebel plötzlich 100 und nicht 10 beträgt?
GANZ GENAU! Du hättest in dem Zeitfenster absolute sick Gains machen können. Das ist aber kein geheimer Cheat oder so - wenn der Kurs in die andere Richtung gelaufen wäre, wäre es umso schneller abwärts gegangen. Es ist mathematisch fair.
Allerdings bin ich mir nicht ganz sicher, ob es mathematisch wirklich bis zu einem 100er-Hebel hochgehen kann, oder ob eben durch diese mysteriöse außerordentlicihe Anpassung (ab 9%-Intraday-Änderung) der Hebel nicht ganz so hoch gehen kann. Müsste man rechnen, und die Details studieren von dieser außerordentlichen Anpassung (von der ich zugebe, dass ich nicht wirklich weiß, wie sie funktioniert). Aber es geht bei dieser Anpassung letztlich darum, den hier diskutierten Effekt der Hebelabweichung wenigstens etwas zu begrenzen an absolut extremen Handelstagen.
am 12.04.2025 12:39
@LusTiger schrieb:GANZ GENAU! Du hättest in dem Zeitfenster absolute sick Gains machen können.
wobei man natürlich dazu sagen muss: Bei extremen Hebeln verlangen die Emittenten auch extreme Spreads, weshalb es praktisch wohl sehr schwer ist, solche Situationen profitabel zu traden. Statistisch liegt man meilenweit hinten (wegen den hohen Spreads). Dazu kommt, dass die Emittenten während extremer Kurssprünge regelmäßig den Handel vorübergehend einstellen, oder nur wenig Handelsvolumen anbieten, oder nur Scheine zurückkaufen aber keine mehr verkaufen.
am 12.04.2025 13:07
@Monika123 schrieb:Wer weiß denn so was? Also der Verkäufer, der mir die 250 000 zuvor verkauft hat, bestimmt nicht.
Also der Verkäufer/Käufer ist in 99,9% der Fälle der Emittent des Zertifikats, in dem Fall die BNP Paribas. Die wissen das natürlich.
Machst du nicht Soforthandel mit BNP Paribas? Ich mach nie was anderes, immer nur Soforthandel mit dem jeweiligen Emittent. Natürlich kann man all die Zertifikate auch auf den bekannten Börsen traden, aber das ist Fake-Trading. Es gibt zuviele Zertifikate in zuvielen Varianten als dass auf den Börsen ein echter Markt entstehen würde. Wenn du auf den Börsen Zertifikate kaufst/verkaufst, wird das praktisch nur 1 zu 1 an den Emittent weitergeleitet. Daher geh ich immer gleich direkt zum Emittent.
@Monika123 schrieb:Müsste denn das Produkt da nicht während so einer Phase vom Handel ausgesperrt werden?
Keinesfalls! Es ist mathematisch fair, in erster Näherung. In zweiter Näherung ist es mathematisch unfair, weil der Spread (ziemlich sicher) stark hochgeht. Aber du musst ja nicht traden während extremen Kurssprüngen. Kannst es aussitzen, und wenn sich alles beruhigt hat, kriegst du, was mathematisch fair ist.
am 12.04.2025 13:13
@Monika123 schrieb:die Erläuterung kann ich schon nachvollziehen, allerdings wird ja das Produkt die ganze Zeit gehandelt. Bis auf 22.00 bis 08.00.
Ja schon, aber was passt nicht daran? Die Handelszeiten beeinflussen nicht, wie die Produktmathematik (mit Hebel und Anpassungsschwelle etc.) funktioniert.
Stell dir vor, du tradest das Zertifikat Sonntag nachts um 3 Uhr mit nem Kumpel per formlosem, handschriftlichem Kaufvertrag (finanziell abwickeln tut ihr es dann später). Das würde nix ändern an der Produktmathematik. Und so muss man auch die erweiterten Handelszeiten vor 09:00 Uhr und nach 17:30 Uhr sehen.