am 05.04.2017 14:57
am 05.04.2017 14:57
Hallo zusammen,
sorry, möglicherweise ist dies eine total bescheuerte Anfängerfrage - aber ich stehe echt auf dem Schlauch.
Folgendes Problem: Ich besitze 3 Stück "NOMURA REAL RETURN FONDS" (WKN 848436), die ich am 15.06.2010 zu einem Stückpreis i.H.v. 552,05666 Euro gekauft habe (damals noch über die AAB). Im Jahr 2016 übetrug ich dann mein Depot kurzzeitig zur DKB und nun (2017) zur comdirect-Bank.
Bei der DKB konnte ich die Anschaffungsdaten nicht einsehen.
Nun - bei der comdirect-Bank - fiel mir auf, dass Anschaffungskosten i. H. v. nur 474,1367 Euro pro Stück übermittelt wurden. Dies wirkt sich natürlich entsprechend negativ auf die KESt aus - nämlich so, dass ich nun beim Verkauf Steuern auf einen Ertrag zahlen soll, der so gar nicht entstanden ist.
Die DKB sagt, von der AAB sei ihr beim Übertrag im Jahr 2016 ein Zwischengewinn i. H. v. 77,92 Euro pro Stück übermittelt worden - das würde den "neuen" Einstandskurs erklären (rechnerisch stimmt das auch). Die DKB habe nun die gleichen Werte an die comdirect übermittelt.
Habe dann bei der comdirect angerufen, um mir erklären zu lassen, was es mit diesem Zwischengewinn auf sich hat. Dort war man bemüht, es mir zu erklären - aber ich habe es nicht begriffen. Man sagte mir, es handele sich vermutlich um Dividenden, die zwischenzeitlich steuerfrei gezahlt wurden. Diese müssten von den Anschaffungskosten abgezogen werden. Das wiederum kann ich mir nicht erklären, da Dividenden aus diesem Fonds in den letzten Jahren ganz normal versteuert wurden (aus Steuerbescheinigungen der letzten Jahre ersichtlich). Daran kann es also eigentlich nicht liegen.
Hat jemand ein Erklärung, warum ich KESt auf einen Zuwachs bezahlen muss, der so nicht entstanden ist. Noch verwirrender wird es übrigens wenn ich mir den Kurs des Fonds z. B. unter https://www.comdirect.de/inf/fonds/detail/uebersicht.html?ID_NOTATION=10708424 anschaue - dort wird für den 15.06.2010 ein Kurs von 449,9453 angezeigt. Wenn ich z.B. bei OnVista schaue, betrug der Kurswert am 15.06.2010 genau 545,38 Euro - also wieder fast 100,- Euro Unterschied.
Was ist da los? Wo liegt mein Denkfehler?
Herzlichen Dank im Voraus für Eure Hilfe!
Chris
am 05.04.2017 15:48
Hallo Chris,
erst mal ein Erklärungsversuch anhand eines vereinfachten Beispiels.
Ein Fonds schüttet bspw. immer am 01.06. seine Erträge aus. Du kaufst diesen nun am 15.01. zu einem Preis von 120 Euro je Anteil. In diesem Preis sind 10 Euro sog. Zwischengewinne (Dividenden, Zinsen der Wertpapiere in diesem Fonds) enthalten.
Der Kaufwert wird nun mit 110 Euro hinterlegt und die 10 Euro an gezahlten Zwischengewinnen wandern in einen Verlustverrechnungstopf sonstige. Denn du hast ja bereits diesen Betrag gezahlt, ohne dafür einen Gegenwert erhalten zu haben, sprich Verlust gemacht.
Nehmen wir nun an, du verkaufst den Fonds am 02.03. zu einem Preis von 150 Euro. Zunächst wird nun dein Gewinn berechnet (150 - 110 = 40 Euro). Bevor es zu einer Anrechnung/Versteuerung des Betrages kommt, werden zunächst deine Verluste (hier: Verlusttopf sonstige) dagegengerechnet (40 - 10 Euro = 30 Euro).
Im Endeffekt ergeben beide Rechnungen also einen zu versteuernden Gewinn von 30 Euro. Nur der Gesetzgeber macht die Berechnung etwas schwieriger ![]()
Prüfe am besten Mal, ob du diesen Eintrag im Verlusttopf findest. Steht in der Steuerübersicht, meine ich.
Viele Grüße
nordlight
am 05.04.2017 16:55
Hallo nordlight,
vielen Dank für Deinen Erklärungsversuch.
Puuuuuh ... wer sagt, Fonds seien ideal für "Einsteiger" täuscht gewaltig ... Ich handele seit 10 Jahren ausschließlich mit Aktien und hatte noch nie solch seltsame Probleme. Es war immer alles logisch nachvollziehbar.
Mit meinen Fonds-Leichen dagegen, die ich auf Anraten eines "Finanzberaters" vor ein paar Jahren angeschafft habe (von wegen Risikostreuung und so), habe ich nur Probleme - dieses hier ist noch eines der kleineren.
Ich habe in der Steuerübersicht folgende Werte:
Gewinne/Verluste aus Aktien (Verrechnungssaldo): EUR 0,00
Gewinne/Verluste Sonstige (Verrechnungssaldo): EUR 555,73
Die 555,73 Euro stammen aus dem Verkauf von zwei anderen Fonds - das hat also mit dem NOMURA-Wert nichts zu tun. Ich kann daher nicht erkennen, dass ein Verlusttopf übertragen wurde. Wenn ich Dich richtig verstanden habe, müsste dort ein übertragener Verlust von 3 x 77,92 Euro (also insgesamt -233,76 Euro) ersichtlich sein. Vielleicht stehe ich auch immer noch auf dem Schlauch.
Viele Grüße,
Chris
am 05.04.2017 16:55
Sehr gute Erklärung von @nordlight!
Mit geht es bei den Zwischengewinnen wie bei der Abseits-Regel im Fußball: Ungefähr weiß ich, wie es funktioniert, aber ich kann es nicht richtig erklären.
Ich habe aber mal vor einiger Zeit mit einem Geldmarktfonds anhand einiger Käufe und Verkäufe experimentiert, um die Berechnung der Bank zu kontrollieren. Und die Zwischengewinn-Berechnung und -versteuerung hat exakt gestimmt!
Viele Grüße aus einem trüben München
nmh
am 05.04.2017 17:02
Arrrgggh, also wenn ausgewiesene Experten wie @nmh es nicht wirklich verstehen, sollte ich mir vielleicht nicht so viel Gedanken machen und es einfach so hinnehmen, wie es ist ...
Danke Euch trotzdem. Danke auch an @nordlight!
Viele Grüße,
Chris
05.04.2017 17:05 - bearbeitet 05.04.2017 17:07
05.04.2017 17:05 - bearbeitet 05.04.2017 17:07
Danke für das Lob, @ehemaliger Nutzer, aber ich bin auch nur ein Hobbyanleger.
Darf ich Dir etwas empfehlen? Unter Freunden?
Sprichst Du von Aktienfonds, die Dir vor einigen Jahren von dem "Berater" aufgeschwatzt wurden? Ich empfehle in einem solchen Fall immer, den eigenen Fonds mal mit dem DAX oder dem S&P 500 zu vergleichen. Auf zehn Jahre. Wenn der Fonds schlechter abgeschnitten hat (was meistens der Fall ist): verkaufen und stattdessen in einen ETF investieren. Da gibt es zwar (manchmal?) die Zwischengewinn-Problematik auch, aber Du bezahlst keinen Fondsmanager.
Nochmals Danke für das Kompliment.
nmh
am 05.04.2017 17:25
@nmh - ich meinte, Du hast Dir (zumindest hier) den 3-Sterne-Expertenstatus verdient. Ooooch, man kann auch hobbymäßig gewaltige Summen bewegen 😉
Diese Fonds wurden mir nicht direkt aufgeschwatzt ... eher "empfohlen". Waren auch eigentlich keine unbekannten ... Diese sollten eine "langfristig adäquate Rendite" bieten, ohne große Schwankungen. Aber insgesamt ca. 5% plus (nicht p.a., sondern insgesamt seit 2010!!!), das ist wohl keine Rendite. Mein Aktiendepot hat knapp 100% gemacht ... Werte einfach nur liegen lassen. Muss ich wohl nicht viel vergleichen ...
Das ist auch der Grund, warum ich momentan versuche, den ganzen Driss los zu werden. Deshalb fallen mir diese ganzen Ungereimtheiten erst jetzt auf.
Möchte eigentlich gerne ganz auf ETFs und Fonds komplett verzichten. Investiere lieber in Einzelwerte und weiß dann, wem ich einen herben Verlust zu verdanken habe 😉
Viele Grüße,
Chris
06.04.2017 07:52 - bearbeitet 06.04.2017 07:53
06.04.2017 07:52 - bearbeitet 06.04.2017 07:53
Danke für euer Lob!
Chris, es könnte auch sein, dass dein "Zwischengewinnverlust" bei der AAB oder der DKB zwischen Kauf und Übertrag mit anderen dort erzielten Gewinnen verrechnet wurde und daher kein Übertrag erfolgt ist. Lässt sich für dich allerdings nicht mehr nachvollziehen, denke ich.
Wie nmh bereits im vierten Beitrag erwähnte, klappt die Berechnung durch die Banken in der Regel ohne Probleme. Also mach dir keinen Kopf, wenn du hauptsächlich eh auf Aktien sezt.
Viele Grüße
nordlight
am 06.04.2017 13:02
@nordlight - Ja, Du hast Recht. Verkaufen, weg damit und weitermachen. In der Zeit in der ich mir über solche Details den Kopf zerbreche hätte ich den kleinen "Verlust" wahrscheinlich schon längst wieder reingeholt 😉
Danke für Deine Hilfe!
Chris