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Petrus zeichnet Telefonate auf

nmh
Legende
9.960 Beiträge

Liebe comdirect-Kunden und -Aktionäre,

 

keine Angst, die komische Headline erkläre ich gleich noch.

 

Der Hedgefonds Petrus Advisers outet sich als zweitgrößter Aktionär von comdirect (WKN 542800) nach der Commerzbank. Und macht gewaltig Stunk: In einem offenen Brief an Commerzbank-CEO Martin Zielke wirft man den beiden Banken vor, comdirect sei in Wirklichkeit nur eine Abteilung der Commerzbank, sei quasi weisungsgebunden, obwohl es keinen Beherrschungsvertrag gebe. Ein Indiz dafür sei, daß die Mitglieder in Vorstand und Aufsichtsrat von comdirect fast vollständig aus der Commerzbank oder deren Umfeld (frühere Dresdner Bank) stammten. Außerden basiere die Erfolgsbeteiligung für das Managament von comdirect angeblich auf Commerzbank-Aktien, nicht auf comdirect-Aktien. Schließlich sei die IT- und Prozess-Infrastruktur von comdirect tief in die Systeme der Commerzbank eingebunden. Bemängelt wird, dass comdirect die Sparmaßnahmen bei der Commerzbank nicht zu Gute kommen, und dass comdirect schon lang keine innovativen neuen Ideen mehr habe.

 

Der offene Brief ist hier abzurufen:

http://www.petrusadvisers.com/media/letter_to_coba_12_september_2017_english_version_final.pdf

 

Weiterführende Informationen hat Petrus Advisers in einem Dokument veröffentlicht, das man unter dem Stichwort "Weckruf für Comdirect" in Google findet (zum Beispiel hier oder im Original hier auf Englisch).

 

Und in diesem Dokument findet man die schöne Warnung "Telefongespräche mit Petrus werden möglicherweise aufgezeichnet" - daher meine Headline.

 

Aus meiner Sicht als Aktionär von comdirect sind alle Vorwürfe berechtigt. Auch ich finde es seltsam, dass die Vorstände von comdirect für ihren Erfolg offenbar Commerzbank-Aktien erhalten, keine comdirect-Aktien.

 

Aus meiner Sicht als Kunde bei comdirect bin ich allerdings heilfroh, daß die Commerzbank im Hintergrund wirkt. Die Abwicklungsqualität ist sehr hoch, Fehler passieren nicht häufig und insbesondere seltener als bei anderen Banken, die nicht über ein derart starkes Back Office verfügen. Nein, ich spreche nicht von gelegentlichen Störungen auf der Website (buuuh!) oder weil einige von Euch mit den Apps unzufrieden sind (hach, wie schlimm!). Ich meine tatsächlich die Abwicklung der Geschäfte, beispielsweise bei komplexen Kapitalmaßnahmen oder auch die steuerliche Behandlung (schöne Grüße an meine Freunde in der Steuerabteilung). Auf diesen Ebenen kann man sich eigentlich immer auf comdirect verlassen, und das liegt eben daran, daß wir in Wirklichkeit Commerzbank-Kunden sind - nur mit geringeren Gebühren. Und als Kunde hoffe ich eigentlich auch nicht, dass die Sparmaßnahmen bei comdirect noch schlimmer werden - siehe hier.

 

Petrus fordert unter anderem, comdirect solle IT-Prozesse outsourcen und nicht der Commerzbank überlassen. Nun, was passiert, wenn man outsourct, zeigt sich aktuell bei der Software unserer Community (outgesourct an Lithium, sehr häufige Störungen, wirklich lästig; am Aktienkurs von Lithium kann man ablesen, dass das möglicherweise ein rechter Saftladen ist) oder am Informer (outgesourct an IDMS/Factset, regelmäßige Störungen kennt Ihr ja alle). Also aus meiner Sicht als Kunde: nein, danke.

 

Warten wir ab, ob mit dem aktivistischen Aktionär auch für comdirect-Aktionäre noch bessere Zeiten anbrechen. Ich hoffe nicht, dass sich für die Kunden etwas verändert.

 

Viele Grüße aus einem frisch verschneiten München

 

nmh

Disclaimer: Ich habe leider kein scharfes ß auf meiner Schweizer Tastatur.
10 ANTWORTEN

Zargoras
Mentor ★★
1.528 Beiträge

@nmh

 

ich finde das sowohl gut, als auch kritisch, das die comdirect, komplett unter dem Commerzbank Pantoffel steht, ist wohl jedem so ziemlich klar, und solange es nicht illegal ist, kann die Commerzbank jegliche Kritik aussitzen, dank ihres kleinen Anteils an der comdirect.

 

Bis vor kurzem hat mich an der Situation die mehr als veraltete IT der comdirect im backend gestört, was einer online bank unwürdig ist. Aber mittlwerweile Rüstet die Commerzbank ja deutlich auf, und was deren Web und App angebot angeht, bin ich von der Commerzbank eigentlich begeistert, schwierig wird es da, wo die Commerzbank wie ein Betonklotz wirkt.

 

Bedenklich finde ich auch, das die comdirect sicherlich auf Weisung gewisse aktivitäten oder Geschäftsfelder ignoreieren muss. Ein Beispiel wären Geschäftskunden, ich denke hier könnte die comdirect durchaus eine Marktlücke abdecken, jedoch dürfte das der Commerzbank in ihrer Kurzsichtigkeit kaum gefallen, man schaue sich mal Kontist an, sowas wäre in meinen Augen eine Interessante Ergänzung.

 

Schön finde ich, das die comdirect durch die Commerzbank nicht zum Spielball von Investoren wird.

 

Letztlich wird auch dieser Investor im Abseits stehen und vielleicht ein Wenig Meckern können, aber ausrichten? Ich wage es zu bezweifeln.

baha
Mentor ★★★
2.677 Beiträge

Hallo zusammen,

 

vielen Dank für diesen Einblick in die Strukturen von Comdirect/Commerzbank. Auch war ich zu früheren Zeiten einmal Kunde der Dresdner Bank. Durchaus interessant die Art der Verquickung und nicht unter allen Gesichtspunkten erfreulich. 

 

Die Commerzbank war für mich auch eine unter mehreren Kandidatinnen für mein "Hauptdepot". Letztlich waren es in der Tat die Konditionen, insbesondere bei Sparplänen, die mich davon abgehalten haben. Inzwischen bin ich schlauer. Somit hat sich das mit den Sparplänen deutlich relativiert, habe nur einen monatlichen Sparplan hier über ein einziges Wertpapier und habe deshalb auch schon überlegt diesen abzuschaffen und manuell zu ordern. Ein Wechsel ist daher sicher nicht für alle Zeit ausgeschlossen.

 

Die Abhängigkeit von der Comdirect von der Commerzbank sehe ich ebenfalls als Innovationsbremse und damit vor allem langfristig als Gefahr für das Unternehmen. Früher oder später (eher früher) werden sich andere mit neuen Innovationen hervortun, die Comdirect von der Mutter verweigert werden. Sei es aus Kostengründen, aus technischen Gründen, oder eventuell sogar "weil es das bei der Commerzbank nicht gibt, darf es das auch bei Comdirect nicht geben".

 

Ganz ähnlich sieht es bei Consors aus. Diese hängt ja komplett an der BNPP. Kundenwünsche werden hier wie dort zwar gerne entgegengenommen, realisiert wird aber wenig. Das liegt sicher nicht an den Mitarbeitern, mit denen man als Kunde zu tun hat!

 

Alternativen gibt es allenthalben.

 

baha

Wolv
Experte ★★
489 Beiträge

@baha @nmh @Zargoras ....aus meiner Sicht ist das alles nicht so dramatisch.

Die Banken sind doch auch nichts weiter wie ein Warengeschäft.

Sie bieten Ihre eigenen Produkte an, oder die Produkte von "anderen Partnern"

um GELD ZU VERDIENEN. Viele Warenhäuser bieten ebenfalls "eigene Produktmarken" an...die Marke "ja" oder "real quality" ...dabei ist da nichts weiter

drin wie ALTER WEIN IN NEUEN SCHLÄUCHEN... nur etwas abgeändert, was den Inhalt oder die Zusatzstoffe angeht, mit Augenwischerei wird Geld verdient. 

Wir nutzen das Angebot, von comdirket (eine Verpackungshülle der Commerzbank) für uns ein Preisvorteil...unsere Wahl.

Der Hintergrund

 

Zargoras
Mentor ★★
1.528 Beiträge

@Wolv

 

Ich denke es ist durchaus gesund, sich die Frage zu stellen, ob dies Probleme bereitet. Petrus führt ja ganz klar auf, das sich die comdirect scheinbar durch ihre enge Bindung an die Commerzbank von dieser für Dienstleistungen abzocken lässt, wenn die Commerzbank quasie alle Gewinne über diesen Weg abführen lässt, gehen die Paar anderen Aktionäre eben Dividendentechnisch leer aus. Oder alternativ kann die comdirect die Kostenvorteile die sie haben könnte nich an ihre Kunden weiter geben, was sie im Wettbewerb schlechter darstellen würde.

Also ist es durchaus Sinnvoll dies Kritisch zu hinterfragen.

 

Und wenn du die Eigenmarken ansprichst, ist dies ja quasie das Parade Beispiel für einen anderen Punkt den Petrus kritisiert. Eigenmarken sind nie Innovativ, das Einzige was die können, ist Umsatzstarke Produkte ab zu kupfern.

 

Ich bemängel ja auch schon länger das die Comdirect nicht wirklich Smart ist, sie läuft vielen trends sehr Zeitverzögert hinterher, die Website sieht jetzt vielleicht "Hip" aus, aber die usability ist eine Katastrophe, im persönlichen Bereich müsste mal so dringend ausgemistet werden, (z.B. warum wird in meinem MENÜ Werbung für die eröffnung eines Junior Girokontos, ein Werbebanner okay, aber ein Menüpunkt??? oder wieso sind da Punkte wie Tagesgeld Plus, wenn ich drauf gehe, wird mir nur gesagt, das ich derzeit keines Eröffnen kann, oder in der Verwaltung der reiter mit Realtime Kursen... Die einzelnen Menüs werden immer weiter zugemüllt genauso wie die Postbox).

 

Oder die Apps bei denen scheinbar keine klare Strategie verfolgt wird, für jede Idee eine Seperate App, deren Entwicklung so unglaublich langsam ist, das viele einfach nur Resignieren...

 

Die comdirect dient der Commerzbank halt häufig als testumgebung, sodass es häufig wirkt, als würden die einzelnen Projekte nie so Richtig aus dem Erforschungs Stadium austreten.

 

Aber wie gesagt, die starke Bindung hat auch ihre Vorteile, der Service ist konsistent sehr gut (mich erinnert das ein Wenig an Börsennotierten Familienunternehmen.

Glücksdrache
Legende
3.624 Beiträge

Lieber @nmh,

liebe Community,

 

erst einmal Herzlichen Dank für den Beitrag. Ich kann aber alle Beteiligten nur auf Gefechtsstation rufen. Smiley (Zunge)

 

Für mich sieht dies aus wie ein Frontalangriff eines Investors, der mit comdirect allerdings ein wesentlich besseres Papier hält als mit anderen Werten aus der Bankenbranche.

 

Dieser Satz erzürnt mich besonders, er ist in der Sprache der Source und der Übersetzung leider gleich unverschämt:

 

"For almost two decades the business has been void of any intelligent ideas, trailing behind its main competitors"

 

E -> D

(Beinahe zwei Jahrzehnte lang fehlten dem Geschäf[smodell] jegliche intelligenten Denkansätze, es hinkt hinter seinen wesentlichen Mitbewerbern hinterhet)

 

 

Wenn ich ein Beispiel dafür suchen müsste, was faked news oder Propaganda sein soll, dann ist der obige Satz ein Beispiel.

 

Meine persönliche Einschätzung:

 

+ Wo denn bitte schön finde ich als Kunde das aktive Bewerben von kundenfreundlichen Sparverträgen in Einzelpapiere - wenn ich es nicht bei comdirect finde? Die rote Bankengruppe kann so was gar nicht oder will es nicht können!

 

+ Wo gibt es eine so perfekt strukturierte Benutzeroberfläche. Wenn ich mir da so ansehe, was ein Direktbroker aus Köln anbietet. Das ist was für Puristen (und vielleicht für Einsteiger im ersten Aktienjahr), auf lange Dauer weicht man dann aber auf comdirect oder ein Doppelfenster aus "E_sytrade" und "finanztreff" aus.

 

Auf den weiteren Seiten substantiiert Petrus "Advisors" die Pauschalaussagen nicht näher.

 

Für mich als Außenstehenden sieht das so aus, als wenn der Anteilseigner einfach einen Vertreter in irgendeinem Unternehmensorgan platzieren möchte.

 

Und nur am Rande: Vorzugskonditionen für Kunden beispielsweise für den Zugriff auf LiveTrading Commerzbank, LiveTrading Citibank oder LiveTrading HypoVereinsbank (Letzteres noch nicht ausprobiert) sind ein echter Win-Win. Sie sichern Handelsvolumen/Liquidität in Derivaten und Provisionserträge.

 

Performance König comdirect gegenüber Deutsche BankPerformance König comdirect gegenüber Deutsche Bank

Wer einmal einen zusätzlichen Vergleich mit dem Wert der

Deutschen Börse AG (WKN 581005) startet, der wird sehen: Dort

war ja die geplante Fusion mit LSE einer der Wachstumstreiber.

 

Und das bei einem Unternehmen, dessen Wert durch viele andere/neue Börsenplätze im Gegensatz zu dem von comdirect bedroht ist.

 

Was immer also "Petrus Advisors" da erreichen will: Ein Handeln im Sinne der Aktionäre, der Kunden oder auch der gesamten Dienstleistungsqualität ist leider nicht erkennbar. Frustrierte Smiley

 

Selbst wenn man "back- und mid office costs" (Seite 20) reduzieren könnte wie es so schön heißt: Dann würde man ja nur noch eine White Label-/Marktstandard-Lösung verwenden und Einzigartigkeit verlieren. In der Folge würden die Margen einbrechen.

 

Es ist irgendeine Art Angriff von Petrus "Advisors" mit noch nicht erkennbarem Ziel.

 

Eine weitere Variante wäre natürlich eine Wertsteigerung, doch dieses Papier ist kein geeignetes Vehikel dafür.

 

Ich rufe deshalb zur Wachsamkeit auf.

 

Persönlich setze ich comdirect auf "übergewichten", Ausblick positiv.

 

Mehr weiß ich jetzt auch nicht.

 

Liebe Grüße

 

Glücksdrache

dg2210
Legende
6.201 Beiträge

Zargoras schrieb:

@Wolv

 

 Petrus führt ja ganz klar auf, das sich die comdirect scheinbar durch ihre enge Bindung an die Commerzbank von dieser für Dienstleistungen abzocken lässt, wenn die Commerzbank quasi alle Gewinne über diesen Weg abführen lässt,(...)


Dem ist aber nicht so. Die comdirect machte in den letzten Jahren jedes Jahr einen satten Gewinn. Lediglich das Jahr 2016 lief nicht besonders gut, da gab es "nur" 35 Millionen EUR Gewinn (im Jahr darauf aber rund doppelt so viel).

 

 

Wolv
Experte ★★
489 Beiträge

@dg2210@nmh@Glücksdrache @Zargoras @baha ...was ich sagen wollte ist folgendes: Comdirekt ist eine andere Verpackung/andere Plattform für die Commerzbank, damit sie Commerzbank sich "breiter" aufstellen kann und zusätzlich zu ihren Bestandskunden neue Kunden für das zeitgemäße Internetbanking gewinnen kann, bzw. vorhandene Kunden bequem von der Commerzbank auf die Comdirekt schwenken können. Zum einen generiert man Neukunden, zum anderen hält man die Stammkunden - das Einfahren von Gewinnen beider Banken zählt.

Wie nachher aufgeteilt wird, ist nicht so wichtig - Hauptsache, es wird Gewinn gemacht.

Ob und wie der Gewinn nun an die Aktionäre ausgeschüttet wird und in welcher Form entscheidet der Vorstand.

Ob dies Verfahren "gerecht" ist sei dahingestellt - niemand wird gezwungen Aktien der Commerzbank etc. zu halten.

Natürlich wird nun von Petrus "Stimmung" gemacht - vielleicht werden einige andere Großaktionäre aufspringen - die Entscheidung fällt auf anderer Ebene.

Man sollte auch im Auge haben, das nach wie vor mit einer Übernahme der Commerzbank geliebäugelt wird.

Die Commerzbank ist effizient und  klein ... zudem in Deutschland mit dem riesigen Kooperationspartner Post Bank gut verknüpft - Deutschlandweit kostenlos Bargeld auf der Post Bank Filiale abheben - strategisch ist die Commerzbank für eine Übernahme sehr interessant - - - meine Meinung.

 

 

dg2210
Legende
6.201 Beiträge

Wolv schrieb:

Die Commerzbank ist effizient und  klein ... zudem in Deutschland mit dem riesigen Kooperationspartner Post Bank gut verknüpft - Deutschlandweit kostenlos Bargeld auf der Post Bank Filiale abheben .

 

 


Zu "effizient und klein" möchte ich mich nicht äußern, aber die Postbank ist eine Tochter der Deutschen Bank und die CashGroup ist ein Angebot der privaten Banken und keine Sache zwischen Post- und Commerzbank.

Glücksdrache
Legende
3.624 Beiträge

Liebe Community,

 

ich bin der Meinung, dass die Commerzbank (WKN: CBK100) vor einer ziemlich goldenen Zukunft steht.

 

Der einzige, ernstzunehmende Mitbewerber im Großbankenbereich ist nicht nur innerlich zerstritten, sondern steht unter juristischem Dauerfeuer. Da stimmt aus meiner Sichtweise von außen Einiges nicht.

 

Eine kleine Gruppe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nimmt zudem erhebliche Werte vollkommen legal als sogenannte Boni mit. Wo doch eine Substanzstärkung dringend notwendig gewesen wäre. Smiley (traurig)

 

Die innere Kultur ist gespalten, einige handeln nach dem Motto: "Mitnehmen was geht solange noch was zu holen ist".

 

Wenn mich jemand fragen würde, wo er denn ein Girokonto eröffnen sollte, dann ist klar: Nicht bei den Blauen, sondern bei den Gelben!

 

Liebe Grüße

 

Glücksdrache