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so geht's: Bonuszertifikate für Kenner

nmh
Legende
9.959 Beiträge

Liebe Zertifikatefreunde (m/w),

 

ich freue mich sehr über das positive Feedback auf meine Idee, mit Bonus-Zertifikaten anzulegen. Dennoch gibt es einige Fallstricke, vor denen ich Euch schützen möchte. Zur Erinnerung:

 

Ähnlich wie die bekannten Discount-Zertifikate ist ein Bonus-Zertifikat ein Wertpapier mit eigener WKN, das eine Aktie oder einen Index (z.B. DAX) als Ausgangsbasis hat, der sogennante "Basiswert". Es gibt also zum Beispiel von der Commerzbank, von der BNP oder von der Deutschen Bank jeweils Bonus-Zertifikate auf den DAX, auf die Siemens-Aktie oder auf andere Aktien. Die jeweilige Aktie oder der DAX ist der Basiswert oder auch "Underlying" genannt, und die Bank, die das Zertifikat herausgibt, ist der Emittent. Außerdem hat jedes Bonuszertifikat u.a. eine bestimmte Laufzeit (Fälligkeitstag), eine Barriere und einen Bonusbetrag, der dann garantiert ausgezahlt wird, wenn der Basiswert die Barriere niemals während der Laufzeit verletzt hat. Die Barriere sollte also unter dem aktuellen Kurs des Basiswertes liegen. Die Art der Tilgung (bei Fälligkeit) hängt beim Zertifikat also davon ab, wie sich der Basiswert während der Laufzeit verhalten hat. Konkreter:

 

Es gibt zwei Typen, die leider neulich bei der Diskussion durcheinander geworfen wurden:

1.   Bonus-Zertifikate ohne Obergrenze

Parameter: Basiswert, Barriere, Bonusbetrag, Fälligkeitstag

Es gilt: Wenn die Barriere während der gesamten Laufzeit des Zertifikates niemals berührt oder unterschritten wird, dann gibt es am Fälligkeitstag entweder den Bonusbetrag (in bar) oder den Wert der Aktie, je nachdem, was höher (für den Anleger besser) ist. Falls der Bonusbetrag zur Auszahlung kommt, hat man die sogenannte "Bonusrendite" kassiert.

Falls die Barriere touchiert wurde, entfällt der Bonusanspruch, es gibt also bei Laufzeitende (erst dann!) den Wert der Aktie -- ohne Limit nach oben oder unten.

"Wert der Aktie" bedeutet entweder Barausgleich (bei den meisten Emittenten) oder einen Umtausch in die Aktie (z.B. bei Commerbank-Zertifikaten, meistens im Verhältnis eins zu eins).

2.   Bonus-Zertifikate mit Obergrenze ("capped bonus")

Parameter: Basiswert, Barriere, Bonusbetrag, Obergrenze, Fälligkeitstag

Es gilt: Wenn die Barriere während der gesamten Laufzeit des Zertifikates niemals berührt oder unterschritten wird, dann gibt es am Fälligkeitstag entweder den Bonusbetrag (in bar) oder den Wert der Aktie, je nachdem, was höher ist, jedoch maximal die Obergrenze.

Falls die Barriere touchiert wurde, entfällt der Bonusanspruch, es gibt also bei Laufzeitende (erst dann!) den Wert der Aktie, jedoch maximal die Obergrenze.

Die Obergrenze stimmt in aller Regel mit dem Bonusbetrag überein. In diesem häufigen Sonderfall gibt es nur zwei Szenarien bei Laufzeitende:

1.  Die Barriere wurde irgendwann verletzt, dann gibt es den Wert der Aktie.

2.  Die Barriere wurde nie verletzt, dann wird die Obergrenze in bar ausgezahlt, und man hat die maximal mögliche Rendite vereinnahmt, die in diesem Fall mit der Bonusrendite identisch ist.

"Wert der Aktie" bedeutet entweder Barausgleich (bei den meisten Emittenten) oder einen Umtausch in die Aktie (z.B. bei Commerbank-Zertifikaten).

 

Wovon hängt die Rendite ab?

 

Je länger die Restlaufzeit des Zertifikates, je höher die während der Restlaufzeit gezahlte Dividende des Basiswertes und je stärker der Basiswert schwankt, desto wahrscheinlicher ist ein Bruch der Barriere während der Restlaufzeit, und desto höher ist folglich die Bonus-Rendite des Zertifikates.

Welchen Haken haben Bonus-Zertifikate?

1.  Die Dividende, falls während der Laufzeit eine gezahlt wird, geht verloren. Damit wird der Bonus-Effekt finanziert. Aus diesem Grund sind Bonus-Zertifikate auf dividendenstarke Aktien attraktiver.
2.  Manche Bonuszertifikate kosten mehr als zur gleichen Zeit die Aktie. Man spricht vom "Aufgeld". Auch dadurch wird der Bonusanspruch finanziert. Achtung: Falls die Barriere verletzt wird, ist das Aufgeld für immer verloren.*
3.  Falls es eine Obergrenze gibt, ist nicht mehr Rendite drin - ähnlich wie beim Discount-Zertifikat.
4.  Falls der Emittent während der Laufzeit pleite geht, ist das Geld weg.

Und warum soll ich das tun?


Capped-Bonus-Zertifikate (also mit Obergrenze) mit tiefer Barriere eignen sich sehr gut für einen kurzen Zeitraum von einigen Monaten bis wenigen Jahren. Man bekommt mit sehr hoher Sicherheit (falls die Barriere tief genug ist) eine anständige Rendite (nämlich die maximal mögliche Rendite). Durch den Discount kann der Bonusmechanismus ebenso finanziert werden wie mit der Dividende. Aus diesem Grund gibt es bei Capped Bonus-Zertifikaten manchmal sogar ein Abgeld, das Zertifikat ist also billiger als die Aktie. Das wäre perfekt!

Und wenn man bei comdirect im Rahmen der 3,90-Euro-Aktion kauft, ist der Kauf einer Aktie über den Umweg eines Bonuszertifikates billiger als wenn man direkt kauft. Mehr dazu steht hier. Kleinvieh macht auch Mist!

 

Ich bevorzuge gecappte Bonus-Zertifikate (also mit Obergrenze), weil hier zwar die mögliche maximale Rendite, aber auch das Risiko geringer sind.

Wie wählt man Bonus-Zertifikate? Am besten auf   zertifikate.finanztreff.de

Dort könnt Ihr die unterschiedlichen Typen ein- und ausschalten. Bitte schaltet gecappte Zertifikate und normale Bonuspapiere ein.

Bei der Auswahl von Bonussen auf finanztreff.de beachtet Ihr bitte folgendes:

1.  Entscheidet Euch für einen Basiswert (z.B. DAX oder eine Aktie), dem Ihr weder extrem große Sprünge nach oben noch nach unten zutraut.
2.  sehr wichtig: Achtet auf ein niedriges Aufgeld. Maximal 10% p.a., besser weniger als 5% p.a. Denn das Aufgeld ist ersatzlos futsch*, wenn die Barriere durchbrochen wird. Perfekt wäre natürlich ein Abgeld (also ein Aufgeld kleiner Null: Zertifikat ist billiger als die Aktie).
3.  Wählt eine niedrige Barriere, von der Ihr glaubt, dass sie während der Laufzeit des Zertifikates nicht verletzt wird. Die Barriere sollte also je nach Schwankung der zugrunde liegenden Aktie möglichst mindestens 10, 15 oder besser sogar 20 Prozent vom aktuellen Kurs entfernt sein.

4.  Wenn Ihr diese Kriterien richtig anwendet und die Ergebnisse nach maximaler Rendite sortiert, werden Euch ganz oben Zertifikate angezeigt, die typischerweise eine Restlaufzeit von einem bis zwei Jahren haben.

Warum finanztreff? Weil man da nach dem Aufgeld filtern kann, und weil dort das Aufgeld p.a. angezeigt wird. Beides geht bei comdirect im Informer nicht.

 

Hier ist eine Auswahl an Bonus-Zertifikaten, die ich in den letzten Wochen gekauft habe:

 

Zertifikat  Basiswert  Barriere  Bonus  Obergrenze  Laufzeit

------------------------------------------------------------

CA2KEP      Lufthansa    16.00    26.50  26.50      31.12.19

CA2KGV      RWE          15.00    23.00  23.00      27.09.19

CJ3E2E      Telefonica    6.80     8.90   8.90      27.09.19

PZ3Q3P      Enel          4.00     6.00  keine      26.09.19

CA1AZW      E.ON          7.60    10.90  10.90      27.09.19

CV58HR      Allianz     165.00   251.00 251.00      31.12.19

CJ8CDE      TUI          10.00    16.70  16.70      27.03.20

CJ8FUY      Freenet      12.00    22.50  keine      26.06.20

CJ3CEW      Talanx       28.00    37.50  37.50      27.09.19

CJ3BWA      Evonik       20.00    28.00  28.00      27.09.19

------------------------------------------------------------

 

Maximale Rendite, Aufgeld und Abstand der Barriere bitte selbst ausrechnen. Oder bei Finanztreff eingeben.

 

Wie Ihr erkennt, sind das alles dividendenstarke Aktien. Warum Bonuspapiere dann attraktiv sind habe ich oben bereits begründet.


Ich hoffe, das hilft ein wenig bei der Auswahl passender Zertifikate.

nmh

 

_____________________

*)  Bonuszertifikate mit hohem Aufgeld haben einen Hebel, falls der Kurs des Basiswertes auf die Barriere zuläuft, weil der Abbau des Aufgeldes schneller geht als der Kursverfall des Basiswertes. Beispiel: Ein Bonuszertifikat kostet 30 Euro, die Aktie kostet 20 Euro und die Barriere liegt bei 15 Euro. Wenn die Aktie von 20 auf 15 Euro fällt (minus 25 Prozent), dann ist die Barriere kaputt, und das Aufgeld ist für immer verloren. Das Bonuszertifikat wird dann in die Aktie umgetauscht und ist aus diesem Grund von 30 auf ebenfalls 15 Euro gefallen -- minus 50 Prozent, also doppelt so viel wie die Aktie! Aus diesem Grund sollte man ein niedriges Aufgeld wählen. Bonuszertifikate mit zu hohem Aufgeld sind ein typischer Anfängerfehler.

 

Disclaimer: Ich habe leider kein scharfes ß auf meiner Schweizer Tastatur.
187 ANTWORTEN

StefanE98
Autor ★★
16 Beiträge

Die Allianz hat zurzeit einen Kurzs von 187,12€.

Beim Bonuszertifikat CV58HR ist der Kurs aber bei 205€.

Wie ergibt sich dieser unterschied?

Welcher Wert ist relevant fürs Sicherheitslevel?

 

baha
Mentor ★★★
2.656 Beiträge

-> Der Unterschied ist das Aufgeld. Dieses legt die Emittentin fest.

 

-> Die untere Barriere liegt bei 165. Siehe den Wert "Absicherungsniveau" im Comdirect-Informer oder eben "Barriere" (besserer Fachbegriff) auf der von @nmh zurecht empfohlenen Seite Finanztreff.de.

nmh
Legende
9.959 Beiträge

@StefanE98:

 

Wie von @baha  schon erklärt: der Preisunterschied ist das "Aufgeld". Was es damit auf sich hat habe ich schon in meinem obigen Original-Artikel erklärt. Das Aufgeld "legt" aber nicht einfach die Emittentin fest, sondern es ergibt sich mathematisch aufgrund der Bestandteile, aus denen das Bonuszertifikat besteht. Je höher das Aufgeld, desto attraktiver die Renditechancen.

 

Für die Barriere ist nicht der Kurs des Bonuszertifikates, sondern nur der Kurs der Allianz-Aktie relevant. Allerdings wird auch das Bonuszertifikat in Richtung der Barriere laufen, wenn die Allianz-Aktie die Barriere erreicht (siehe dazu meine Fussnote im Originalbeitrag).

 

Beantwortet das Deine Fragen?

 

Viele Grüsse aus einem eiskalten München

 

nmh

 

Disclaimer: Ich habe leider kein scharfes ß auf meiner Schweizer Tastatur.

StefanE98
Autor ★★
16 Beiträge

Ja hat meine Frage beantwortet, danke.

Die Kosten sind dann so wie bei Aktien, also sollte man dann mindestens 10 kaufen.

nmh
Legende
9.959 Beiträge

Ja mei.

 

Den Hebeleffekt über das Aufgeld, den ich in meiner kleinen unschuldigen Fußnote versteckt habe, durfte man heute schön am Beispiel von TUI studieren (Saftladen). Die Aktie hat gut 19% verloren und das Bonuszertifikat CJ8CDE über 20%.

 

Die TUI-Aktie ist heute von 12,50 auf 11 Euro abgestürzt (Saftladen) und jetzt ganz nah an der Barriere von 10 Euro. Das Bonuszertifikat ist von 13,00 auf 10,50 Euro abgestürzt, das Aufgeld wurde also von ca. 0,50 Euro auf ein Abgeld von ca. 0,50 Euro reduziert. Aus dem Bonuszertifikat ist jetzt (fast) ein Discount-Zertifikat geworden. Weil die Barriere in greifbare Nähe gerückt ist!

 

Noch gibt es beim Bonuszertifikat die Chance auf den Bonus von 16,70 Euro. Aber:

 

Wenn die TUI-Aktie (Saftladen) jetzt bald die Barriere verletzt, geht der Bonusanspruch und damit das restliche Aufgeld für immer verloren. Saftladen!

 

Schlecht gelaunte Grüße

 

nmh

 

Disclaimer: Ich habe leider kein scharfes ß auf meiner Schweizer Tastatur.

baha
Mentor ★★★
2.656 Beiträge

Das TUI-Zertifikat ist jetzt definitiv kein Kauf mehr.

 


@nmh  schrieb:

Saftladen!

 

Schlecht gelaunte Grüße


Nicht nur du, wurde heute zum Wirecard-Opfer, wahrscheinlich auch ein Saftladen 😠

SG1
Experte
111 Beiträge

Hallo @nmh,

 

ich habe mich für mein erstes Bonus Zertifikat - CP5TPW - auf Fresenius entschieden und nun frage ich mich, ob meine Wahl gut - oder doch ein Anfängerfehler war. 🙂

 

Ich würde mich sehr über deine Kritik freuen!

 

Viele Grüße,

Sg1

 

nmh
Legende
9.959 Beiträge

@SG1:

 

Das Papier CP5TPW hat eine Barriere bei 38 Euro - also tiefer die Fresenius-Aktie in den letzten Jahren stand. Das Papier hat sogar ein sattes Abgeld, es ist billiger als die Aktie. Warum? Weil bei 49 Euro ein Cap installiert ist. Die maximale Rendite beträgt "nur" 9%.

 

Einziger Haken ist die relativ kurze Laufzeit nur bis Juni 2019. Dadurch ist die maximale Rendite p.a. sehr hoch. Aber die Wahrscheinlichkeit, daß Du bis Juni die maximale Rendite bekommst, ist hoch - es sei denn, bei Fresenius kommt die nächste Gewinnwarnung (Tiefflieger!). Die Erfahrung zeigt leider, daß solche Gewinnwarnungen im Rudel kommen.

 

Fazit: eine gute Wahl - das Papier darfst Du gerne halten. Bitte trotzdem einen Stopkurs für das Bonuszertifikat installieren. Wenn Fresenis unter ca. 41 Euro fällt, solltest Du aus dem Zertifikat aussteigen.

 

nmh

 

 

 

Disclaimer: Ich habe leider kein scharfes ß auf meiner Schweizer Tastatur.

SG1
Experte
111 Beiträge

Hallo @nmh,

 

ich danke dir für deine Antwort.

 

Den Stopp werde ich setzen.

So wie es im Moment aussieht, war ich wohl etwas zu pessimistisch was den Kurs von Fresenius angeht 🙂 

 

Grüße,

Sg1

haxo
Mentor ★★★
3.465 Beiträge

Danke, @nmh, ein völlig neues Investitionsfeld hast du mir eröffnet.

 

Allerdings geht es mir dabei so wie bei Leasingangeboten oder Mobilfunkverträgen (Mercedes S600 AMG für 99,99/Mon, I-Phone ab 1€) : Wenn jemand (Bank) dazwischen geschaltet ist kann die Rendite gar nicht höher sein als beim Direktinvest. Geht nicht, auch Banker kaufen mal den guten Pottkieker von Aldi....

 

Zwei Fragen, bevor ich noch mal nach realen Zertifikaten frage:

 

1. Wenn die Aktie des Cap-Bonus-Zertifikates während der Laufzeit über das Bonuslevel steigt (Dein Bsp.1: LH steigt über 26,50), dann hat es doch keinen Sinn mehr das Zertifikat zu halten, der beste Fall ist eingetreten. Ist dann das Zertifikat trotzdem unter 26,50?

Ansonsten würde man es doch sofort verkaufen.

 

2. Ohne CAP: Wie geht der Verlauf des Zertifikates weiter, wenn die Aktie über das Level steigt? 1:1? Und welchen Grund sollte man dann haben weiter das Zertifikat zu halten und nicht gleich zur Aktie zu switchen?

 

Schönen Sonntag,

 

hx

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