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"Gewinne mitnehmen, Verluste begrenzen" beim Rebalancing

VersalEszett
Autor ★★★
69 Beiträge

"Gewinne mitnehmen, Verluste begrenzen" ist ein Merksatz, der beim Aktienhandel (u.a. gebetsmühlenartig  von @nmh 😉 immer wieder empfohlen wird.

 

Also konkret diejenigen Aktien, die sich auf Wachstumskurs befinden, nicht vorzeitig zu verkaufen, und diejenigen, die sinken, rechtzeitig zu verkaufen. Das Ziel ist es, Verluste zwar nicht zu vermeiden, aber möglichst klein zu halten.

 

Beim Rebalancing von (ETF-)Depots macht man ja prinzipiell nichts anderes. Die überproportional gestiegenen Papiere werden "gestutzt" (=verkauft), um die Gewinne mitzunehmen. Diese können dann wieder (in die anderen, schlechter laufenden Papiere) angelegt werden, um die gewünschte Verteilung wiederherzustellen.

 

Aber macht man damit nicht genau das Gegentail von "Verluste begrenzen"? Das Papier, das sich sowieso unterdurchschnittlich entwickelt hat, wird nochmal zusätzlich aufgestockt, und damit potentielle Verluste verschärft.

 

Ist das ein Risiko, was für langfristige & marktbreite Anlagen einfach in Kauf genommen wird, in der Erwartung, dass sie irgendwann schon wieder steigen werden?

12 ANTWORTEN

ehemaliger Nutzer
ohne Rang
0 Beiträge

@chi Ok- mach ich mal. Apple und GE jeweils für 10.000 Euro gekauft.

Apple gekauft am 5.9.2016 für 96,78 Euro = 103,32 Aktien

GE wie oben gekauft für 28,05 Euro = 356,5 Aktien

Rebalancing ein Jahr später

 

Apple  am 5.9.2017 Kurs 136,00 Euro

Gesamtwert 14051,52 Euro =Gewinn 40,05%

 

GE am 5.9.2017 Kurs 20,64 Euro

Gesamtwert  7358,16 Euro =Verlust 26,41%

 

Depotwert: 21409,68 Euro

Rebalancing = 21409,68 :2= 10704,84

 

Rechnung Apple:

14051,52-10704,84= 3346,68 zum Verkauf = 24,6 Aktien

Restbestand 78,72 Aktien

 

Rechnung GE:

7358,16-10704,84= -3346,68 =Zukauf=162,14 Aktien

Restbestand: 518,64 Aktien

 

Depotwert 7.9.2018:

78,72 Aktien Apple x 193,80=15255,94

518,64 Aktien GE x 10,69     = 5544,26

Total:                                        20800,20

Gewinn ~ 4% Rebalancing mit Verkauf von Apple

 

Rebalancing nur mit frischen Mittel von 3346,18 Euro in 2017:

Apple:

103,32 Aktien x 193,80 =20023,42

GE:

518,64 Aktien GE x 10,69 = 5544,26

Total:                                     25567,26

Gewinn (aus 20.000 Ursprungskapital+3346,68 Zuschuss)

=25567,26: 233,4668=109,51= 9,51%

 

Hätte man es nicht rebalanciert:

Apple:

103,32 Aktien x 193,80 =20023,42

GE

356,5 Aktien x      10,69= 3810,99

Total=                               23834,41

Gewinn ~11,91%

 

Oder habe ich jetzt etwas falsch gerechnet?

chi
Mentor ★
1.134 Beiträge

@ehemaliger Nutzer: Ja, leider nicht ganz richtig.

 

Zunächst einmal, die Berechnung ganz ohne Rebalancing ist richtig – noch viel besser wäre der Gewinn natürlich ausgefallen, wenn man von vornherein alles in Apple angelegt hätte. Dafür bräuchte man aber die berühmte Glaskugel, um vorher zu wissen, wie sich die Kurse entwickeln werden.

 

Auch richtig ist das erste Rebalancing-Szenario, mit Teilverkauf von Apple: Hier macht man im ersten Jahr +7,05%, im zweiten Jahr –2,85%, zusammen +4,00% (bzw. +1,98% p.a.).

 

Der Wurm ist im zweiten Rebalancing-Szenario, mit dem Nachkauf aus neuem Geld; es sind sogar zwei Würmer. Zunächst einmal hast du nur „halb“ rebalanciert: Wenn man 2017 für 3347 Euro GE nachkauft, ist GE bei 10705 Euro Gesamtwert, aber Apple bei 14052 Euro. Man hat also nicht die 50:50-Verteilung wiederhergestellt, sondern ist bei rund 57:43.

 

Tatsächlich muß man GE für 6693,35 Euro nachkaufen. (Ich habe in meiner Rechnung z.T. anders gerundet, das macht aber keinen relevanten Unterschied.) Dann hat man 680,79 GE-Aktien und immer noch 103,32 von Apple, die 2017 beide jeweils etwa 14051,50 Euro wert sind. Der Endstand 2018 ist dann 20023,42 Euro Apple, 7277,65 Euro GE, zusammen 27301,07 Euro.


Jetzt kommt der zweite Wurm, die Renditeberechnung bei wechselndem Kapital. Nach deiner Methode wäre die Gesamtentwicklung jetzt 27301,07/(19999,14+6693,25)≈1,0228 entsprechend +2,28%, also sogar schlechter als beim Rebalancing mit Verkauf. Das liegt daran, daß mit dieser Berechnung sozusagen angenommen wird, daß das zusätzlich investierte Geld im ersten Jahr schon da war, aber zinslos auf dem Konto herumlag. Es hat also am Gewinn des ersten Jahres nicht teilgenommen.

 

Wenn man von frisch verdientem Geld ausgeht, muß man anders rechnen. Am einfachsten ist es, die Jahre getrennt zu behandeln und dann zusammenzusetzen. Das erste Jahr hat, wie im anderen Szenario, +7,05% gebracht; das zweite Jahr 27301,07/(21409,68+6693,35)≈0,9715 entsprechend –2,85%. Nicht ganz zufällig ist das derselbe Wert wie im anderen Szenario. Entsprechend ist auch die Gesamtentwicklung über beide Jahre wieder +4,00% oder +1,98% p.a.

ehemaliger Nutzer
ohne Rang
0 Beiträge

Wenn man 2017 für 3347 Euro GE nachkauft, ist GE bei 10705 Euro Gesamtwert, aber Apple bei 14052 Euro. Man hat also nicht die 50:50-Verteilung wiederhergestellt, sondern ist bei rund 57:43.

 

Du hast recht- und auch wieder nicht. Wir haben beide eine Kleinigkeit nicht berücksichtigt.  😉

 

 

Bei einem Verkauf werden ja auch mindestens 26,375% KESt bei Gewinnen realisiert, die für neue Käufe verloren sind. Es sei denn - man realisiert im gleichen Maße entsprechende Verluste.

 

Jetzt kommt der zweite Wurm, die Renditeberechnung bei wechselndem Kapital. Nach deiner Methode wäre die Gesamtentwicklung jetzt 27301,07/(19999,14+6693,25)≈1,0228 entsprechend +2,28%, also sogar schlechter als beim Rebalancing mit Verkauf. Das liegt daran, daß mit dieser Berechnung sozusagen angenommen wird, daß das zusätzlich investierte Geld im ersten Jahr schon da war, aber zinslos auf dem Konto herumlag. Es hat also am Gewinn des ersten Jahres nicht teilgenommen.

 

Wohl eher- es hat am Verlust bei GE nicht teilgenommen.

Frisches Geld - lege des Tagesgeld oder Festzinssatz zu Grunde- das gibt sich nicht viel bei 0,x%.