am 14.09.2017 18:45
Zinsen sind die mächtigste Kraft im Universum
Laut Albert Einstein ist der Zinseszins die mächtigste Kraft im Universum. Über Jahrzehnte hinweg ergibt sich dadurch ein gewaltiger, unglaublich hoher Gewinn. Aktionäre erhalten zwar keine Zinsen, aber sie können fließende Dividenden diesen Zinsen problemlos entgegenstellen.
Diese Dividenden entwickeln sich zu einem Renditeturbo, wenn man sie stetig in die Aktie reinvestiert. Wenn jedoch nur kleinere Beträge Ausschüttung fließen ist das unter Umständen teuer wenn die Hausbank Einbuchungskosten dafür berechnet, und somit die Dividende weiter schmälert.
Beachten wir eine einfache Lösung Eigentlich sollte die Dividende eine entscheidende Rolle spielen. Ist sie doch neben dem Kursgewinn eine der beiden Säulen der Gesamtrendite einer Aktienanlage. Eigentlich, denn noch immer erfährt die Dividende nur teilweise die Wertschätzung, die sie verdient. Viele sehen sie nur als Zubrot für Kursgewinne.
Dabei lohnt es sich für Anleger gerade in Zeiten der Niedrigzinspolitik, in der sich die Dividende mehr und mehr zum klassischen Zinsersatz mausert, eine Sache zu beherzigen: Kontinuität zahlt sich aus. Gerade dann, wenn der Anleger sich auf den Zahltag der Dividende freut, kann dieser Grundsatz langfristig das eigene Depot stärken. Denn wer die Dividende gleich für privates Vergnügen oder Luxus verplant, verzichtet auf den Zinseszinseffekt. Dieser Effekt greift nämlich nur, wenn der gesamte Gewinn immer wieder reinvestiert wird.
Sehen wir uns zwei qualitativ unterschiedliche Aktien an Durch den Börsengang der Telekom entdeckten die Deutschen durch massive Werbung über Nacht ihre Liebe zur Aktie. Die Zahl der Anleger stieg auf 13,4 Millionen, welche auch an der anschließenden Talfahrt beteiligt waren. Allein der Verfall der Telekom Aktien kostete die Anleger 240 Milliarden Euro. Eine bittere und wichtig Lehre für alle, welche die Börse als Gelddruckmaschine verstanden hatten oder haben.
Und dennoch: Auch Telekom-Aktien haben in den letzten fünf Jahren einen Kursgewinn von 56 Prozent verbucht. Bei einer stetigen Reinvestition der Dividende wäre der Gesamtertrag allerdings deutlich höher ausgefallen - über 91 Prozent! Wer also erst vor wenigen Jahren bei der Telekom eingestiegen ist, wird diese Aktie in den Himmel loben, denn er besitzt einen anderen Blickwinkel wie Aktionäre der ersten Stunde.
Und der Anleger, welcher vor fünfzehn Jahren 1000 Aktien von British American Tobacco (BAT) für 9.100 € erwarb und sich nicht mehr darum kümmerte, kann sich heute dank Kursgewinnen über 60.200 Euro freuen. Wer die Dividenden stets in die BAT-Aktie reinvestiert hat, kommt auf 97.027 Euro. Ob der Anleger nun den Vorteil einer kostenfreien Stockdividende besitzt oder eben jährlich einen kleinen Betrag für die Wiederanlage dazu legen muß, ist letztendlich unerheblich.
Prozentual ausgedrückt bedeutet diese eine Steigerung von 561 % ohne Dividenden und unter Einbeziehung und Wiederanlage der Dividenden eine Steigerung von 966%.
Vergleiche mit einer Lebensversicherung, dem allgemein überschätzten Bausparvertrag oder am Schlimmsten, dem geliebten Sparbuch der Deutschen lassen diese Anlageformen traurig aussehen. Sie dienen den Gewinnen der Vesicherungen, den Banken oder Bausparkassen und nicht dem effektiven Vermögensaufbau, verbunden mit der notwendigen Altersvorsorge.
(Die Berechnung für obige Ergebnisse wurden fairerweise nivelliert, die einberechneten Dividenden aus der Historie entnommen). Über positive Resonanzen würde ich mich bei einem Klick auf die Hand freuen, zeigt es mir doch auf, ob viele Börsianer auf solide Substanzwerte fixiert sind. Das ich überhaupt nichts von spekulieren halte, wird der aufmerksame Leser meiner Beiträge bereits erkannt haben. Aber auch sachlich vorgetragene Gegenargumente würde ich gerne zur Kenntnis nehmen.
Shane
14.09.2017 19:16 - bearbeitet 14.09.2017 19:18
Interessant, danke für den Beitrag, @Shane 1.
Meine Autoren arbeiten gerade an einem neuen Posting über interessante Dividendenwerte, die auch fundamental überzeugen. Wird in den nächsten Tagen oder Wochen veröffentlicht - bleibt dran!
Interessante Dividendenauswertungen gibt es auch hier oder hier.
Bitte beachtet aber unbedingt die Spielregeln für Dividendenzahlungen, die ich hier und hier gepostet habe. Insbesondere sollte das Produkt aus KGV und Dividendenrendite möglichst niedrig, jedenfalls nicht größer als 100% sein.
Viele Grüße aus einem regnerischen München
nmh
14.09.2017 21:44 - bearbeitet 14.09.2017 21:46
14.09.2017 21:44 - bearbeitet 14.09.2017 21:46
am 14.09.2017 22:18
am 14.09.2017 22:18
am 14.09.2017 23:26
Hallo @Shane 1,
ich will zwar nicht, muss aber ein leider etwas Wasser in deinen Dividenden/Zins-Wein schütten...
am 15.09.2017 06:03
Hallo @Shane 1,
vielen Dank für deinen Beitrag. es macht sehr viel Freude deine Beiträge zu lesen.
Mansur
15.09.2017 09:26 - bearbeitet 15.09.2017 09:28
Klar, alles Ansichtssache.
Ich persönlich halte nichts von Zinsen. Nichts, gar nichts, überhaupt rein-gar-nichts.
Der große Trick, den die Zins- und Zinseszinsjünger immer anwenden, ist die ewig lange Zeit, es ist kein Kunststück über 30 Jahre große monetäre Veränderungen aufzuweisen.
Auch wird immer gern die Inflation unter den Tisch gekehrt:
Faustregel: 2% und in 35 Jahren ist dein Geld nur die Hälfte wert.
Selbst wenn du eine Rendite von 2% inflationsbereinigt erhältst, hast du, wenn du mit süßen 20 deine 10.000 € anlegst, investierst, was auch immer, mit 55 etwa das doppelte. +10.000 Cool.
Wenn du dir jeden Morgen auf dem Weg zur Arbeit den Kaffee für 2,50 verkneifst, hast du mit 55 17.500€ mehr in der Tasche. Cooler.
Wenn du mit 25 bessere Gehaltsforderungen aufstellst... usw. usf.
Das Argument mit den BAT-Aktien hinkt, klar, dass das verzinste Geld in extrem steigenden Aktien noch mehr Rendite bringt. Und? Das ist eine mathematische Ableitung, woher dieses Geld kommt, hat mit den Zinsen (Rendite, Dividende) rein gar nichts zu tun.
Auf lange Sicht (sind wir alle tot) sind eigentlich nur zwei Dinge ertragreich, und die sind unendlich spießig:
a) Mehr Geld verdienen
b) weniger ausgeben
Das bisschen Zinseszins spielt auf lange Sicht keine Rolle.
Und jetzt meine ganz persönliche Meinung:
Statt zu versuchen durch lang, laaang, lääängstmögliche Planung über 40 Jahre die spätere Gegenwart zu beeinflussen, ist es wesentlich effektiver zu versuchen später Geld im Jetzt zu machen.
Soll heißen: Im Alter eine vermietete Wohnung, echte Firmenanteile (Gesellschaft, Business-Angel), in Großstädten werden Tiefgaragenplätze verkauft, der Vater eines jüngeren Kollegen hat sich einen Camping-Platz in einem Feriengebiet gekauft. Im Alter freut er sich schon darauf im Plastikstuhl faul in der Sonne zu sitzen und Tickets zu verkaufen 😉
⌛
hx
am 15.09.2017 10:19
Ich mag Bardividenden, und das nicht zum Reinvestieren, sondern zum Ausgeben, für den kleinen Luxus nebenbei.
Ich lebe jetzt. Was nützt es mir, alles "fürs Alter" zu sparen, wenn ich gar nicht weiß, wie alt ich werde. Ich hatte in meinem Umfeld in den letzten Jahren ein paar Personen, die vor Erreichen des Rentenalters verstorben sind.
15.09.2017 11:01 - bearbeitet 15.09.2017 11:27
15.09.2017 11:01 - bearbeitet 15.09.2017 11:27
NordlichtSH schrieb:Ich mag Bardividenden, und das nicht zum Reinvestieren, sondern zum Ausgeben, für den kleinen Luxus nebenbei.
Ich lebe jetzt. Was nützt es mir, alles "fürs Alter" zu sparen, wenn ich gar nicht weiß, wie alt ich werde. Ich hatte in meinem Umfeld in den letzten Jahren ein paar Personen, die vor Erreichen des Rentenalters verstorben sind.
Danke für den Super-Beitrag @NordlichtSH! Leider ist von Dir viel zu selten zu lesen.
Zudem möchte ich angesichts des aktuellen Wahlkampfes darauf hinweisen, dass das Thema "Altersvorsorge" / "staatliche Förderung der" auch zum Sedieren emotionalen Betäuben der Bevölkerung genutzt wird.
Der Fokus wird nicht mehr auf die Gerechtigkeit, gerechte Entlohnung und das faire Steuersystem im "Jetzt" gelegt, stattdessen wird die derzeitige Lage mit allerlei Unsinn vernebelt.
1.) Eine der großen Volksparteien schlägt eine "Bürger(kranken)versicherung" vor und behauptet damit, eine gute "Gesundheitsvorsorge für alle" zu bekommen. Sie vernachlässigt dabei die Kernprobleme:
- Exorbitant hohe Erträge bei einigen Gesundheitsdienstleistern egal ob Pharmawerte (gut für die Aktionäre, schlecht für die Beitragszahler) oder die niedergelassenen Ärzte. In keiner anderen staatlich oder durch Berufsstand so eingeschränkten Branche lässt sich im Schnitt ein Betrag von 247.000 Euro p.a. Brutto nach Altersvorsorge erwirtschaften.
- Fiktive Beitragsbemessungsgrundlagen. Insbesondere kleine Selbständige in Grenzgebieten zu EU-Billiglohnländern zahlen Krankenversicherung auf fiktive Gewinne.
- Schlechte Leistung für sehr viel Geld: Die Zahlungen an Altersheime und Pflegeheime orientieren sich nicht an den tatsächlich dort gezahlten Lohnkosten plus Gewinnaufschlag.
2.) Riester-Förderung: Mit einer monatlichen Zulage von nicht einmal 13 Euro im Monat pro Erwachsenem wird jede Menge Unsinn gefördert. Viele schlechte Produkte rentieren unterhalb der Aktienrendite, so dass der Anleger jedes Jahr Geld verliert bzw. weniger einnimmt als es möglich wäre. In diesem Sinne kann es für jeden sinnvoll sein - ganz unabhängig von der Lebenserwartung - über normal rentierliche Investments nachzudenken. Und die emotionale Verschiebung seit 2003 nicht mitzumachen.
Die Anleger in Unternehmensbeteiligungen sind da viele Schritte weiter. Sie verlieren nicht jedes Jahr an Kaufkraft und können die Innovationen der Privatindustrie nutzen. Und das Geld jederzeit verwenden wie sie es wollen.
Egal ob Renditedreieck des Deutschen Aktieninstituts oder ein simples Langristchart: Daran wird deutlich wie viel Geld die Leute bei der so genannten Altersvorsorge verschenken.
Meiner Meinung spricht also nichts für fixe Geldanlagen, die ohne Strafzahlung bei Auszahlung vor Renteneintritt oder Ausreise nicht ausgezahlt werden können.
Ich hoffe das inspiriert insbesondere die jüngeren Leserinnen und Leser die politische und Finanzwirtschafts-Kommunikation zu lesen. Ich bin mir sicher, dass praktisch jeder Aktiensparvertrag besser abschließt als die Riester-Versicherungslösungen.
Für einen ehemaligen Staatsbeamten rentiert sich Riester aber wirklich, wie die Welt schon 2008 meldete:
https://www.welt.de/politik/article1983765/Riester-verdient-284-000-Euro-mit-Riester-Rente.html
Also am Besten kurz- und mittelfristig denken und dem eigenen Gehirn und nicht der politischen Kommunikation die Oberhand über die eigene Geldanlage lassen.
Liebe Grüße
Glücksdrache
am 15.09.2017 11:36
Guten Morgen DG2210,
es freut mich, dass du deine Gedanken hier niederschreibst. Deine Antwort ist jedoch philosophischer Natur und da kann ich dir nicht auf Augenhöhe antworten. Ich bin Finanzwirt, kenne natürlich Einstein und seine berühmte Formel, welche er in seinem Aufsatz 1905 (Ist die Trägheit eines Körpers von seinem Energieinhalt abhängig) veröffentlichte und weiß um viele seiner lehrreichen Zitate. Aber ich weiß nicht, wann oder wo er dieses Zitat geschrieben hat. Ich kann auch seine Relativitätstheorie nicht exakt erklären (Wenn man zwei Stunden mit einem hübschen Mädchen zusammensitzt, meint man, es wäre 1 Minute, sitzt man jedoch 1 Minute auf einem heißen Ofen meint man, es wären zwei Stunden. Das ist Relativität!).
Ich suchte mit meiner Überschrift doch lediglich einen Headline, welche viele Leser hier im Bord anspricht, um Interesse zu wecken.
Erlaube mir noch eine kleine Anekdote über die Kraft eines exponentiellem Wachstum, welches nicht nur auf Zinsen oder Dividenden übertragbar ist, meines Erachtens dafür aber viel einfacher zu verstehen ist:
Der Legende nach hatte der Erfinder des Schachspiels vom persischen König einen Wunsch frei. Als Lohn verlangte er für das erste Feld des Brettes nur 1 Weizenkorn,
für die nächsten Felder die jeweils doppelte Menge (also für das 2. Feld zwei Körner, für das dritte Feld 4 Körner usw.) Der König willigte ein und dachte sich, was für ein dummer Mensch. Selbst der Weizenertrag eines Landes wie den USA, nicht einmal alle Weizenkörner auf der ganzen Welt würden ausreichen, diesen Wunsch zu erfüllen. Die Summe dieser Weizenkörner, die auf diese Weise zusammenkommt, ist 18 Trillionen, 446744 Billionen, 73709 Millionen und 551615 Weizenkörner.
Die Formel dazu lautet (2hoch 64-1), nur falls ein Leser zufällig wissen will, wie das berechnet wird.
Ich möchte nach und nach auch noch anderen Leser antworten, habe mich über deine seriöse Antwort gefreut (mußte den Beitrag zwar mehrmals lesen um ihn richtig zu verstehen, das bleibt aber hoffentlich unter uns beiden)
Grüßle Shane