Wie könnte es mit der Lufthansa weitergehen?
Nun, da habe ich eine ganz klare Meinung. Eigentlich gibt es nur drei Szenarien. Es könnte sein, daß der Kurs weiter steigt. Das würde dann bedeuten, daß er demnächst höher steht als heute. Ein durchaus denkbares Szenario ist auch eine so genannter Kursrückgang. So nennt man das, wenn die Lufthansa in einiger Zeit weniger kostet als heute. Denkbar ist andererseits, daß sich der Kurs nicht mehr verändert, erfahrene Börsianer sprechen dann von "seitwärts".
Bestimmt ist diese Auskunft extrem hilfreich für Dich. Woher soll ich es auch besser wissen?
Aber weil ich ein netter Mensch bin, hier:
1. aktuelle Kursziele für die Lufthansa aus meiner Datenbank:
Barclays: 15 EUR
Goldman: 11,60 EUR
NordLB: 16,50 EUR
Societe Generale: 17,50 EUR
S&P Global: 11 EUR
UBS: 10, 70 EUR
Kepler: 9,50 EUR
Freilich wissen die es auch nicht besser als ich.
2. Wenn Du auf der Suche nach halbwegs nachvollziehbaren Argumenten bist: Hier ein Artikel, der gerade heute (22.03.2017) im Börsenbrief "Aktionärsbrief" erschienen ist (siehe unten).
Meine persönliche Meinung: Lufthansa ist momentan in einem schönen, aber steilen Aufwärtstrend. Ich bin seit Ende September investiert und ziehe einfach regelmäßig meinen Stopkurs nach. So handhabe ich das bei allen Aktien und fahre recht gut damit.
Fazit: Die Anlageentscheidung kann Dir leider niemand abnehmen.
Viele Grüße aus einem regnerischen München
nmh
Hier der Original-Artikel aus dem "Aktionärsbrief":
LUFTHANSA (WKN: 823 212) kann erst einmal befreit aufatmen. Seit 2012 schon dauert der Tarifkonflikt mit den Piloten. Seitdem haben 14 Streiks das Unternehmen mit Kosten von rund 0,5 Mrd. € belastet. Nun haben sich beide Parteien zu einer Absichtserklärung durchgerungen, die „eine große Chance zur Befriedung“ darstellt. Wohlgemerkt, es handelt sich nur um eine Absichtserklärung. Die Lösung von Detailfragen muss in den kommenden Monaten noch erarbeitet werden. Das Risiko, dass eine Einigung auf den letzten Metern doch noch scheitert, dürfte dennoch gering sein. Dass sich die beiden Parteien, die sich in den letzten Jahren in Grabenkämpfen bekriegt haben, nun überhaupt zu so einer Erklärung durchgerungen haben, zeigt, dass man einen wichtigen Schritt aufeinander zu gemacht hat. Mit der Absichtserklärung haben sich beide Parteien derart aus dem Fenster gelehnt, dass sich nun sicherlich keiner mehr die Schuld dafür ankreiden lassen will, er habe die eigentliche Lösung des Tarifkonflikts letztlich doch noch scheitern lassen.
Aber trotz der nun zumindest sehr wahrscheinlichen Lösung des langjährigen Tarifkonflikts ist längst noch nicht alles wieder „eitel Sonnenschein“ bei der Kranich-Airline. Es gibt noch viele andere Problemkomplexe, die zu lösen sind, z.B. die Billigflugtochter Eurowings auf Profitabilität zu trimmen. 2016 sind hier erneut tiefrote Zahlen geschrieben worden und im laufenden Jahr dürfte bestenfalls eine schwarze Null zu erwarten sein. Dazu kommt dann noch der Kraftakt, Brussels Airlines und die von Air Berlin geleasten Flugzeuge zu integrieren. Zudem machen auch Geschäftsbereiche, die bisher verlässlich Gewinne geschrieben haben, Probleme, wie z.B. Lufthansa Technik oder die Frachtsparte, die zuletzt sogar rote Zahlen geschrieben hat.
Einer der wichtigsten Problemkomplexe bleibt aber Lufthansas Kostenstruktur. Dass die Stückkosten 2016 um 10 % gesenkt werden konnten, ist zweifellos ein Erfolg, aber in den kommenden zwei bis drei Jahren muss eine weitere Senkung von 20 % dazukommen, um nur annähernd wettbewerbsfähig zu bleiben. Das wird trotz der Zugeständnisse der Piloten im Tarifkonflikt sehr schwierig, denn die Preise sinken so dynamisch, dass man mit den Kostensenkungen kaum Schritt halten kann. Auch wenn Lufthansa weitere Kostensenkungen durchsetzen kann, wird man noch lange nicht mit den Airlines aus den Golfstaaten mithalten können. Diese haben zwar ihren Zenit auch schon hinter sich, machen den europäischen Fluggesellschaften aber weiterhin das Leben schwer.
Trotz aller verbleibenden Schwierigkeiten hat die wahrscheinliche Lösung des Tarifkonflikts mit den Piloten den Markt erleichtert. Der Problemkomplex drohte ein Fass ohne Boden zu werden. Diese Gefahr scheint nun erst einmal abgewendet zu sein. Der nun wieder deutlich sinkende Ölpreis tut sein Übriges dazu. Das ermöglicht es der Lufthansa, die Absicherung des Treibstoffbedarfs wieder auf niedrigerem Preisniveau durchzuführen. Davon profitiert man freilich erst in einigen Monaten oder sogar erst im nächsten Jahr, aber auch diesen Effekt versucht der Markt natürlich zu antizipieren.
Trotz Pilotenstreik und Terrorangst hat die Lufthansa 2016 ein Rekordjahr hingelegt. Unterm Strich legte der Gewinn um knapp 5 % auf 1,8 Mrd. € zu. Lufthansa profitierte allerdings von einem großen Sondereffekt. Statt einer garantierten Rentenhöhe erhalten die Flugbegleiter nur noch Festbeiträge. Das entlastet die Lufthansa um 652 Mio. €. Mit den Piloten wurde eine ähnliche Konstruktion vereinbart, was im laufenden Geschäftsjahr eine Entlastung in dreistelliger Millionenhöhe bringen wird.
Das bereinigte EBIT wird 2017 dennoch leicht unter dem Vorjahresniveau erwartet. Das liegt an den Treibstoffkosten, die mit 5,2 Mrd. € 350 Mio. € höher erwartet werden als im Vorjahr.
Fazit: Lufthansa ist zumindest auf kurze Sicht wieder ein Kauf. Mittelfristig bleiben die oben skizzierten Probleme bestehen. Kurzfristig überwiegen aber die positiven Aspekte. Warten Sie also einen Rücksetzer nach der jüngsten Rally ab und steigen Sie dann ein! Kauflimit: 14,85 €. Kursziel: 18 EUR, Stopkurs: offen
(Ende des Zitats aus dem "Aktionärsbrief)
Disclaimer: Ich habe leider kein scharfes ß auf meiner Schweizer Tastatur.
