sonnenbrille schrieb:Hallo zusammen,
obwohl ich keine Ahnung vom Trading habe, passt denke ich meine Frage trotzdem hier rein:
Ich war vor zwei Jahren auf der IFA in Berlin. Draußen war zufällig ein kleiner Tesla-Stand (=cool weil Leistung, Elektro und Reichweite in einem). Ich bin mit meinem Kumpel dahin, wir haben uns das Model S angeschaut und probegesessen. Ich habe die Tesla-Mitarbeiterin dann gefragt, warum kein anderer Hersteller ein gleichwertiges Auto mit einer großen Reichweite bauen kann. Ihre Antwort: Tesla hat die Patente offengelegt, das heißt es könnte nachgebaut werden. Die anderen Hersteller wollen dies jedoch nicht, da sich aktuell mit den Verbrennern gutes Geld verdienen lässt.
Das ganze lohnt sich für die Verbrenner-Hersteller also erst nicht mehr, wenn die Ära der Verbrenner vorbei ist.
Können denn die großen Hersteller ab diesem Zeitpunkt oder ein bisschen davor nicht auf Elektro oder eine andere alternative Antriebsart umstellen? Hab ich da nen Denkfehler drin?
Ich bin einem Investment in BMW (fahre ich selbst) oder Daimler oder oder oder nicht abgeneigt (erst, wenn das Weihnachtsgeld da ist). BYD scheint jedoch ein gutes Investment für Elektroautos zu sein, nur da habe ich Angst, dass die großen irgendwann aufholen bzw. dann auch vorbeiziehen, wenn sie Ernst mit Elektromobilität machen.
Ich freue mich auf eure Meinungen dazu.
Grüße aus Dresden
Sonni
@Noxxhat neulich einen sehr interessanten Beitrag darüber geschrieben, ob es eine Zeitenwende in der Autoindustrie geben wird. Auf den Ideen dieses Beitrags kannst Du sehr gut aufsetzen @ehemaliger Nutzer!
Alle aktuellen Entwicklungen, gezielten Irritationen und Kampagnen (sog. Kartell-Skandal) zusammengefasst bin ich davon überzeugt, dass die Autoindustrie zu denjenigen Branchen gehört bei denen die Meinungen und Urteile sehr weit auseinander gehen.
Manche sehen eine sofortige Transformation auf ein neues, niedrigeres Technologieniveau (Elektromotor mit praktisch keinen beweglichen Teilen), die anderen sehen das bisherige Geschäftsmodell mit Verbrennungsmotoren noch nicht gefährdet. Diese Uneinheitlichkeit der Meinungen sorgt für eine sehr hohe Volatilität auf den Märkten.
Dazu kommt noch die Bedrohung durch die Fahrerentmündigung, die auch autonomes Fahren genannt wird. Wird dies ein gesellschaftlicher Trend, dann gehören Freiheit am Fahren und der Spaß am Autofahren der Vergangenheit an. Die Autofahrer werden dann zu passiven Passagieren.
Beides - und davon bin ich ganz persönlich überzeugt - geht nicht. Schlichtweg weil jede Volkswirtschaft von einem Multilpikator-Effekt lebt. Sowohl die Gehälter als auch die Gewinnspannen sind (von den Wolfsburgern mal abgesehen) so hoch, dass die Gesamtgesellschaft einen Nutzen zieht.
Die Durchschnittsgehälter liegen höher 
als in vielen anderen Branchen und auch die Arbeitsbedingungen sind sehr gut. Wenn ich das mit so mancher Neuemission im Bereich der "nach Hause-Lieferung" vergleiche, die neben ein paar Programmierern und Kundenbetreuern lediglich Ausfahrer beschäftigt. 
In der Automobilindustrie verdient nicht nur ein großes, koordinierendes Unternehmen, sondern auch viele Mittelständler wie Werkstätten & Co.!
Deshalb ist meine Meinung, dass sich weder Regierung, noch Volkswirtschaft noch die Menschen selbst das "Abschaffen" der Verbrennungsmotor-Industrie leisten können.
Solange der Durchschnittsneuwagen jenseits der 30.000 Euro liegt und die Menschen nicht bereit sind flächendeckend für Limousinen-Dienste zu bezahlen, kann eine Umstellung auf das Niedrigtechnologie-Level Elektromotor nur Arbeitsplätze kosten.
In einem interessanten Focus-Bericht steht:
"Der VW-Konzern rechnet damit, dass 2025 jedes vierte Auto mit reinem Elektroantrieb vom Band rollt ."
Aus der Planungs-Sicht dieses bedeutenden Automobilherstellers wird also die Nachfrage nach Verbrennungsmotoren in einen leichten Sinkflug gehen.
Meiner ganz persönlichen Ansicht können die Aktionäre der klasssichen Automobilunternehmen deshalb irgendwo zwischen fünf und sieben Jahren wirklich gutes Geld verdienen.
Nach der im übrigen sukzessive erfolgenden Produktionsumstellung kann ja alles passieren: Das Cash in neue Branchen investieren, so dass Autoherstellung nur noch einen kleinen Teil des "Mobilitätsdienstleisters" ausmacht.
Wer also einen langen Anlagehorizont hat, der könnte mit den Aktien von BMW oder Daimler eine gute Performance erzielen. Ich sehe lediglich das Segment kleiner Fahrzeuge kritisch, da ja überall im Moment günstig Leasing/Finanzierung hinterhergeworfen wird. Es scheint also einen Trend zu geben in Richtung höherwertiger Fahrzeuge.
Der BMW-Chart in der historischen Fünf-Jahres-Betrachtung:
Zusammengefasst @ehemaliger Nutzer: Natürlich könnten die High-Tech Verbrennungsmotor-Hersteller jederzeit umstellen. Allerdings würden sie mehr Werte riskieren, als Einnahmen generieren können.
Da ist also keinerlei Denkfehler drin! Es ist halt der Unterschied zwischen Tesla (angeblicher Revolutionär) und der bestehenden Industrie. Der von ursprünglich 0 Fahrzeugen kommende Hersteller muss sich und seine Idee ja aktiv vermarkten. Und möchte natürlich auch Standards für Elektrotankstellen setzen, um vielleicht über den Hardware-Verkauf Geld einspielen zu können.
Kernpunkt ist ja die Batteriestrategie und -leistungsfähigkeit, die aber nie den Komfort und die Reichweite des Verbrenners erreichen wird.
Liebe Grüße
Glücksdrache
Noxx,
fast perfektes Kölsch 
danke für den Hinweis, den ich gerne annehme. Ich entschuldige mich für die Unannehmlichkeiten - wird nicht wieder vorkommen.
Noxx schrieb:@Jungs,
...wir sind doch hier im BMW-Thread
...wär es nicht schöner einer macht nen "Dickschiff-Call-Thread" auf für
Übrigens zu BMW: Isch hann et Euch jesacht!
Übrigens noch mal ein ganz 
liches Danke zu Deinem "Zeitenwende"-Beitrag. Du hast sehr klar und deutlich kommuniziert wie Du die Autoindustrie siehst und wo Deiner Meinung nach die Autohersteller-Kurse hingehen. Also nicht in Call-Richtung.
Dennoch habe ich mich aufgrund der Rahmenbedingungen und einer davon abweichenden Zeitpräferenz dafür entschieden. Ich sehe die "Disruption" der Autoindustrie noch nicht jetzt und hier. Natürlich kann ein "KGV auch nach oben rauschen", wenn der Kurs nicht steigt.
Die freie Fahrt und den Fahrspaß sehe ich als eine der wenigen, schichtübergreifenden Freizeitbeschäftigungen und auch integralen Bestandteil des Aufstiegsmodells. Bei dem die Menschen unter anderem auch arbeiten, um sich etwas zu gönnen.
Aus dieser rein subjektiven Wirtschafts- und Gesellschaftsbeobachtung heraus sehe ich das Aufwärtspotenzial für BMW (WKN: 519000). Dass eine Optionsschein-Spekulation geworden ist liegt daran, dass ich die Schwankungschancen und -risiken einer Position im mittleren vierstelligen Bereich eben bei einem kleinen Investment "nachbauen" wollte.
Da die Kursberechnung des Optionsscheines im LiveTrading der Commerzbank und den anderen Börsenplätzen perfekt funktioniert, realisiert dieser Schein eben die Schwankungen nach oben und nach unten.
Und so möchte ich mit den derzeit -33,33 % auf die Position ebenso leben wie dem hoffentlich späteren "grünen Pluswert" von vielleicht plus zwanzig oder so Prozent.
Ein Poweruser (@nmh) hier im Forum schreibt immer mal wieder davon, dass man "Spielgeld" in eine Position investieren könne. So weit möchte ich nicht gehen, weil es ja mal erarbeitet wurde. Aber mit dem Begriff Spekulationsgeld würde ich mich anfreunden können.
Auch rein rechnerisch habe ich zwar prozentual durch das Hebelprodukt bisher mehr kalkulatorisches Minus gemacht, in Euro gerechnet wäre das Underlying aber mehr gesunken. Ist ja auch der Sinn eines Hebelproduktes.
Ich halte Euch nächste Woche auf dem Laufenden was die Position angeht.
Liebe Grüße
Glücksdrache
@Noxx "simmer done so kleinlich", aus Kakao ist ja auch eine Strandbude mit Kaffee und O-saft geworden.
Ich gebe zu, dass es schwer ist, Threadtreue zu bewaren.
Immerhin schrieb ich von Call-Gedöhns
Noch ist Zeit, in den Call mit einzusteigen, ist gerade billig
@Glücksdrache stimme ich vollumfänglich zu. Nach den Zahlen Anfang August muss ich vor meiner Finanzministerin gerade stehen, werde gelobt oder geköpft.
LG
TutsichGut
@mein lieber Lindwurm
...es ist doch schön, wenn Du die deutsche Autoindustrie perspectivischer siehst als ich, das fördert den Disput
...doch das Lindenblatt, was den Daimler-Siegfrieds zwischen die Schulterblätter fiel (VW-Dieselskandal) hat alle "Hagens" dieser Erde wachgeküsst
...eine Nachricht jagt die andere (Porsche-Zulasungsstop/Ümrüstungsangebot VW/ Britannien will jetzt 2040 raus aus den Verbrennern/Italien überlegt)
...kein Tag ohne Zoff, na klar kühlt sich das wieder ab, na klar machen die Konzerne protzige Gewinne und na klar lassen sich beim ständigen Auf und Ab mit calls oder Puts Gewinne realisieren
...mir geht es mehr um Grundsätzliche, die Aktionäre, die ihre Aktien 10 Jahre nicht anschauen, werden die in 10 Jahren mit BMW und Co so zufrieden sein wie in den letzten 50?
...Amazon und Co haben per Saldo viel mehr Arbeitsplätze abrasiert als geschaffen, sie haben wie Aldi den Einzelhandel revolutioniert, wer blieb auf der Strecke
...bei jeder Geschäftsfeld-Umwälzung das ewig gleiche Spiel, schaffen es die Etablierten sich anzupassen (dann müssen sie gewaltig investieren) oder reißen sich die neuen Haie dicke Batzen aus dem "Lindwurm"
+ Danke @Noxx für den Beitrag und ganz Besonders auch das Heraussuchen des Bildes.
+ Gefällt mir und zaubert mir mehr als ein Schmunzeln ins Gesicht.
+ Ich halte den BMW Optionsschein bis zum nächsten Quartalsbericht (wie schon geschrieben 03.08.2017) , werde allerdings nicht nachkaufen und den Bestand auch nicht "verbilligen".
Darf ich Dir mal die Lektüre der gerade erschienenen Sterne-Liste von @nmh empfehlen?
/t5/Wertpapiere-Anlage/Krieg-der-Sterne-Teil-2-langfristige-Trends/m-p/13463#M6245
Dort wird als einer der wenigen Autobauer Geely (WKN: A0CACX) genannt. Es zeigt sich ein enormer Anstieg und im Vergleich zu BMW (WKN: 519000) eine Outperformance.
Liebe Grüße und lichen Dank
Glücksdrache
