comdirect

Shane 1 · ‎08.02.2019

@ehemaliger Nutzer

Hallo, da hier niemand geantwortet hat, versuche ich mal zu erklären, wie so ein Leerverkauf (Fachleute sprechen von Short Selling), am Beispiel einer Wirecard abläuft. Wobei ich einfach mal behaupte, deswegen sinkt der Kurs der Aktie aber nicht.

Wie verkauft man etwas, das man gar nicht besitzt? Eigentlich macht man das so ähnlich , wie man es bei jedem anderen Gegenstand im täglichen Leben auch macht. Man borgt sich von jemand Wirecard-Aktien (welche dieser besitzt, aber derzeit nicht verkaufen will, da er davon ausgeht, diese steigen weiter). Dafür bezahlt man dem Besitzer der Aktien einen kleinen Obulus fürs borgen (es ist sprachlich immer von Leihe die Rede, das ist aber falsch), sozusagen einen kleinen Zins. Diese wird er zu einem festgesetzten Termin wieder zurückgeben.

Dann verkauft man diese Aktien zum derzeitigen Kurs, in der eigenen Annahme, die Aktien werden fallen (oder man weiß es durch Insiderkenntnisse - siehe Wirecard).

Sinkt nun der Kurs wie erwartet und sieht der Borger der Aktie kein Potential mehr für noch weiter fallende Kurse, kauft er nun diese Anzahl der Aktien auf dem Markt zurück.

Wenn die Aktie zwischen dem Ausborgen und dem Zurückgeben gefallen ist, hat man (bei Wirecard rund about 100 Euronen pro Aktie) richtig satt Geld verdient. Ansonsten wird man sich mit einem Verlust eindecken müssen, was an der Börse oft zu unverständlichen Kapriolen führt (oft am Verfallstag-Hexensabbat genannt).

Kurzum: In den USA ist das schon Jahre möglich und wird dort auch angenommen, hier in Deutschland hat das noch einen Nischenplatz und kann man ohnehin nur mit den DAX-Werten short gehen (bei Brokern wie Sino oder Etrade soll das bei anscheinend bei allen Werten möglich sein habe ich mal gelesen). Die ganze Abwicklung erledigt natürlich die Bank für den Trader.

Kurzfristig haben solche Leerverkäufer natürlich viel Macht um Kurse zu beeinflussen, aber irgendwann müssen sie ihre Positionen wieder glattstellen und um Schwergewichte kräftig zu bewegen, braucht man schon einiges an Kleingeld (siehe Wirecard, hier sind für 250 Millionen Euros Leerverkäufer im Markt), und da schließe ich solche Kapitalkraft bei Normalanlegern aus. Bei Wirecard stecken also sicher schwerere Kaliber wie Banken, Hedgefonds usw. dahinter.

Vor einigen Jahren versuchte Porsche VW zu übernehmen und niemand verkaufte mehr seine Aktien. Die Leerverkäufer mußten astronomische Preise für eine VW-Aktie bezahlen um ihren Verpflichtungen zu erfüllen. soweit ich mich erinnere, kratzte VW kurzfristig an der 1000 Euro Marke.

Also, solche Instrumente lassen wir lieber bleiben, aber ich hoffe, ich konnte dir etwas weiterhelfen. Grüßle - Shane

Gnosch · ‎09.02.2019

Mir ging es gestern genau wie @Glücksdrache

meinen Wirecard-Call (WKN PP17U4) hat es vollständig zerbröselt !

Da ich gestern unterwegs war habe ich zur Vorsorge einen SL von 0,59 EUR eingegeben. Das sollte einem Wirecard-Kurs von ca. 91 EUR entsprechen. KO war bei 87,3459. Hat alles nicht geholfen. Der Kurs von dem Call rauschte von 0,80 direkt auf 0,001 EUR. Den SL hatte ich von den KO-Rechner der Guidants-Seite.

Jetzt meine Fragen:

1. gibt es einen besseren Rechner um den SL zu ermitteln

2. hat jemand vielleicht eine Formel die man anwenden könnte

oder

3. ist das alles nicht möglich da der Hebel sich bei fallenden Kursen auch verändert.

4. ist da noch etwas was ich übersehe?

LG

Gnosch

swolpoll · ‎09.02.2019

Canopy Short: WKN CJ1H51 z.B., aber hier geht es um Wirecard...

Gruß,

swolpoll

inliner · ‎10.02.2019

@Gnosch

Wo steckt der KO-Rechner im Guidants?

Muss man, um den nutzen zu können, PRO sein oder reicht die Basic- Migliedschft?

Gnosch · ‎10.02.2019

@inliner schrieb:
@Gnosch
Wo steckt der KO-Rechner im Guidants?
Muss man, um den nutzen zu können, PRO sein oder reicht die Basic- Migliedschft?

Hallo @inliner

die Basic-Mitgliedschaft reicht. Call auswählen und dann unter Aktionen ist der KO-Rechner. (siehe angehängte Bilder)

Grusz

Gnosch

haxo · ‎10.02.2019

@ehemaliger Nutzer und @Shane 1:

Die Leerverkäufe zu bestimmen ist wirklich keine Kunst: Alles im Bundesanzeiger sichtbar:

Quelle: https://www.bundesanzeiger.de/ebanzwww/wexsservlet

Jeweils nur 0,7%, da werden andere Aktien (bspw. meine "geliebte" Heidelberger Druck) aber noch ganz schön aggressiver angegangen. Klar, Marktkapitalisierung.

Ob man solche Instrumente bleiben lassen sollte, ich weiß nicht.

Logisch, schon aufgrund der Investitionshöhe nichts für den Privatanleger, aber m.E. gut dass es solche Aasgeier gibt, ansonsten werden solche Klitschen in den Himmel steigen, abrupt runterfallen und den schönen, planbaren DAX immer mitreißen.

Und short kann man ja mitverdienen.

hx.

Edit:

@Shane 1 schrieb:
[...]
Kurzum: In den USA ist das schon Jahre möglich und wird dort auch angenommen, hier in Deutschland hat das noch einen Nischenplatz und kann man ohnehin nur mit den DAX-Werten short gehen (bei Brokern wie Sino oder Etrade soll das bei anscheinend bei allen Werten möglich sein habe ich mal gelesen).

???

K&S ist z.B. eine der Lieblingsaktien der Leerverkäufer und hier bei comdirect kann man wunderbar alle Short-Strategien der Heuschrecken ->kopieren.

>Signatur

Tito · ‎10.02.2019

Ich bin am Freitag mit ner Position bei Wirecard eingestiegen, bei nem Kurs um 95 Euro (Leider nicht dem 87er)...

Jetzt Frage ich mich: Sopkurs setzen, so vielleicht um 89 Euro (Der Verlust wäre verkraftbar) oder besser erstmal warten wie die Börse startet? Nicht das direkt am Anfang der Markt mit nem Ausreisser nach unten startet und direkt verkauft wird...

Was meint ihr?

Falls Stopkurs sinnvoll, kann ich den auch am Sonntagabend im Livetrading (Commerzbank) einrichten, obwohl keine Kurse angezeigt werden?

Shane 1 · ‎10.02.2019

@haxo

Hallo Haxo, klar ist es keine Kunst die Leerverkäufer zu ermitteln, man muss eben nur wissen, wo man diese Fakten findet und wie man sie bewertet.

Würden Anleger nur mit dem Geld kaufen können, welches tatsächtlich zur Verfügung steht, könnte man uns Kleinanleger bestimmt nicht so oft über den Tisch ziehen. Das sind eben auch die Auswirkungen einer freien Marktwirtschaft (USA).

Doch auch wenn wir wissen, dass Odey Management + Canada Pension Invest die großen Leerverkäufer sind (hab ich übrigens noch nie gehört), ist es hilfreich festzuhalten, dass der Hedgefond seinen Sitz ausgerechnet in London hat und die Einlagen hauptsächlich für Institutionelle Anleger, Privatbanken und einige private Familien verwaltet.

Somit ist es natürlich nur ein ganz unglücklicher Zufall, dass ausgerechnet danach

die Londoner Financial Times diese Unregelmäßigkeiten festgestellt hat.

Falls ( und ich betone dies ausdrücklich) jedoch keine größeren Unregelmäßigkeiten wie falsch gemeldete Quartalszahlen, haltlose Wachstumsprognosen usw. auftauchen, bin ich sicher, dass der Aufwärtstrend von Wirecard nicht zu Ende ist.

Allerdings benötige ich keine gehebelten Werkzeuge zusätzlich, allein die Schwankungen bei ganz normalen DAX-Aktien sind für mein schwaches Herz Aufregung genug.

Wenn Bundesobligationen die Mittelklassewagen an der Börse ist, sind Aktien für mich der Porsche unter den Fahrzeugen und Hebelpapiere natürlich die Formel Eins.

Tut mir leid, ich kann nicht aus meiner Haut (wegen deiner Aussage zu Leerverkäufen), ich fahre weiterhin brav die Richtgeschwindigkeit von 130 km/h.

schönen Restsonntag

Shane

aland1 · ‎10.02.2019

@Shane 1 schrieb:
@haxo

Wenn Bundesobligationen die Mittelklassewagen an der Börse ist, sind Aktien für mich der Porsche unter den Fahrzeugen und Hebelpapiere natürlich die Formel Eins.

Tut mir leid, ich kann nicht aus meiner Haut (wegen deiner Aussage zu Leerverkäufen), ich fahre weiterhin brav die Richtgeschwindigkeit von 130 km/h.

Sollen wir uns jetzt statt Wirecard-Aktien Bundesanleihen oder Porsche- und F1-Aktien ins Depot legen?

Shane 1 · ‎11.02.2019

@aland1

Hallo, schöne Wortspielerei, ich vermute schon, du hast mich aber schon richtig verstanden. Ich persönlich habe lieber den Spatz in der Hand, wie die Taube auf dem Dach.

Wenn du das jedoch ernsthaft fragst, hat sich ja am Freitag nichts Neues ergeben. (Polizisten durchsuchen in Singapur ein Büro). In welche Tiefen eine aufgeregte Menge einen Kurs treiben kann, wurde daraus ja ersichtlich. Vermutlich wird es länger dauern, bis die Fakten offen liegen und der Kurs nicht wieder so schnell anziehen. Der von mir hier öfters angesprochene Vertrauensverlust wiegt schwerer wie der finanzielle Schaden und falls der Topmanager seinen Hut nehmen muss, wird es nochmals enger werden.

Zu deiner Frage, ich weiß es nicht, wie bei Wirecard die Würfel fallen werden. Wir haben in diesem Thread einen kleinen Brainstorming durchgespielt. Vom sofortigen Ausstieg bis zur Durchhalteparole ist alles dabei. Also, falls du noch nicht dabei bist, würde ich abwarten bis ein klarer Trend entsteht, der Kurs läuft bei der unklaren Situation sicher so schnell nicht wieder davon.

Ich bin auf Wirecard hier erst richtig aufmerksam geworden und habe sie mir aus fundamentaler Sicht angesehen und da ist die Aktie ein solider Kauf, was man von vielen Aktien der DAX-Familie nicht behaupten kann. Falls kein Betrug aufgedeckt wird, wird sie ihre alten Höhen bestimmt wieder sehen, vielleicht dauert es ein wenig länger, dafür gibt es sie derzeit im Angebotspreis. Ansonsten werden die derzeit noch treuen Kunden in Scharen abspringen und dann wird es eng werden.

Es ist eben eine Frage deiner persönlichen Risikobereitschaft: trinkst du lieber Selters oder Sekt?

Viel Glück jedenfalls - Shane

comdirect

Wirecard-Aktie Crash