Also generell ist schon richtig, dass eine hohe Eigenkapitalquote auf eine gute Kreditwürdigkeit hindeutet - weil es bedeutet, dass die Firma ihre Schulden zu x % aus Eigenkapital decken könnte. (Wie beim privaten Hausbau: Wenn man 20% der Gesamtsumme aus eigenen Mitteln mitbringt, wird der Kredit deutlich günstiger.) Man kann also davon ausgehen, dass Firmen mit höheren Eigenkapitalquoten bessere Kreditkonditionen bekommen, als Firmen mit niedrigen Eigenkapitalquoten.
Bei manchen Branchen ist eine hohe Eigenkapitalquote ein Zeichen dafür, dass man auch wirtschaftliche Durststrecken gut überwinden kann, besonders wichtig z.B. im Maschinenbau (gutes Beispiel: Hermle). In anderen Branchen ist eine niedrige Quote üblich (z.B. Banken).
Wenn man eine niedrigere Eigenkapitalquote hat, sieht dafür die Eigenkapitalrendite besser aus - weil Du ja aus weniger Eigenkapital mehr rausgeholt hast. (Allerdings auch nur so lange Du aus dem gesamten Eigen- und Fremdkapital mehr Geld rausgeholt hast, als das Fremdkapital dich gekostet hat...)
Sofern die Rendite also steigt, ist ein Unternehmen auch bei niedrigerer Eigenkapitalquote auch nicht unbedingt untinteressant. Es nützt eben nichts, wenn eine Firma auf ihren Eigenkapital sitzt und nichts daraus macht - nur damit die Eigenkapitalquote hoch aussieht.
Wenn ein Unternehmen Aktien zurückkauft, senkt das zunächst aber auch die Eigenkapitalquote. Man muss also nach Gründen suchen, warum die Quote gesunken ist und das für sich interpretieren. Soweit ich das recherchieren konnte hat Colgate wohl tatsächlich in den letzten Jahren einiges an Aktien zurückgekauft? Dabei sein Eigenkapital so weit aufzubrauchen ist für mich als Investor kein sinnvoll-nachvollziehbares Vorgehen. (Für mich wäre das eher ein "nochmal ein Jahr abwarten"-Case. Oder eben was "kurzfristiges".)
Man kann also solche Kennzahlen nicht unbedingt alleine betrachten. Schönes Buch zum Thema findest du übrigens hier.
