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Vola short: die Gelddruckmaschine für Profis

nmh
Legende
9.959 Beiträge

Liebe Börsenfreunde,

 

heute möchte ich mal einige Gedanken mit Euch teilen, die sich eher an professionelle, erfahrene Anleger richten, die Risiko begrenzen können. Ein unsachgemäßer Umgang ist sehr gefährlich und kostet viel Geld. Diese Ideen sind also extrem riskant und daher keinesfalls für Einsteiger geeignet. Ich verwende aus diesem Grund die Fachbegriffe ohne weitere Erläuterung unter der Annahme, dass der Leser sie versteht. Bitte simuliert meine Idee einige Zeit mit einem Musterdepot, um den Umgang damit zu erlernen und ein Gefühl dafür zu bekommen. Aber möglicherweise ist derzeit oder in den nächsten Wochen ein guter Einstiegszeitpunkt. Denn:

 

Wenn man den Trick richtig anwendet, ist er sehr lukrativ. Ich habe jedenfalls in den letzten Jahren sehr viel Geld damit gewonnen, und möchte Euch einfach einen Denkanstoß geben.

 

Und zwar geht es um die Anlageklasse der (impliziten) Volatilität. Bei uns kennen sicherlich einige von Euch den VDAX-Index (WKN A0DMX9, früher WKN 846740). Er basiert auf Optionspreisen an der Eurex, gibt die Schwankungsbreite an der Börse an und gilt als "Angstbarometer". Je höher, desto stärker schwanken die Märkte. Typischerweise steigen diese Indizes stark an, wenn die Aktienkurse fallen - so wie jetzt. Ähnliche Indizes sind der VSTOXX (Grundlage: europäische Aktien) und der VIX (Grundlage: amerikanische Aktien; hat nichts mit dem Film von Oliver Kalkofe zu tun).

 

Die Idee ist, dass Volatilitätsfutures bekanntlich grundsätzlich in Contango notieren: Die längeren Laufzeiten sind in aller Regel teurer als die kürzeren. Und diese fast "garantierten" Rollverluste können Profi-Anleger nutzen, indem sie im VIX short gehen, also langfristig Volatilität verkaufen.

 

Man kann das ganz plastisch am VIX zeigen. Es gibt seit 2009 eine ETN auf diesen Index (genauer: auf VIX-Futures), die in München und in New York wie eine Aktie gehandelt werden kann (Kosten: 0,89 Prozent pro Jahr). Die WKN lautet A2GARC (ISIN US06746L4225). Das Instrument (Emittent: Barclays) investiert in eine Kombination des nächstfälligen sowie des darauffolgenden VIX-Futures, wobei deren Anteile stets von der jeweiligen Restlaufzeit abhängen. Die Zusammensetzung dieses so genannten "VXX" ändert sich also täglich, indem ein kleiner Teil des Folgemonats verkauft und dafür Kontrakte des übernächsten Monats gekauft werden. Derzeit ist immerhin rund eine Milliarde US-Dollar in die ETN investiert. Und alle diese Investoren verlieren langsam, aber sicher ihr Geld. Davon könnt IHR indirekt profitieren!

 

Schaut Euch mal im comdirect-Informer ein langfristiges Chart (Börse NYSE Arca, also NICHT München, Zeitraum: zehn Jahre) des Instruments "VXX" mit der WKN A2GARC an: Man erkennt klar, dass es langfristig asymptotisch gegen Null geht. Die Contango-Verluste aufgrund des Drifts der Terminkurve kumulieren sich fortlaufend. Es gab mehrere Reverse-Splits, normalerweise dann, wenn das Instrument unter 15 USD notierte. Dadurch erkennt man vor 2010 astronomisch hohe, aber nie wirklich gehandelte Kurse von über 100.000 USD.

 

So sieht das Ganze seit 2009 logarithmisch aus:

 

vola_short.png

 

Geil, oder? Der Haken nach oben ganz zum Schluss ist der aktuelle Börsencrash.

 

Da also normalerweise der VXX langsam aber stetig an Wert verliert, ist die Idee, diesen Index zu shorten. Leider kann man die ETN nicht ohne weiteres shorten. Aber tatsächlich gibt es einige Derivate, die man dazu nutzen kann. Ein Beispiel ist das VIX-Faktor-1-short-Zertifikat CE282J. Achtung, extrem riskant, nicht für Anfänger geeignet.

 

Wie man erkennt, gewinnt das Papier CE282J in normalen Börsenphasen (Aktienkurse fallen nicht stark, also im Jahr 2017) langsam an Wert. Das sind die Contango-Verluste aus dem VXX.

 

Ich poste diesen Artikel bewusst gerade in diesen stürmischen Zeiten, um klar auf das Risiko hinzuweisen: Im Börsencrash (siehe auch Februar 2018) stürzen die Aktienkurse auf breiter Front ab, folglich springt der VIX-Index hoch und das Papier CE282J stürzt ebenfalls ab. Aus diesem Grund muss man bei Anwendung dieser Idee mit striktem Risikomanagement arbeiten. Also entweder nur kleine Beträge investieren und die Verluste aussitzen, oder mit Stop Loss arbeiten und (wichtig!) die Stopkurse in "guten" Börsenzeiten stetig nachziehen.

 

Außerdem dürft ihr die üblichen Risiken aller Faktor-Zertifikate nicht vergessen, die sich daraus ergeben, dass der Hebel täglich auf "-1" zurückgestellt wird und die ihr ja kennt.

 

Im langfristigen Chart zur WKN A2GARC erkennt man den langsamen Verfall, zwischendrin aber immer wieder steile Anstiege. Die treten immer dann auf, wenn die Börse crasht, zum Beispiel auch Mitte 2010. In diesen Phasen stürzen Papiere wie das CE282J dann gewaltig ab. Daher ist Vorsicht geboten. Dennoch eigenet sich die Strategie für ein Langfrist-Investment; wie gesagt, ich war bisher sehr erfolgreich damit.

 

Natürlich kann man umgekehrt auch Volatilität long gehen. Das ist eine Strategie, um von starken Vola-Anstiegen zu profitieren, wie sie bei Crashs am Aktienmarkt auftreten. Allerdings wird diese Art des Hedgings mit der Zeit sehr teuer, weil ausreichen starke Vola-Spitzen (zum Glück) eher selten auftreten und der VXX in der übrigen Zeit langsam, aber beharrlich an Wert verliert.

 

Ein ähnliches Papier, mit dem man den VSTOXX shorten kann, hat die WKN CE284V. Ich habe für meinen Artikel aber den VXX gewählt, weil der langfristige Chart seit 2009 wirklich beeindruckend aussieht.

 

Der VIX ist also ein faszinierender Index, dessen Terminkontrakt-Kurve VXX langfristig eindeutig nach unten weist (asymptotisch gegen Null). Trotz dieses offensichtlichen Verlaufs ist es in der Praxis schwierig und riskant, dauerhaft Handelsgewinne zu erzielen. Bei Short-Positionen schwebt ständig das Damoklesschwert eines schnellen, heftigen Vola-Anstiegs (wie zuletzt im Februar und im Oktober 2018) über den ansonsten recht regelmäßigen Zugewinnen. Ohne meine starke Computertechnik (jaaaa, frühe 1970er-Jahre, aber halt: stark!) wäre ich vermutlich weniger glücklich damit gewesen.

 

Wer weitere Informationen sucht, googelt bitte nach Begriffen wie "VXX" oder "Volatilität short".

 

Ich bin mir sicher, für die Profis unter Euch ist das mal ein interessanter Denkanstoß. Ich wünsche Euch viel Erfolg bei der Wette gegen die Volatilität!

 

Viele Grüße aus einem sehr volatilen (stürmischen) München

 

nmh

 

Disclaimer: Ich habe leider kein scharfes ß auf meiner Schweizer Tastatur.
28 ANTWORTEN

swolpoll
Experte ★★★
727 Beiträge

 

Man kann das ganz plastisch am VIX zeigen. Es gibt seit 2009 eine ETN auf diesen Index (genauer: auf VIX-Futures), die in München und in New York wie eine Aktie gehandelt werden kann (Kosten: 0,89 Prozent pro Jahr). Die WKN lautet A2GARC (ISIN US06746L4225). Das Instrument (Emittent: Barclays) investiert in eine Kombination des nächstfälligen sowie des darauffolgenden VIX-Futures, wobei deren Anteile stets von der jeweiligen Restlaufzeit abhängen. Die Zusammensetzung dieses so genannten "VXX" ändert sich also täglich, indem ein kleiner Teil des Folgemonats verkauft und dafür Kontrakte des übernächsten Monats gekauft werden. Derzeit ist immerhin rund eine Milliarde US-Dollar in die ETN investiert. Und alle diese Investoren verlieren langsam, aber sicher ihr Geld. Davon könnt IHR indirekt profitieren!

 

 

 


@nmh: Danke für diese kreative Investment-Idee. Ich versuche gerade, deine Ausführungen nachzuvollziehen.

 

Zu obigem Zitat eine Frage: Die Investoren die "langsam, aber sicher ihr Geld verlieren" sind die die sich gegen starke Schwankungen auf den Aktienmärkten absichern, korrekt? Sie bezahlen die Absicherung mit einer Versicherungsprämie. In Phasen wie jetzt freuen sie sich, dass ihre Verluste gedeckelt werden und in normalen Phasen schreiben sie das als Gebühr für die Versicherung ab. 

 

Sonst wäre das ja reichlich dämlich wissentlich "langsam aber sicher Geld zu verlieren"...

 

Gruß,

swolpoll

NordlichtSH
Mentor ★★
1.809 Beiträge

Ich weiß noch nicht, ob ich mich das trauen werde, aber danke für diese kreative Idee. Smiley (fröhlich)

nmh
Legende
9.959 Beiträge

@swolpoll: Danke für Dein Feedback. Deine Vermutung ist schon richtig: Man kann es als Versicherungsprämie sehen.

 

@NordlichtSH:  Nur für knallharte Profis! Wenn Du das Risiko begrenzt und genau weißt, was Du tust, darfst Du gerne mitspielen. Toi toi toi! In der Theorie funktioniert meine Idee ganz wunderbar, aber Du wirst sehr schnell merken, wo in der Praxis die Gefahren lauern. Daher erst mal Musterdepot.

 

nmh

 

Disclaimer: Ich habe leider kein scharfes ß auf meiner Schweizer Tastatur.

Weinlese
Mentor ★
1.384 Beiträge

Diese Short-Vola-Strategien können überaus erfolgreich sein, wenn man einen Einstiegszeitpunkt erwischt, bei dem die Volatilität stark erhöht ist, z.B. nach Marktcrashs, und die Gefahr eines weiteren Anstiegs sehr gering ist. Der plötzliche Vola-Anstieg im Februar hat gezeigt, dass die üblichen Absicherungsmaßnahmen hier im Extremfall versagen. Bei Handelsunterbrechungen mitten im Crash helfen auch die besten Stop-Losses nichts mehr. Hier ist also wirklich Vorsicht geboten, bitte unbedingt nmh doppelte und dreifache Warnungen ernst nehmen!

 

Viele Grüße

Weinlese

brokeras
Autor ★★★
44 Beiträge

@nmh

 

Eine wirklich gute Idee. Ich hab das lange bei IG Markets praktiziert. Optionen auf den VIX verkauft (also auf sinkende Vola gesetzt) und gleichzeitig ein paar Puts auf den

S & P 500 gehalten.  Nachteil war zum Schluss der hohe Kapitaleinsatz wegen stark gestiegener Marginsätze.

 

Aber es gibt bei der Coba u. a. Unlimited Turbos, auch Puts, auf den Vix CBOE Volatility Index. 

Wenn die Nerven mal wieder flattern, alle ihre Aktien verkaufen wollen, der aktuelle VIX Future über 20 bis 25 steigt, dann kann der Kauf solcher Puts erwogen werden

(eventuell absichern). 

Klasse ist, dass mit den Scheinen allein durch den monatlichen Wechsel in den nächsten Future Kursgewinne erzielt werden können (die tatsächliche, aktuelle Vola sollte dann aber auch sinken, gleich bleiben oder auf den Ausgangswert zum Kaufzeitpunkt zurückkehren).

 

Aktuelle Coba-Scheinchen:

 

https://www.zertifikate.commerzbank.de/product-search/unlimited%20turbo-optionsscheine/volatilität/v...

 

 

 

 

 

Geheimrat
Autor ★★★
66 Beiträge

Spannend, was @nmh auch an Investments abseits der "normalen" Aktien hervorkramen kann.

 

Wer jetzt allerdings mit einem VIX short den Schritt vom Musterdepot zum echten Geld wagen will, steht vor einem Problem:

Sowohl der CE282J als auch der CE284V scheinen derzeit nicht käuflich zu sein.

LT Coba, Stuttgart und Frankfurt haben nur Geldkurse, aber keine Briefkurse (oder Brief 0.00).

Wenn ich die Daten aus Stuttgart und Frankfurt richtig interpretiere, hat dort auch seit ein paar Tagen kein Handel mehr stattgefunden.

Eine Kauforder mit Limit im LT wird mir gestrichen mit der Begründung "Ausführung abgelehnt".

Was ist denn da los?

 

Persönlich habe ich schon den CE282J im Depot seit Jahresbeginn (endlich einmal genau zum richtigen Zeitpunkt eingestiegen...) und muß jetzt nicht unbedingt nachkaufen - möchte aber wissen, ob ich noch verkaufen könnte? Würde man bei einem Verkauf den angezeigten Geldkurs bekommen, oder würde auch ein Verkauf abgelehnt, weil ja kein Kauf gleichzeitig stattfinden kann (s.o.)?

ehemaliger Nutzer
ohne Rang
0 Beiträge

ich würde den vix long kaufen.

die tatsache dass großes money wie softbank (verkauf nvidia) oder warren buffet (verkauf apple) aktien abstoßen ist für mich ein indiz, dass die handelsvolumen in den terminmärkten (options-handel) steigen werden.

 

der vix ist nichst anderes als ein index auf die handelsumsätze in us-optionen.

 

da ich davon ausgehe, dass der geldadel nun die aktien zu bestimmten short-squeeze schwellen hochgekauft hat, vermute ich eine stille umschichtung von aktien in hochprofitable derivate - weil nun diese optionswetten nicht mehr angreifbar sind.

der steigende handelsumsatz in optionswetten sollte im steigenden vix kummulieren.

 

ich kaufe also für taschengeld den vix index und lasse 10+ jahre liegen.

50-500 usd - geschenkt.

 

mfg

nmh
Legende
9.959 Beiträge

@Geheimrat:

 

Keine Sorge. Solange noch Geldkurse gestellt werden (und das ist der Fall, solange es noch ein ausstehendes Volumen gibt, solange also noch mindestens ein Anleger das Papier hält) kann man auch verkaufen. Probier es einfach mal im Livetrading aus; Du kannst ja ein sehr hohes Limit setzen, um den tatsächlichen Verkauf zu verhindern.

 

Es kann aber sein, dass die Commerzbank die Papiere nicht mehr an uns verkaufen will, weil sie das Produkt aus dem Handel nehmen möchte. Dann gibt es keine Briefkurse mehr, aber möglicherweise ein Nachfolgeprodukt.

 

nmh

 

Disclaimer: Ich habe leider kein scharfes ß auf meiner Schweizer Tastatur.

ehemaliger Nutzer
ohne Rang
0 Beiträge

joa, einfach den vix index kaufen.

iPath S&P 500 VIX Short-Term Futures ETN ETF Chart

 

    
34,218 38,64 $ +0,97%
30.01.19 01:59:31 Uhr Nasdaq | Mehr Kurse »

 

WKN: A2GARC

 

ISIN: US06746L4225
 
no-brainker, 10+ jahre liegenlassen.
 
mfg