Todeskreuz im DAX -- Gefahr für Eure Aktien!

[nmh]

Liebe Anleger,

manche verteufeln Charttechnik als Kaffeesatzleserei. Sie analysieren lieber wochenlang Bilanzen, kaufen dann eine Aktie, weil sie total unterbewertet ist, und schauen danach zu, wie die Aktie weitere Jahre fällt, weil die doofe, doofe, dumme, dumme, doofe Börse die Unterbewertung einfach nicht erkennen mag. Das nennt man "Anlegen nach Prof. O.". Schönen Gruß! Ich weiß, er liest hier immer mit und kauft privat meine Tips.

Aber ich schweife ab. Man könnte auch sagen, ich plaudere mich hier um Kopf und Kragen.* Am besten einmal auf  <Reset>  drücken und neu anfangen.

Liebe Anleger!

Im DAX beträgt der gleitende 200-Tage-Durchschnitt derzeit relativ konstant ca. 12.720 Punkte, Tendenz leicht fallend, und die 50-Tage-Linie steht bei etwa 12.810 Punkten, mit etwa 20 Punkten pro Tag fallend. Mit anderen Worten, bald wird im DAX der gleitende 50-Tage-Schnitt unter das längerfristige, fallende Mittel über 200 Tage fallen -- eine der klassischen Formationen, die mit hoher Verlässlichkeit einen längeren Abwärtstrend signalisieren. Charttechniker bezeichnen diese Situation als "Todeskreuz". Gerne mal googeln.

In der Regel behalten über kurz oder lang diejenigen Anleger die Oberhand, die auf die großen Trends setzen -- also die Charttechniker. Ganz einfach, weil hier das meiste Geld vorhanden ist. Spätestens im Falle eines drohenden Trendbruchs werden diese Profis tätig, weshalb die jeweiligen Hochs und Tiefs der Trendbewegungen eine so entscheidende Rolle spielen. Mehr dazu habe ich hier geschrieben.

Wenn es so kommt, dann steht dem DAX wohl eine anhaltend schwierige Zeit bevor. Wir hatten zuletzt im September 2015 ein Todeskreuz im DAX-Chart. Damals hat der Markt innerhalb von einem Monat knapp zehn Prozent verloren. Je nachdem, auf welchem Niveau jetzt das Signal kommt, müssen wir uns also wohl oder übel auf neue Tiefstkurse einstellen, die unter den Tiefstständen Ende Februar liegen werden.

Eine wichtige Unterstützung besteht noch zwischen 11.800 und 11.720 Punkten. In dieser Gegend liegt ein so genanntes Fibonacci-Retracement des Aufwärtstrends, der im Februar 2016 begonnen hat. Darunter kann es richtig ungemütlich werden.

Wie Ihr auf fallende Kurse reagieren könnt, habe ich beispielsweise hier schon erläutert. Um Missverständnisse zu vermeiden: Ich erwarte keine längerfristige Baisse oder einen Crash. Aber ich hatte ja schon Anfang Februar hier in der Community ausführlich begründet, warum es auf absehbare Zeit keine stark steigenden Kurse mehr geben wird. Ich hatte Euch damals empfohlen, der Versuchung "billig, billig, billig" zu widerstehen und lieber über Stopkurse etwas Cash aufzubauen. Diejenigen von Euch, die meinem Rat gefolgt sind, können jetzt ganz entspannt abwarten, wo sich ein Boden im DAX bildet.

Immerhin haben wir uns über einen neunjährigen Aufwärtstrend gefreut. Das ist äußerst selten, und es wäre völlig normal, wenn es jetzt vielleicht mal ein oder zwei Jahre lang seitwärts oder abwärts geht. Das muss nicht morgen beginnen (morgen ist eh Samstag), aber Ihr solltet das für viele von Euch noch ungewohnte Szenario zumindest bitte auf dem Schirm haben.

Nach wie vor gibt es schöne Aktien mit Aufwärtstrend. Ich bin gerade heute beispielsweise in Swedish Match mit der WKN 900439 eingestiegen (Danke an @Thorsten_ für den Tip). Die Aktie ist auch fundamental attraktiv, und der langfristige Aufwärtstrend seit 1999 gefällt. Weitere Trendaktien findet Ihr in meinen Sternelisten. Aber es ist nicht verboten, lieber ein wenig Cash aufzubauen und das Donnerwetter mal noch abzuwarten.

Damit wünsche ich allen Fundamental-Anlegern und allen, die lieber der Charttechnik folgen, ein wunderschönes, erholsames Wochenende.

Viele Grüße aus einem trüben München

nmh

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*)  Liebe Rechtsanwälte, Post bitte gerne an nmh, München. DOCH, das kommt an!

[Shane 1]

@baha

Hallo baha, falls du wirklich vor Ort bist, könnten wir uns tatsächlich kennenlernen , z.B. am zu einer festgelegten Uhrzeit am Comdirect-Stand oder am Eingang. Ich will Freitags zur Invest, ist etwas ruhiger wie am Samstag und nicht so viel Verkehr.

Erkennen würde ich dich ja an deinem lila Hemd (sorry, den wollte ich unbedingt loswerden)

Grüßle 

[nmh]

@Shane 1:  Comdirect ist leider auch nicht auf der Invest. Bitte hier klicken.

Kostenlose Eintrittskarte gibt es auch hier:

https://www.zertifikate.commerzbank.de/aktuelles/veranstaltungen/veranstaltungen

nmh

[Shane 1]

@baha+ @nmh

Merci für den gutgemeinten Rat zu den Eintrittspreisen. Bin zwar aus Baden, aber dennoch "schwäbisch behindert", d.h. habe mir zwei kostenfreie Eintrittskarten bereits gesichert. 

Zu Wohlstand kommt man nicht durch das Geld, welches man verdient, sondern durch das Geld, welches man nicht ausgibt.

Grüßle - Shane

Während ich vor einem Jahr noch monierte, dass nach einer ernsthaften Frage ein Thread in nebensächliche Plauderei abrutscht, muss ich zugeben, ich passe mich den Gepflogenheiten inzwischen an und merke, dass ich selbst viel überflüssiges Zeug schreibe.

Mit diesem Absatz ernte ich bestimmt viel Zustimmung, bitte aber, dies nicht mit seitenlangen Likes zu bestätigen.

Danke!!

[nmh]

@Shane 1:

Der Originalbeitrag war ja weder ernsthaft noch eine Frage, sondern halt von mir. Also Plauderei kein Problem.

Du magst keine "Like"? Sorry, aber auf Einzelschicksale kann ich keine Rücksicht nehmen. Also: "LIKE"

nmh

[ehemaliger Nutzer]

Ich habe mit Charttechnik auf Indices ein Verständnisproblem.

Der DAX (zum Bleistift) bildet die 30 größten Unternehmen ab. Das heißt der DAX errechnet sich ganz stumpf aus Kursen und Gewichtung. Er hat auch keinen inneren Wert.  Ergo ist der DAX selbst nur ein KPI für etwas Abstraktes (den Markt).  Da ich der Logik nach den DAX auch gar nicht direkt handeln kann, sondern nur Zertifikate auf den DAX, Fonds, die den DAX abbilden etc. macht doch die Charttechnik gar keinen Sinn.

Der große Mehrwert der Charttechnik gegenüber dem Fundamentalismus ist ja, dass es für einen Trade letztendlich nicht wichtig ist wieviel eine Aktie wert ist sondern zu welchen Preisen sie gehandelt wurden und evtl. werden.

Macht die Charttechnik damit nicht nur Sinn, wenn der Wert darunter auch ein handelbarer Wert ist?

Zum Vergleich ist ein Index auch toll, wenn ich zum Bleistift die europäischen Märkte vergleichen möchte.

Ob die Siemens-Aktie steigt oder fällt entnehme ich doch der Siemens-Analyse mit den eigenen Signalen die es dort gibt. Wenn Siemens also nun fällt, weil der DAX fällt, dann ist das doch eine Verknüpfung von Informationen die gar nicht verknüpft gehören.

Im Büro erkläre ich meinen Gebietern immer, dass man eine Messung nicht zum Ziel erklären darf. Der DAX ist lediglich ein Messwert.

[chi]

@ehemaliger Nutzer: Du sagst ja selbst, man kann den DAX handeln – über Futures, Zertifikate, Indexfonds. Das hat wiederum Rückwirkungen auf die enthaltenen Einzelwerte. Insofern sehe ich nicht, warum Charttechnik beim DAX unplausibler sein sollte als ohnehin schon.

[nmh]

@ehemaliger Nutzer  und @chi:

Vielen Dank für Euer Feedback! Ihr habt beide recht. Der DAX repräsentiert seine 30 Mitglieder, und Käufe oder Verkäufe der Einzelaktien aufgrund von charttechnischen Signalen im DAX wirken sich direkt auf den Index aus.

Viele Grüsse aus einem regnerischen München

nmh

[ehemaliger Nutzer]

Richtig. Und Trades auf den DAX (Futures, Zertifikate, ETFs) wirken sich nicht auf den DAX aus. Und das ist ein Unterschied zur Aktie. Ich finde, dass es ein Anstieg des DAX über 13.000 Punkte kein Signal ist einzelne DAX-Aktien zu kaufen. Wie oben beschrieben.

Ausnahme: Fonds und ETFs wirken sich aus, wenn dadurch das Fondsvolumen steigt und der Fonds die Einzelwerte nachkaufen muss.

[ehemaliger Nutzer]

Nee, da haben wir uns missverstanden.

Du kannst den DAX nicht handeln. Du kannst mit Futures und Zertifkaten nur Papiere handeln, dessen Kurs der DAX abbildet. Oder Du handelst ETF/ Fonds - das sind aber auch wieder eigenständige Wertpapiere, die mal mehr und mal weniger nah am Index sind.

[chi]

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@ehemaliger Nutzerschrieb:

Richtig. Und Trades auf den DAX (Futures, Zertifikate, ETFs) wirken sich nicht auf den DAX aus.

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Doch, natürlich. Wenn (per Saldo) DAX-ETFs gekauft werden, kauft der Marktmacher die Einzelaktien, um daraus neue ETF-Anteile zu erzeugen. Wenn Futures gehandelt werden und der Future-Kurs zu stark vom Kassawert des DAX abweicht, sieht ein Händler eine Arbitragegelegenheit und kauft/verkauft am Terminmarkt und verkauft/kauft gleichzeitig am Kassamarkt.