Hilfe
abbrechen
Suchergebnisse werden angezeigt für 
Stattdessen suchen nach 
Meintest du: 

Money Management: Die geheime Gewinnformel

nmh
Legende
9.960 Beiträge

Liebe geneigte Anleger (m/w),

ja, klaaar, wieder so eine reißerische Headline, und Ihr habt sie angeklickt. Und doch muss ich sagen, dass es diesmal wirklich um eine Strategie geht, mit der Ihr jedenfalls langfristig an der Börse erfolgreich sein werdet. Tatsächlich also eine Art von "Gewinnformel". Erfunden habe ich diese Strategie nicht; es ist ein ganz alter Hut und bei professionellen Anlegern üblich. Nur die meisten Privatanleger, die arbeiten irgendwie eher nach Bauchgefühl, statt bei ihren Anlagen eine klare Strategie zu verfolgen. Ich schließe mich da selbst gar nicht immer aus. "Geheim" im Sinne der Headline ist das, worüber ich hier schreiben will, also höchstens beim Hobby-Anleger zuhause.

Damit folge ich auch Eurem Wunsch, den Ihr hier geäußert habt. Also aufgemerkt:

 

Um was es hier gehen soll, ist das wichtige Thema "Money Management". Ich habe es schon sehr häufig in unserer Community erwähnt, aber noch nie so ausführlich beschrieben gesehen. Ob wohl Eure Aufmerksamkeitsspanne lang genug ist? Wir werden es leider nie erfahren ...

 

Das Schöne ist: Es ist wieder eine Strategie, die zu ganz unterschiedlichen Anlagestilen passt! Egal, ob Ihr gerne irgendwelchen komischen Sterne-Listen von mir folgt, oder ob Ihr lieber einen Wert tagelang analysiert und dann kauft. Mit den folgenden Tricks steigert Ihr Euren Erfolg an der Börse. Die Hinweise gelten für Aktien, aber auch wenn Ihr in Rohstoffe (Gold, Zucker, Orangensaft, Schweinehälften, was auch immer) oder in Indizes (süd-taiwanesischer Xing-Taong-Index) investiert.


Money Management hängt sehr stark mit dem Spruch zusammen, den ich ebenfalls häufig predige. Und das ist wirklich das Erfolgsrezept für langfristigen Börsenerfolg: Gewinne laufen lassen, Verluste begrenzen. Verluste begrenzt man, indem man Stopkurse setzt und konsequent einhält.

Typische Fehler von Privatanlegern

Die meisten Privaten machen es genau umgekehrt. "Ui, super, da gibt es eine Aktie, die ist in den letzten Tagen und Wochen abgestürzt. Die ist jetzt schön billig, die sammle ich jetzt mit Limit ein." Und dann schauen sie zu, wie die Aktie auch nach dem Kauf noch jahrelang weiter fällt. Unser Privatanleger war in diesem Fall einfach gescheiter als der Markt, und hat einen Tiefflieger aufgesammelt. Nennen wir es Fehler Nr. 1. Sollte man niemals tun. Warum, habe ich hier schon ausführlich erklärt; bitte nachlesen.

Auch beliebt beim Privatanleger ist Fehler Nummer 2: die vorzeitige Gewinnmitnahme, wie wir Mediziner dazu sagen. Und das geht so: "Die Aktie, die ich vor einiger Zeit gekauft habe, ist jetzt wirklich stark gestiegen. Inzwischen ist die zu teuer. Von Gewinnmitnahmen ist noch niemand arm geworden, also verkaufe ich die jetzt, obwohl sie ja eigentlich in einem gesunden Aufwärtstrend liegt. Aber die ist inzwischen überbewertet." Und wieder ist unser Privater klüger als "der Markt", der die Aktie weiter steigen lässt.

Ganz besonders schlimm und langfristig absolut tödlich ist der dritte Fehler der Hobby-Anleger: "Die Aktie habe ich vor einiger Zeit gekauft, aber sie fällt und fällt und fällt. So billig gebe ich sie aber nicht mehr her, die ist total unterbewertet. Alle anderen außer mir sind total doof und sehen die Unterbewertung nicht, also halte ich die Aktie und lasse den Verlust immer größer werden." Unser Privater handelt hier nach dem Motto: "Ein Geisterfahrer? Tausend!" Ist ja auch schwierig, sich selbst den Fehler einzugestehen, die Aktie gekauft zu haben. Das hat viel mit Psychologie zu tun. Die große Masse der Profis verkauft, warum auch immer, und dadurch sinkt der Kurs immer weiter, aber er hält tapfer durch. So ein Wert kann jahrelang fallen.

Manchmal wird der Abwärtstrend erst nach einigen Jahren enden, und die Aktie beginnt tatsächlich, wieder zu steigen. Unser Privatanleger - zeitweise dick im Verlust - freut sich, die Verluste werden kleiner. Und er sagt sich: "Hey, da komme ich sogar mit einem blauen Auge raus". Das geht dann nach dem Motto "es gibt für den Aktionär nichts schöneres als wenn er seinen Einstandskurs wiedersieht". Sobald die Aktie endlich nach Jahren in die Gewinnzone dreht, wird verkauft. Plusminus Null, gut gemacht. Ich würde eher sagen: Fehler Nummer 2 gemacht.

 

Also:

Fehler Nr. 1 = Tiefflieger auffangen

Fehler Nr. 2 = Gewinne zu früh mitnehmen

Fehler Nr. 3 = Verluste nicht eingrenzen


Erkennt sich jemand wieder?

Fast alle Privatanleger machen zu Beginn diese Fehler. Besonders auch ich. Ich bin seit über 20 Jahren sehr intensiv an der Aktienbörse tätig, und was haaaaabe ich anfangs Geld verloren, weil ich mein Risiko nicht begrenzt habe. Es hat mich einige Jahre an harter, teurer Erfahrung gekostet, bis ich irgendwann verstanden habe, wie es eigentlich geht. Seitdem bin ich überaus erfolgreich. Mögen meine wichtigtuerischen Belehrungen Euch dabei helfen, das Lehrgeld zu sparen, das man als Neueinsteiger bezahlt.

Neulich hat @haxo  geschrieben (siehe hier😞 Ich verkaufe nur Aktien, die ich heute nicht mehr kaufen würde. Auch das stimmt und deckt sich mit meiner Strategie: Aktien, die in den Verlust laufen (also abwärts), würde (sollte) man nicht mehr kaufen. Siehe unten.

Profis setzen noch vor dem Kauf einen Stopkurs

Jetzt schauen wir mal, wie der Profi an die Sache rangeht. Und da beginne ich gleich mit etwas, das vielleicht seltsam klingt. Wenn der Profi eine Aktie kauft, dann überlegt er noch vor dem Kauf, wo er wieder rausgeht. Und zwar nicht wenn die Aktie steigt, sondern wenn sich nach dem Kauf herausstellt, dass der Kauf ein Fehler war und die Aktie fällt.

Sicher überrascht das jetzt einige. Aber erfolgreich an der Börse ist langfristig nicht, wer besonders sorgfältig bei der Auswahl von Aktien vorgeht. Das solltet Ihr natürlich trotzdem tun, siehe unten. Doch im Grunde genommen geht es nur darum, Verluste klein zu halten.

Warum ist das so? Erstmal eine Binsenweißheit: Über die Jahrzehnte ist Euer gesamter Börsengewinn (z.B. in Millionen Euro) die Summe aller einzelnen Gewinne abzüglich aller einzelnen Verluste. Logo.

Manche sagen, dass deswegen die Trefferquote möglichst hoch sein muss, also dass ich öfters Gewinne als Verluste machen muss. Aber das stimmt nicht. Die Trefferquote ist ziemlich wurscht. Wichtig ist nur, dass unter dem Strich die Summe möglichst hoch ist. Das erreiche ich sogar, wenn ich dummerweise nur selten Gewinne mache und die meisten Investments im Verlust enden.

Der Trick ist, dass dieser seltene Gewinn gemessen in Euro sehr hoch ist, während ich die einzelnen Verluste gering halte. Denn wenn Ihr viermal Verluste über je 1.000 Euro macht und achtmal Gewinne über je 120 Euro, habt Ihr trotz hervorragender Erfolgsquote (2:1) dennoch einen Gesamtverlust von 3.040 Euro. Wenn ich aber nur fünfmal einen hohen Gewinn von je 1.500 Euro habe und zwanzigmal einen kleinen Verlust von je 120 Euro, dann ist zwar meine Trefferquote miserabel, nämlich nur 1:4, aber trotzdem gehe ich mit einem Gesamtgewinn von 5.100 Euro aus der Nummer raus!

Also Verluste begrenzen.

Ihr müßt wissen, dass "die Börse" Euch vieles vorgibt, worauf Ihr keinen Einfluss habt. Ob eine Aktie nach dem Kauf steigt oder fällt, habt Ihr nicht in der Hand. Wieviel Ihr damit verdient, könnt Ihr nicht beeinflussen. Das einzige, was Ihr selbst bestimmen könnt, ist der maximale Verlust, den Ihr mit einer Aktie in Kauf nehmen wollt. Und diesen einzigen Regler, den Ihr einstellen könnt, solltet Ihr nicht aus der Hand geben.

Profis gehen beim Kauf einer Aktie nach drei Schritten vor:
1. Angenommen, die Aktie fällt nach dem Kauf: bis zu welcher Marke akzeptiere ich das, bevor ich verkaufe? Diese Marke wird "Stopkurs" genannt.
2. Welchen Verlust in Euro akzeptiere ich mit der Aktie höchstens?
3. Die Stückzahl für den Kauf ergibt sich dann nach der Formel:

        STK =  (maximaler Verlust in Euro) geteilt durch (aktueller Kurs minus Stopkurs)

 

Diese drei Schritte sind der Kern des "Money Managements".


Beispiel: Die Aktie steht momentan bei 38 Euro. Die Marke von 34 bietet sich als Stopkurs an. Ich will auf keinen Fall mehr als 200 Euro verlieren. Also kaufe ich 50 Stück, das kostet 1.900 Euro plus Spesen.

Erst dann wird die Kauforder erteilt.

Das ist für den Hobby-Anleger völlig ungewohnt: Wieviel man investiert (z.B. 1.900 Euro) ergibt sich erst nach der Wahl des Stopkurses! Die meisten Privaten investieren einfach immer z.B. 5.000 Euro in eine Aktie.* Und das ist falsch! Bei Aktien, die stark schwanken, sollte man weniger kaufen als bei eher ruhigen Aktien. Denn bei ruhigen Aktien darf der Stopkurs näher am Kaufkurs liegen, wodurch sich eine größere Stückzahl und ein größeres Investitionsvolumen ergibt.

Über die richtige Auswahl der Stopkurse kann man ebenfalls ganze Bücher schreiben. Die richtig Platzierung des Stopkurses hängt auch von Eurem Anlagehorizont ab. Ich schaue mir normalerweise das Chartbild der letzten zwei Jahre an, und wenn ich einen Aufwärtstrend erkenne, dann setze ich den Stopkurs unter das letzte markante Tief. Besonders schön ist, wenn eine Aktie in den letzten Monaten zwischen zwei Marken seitwärts gelaufen und dann kürzlich aus diesem Seitwärtstrend nach oben ausgebrochen ist. Dann darf der Stopkurs in der Bandbreite oder leicht darunter liegen. Denn wenn sich der Ausreißer nach oben als Fehlsignal entpuppt ("Bullenfalle") und der Kurs wieder in das Schwankungsintervall zurückfällt oder sogar darunter, dann habe ich einen Fehler gemacht und muß raus aus der Aktie.

Trotzdem: Optimieren der Trefferquote hilft

Wir haben also gesehen, dass das Geheimrezept ist, möglichst kleine einzelne Verluste zu machen und die Gewinne möglichst groß werden zu lassen. Die Trefferquote ist dafür gar nicht so wichtig. Trotzdem hilft es natürlich, wenn man auch die Trefferquote optimiert.

Das könnt Ihr durch unterschiedliche Strategien beim Einstieg in eine Aktie tun. Der eine analysiert wochenlang fundamentale Kennzahlen und kauft dann eine Aktie, die er für unterbewertet hält. Andere schauen gerne auf Trends und kaufen am liebsten am Allzeithoch, wenn ein gesunder Aufwärtstrend vorliegt. Wieder andere folgen einfach irgend welchen Empfehlungen in der Fachpresse oder hier in der Community, zum Beispiel in meinen unseriösen Sterne-Listen. All das sind zulässige Methoden, um die Trefferquote zu erhöhen. Aber all das bringt nichts, wenn Ihr nach dem Kauf Verluste aussitzt und Gewinne zu früh mitnehmt. Siehe oben, Thema Trefferquote.

Das Setzen eines Stopkurses begrenzt also Verluste. Die sollen ja klein gehalten werden. Natürlich kommt es aber auch vor, dass eine Aktie nach dem Kauf weiter steigt. In diesen Fällen zieht Ihr den Stopkurs regelmäßig nach. Irgendwann kommt der schöne Moment, wo der Stopkurs über Euren Kaufpreis steigt. Dann könnt Ihr mit dieser Position theoretisch keinen Verlust mehr machen.

Damit habe ich Euch das Prinzip Money Management erklärt. Es bedeutet einfach, dafür zu sorgen, dass der Verlust in einer einzelnen Aktie nicht lebensbedrohlich wird; für jede Aktie wird ein Höchstverlust vorgegeben. Durch strikte Stopkurse verhindert man dann, dass der Verlust größer wird als das erlaubt Limit pro WKN.

Also: Gewinne laufen lassen (und Stopkurse nachziehen), Verluste begrenzen (durch strikte Stopkurse).

Stopkurse wirklich immer notwendig?

Ich will nicht verschweigen, dass es in meiner Strategie zwei Situationen gibt, wo ich auch mal auf Stopkurse verzichte.

Das eine sind meine "Kerninvestments". Die meisten von uns halten breit gestreute ETFs oder Indexzertifikate im Depot, und die wollen sie jahrzehntelang halten. Eine Untersuchung hat ergeben, dass man in den letzten 40 Jahren nach einem Kauf eines DAX-ETF höchstens 13 Jahre warten mußte, um damit in die Gewinnzone zu kommen (siehe hier). Um Mißverständnisse zu vermeiden: Das gilt nur für breit gestreute Investments, nicht für Einzelaktien!

Aus diesem Grund wäre ich damit einverstanden, dass Ihr solch breite Positionen, also ETF oder Fonds oder Indexzertifikate nicht mit Stopkurs absichert.

Zum anderen habe ich die Erfahrung gemacht, dass Stopkurse in Krisenzeiten an der Börse eher schädlich sind. Wenn die Börse allgemein nach unten geht, so wie von 2001 bis 2003 oder in der Finanzkrise nach 2007, dann sichere ich nur die Positionen per Stopkurs an der Börse ab, die relative Schwäche zeigen, die also noch stärker fallen als andere Positionen.

Meine Strategie sieht so aus, dass ich für jede einzelne Position (auch ETF oder Indexzertifikate) in meinem Computersystemen einen Stopkurs führe. Aber eine Stop-Order an der Börse platziere ich in der Regel nur für die Aktien, die relative Schwäche zeigen, also beispielsweise in einer guten Börsenphase trotzdem fallen. Relative Schwäche hasse ich. So sind bei mir - je nach Situation - manchmal nur ein Drittel oder die Hälfte meiner Positionen tatsächlich per Stopkurs an der Börse abgesichert. Das ist nicht konsequent, aber ich habe ganz gute Erfahrungen damit gemacht.

In heißen Phasen, also konkret in 2016 vor der Brexit-Abstimmung und vor der US-Präsidentenwahl sowie in 2017 vor den Wahlen in Frankreich, habe ich fast alle Stopkurse ausgesetzt, um zu vermeiden, dass durch einen Schock mein Depot leergefegt wird. Einen solchen Schock gab es ja nach den beiden Wahlen in 2016, und drei Tage später hatten die meisten Aktien sich erholt. Meine selbst entwickelte Technik erlaubt es, zentral alle Stop-Orders vorübergehend zu suspendieren.

Beide Ausnahmen sind aber höchst umstritten; einen klaren Rat kann ich Euch dazu nicht geben.

Außerdem ist es eine sehr schwierige Frage, ob man die Stopkurse wirklich an der Börse platziert und damit riskiert, von Schwankungen innerhalb eines Tages nach unten ausgestoppt zu werden. Alternativ könnt Ihr Eure Positionen täglich manuell überwachen und aktiv verkaufen, wenn z.B. ein Schlusskurs Euren "mentalen" Stopkurs unterschreitet. Nachteil: dann ist es vielleicht zu spät, wenn eine Aktie wirklich böse abstürzt. Dasselbe gilt, wenn Ihr Stop-Limit-Verkäufe wählt, also ein limitierter Verkauf, sobald ein Stopkurs unterschritten wurde. Also: verkaufe für mindestens 30,50 Euro, wenn die Aktie unter 31,00 Euro gefallen ist.

Gewinne dank oder trotz Streuung

Vor einiger Zeit wurde hier in der Community die Frage gestellt, wie ich trotz meiner sehr breiten Streuung eine Überrendite erziele. Die Antwort ist: durch striktes Risikomanagement. Wenn Aktien fallen, dann fliegen sie bei mir gnadenlos aus dem Portfolio. Das passiert beispielsweise bei einem Index nicht: Wenn ich einfach nur indexorientiert anlege, dann halte ich Rohrkrepierer jahrelang, bis der Indexanbieter sie irgendwann aus dem Index rausnimmt.

Meine Depots umfassen insgesamt mehrere hundert unterschiedliche Wertpapiere. Mit welcher Technik ich trotzdem überall die Stopkurse überwache und regelmäßig nachziehe, habe ich hier bereits erklärt. Dort steht auch, wie man den maximal akzeptablen Verlust einstellt. Bitte nachlesen.

Meine Hoffnung ist, daß die meisten von Euch, vor allem die Leser mit etwas Erfahrung, bereits so vorgehen, wie ich es beschrieben habe. Wer bisher ausschließlich auf sein Gefühl hört und kein Risikomanagement betreibt, läßt meine wirren Zeilen einfach mal in Ruhe auf sich wirken. Es würde mich freuen, wenn ich Euch mit meiner Beschreibung dieser uralten Profi-Technik dabei unterstützen kann, strikt auf das Risiko zu achten, und Gewinne laufen zu lassen und Verluste zu begrenzen. Damit auch Ihr langfristig an der Börse erfolgreich seid.

Also merke: noch vor dem Kauf einen Stopkurs einplanen, und dann die Anlagesumme auf den maximal erlaubten Verlust ausrichten. Mehr ist es nicht!

Viel Erfolg auf dem glatten Börsenparkett (bitte mal fünf Euro in die Phrasenkasse)

herzliche Grüße aus München

nmh

 

________________

*) Oder so wie mein Schwiegervater, der einfach immer 100 Stück kauft, egal, wie teuer die Aktie ist.

Disclaimer: Ich habe leider kein scharfes ß auf meiner Schweizer Tastatur.
179 ANTWORTEN

nmh
Legende
9.960 Beiträge

@aufruf:

 

Da alle Anleger ihre Stopkurse auf exakt 78 Euro legen, gibt es eine Flut von Verkäufen, wenn die Aktie dort hin sinkt. Bei einem grossen Wert wie Disney mag das nicht so schlimm sein, aber wenn Dein Stop bereits bei 78,04 liegt, dann bist Du mit Deinem Verkauf vor allen anderen dran. Der Vorteil von Stopkursen unterhalb von glatten Marken ist, dass dann diejenigen Marktteilnehmer Dich nicht erwischen, die versuchen, Aktien auf glatte Marken zu "drücken", um sie dann billig einzusammeln.

 

Ich halte Disney generell für einen guten Wert, auch wenn (im Aktienkurs) seit drei Jahren nur noch Wassertreten angesagt ist. Warum die Aktie auf einmal steigen sollte - keine Ahnung. Bei ca. 80 Euro gibt es eine starke Unterstützung. Wenn allerdings Disney wirklich unter 78 Euro sinkt, dann würde ich unbedingt verkaufen, dann kann es schnell bis auf 65 Euro hinab gehen. (Disclaimer, bevor es irgend jemand anderes schreibt: Natürlich ist Disney eine US-Aktie, die man eigentlich besser auf US-Dollar-Basis analysieren sollte. Eigentlich.)

 

Wenn Du bisher noch gar keine Einzelaktien hast, ist Disney vielleicht nicht die beste Wahl für einen Neuanfang. Dann würde ich mich eher für eine grosse, bekannte Aktie entscheiden, die auch steigt. Beispiele findest Du regelmässig in meinen Sternelisten.

 

Viel Erfolg dabei!

 

nmh

 

Disclaimer: Ich habe leider kein scharfes ß auf meiner Schweizer Tastatur.

paco
Autor ★
7 Beiträge

Danke für den sehr hilfreichen Beitrag zum Thema Money Management!

 

Sehr schön, wie die typischen Anfängerfehler beschrieben werden und wie man es stattdessen richtig macht. Musste einige Male schmunzeln, weil ich mich wieder erkannt habe. Ich glaube, so geht es vielen Frischlingen.

 

Bisher war ich der Meinung, dass ich auf jeden Fall nur in ETF investieren möchte.

 

Durch deine verständlichen (!) Beiträge schaffst du es jedoch, einem die "Angst" vor Aktien zu nehmen. Ich glaube, eine gesunde Basis mit einem vernünftigen Risikomanagement ist für den erfolgreichen Aktienhandel unverzichtbar.

 

Klasse, dass es Leute wie Dich gibt, die Börse für Jedermann einfach auf den Punkt greifbarer machen. Danke!

nmh
Legende
9.960 Beiträge

@paco:

 

Herzlich willkommen in dieser Community und herzlichen Dank für Dein großes Lob.

 

Trau Dich ruhig an Einzelaktien. Der Nachteil gegenüber ETF: Du brauchst mehr Zeit dafür. ETF sind ideal, wenn man nicht viel Zeit hat, um sich um seine Aktien zu kümmern.

 

Wenn Du darauf achtest, daß Verluste niemals zu groß werden, dann wirst Du auch mit Einzelaktien gute Gewinne machen, selbst wenn Deine Trefferquote schlecht ist. Denn:

 

Einige wenige Einzelaktien, die dick in der Gewinnzone liegen, reichen schon für eine gute Gesamtrendite, wenn Du bei vielen anderen Aktien, bei denen Du leider Pech hattest, dafür sorgst, daß die Verluste klein bleiben. Gewinne laufen lassen, Verluste strikt begrenzen. Es ist alles ganz einfach. Theoretisch.

 

Viel Erfolg und noch wichtiger: viele Spaß mit den Aktien!

 

Viele Grüße aus einem herbstlichen München

 

nmh

 

Disclaimer: Ich habe leider kein scharfes ß auf meiner Schweizer Tastatur.

paco
Autor ★
7 Beiträge

@nmh

 

Lieben Dank für die nette Begrüßung. Ich habe zuvor schon einige deiner Beiträge mit Interesse verfolgt, nein (!) verschlungen. So! Genug geschleimt.

 

 

Spoiler

Gleich mal was zum Überspringen! Exkurs, bäääh:

 

Ich habe mich nicht sauber ausgedrückt. In Aktien habe ich vor einigen Wochen investiert. Ahnungslos von ETF und Co.

 

Über Arbeitgeber gab es auf die Unternehmensaktie einen Rabatt von 20% und gemäß den drei Fehlern habe ich mich natürlich diebisch gefreut, dass die Aktie momentan unter dem Radar fliegt.

 

Positiv ausgedrückt: Die Aktie ist recht volatil. Immerhin ist es kein Wald-und-Wiesen-Papier (oder jetzt doch, Ansichtssache), sondern ein DAX-Wert. Dank Sperrfrist komme ich da erstmal nicht raus. Gleich einen Trend-Tiefflieger ins Depot geholt? Klassischer Anfängerfehler und Lerneffekt...

 

Langfristig erholt sich die Aktie wieder. Wenn ich nmh nun richtig verstanden habe, sollte man die Verluste minimieren und raus aus dem Ding, sobald es geht. Klar, man könnte 10 Jahre Geduld haben. Aber gebundenes Kapital in miesen Papieren ist totes Kapital. Stattdessen könnte man auch in Überflieger investieren.

 

Exkurs Ende. Endlich vorbei das ganze Gelaber.

ETF für die faulen Leute, die 10 Jahre nicht ins Depot gucken wollen. Ein Argument.

 

Aktien sind aber doch was für Leute mit money, money, money? Ich bringe es auf den Punkt. Ich kann ca. 10k investieren, inkl. ETF. Das ist verdammt wenig Kapitalbasis. Da muss ich wohl kleinere Brötchen backen...

 

Naive Thesen, bitte kommentieren:

 

1) Bei Aktien kann man mit wenig Mitteln die Kapitalbasis erhöhen, wenn man einen Volltreffer landet. Beispiel Xiaomi. Top oder Flop - alles drin!

Voraussetzung: Das Teil muss hier handelbar werden.

 

2) Teure Aktien sind für mich tabu. Was will ich mit einer erfolgreichen Facebook oder einer Amazon-Aktie, wenn danach das Kapital und der Hebel weg ist. Große Sprünge ausgeschlossen.

 

3) Erstmal einige Jahre weiter sparen und dann richtig mit ETF und ggf. Aktien loslegen.

 

4) Finger weg von Aktien und nur stur in ETF. Verdien' erstmal richtiges Geld, Junge.

 

Genug geschwätzt. Mehr fällt mir gerade nicht ein.

 

Grüße aus dem windigen Düsseldorf 😉

 

 

 

 

 

nmh
Legende
9.960 Beiträge

@paco  ist auch aus Düssssssssssssseldorf ("wo ist denn hier die nächste Vernissage? - Hühü, Stößchen!")? Ich glaube,  es wird langsam knapp und gefährlich für mich.

 

Zu Deinen Thesen:

 

1.  Die Aussage verstehe ich ehrlich gesagt nicht ganz.

2. Du kaufst eine Aktie nicht, weil sie "billig" oder "teuer" ist, sondern weil Du die Hoffnung hast, dass ihr Kurs steigt. Nichts ist schlimmer als vermeintlich "billige", also abgestürzte Aktien zu kaufen und dann jahrelang zuzusehen, wie sie noch billiger wird.

3. Ich dachte, Du bist bereits in ETF und Aktien investiert? Auf dem Konto gibt es keine Zinsen. Oder was meinst Du mit "Sparen"?

4. Siehe oben. Je früher im Leben man mit Aktien oder ETF anfängt desto besser. Aktien kosten mehr Zeit alss ETF.

 

Nachtrag: Man sagt normalerweise, dass sich Einzelaktien wegen der Bankgebühren ab 1.000 oder 2.000 Euro lohnen. Wenn Du insgesamt 10.000 Euro zur Verfügung hast, eignen sich aus diesem Grund wahrscheinlich ETF (Sparplan!) besser als Einzelaktien. Wenn Du jetzt sieben oder acht Einzelaktien kaufst und bei der Auswahl Pech hast, wäre das schade. Wenn Du hingegen einen ETF kaufst, ist die Chance gross, dass der in 10 oder 20 Jahren wesentlich mehr wert ist als heute.

 

nmh

Disclaimer: Ich habe leider kein scharfes ß auf meiner Schweizer Tastatur.

paco
Autor ★
7 Beiträge

@nmh

Ja, habe mich rein geschmuggelt ins feine Düsseldorf. Muss Eindruck machen.

 

1) War arg kurz erklärt. Ich kann ja nur 10k investieren. Also eine recht niedrige Grundlage. Habe ich nun eine Aktie mit niedrigem Wert, könnte ich ja z.B. 100 Aktien für 200 Euro erwerben. Das Risiko ist überschaubar im Falle eines Totalverlustes.

Auf der anderen Seite steigen die Aktien vielleicht irgendwann exponentiell stark und aus 200 Euro werden 10000 Euro. Da ist natürlich viel Wunschdenken dabei. So eine Aktie zu finden ist  der Traum eines Jeden. Mit dem neuen Geld kann man dann breiter investieren.

 

2) Die Facebook Aktie war ein schlechtes Beispiel. Die Aktie ist gar nicht soooo teuer. Nehmen wir Amazon oder Alphabet.  Kaufe ich mir 2 Aktien zu 1000 EUR, habe ich 2000 EUR investiert. Der Hebel ist dort aus meiner Sicht nicht so stark. Steigen die Aktien auf 1200, habe ich eine große Kurssteigerung, aber unter dem Strich nur 400 EUR plus gemacht.

Habe ich hingegen 2000 EUR und der Kurs ist bei 50 und steigt auf 70, macht es ein Plus von 800 EUR. Dahinter steckt der naive Gedanke, dass teure Aktien nicht mehr so viel Entwicklungspotenzial nach oben haben. Eine vielleicht haltlose Theorie.

 

3) Jein. Aktien über die Firma. ETF stehe ich kurz davor.

 

Investiere ich nun 5000 über Einmalzahlung in ETF und sage, das Geld fasse ich nicht an. Dann bleiben 5000 EUR von meinen ursprünglich 10000 übrig. Für Aktien bleibt dann nicht so viel übrig und durch die geringe Streuung habe ich natürlich ein deutlich höheres Risiko. Das ETF-Geld bleibt ja dann auch erstmal sehr lange liegen. Neue Investitionen können also nur durch weiteres Sparen ermöglicht werden. Sei es in ETF oder Aktien. Für 10 Aktien brauche ich also weitere 5-15k. Kann man natürlich peu a peu investieren. Da wäre ich wieder bei 1). Einen absoluten Glückstreffer mit wenig Einsatz landen und dann schneller durchstarten. Träum. Da kommt der der Zocker wohl durch...

 

Unter dem Strich lese ich aber heraus, dass aufgrund der derzeitigen Finanzsituation ETFs eher DIE Lösung  für mich sind. Da geht man ja auch nicht mehr raus, wenn man einmal drin ist. So schnell kommt das Geld ja auch nicht rein. Also Aktien ggf. dann in 10 Jahren erst.

 

Warum Sparplan?

 

Nach Gerd Kommer gibt es ja keinen Cost Average Effekt. Ich möchte es jetzt auch nicht zu wissenschaftlich sehen. Psychologisch stehe ich einem Sparplan sehr positiv gegenüber. Man ist "gezwungen", monatlich seine Beiträge zu investieren und haut das Geld nicht anderweitig auf den Kopf. Lt. manchen Experten gibt es ja 2020 eine Rezession. Spekulation ich weiß. Normalerweise ist niemand so schlau, dass vorher zu wissen. Aber so langsam wird es ja mal wieder Zeit dafür...

 

 

 

 

huhuhu
Legende
7.278 Beiträge

@nmh  schrieb:

@paco  ist auch aus Düssssssssssssseldorf ("wo ist denn hier die nächste Vernissage? - Hühü, Stößchen!")? Ich glaube,  es wird langsam knapp und gefährlich für mich.

 

Zu Deinen Thesen:

 

1.  Die Aussage verstehe ich ehrlich gesagt nicht ganz.

2. Du kaufst eine Aktie nicht, weil sie "billig" oder "teuer" ist, sondern weil Du die Hoffnung hast, dass ihr Kurs steigt. Nichts ist schlimmer als vermeintlich "billige", also abgestürzte Aktien zu kaufen und dann jahrelang zuzusehen, wie sie noch billiger wird.

3. Ich dachte, Du bist bereits in ETF und Aktien investiert? Auf dem Konto gibt es keine Zinsen. Oder was meinst Du mit "Sparen"?

4. Siehe oben. Je früher im Leben man mit Aktien oder ETF anfängt desto besser. Aktien kosten mehr Zeit alss ETF.

 

Nachtrag: Man sagt normalerweise, dass sich Einzelaktien wegen der Bankgebühren ab 1.000 oder 2.000 Euro lohnen. Wenn Du insgesamt 10.000 Euro zur Verfügung hast, eignen sich aus diesem Grund wahrscheinlich ETF (Sparplan!) besser als Einzelaktien. Wenn Du jetzt sieben oder acht Einzelaktien kaufst und bei der Auswahl Pech hast, wäre das schade. Wenn Du hingegen einen ETF kaufst, ist die Chance gross, dass der in 10 oder 20 Jahren wesentlich mehr wert ist als heute.

 

nmh


 

nmh,

 

keine Angst ich bin bei Dir,

und mit mir viele Hunderte, Tausende, ach wos sag i, Hunderttausende

& der Zoo des Nachbarn 

...für immer und ewig  Smiley (zwinkernd)

Ist das jetzt ein I.G.  ?   Smiley (fröhlich)

 

G.

hhh

NordlichtSH
Mentor ★★
1.819 Beiträge

Eine andere Anregung:

 

Du sagst, du hast jetzt 10.000 € zur Verfügung und willst weiter sparen. Dann könntest du natürlich auch die 10.000 € in 4-5 verschiedene Aktien investieren, hättest damit schon eine gewisse Streuung, und die monatliche Summe, die du sparen willst, in ETF investieren.

 

Dann müsstest du jetzt nur ein bisschen Zeit in die Auswahl der Aktien stecken, und ich würde etwas Solides empfehlen, keine hochspekulativen Werte.

ehemaliger Nutzer
ohne Rang
0 Beiträge

Hi @paco,

ich habe den Eindruck Du schielst noch zu sehr auf den ganz großen Wurf.

 

Du kannst als Anleger den Kurs nicht beeinflussen. Das heißt, dass es nicht an Dir hängt ob die Aktie steigt oder fällt. Du kannst nur eins tun: Aussteigen, wenn es Dir nicht mehr gefällt.

 

Daher ist es wichtig vorher zu wissen bei welchem Kurs Du wieder verkaufst und akzeptierst, dass Deine Plan nicht aufgegangen ist. Sollte die Aktie steigen, dann lass sie halt steigen. Ab und zu SL nachziehen. Sobald der SL über Deinem EK liegt kann Dir bzgl. Werterhalt nix mehr passieren.

 

Gruß von D nach D!

nmh
Legende
9.960 Beiträge

@ehemaliger Nutzer  hat in nur zwei Sätzen die komplette Theorie des Money-Management zusammengefasst. Respekt!!!!* An der Börse kann man nichts beeinflussen - bis auf eine Ausnahme: seinen eigenen maximalen Verlust.

 

Ich würde @paco  dringend raten, einige Monate lang mit einem Musterdepot (ohne echtes Geld) zu üben. Ebenso wie @ehemaliger Nutzer  habe ich den Eindruck, dass Dir noch ein wenig die "Ehrfurcht" vor Einzelaktien fehlt, und dass Du viel zu hohe Erwartungen an Aktien hast. Daher besser erst auf dem Trockenen üben, während monatlich ein ETF-Sparplan läuft. Viel Erfolg und noch wichtiger: viel Spaß dabei!

 

Beste Grüße aus M an die beiden in D

 

nmh

 

__________________

*)  Das Wort "Respekt" ist das allergrößte Lob, das der Bayer in seinem begrenzten Wortschatz hat.

Disclaimer: Ich habe leider kein scharfes ß auf meiner Schweizer Tastatur.