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Money Management: Die geheime Gewinnformel

nmh
Legende
9.960 Beiträge

Liebe geneigte Anleger (m/w),

ja, klaaar, wieder so eine reißerische Headline, und Ihr habt sie angeklickt. Und doch muss ich sagen, dass es diesmal wirklich um eine Strategie geht, mit der Ihr jedenfalls langfristig an der Börse erfolgreich sein werdet. Tatsächlich also eine Art von "Gewinnformel". Erfunden habe ich diese Strategie nicht; es ist ein ganz alter Hut und bei professionellen Anlegern üblich. Nur die meisten Privatanleger, die arbeiten irgendwie eher nach Bauchgefühl, statt bei ihren Anlagen eine klare Strategie zu verfolgen. Ich schließe mich da selbst gar nicht immer aus. "Geheim" im Sinne der Headline ist das, worüber ich hier schreiben will, also höchstens beim Hobby-Anleger zuhause.

Damit folge ich auch Eurem Wunsch, den Ihr hier geäußert habt. Also aufgemerkt:

 

Um was es hier gehen soll, ist das wichtige Thema "Money Management". Ich habe es schon sehr häufig in unserer Community erwähnt, aber noch nie so ausführlich beschrieben gesehen. Ob wohl Eure Aufmerksamkeitsspanne lang genug ist? Wir werden es leider nie erfahren ...

 

Das Schöne ist: Es ist wieder eine Strategie, die zu ganz unterschiedlichen Anlagestilen passt! Egal, ob Ihr gerne irgendwelchen komischen Sterne-Listen von mir folgt, oder ob Ihr lieber einen Wert tagelang analysiert und dann kauft. Mit den folgenden Tricks steigert Ihr Euren Erfolg an der Börse. Die Hinweise gelten für Aktien, aber auch wenn Ihr in Rohstoffe (Gold, Zucker, Orangensaft, Schweinehälften, was auch immer) oder in Indizes (süd-taiwanesischer Xing-Taong-Index) investiert.


Money Management hängt sehr stark mit dem Spruch zusammen, den ich ebenfalls häufig predige. Und das ist wirklich das Erfolgsrezept für langfristigen Börsenerfolg: Gewinne laufen lassen, Verluste begrenzen. Verluste begrenzt man, indem man Stopkurse setzt und konsequent einhält.

Typische Fehler von Privatanlegern

Die meisten Privaten machen es genau umgekehrt. "Ui, super, da gibt es eine Aktie, die ist in den letzten Tagen und Wochen abgestürzt. Die ist jetzt schön billig, die sammle ich jetzt mit Limit ein." Und dann schauen sie zu, wie die Aktie auch nach dem Kauf noch jahrelang weiter fällt. Unser Privatanleger war in diesem Fall einfach gescheiter als der Markt, und hat einen Tiefflieger aufgesammelt. Nennen wir es Fehler Nr. 1. Sollte man niemals tun. Warum, habe ich hier schon ausführlich erklärt; bitte nachlesen.

Auch beliebt beim Privatanleger ist Fehler Nummer 2: die vorzeitige Gewinnmitnahme, wie wir Mediziner dazu sagen. Und das geht so: "Die Aktie, die ich vor einiger Zeit gekauft habe, ist jetzt wirklich stark gestiegen. Inzwischen ist die zu teuer. Von Gewinnmitnahmen ist noch niemand arm geworden, also verkaufe ich die jetzt, obwohl sie ja eigentlich in einem gesunden Aufwärtstrend liegt. Aber die ist inzwischen überbewertet." Und wieder ist unser Privater klüger als "der Markt", der die Aktie weiter steigen lässt.

Ganz besonders schlimm und langfristig absolut tödlich ist der dritte Fehler der Hobby-Anleger: "Die Aktie habe ich vor einiger Zeit gekauft, aber sie fällt und fällt und fällt. So billig gebe ich sie aber nicht mehr her, die ist total unterbewertet. Alle anderen außer mir sind total doof und sehen die Unterbewertung nicht, also halte ich die Aktie und lasse den Verlust immer größer werden." Unser Privater handelt hier nach dem Motto: "Ein Geisterfahrer? Tausend!" Ist ja auch schwierig, sich selbst den Fehler einzugestehen, die Aktie gekauft zu haben. Das hat viel mit Psychologie zu tun. Die große Masse der Profis verkauft, warum auch immer, und dadurch sinkt der Kurs immer weiter, aber er hält tapfer durch. So ein Wert kann jahrelang fallen.

Manchmal wird der Abwärtstrend erst nach einigen Jahren enden, und die Aktie beginnt tatsächlich, wieder zu steigen. Unser Privatanleger - zeitweise dick im Verlust - freut sich, die Verluste werden kleiner. Und er sagt sich: "Hey, da komme ich sogar mit einem blauen Auge raus". Das geht dann nach dem Motto "es gibt für den Aktionär nichts schöneres als wenn er seinen Einstandskurs wiedersieht". Sobald die Aktie endlich nach Jahren in die Gewinnzone dreht, wird verkauft. Plusminus Null, gut gemacht. Ich würde eher sagen: Fehler Nummer 2 gemacht.

 

Also:

Fehler Nr. 1 = Tiefflieger auffangen

Fehler Nr. 2 = Gewinne zu früh mitnehmen

Fehler Nr. 3 = Verluste nicht eingrenzen


Erkennt sich jemand wieder?

Fast alle Privatanleger machen zu Beginn diese Fehler. Besonders auch ich. Ich bin seit über 20 Jahren sehr intensiv an der Aktienbörse tätig, und was haaaaabe ich anfangs Geld verloren, weil ich mein Risiko nicht begrenzt habe. Es hat mich einige Jahre an harter, teurer Erfahrung gekostet, bis ich irgendwann verstanden habe, wie es eigentlich geht. Seitdem bin ich überaus erfolgreich. Mögen meine wichtigtuerischen Belehrungen Euch dabei helfen, das Lehrgeld zu sparen, das man als Neueinsteiger bezahlt.

Neulich hat @haxo  geschrieben (siehe hier😞 Ich verkaufe nur Aktien, die ich heute nicht mehr kaufen würde. Auch das stimmt und deckt sich mit meiner Strategie: Aktien, die in den Verlust laufen (also abwärts), würde (sollte) man nicht mehr kaufen. Siehe unten.

Profis setzen noch vor dem Kauf einen Stopkurs

Jetzt schauen wir mal, wie der Profi an die Sache rangeht. Und da beginne ich gleich mit etwas, das vielleicht seltsam klingt. Wenn der Profi eine Aktie kauft, dann überlegt er noch vor dem Kauf, wo er wieder rausgeht. Und zwar nicht wenn die Aktie steigt, sondern wenn sich nach dem Kauf herausstellt, dass der Kauf ein Fehler war und die Aktie fällt.

Sicher überrascht das jetzt einige. Aber erfolgreich an der Börse ist langfristig nicht, wer besonders sorgfältig bei der Auswahl von Aktien vorgeht. Das solltet Ihr natürlich trotzdem tun, siehe unten. Doch im Grunde genommen geht es nur darum, Verluste klein zu halten.

Warum ist das so? Erstmal eine Binsenweißheit: Über die Jahrzehnte ist Euer gesamter Börsengewinn (z.B. in Millionen Euro) die Summe aller einzelnen Gewinne abzüglich aller einzelnen Verluste. Logo.

Manche sagen, dass deswegen die Trefferquote möglichst hoch sein muss, also dass ich öfters Gewinne als Verluste machen muss. Aber das stimmt nicht. Die Trefferquote ist ziemlich wurscht. Wichtig ist nur, dass unter dem Strich die Summe möglichst hoch ist. Das erreiche ich sogar, wenn ich dummerweise nur selten Gewinne mache und die meisten Investments im Verlust enden.

Der Trick ist, dass dieser seltene Gewinn gemessen in Euro sehr hoch ist, während ich die einzelnen Verluste gering halte. Denn wenn Ihr viermal Verluste über je 1.000 Euro macht und achtmal Gewinne über je 120 Euro, habt Ihr trotz hervorragender Erfolgsquote (2:1) dennoch einen Gesamtverlust von 3.040 Euro. Wenn ich aber nur fünfmal einen hohen Gewinn von je 1.500 Euro habe und zwanzigmal einen kleinen Verlust von je 120 Euro, dann ist zwar meine Trefferquote miserabel, nämlich nur 1:4, aber trotzdem gehe ich mit einem Gesamtgewinn von 5.100 Euro aus der Nummer raus!

Also Verluste begrenzen.

Ihr müßt wissen, dass "die Börse" Euch vieles vorgibt, worauf Ihr keinen Einfluss habt. Ob eine Aktie nach dem Kauf steigt oder fällt, habt Ihr nicht in der Hand. Wieviel Ihr damit verdient, könnt Ihr nicht beeinflussen. Das einzige, was Ihr selbst bestimmen könnt, ist der maximale Verlust, den Ihr mit einer Aktie in Kauf nehmen wollt. Und diesen einzigen Regler, den Ihr einstellen könnt, solltet Ihr nicht aus der Hand geben.

Profis gehen beim Kauf einer Aktie nach drei Schritten vor:
1. Angenommen, die Aktie fällt nach dem Kauf: bis zu welcher Marke akzeptiere ich das, bevor ich verkaufe? Diese Marke wird "Stopkurs" genannt.
2. Welchen Verlust in Euro akzeptiere ich mit der Aktie höchstens?
3. Die Stückzahl für den Kauf ergibt sich dann nach der Formel:

        STK =  (maximaler Verlust in Euro) geteilt durch (aktueller Kurs minus Stopkurs)

 

Diese drei Schritte sind der Kern des "Money Managements".


Beispiel: Die Aktie steht momentan bei 38 Euro. Die Marke von 34 bietet sich als Stopkurs an. Ich will auf keinen Fall mehr als 200 Euro verlieren. Also kaufe ich 50 Stück, das kostet 1.900 Euro plus Spesen.

Erst dann wird die Kauforder erteilt.

Das ist für den Hobby-Anleger völlig ungewohnt: Wieviel man investiert (z.B. 1.900 Euro) ergibt sich erst nach der Wahl des Stopkurses! Die meisten Privaten investieren einfach immer z.B. 5.000 Euro in eine Aktie.* Und das ist falsch! Bei Aktien, die stark schwanken, sollte man weniger kaufen als bei eher ruhigen Aktien. Denn bei ruhigen Aktien darf der Stopkurs näher am Kaufkurs liegen, wodurch sich eine größere Stückzahl und ein größeres Investitionsvolumen ergibt.

Über die richtige Auswahl der Stopkurse kann man ebenfalls ganze Bücher schreiben. Die richtig Platzierung des Stopkurses hängt auch von Eurem Anlagehorizont ab. Ich schaue mir normalerweise das Chartbild der letzten zwei Jahre an, und wenn ich einen Aufwärtstrend erkenne, dann setze ich den Stopkurs unter das letzte markante Tief. Besonders schön ist, wenn eine Aktie in den letzten Monaten zwischen zwei Marken seitwärts gelaufen und dann kürzlich aus diesem Seitwärtstrend nach oben ausgebrochen ist. Dann darf der Stopkurs in der Bandbreite oder leicht darunter liegen. Denn wenn sich der Ausreißer nach oben als Fehlsignal entpuppt ("Bullenfalle") und der Kurs wieder in das Schwankungsintervall zurückfällt oder sogar darunter, dann habe ich einen Fehler gemacht und muß raus aus der Aktie.

Trotzdem: Optimieren der Trefferquote hilft

Wir haben also gesehen, dass das Geheimrezept ist, möglichst kleine einzelne Verluste zu machen und die Gewinne möglichst groß werden zu lassen. Die Trefferquote ist dafür gar nicht so wichtig. Trotzdem hilft es natürlich, wenn man auch die Trefferquote optimiert.

Das könnt Ihr durch unterschiedliche Strategien beim Einstieg in eine Aktie tun. Der eine analysiert wochenlang fundamentale Kennzahlen und kauft dann eine Aktie, die er für unterbewertet hält. Andere schauen gerne auf Trends und kaufen am liebsten am Allzeithoch, wenn ein gesunder Aufwärtstrend vorliegt. Wieder andere folgen einfach irgend welchen Empfehlungen in der Fachpresse oder hier in der Community, zum Beispiel in meinen unseriösen Sterne-Listen. All das sind zulässige Methoden, um die Trefferquote zu erhöhen. Aber all das bringt nichts, wenn Ihr nach dem Kauf Verluste aussitzt und Gewinne zu früh mitnehmt. Siehe oben, Thema Trefferquote.

Das Setzen eines Stopkurses begrenzt also Verluste. Die sollen ja klein gehalten werden. Natürlich kommt es aber auch vor, dass eine Aktie nach dem Kauf weiter steigt. In diesen Fällen zieht Ihr den Stopkurs regelmäßig nach. Irgendwann kommt der schöne Moment, wo der Stopkurs über Euren Kaufpreis steigt. Dann könnt Ihr mit dieser Position theoretisch keinen Verlust mehr machen.

Damit habe ich Euch das Prinzip Money Management erklärt. Es bedeutet einfach, dafür zu sorgen, dass der Verlust in einer einzelnen Aktie nicht lebensbedrohlich wird; für jede Aktie wird ein Höchstverlust vorgegeben. Durch strikte Stopkurse verhindert man dann, dass der Verlust größer wird als das erlaubt Limit pro WKN.

Also: Gewinne laufen lassen (und Stopkurse nachziehen), Verluste begrenzen (durch strikte Stopkurse).

Stopkurse wirklich immer notwendig?

Ich will nicht verschweigen, dass es in meiner Strategie zwei Situationen gibt, wo ich auch mal auf Stopkurse verzichte.

Das eine sind meine "Kerninvestments". Die meisten von uns halten breit gestreute ETFs oder Indexzertifikate im Depot, und die wollen sie jahrzehntelang halten. Eine Untersuchung hat ergeben, dass man in den letzten 40 Jahren nach einem Kauf eines DAX-ETF höchstens 13 Jahre warten mußte, um damit in die Gewinnzone zu kommen (siehe hier). Um Mißverständnisse zu vermeiden: Das gilt nur für breit gestreute Investments, nicht für Einzelaktien!

Aus diesem Grund wäre ich damit einverstanden, dass Ihr solch breite Positionen, also ETF oder Fonds oder Indexzertifikate nicht mit Stopkurs absichert.

Zum anderen habe ich die Erfahrung gemacht, dass Stopkurse in Krisenzeiten an der Börse eher schädlich sind. Wenn die Börse allgemein nach unten geht, so wie von 2001 bis 2003 oder in der Finanzkrise nach 2007, dann sichere ich nur die Positionen per Stopkurs an der Börse ab, die relative Schwäche zeigen, die also noch stärker fallen als andere Positionen.

Meine Strategie sieht so aus, dass ich für jede einzelne Position (auch ETF oder Indexzertifikate) in meinem Computersystemen einen Stopkurs führe. Aber eine Stop-Order an der Börse platziere ich in der Regel nur für die Aktien, die relative Schwäche zeigen, also beispielsweise in einer guten Börsenphase trotzdem fallen. Relative Schwäche hasse ich. So sind bei mir - je nach Situation - manchmal nur ein Drittel oder die Hälfte meiner Positionen tatsächlich per Stopkurs an der Börse abgesichert. Das ist nicht konsequent, aber ich habe ganz gute Erfahrungen damit gemacht.

In heißen Phasen, also konkret in 2016 vor der Brexit-Abstimmung und vor der US-Präsidentenwahl sowie in 2017 vor den Wahlen in Frankreich, habe ich fast alle Stopkurse ausgesetzt, um zu vermeiden, dass durch einen Schock mein Depot leergefegt wird. Einen solchen Schock gab es ja nach den beiden Wahlen in 2016, und drei Tage später hatten die meisten Aktien sich erholt. Meine selbst entwickelte Technik erlaubt es, zentral alle Stop-Orders vorübergehend zu suspendieren.

Beide Ausnahmen sind aber höchst umstritten; einen klaren Rat kann ich Euch dazu nicht geben.

Außerdem ist es eine sehr schwierige Frage, ob man die Stopkurse wirklich an der Börse platziert und damit riskiert, von Schwankungen innerhalb eines Tages nach unten ausgestoppt zu werden. Alternativ könnt Ihr Eure Positionen täglich manuell überwachen und aktiv verkaufen, wenn z.B. ein Schlusskurs Euren "mentalen" Stopkurs unterschreitet. Nachteil: dann ist es vielleicht zu spät, wenn eine Aktie wirklich böse abstürzt. Dasselbe gilt, wenn Ihr Stop-Limit-Verkäufe wählt, also ein limitierter Verkauf, sobald ein Stopkurs unterschritten wurde. Also: verkaufe für mindestens 30,50 Euro, wenn die Aktie unter 31,00 Euro gefallen ist.

Gewinne dank oder trotz Streuung

Vor einiger Zeit wurde hier in der Community die Frage gestellt, wie ich trotz meiner sehr breiten Streuung eine Überrendite erziele. Die Antwort ist: durch striktes Risikomanagement. Wenn Aktien fallen, dann fliegen sie bei mir gnadenlos aus dem Portfolio. Das passiert beispielsweise bei einem Index nicht: Wenn ich einfach nur indexorientiert anlege, dann halte ich Rohrkrepierer jahrelang, bis der Indexanbieter sie irgendwann aus dem Index rausnimmt.

Meine Depots umfassen insgesamt mehrere hundert unterschiedliche Wertpapiere. Mit welcher Technik ich trotzdem überall die Stopkurse überwache und regelmäßig nachziehe, habe ich hier bereits erklärt. Dort steht auch, wie man den maximal akzeptablen Verlust einstellt. Bitte nachlesen.

Meine Hoffnung ist, daß die meisten von Euch, vor allem die Leser mit etwas Erfahrung, bereits so vorgehen, wie ich es beschrieben habe. Wer bisher ausschließlich auf sein Gefühl hört und kein Risikomanagement betreibt, läßt meine wirren Zeilen einfach mal in Ruhe auf sich wirken. Es würde mich freuen, wenn ich Euch mit meiner Beschreibung dieser uralten Profi-Technik dabei unterstützen kann, strikt auf das Risiko zu achten, und Gewinne laufen zu lassen und Verluste zu begrenzen. Damit auch Ihr langfristig an der Börse erfolgreich seid.

Also merke: noch vor dem Kauf einen Stopkurs einplanen, und dann die Anlagesumme auf den maximal erlaubten Verlust ausrichten. Mehr ist es nicht!

Viel Erfolg auf dem glatten Börsenparkett (bitte mal fünf Euro in die Phrasenkasse)

herzliche Grüße aus München

nmh

 

________________

*) Oder so wie mein Schwiegervater, der einfach immer 100 Stück kauft, egal, wie teuer die Aktie ist.

Disclaimer: Ich habe leider kein scharfes ß auf meiner Schweizer Tastatur.
179 ANTWORTEN

eckhardschnell
Experte ★★★
663 Beiträge

Hallo @dg2210

bzgl des Rebalancing möchte ich Dir widersprechen.


Beim Re-Balancing geht es eher darum eine für mich bestimmte Assetallokation und damit das Gesamtrisiko meines Portfolios wieder herzustellen.

Rebalancing kann man entweder nur mit Käufe realisieren allerdings auch mit Käufe und Verkäufe zu dem Zeitpunkt des Rebalancings.

Angenommen ich hab zwei Assets A und B im Verhältnis 70/30.
A ist um 20 Prozent gestiegen B dagegen nur um 5, dann kaufe ich beim Rebalancing natürlich B nach. B hat ist aber kein Verlustbringer da ja mit 5% gestiegen.

Grüße Eckhard

SG1
Experte
111 Beiträge

Guten Abend,

 

wie handhabst Du/Ihr die Absicherung bei "plötzlich" sehr volatilen Titeln ?

Ich möchte gerne Wirecard ( WKN 747206 ) als Beispiel nehmen:

 

Diese Aktie stieg in letzter Zeit sehr gleichmäßig, dann gab es wohl eine/einige voluminöse Gewinnmitnahmen und sie sank um ca. 6€. 

Mein Trailing-Stop-Loss war bei 5,98€, ich wurde also ausgestoppt und

Wirecard stieg im laufe der nächsten Tage wieder auf einen neuen Höchststand.   

 

Nun die Frage:

Legt ihr die Stop Loss Order bei Unterschreiten d. 200 Tage-Linie oder noch tiefer um so etwas zu vermeiden ?

Nach Money Management, egal ob sie danach wieder steigt - oder dann wieder kaufen ? 

Wie sieht man "halbwegs rechtzeitig" ob der Aufwärtstrend wirklich gebrochen ist?

 

Viele Grüße,

SG1

 

 

nmh
Legende
9.960 Beiträge

@SG1:

 

Eine sehr schwierige Frage. Ich lege bei solchen Aktien meinen Stop- und den Nachziehkurs weiter auseinander und habe dafür weniger Stücke. Im Falle von Wirecard, WKN 747206, zum Beispiel Stopkurs 81 und Nachziehkurs 89 Euro* (diese Begriffe sind hier erklärt).

 

Dann ist es auch eine Frage, ob man wirklich alles verkauft, wenn der Stop unterschritten wird. Bei Wirecard bin ich sehr stark im Plus, so dass auch ein Verkauf einer Teilposition (ein Drittel oder die Hälfte) nach Bankgebühren noch sinnvoll ist. Nach diesem Teilverkauf darf ich dann für den Restbestand nach meinen eigenen Regeln (konstanter "Hub") Stop- und Nachziehkurs weiter auseinander legen, weil die Stückzahl kleiner wird.

 

Die 200-Tage-Linie bei Wirecard liegt erst sehr tief bei ca. 61 Euro. Bis dahin würde ich nicht warten mit dem Stopkurs. Machs doch so: Stopkurse bei 81, 71 und 61 Euro für jeweils ein Drittel von Wirecard. Natürlich werden alle drei regelmäßig nachgezogen.

 

Merke: Unglücklich ausgestoppt zu werden (und die Aktie steigt danach wieder) passiert sehr, sehr, sehr oft. Bei einer großen Position (in Euro) betrifft es dann glücklicherweise nur einen Teilbestand, der Rest steigt für mich mit. Wenn Du bei einer kleinen Position voll ausgestoppt wirst, und der Titel steigt danach wieder, dann verbietet Dir ja niemand, wieder einzusteigen.

 

Hilft Dir das?

 

nmh

 

 ___________________

*) Mir fällt gerade auf, dass 81/89 schon sehr nah beieinander ist. Das liegt daran, dass ich ziemlich viele Stücke von Wirecard halte. Das wiederum liegt daran, dass ich seit meinem letzten Kauf im April 2016 großes Glück hatte und nicht ausgestoppt wurde.

 

Disclaimer: Ich habe leider kein scharfes ß auf meiner Schweizer Tastatur.

SG1
Experte
111 Beiträge

Hallo nmh,

ja, diese Ausführung und die Erklärung des Hub sind super verständlich. Vielen Dank dafür !

 

Die wohl größten Probleme dabei sind Angst & Gier...;-)

aber Ich werde nun große Positionen in mehrere Hub aufteilen, bei kleinen Positionen paar Euros ( da gut im plus ) über dem Kaufkurs ein Stop-Loss einsetzen und bei gegebener Zeit anpassen. 

 

Bei Wirecard bin ich wieder eingestiegen, da ich darin für die nächsten Jahre ein Riesen-Potenzial sehe.

 

Viele Grüße,

SG1

nmh
Legende
9.960 Beiträge

Sehr gut, @SG1, ich wünsche Dir viel Erfolg bei der Umsetzung.

 

Wenn Du die Technik ganz diszipliniert umsetzt, dann sind Angst und Gier automatisch ausgeschlossen. Das ist ja Sinn der Sache.

 

Danke für Dein Lob!

 

nmh

 

Disclaimer: Ich habe leider kein scharfes ß auf meiner Schweizer Tastatur.

Wolv
Experte ★★
489 Beiträge

Ein Kauf wäre GE wohl erst, wenn von diesem Konzern die verschachtelten Bereiche einzeln verkauft oder selbstständig an die Börse gebracht werden.

Dann wird Geld gemacht...

nmh
Legende
9.960 Beiträge

Liebe Privatanleger,

 

ich habe exklusiv für Euch meine riesigen Datenbestände ausgewertet, um einmal statistisch zu überprüfen, womit man besser fährt: mit dem Auffangen von Tieffliegern per Abstauberlimit oder durch einen Kauf am Allzeithoch.

 

Das Ergebnis wird für viele Hobby-Investoren erschütternd sein. Bitte hier klicken und dann viel Vergnügen beim Lesen!

 

nmh

 

Disclaimer: Ich habe leider kein scharfes ß auf meiner Schweizer Tastatur.

kan23
Autor ★★
33 Beiträge

Hallo,

bin ein Neuling und habe kürzlich in ein ETF investiert. In Deiner tollen Erklärung schreibst Du, dass Du ETF´s nicht absichert. Angenommen man möchte dennoch gegen einen masiven Kurssturz absichern, was würdest Du einem Newb raten?

Bei welchem Wert könnte man ein Stop-Loss setzen, wenn man ursprünglich garnicht nach Deiner beschrieben Methode eingekauft hat? 😉

 

PS: So wie ich es verstanden habe wird ein Stop-Loss bei 10-12% gesetzt oder einem markanten Wert im Chart, allerdings will man ja gegen einen masiven Absturz absichern, welcher theoretisch 20% und mehr fallen würde...

 

Grüße

nmh
Legende
9.960 Beiträge

@kan23:

 

Danke für Dein Lob und herzlich willkommen in dieser Community.

 

Das richtige Platzieren von Stop Loss-Kursen ist eine Wissenschaft für sich, also sehr schwierig. Keinesfalls wird ein Stopkurs bei pauschal 10 oder 12 Prozent unterhalb des aktuelles Kurses gesetzt, wie Du vermutest. Die richtige Höhe des Stopkurses hängt u.a. auch davon ab, wie stark die Aktie oder der ETF schwankt. Normalerweise orientiert man sich für Stopkurs am Kursbild (Chart), aber es kostet viele Jahre Erfahrung. Über die richtige Platzierung von Stopkursen könnte ich ohne weiteres ein Buch schreiben.

 

Wenn Du mir die WKN Deines ETFs mitteilst, kann ich vielleicht eine Empfehlung für einen möglichen Stopkurs geben, wenn es denn sein muß. Aber ich empfehle, ETF ohne Stopkurs zu fahren. Denn:

 

Ich gehe davon aus, dass Du Deine ETFs langfristig (10, 20, 30 Jahre) halten möchtest. Und im Idealfall kaufst Du regelmäßig, z.B. einmal pro Monat oder einmal pro Jahr, für einen konstanten Euro-Betrag nach. In diesem Fall würde ich tatsächlich auf eine Absicherung per Stop Loss verzichten. Denn langfristig (siehe oben) wirst Du aller Voraussicht nach mit breit gestreuten Aktien (also mit ETFs) Geld gewinnen. Warum, steht hier.

 

Falls Du dennoch Dein Risiko begrenzen möchtest, solltest Du den Stopkurs so setzen, daß der Verlust, der dann entsteht, Deiner maximalen Schmerzgrenze entspricht. Wie das geht, steht hier und oben in diesem Thread.

 

Aber wie gesagt, meine persönliche Meinung ist, dass man als langfristiger Investor Stopkurse nur für Einzelaktien braucht, nicht aber für breite Investments wie z.B. ETF. Da kann man Verluste (auch von 20%, 30% oder noch mehr, siehe z.B. DAX in den Jahren ab 2000) aussitzen; der DAX hat sich von dem Einbruch ab 2000 ja auch wieder gut erholt. Achtung: Das gilt nur für Indizes oder ETFs auf große Aktienkörbe, nicht jedoch für Einzelaktien - eine einzelne Firma kann auch mal pleite gehen und wird sich davon nicht mehr erholen. Daher sind Stopkurse für Einzelaktien wichtig - aber nicht für breite Körbe mit sehr vielen unterschiedlichen Aktien, wie sie beispielsweise in Form von ETF verkauft werden.

 

Und indem Du regelmäßig gleich hohe Euro-Beträge investierst, kaufst Du automatisch mehr Anteile, wenn die Börse "unten" ist und weniger bei hohen Kursen.

 

Hoffen wir, dass ich recht behalte.

 

Hilft Dir das ein wenig?

 

Viel Erfolg für Deine Investments, viele Grüße aus München

 

nmh

 

 

Disclaimer: Ich habe leider kein scharfes ß auf meiner Schweizer Tastatur.

Dietus
Experte ★★★
760 Beiträge

Hallo @kan23,

 

Willkommen in der Community.

Du kannst nach meiner persönlichen Einschätzung deine ETFs gerne mit einem Stopp-Loss absichern.

Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass Stopp-Loss bei Neulingen eine sehr wohltuende, psychologische Wirkung hat. 

 

Ich habe mich bei meinen ETFs  nach den maximalen Verlusten der letzten 5 Jahre gerichtet (z.B. finanztest)  und habe noch ein paar Prozente draufgerechnet. 

Beispiel: Lyxor  MSCI World WKN LYX0AG. Hier betrug lt Finanztest der max. Verlust in den vergangenen 5 Jahren 12%. Ich habe dann den ETF mit 15% abgesichert (Trading Stopp-Loss)

Das gab mir in der ersten Zeit in der "Börsenwelt" das Gefühl einer Sicherheit in Form des berechenbaren Risikos.

 

Seit einigen Monaten sind meine ETFs nicht mehr mit Stopp-Loss abgesichert, sondern nur noch meine Einzelaktien. 

Die Hinweise und Argumente von @nmh haben mich (wie immer) überzeugt. 

 

Ausserdem habe ich auch mehr Zeit, mich um meine Finanzen zu kümmern.  

 

Ich wünsche dir für deine ETFs viel Erfolg!

 

Gruß

Dietus