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Hilfe! Wie berechne ich eine ADL-Kurve? (advance-decline-Linie)

nmh
Legende
9.959 Beiträge

Liebe Community,

 

heute bitte ich um Eure Hilfe. Vielleicht hat jemand eine Idee für mich. Es geht um die Berechnung der Advance-Decline-Linie (ADL).

 

Diese bekannte Linie gibt das Verhältnis der Aktien, die seit dem Vortag gestiegen sind, zu den Aktien, die seit gestern gefallen sind, an. Normalerweise subtrahiert man die Anzahl der Aktien mit Kursrückgang von denen mit Kursanstieg. Ein ADL-Wert von Null besagt also, daß gleich viele Aktien gestiegen und gefallen sind. Wenn die ADL-Linie bei minus 100 liegt, dann bedeutet das, daß beispielsweise 7.500 Aktien Kursrückgänge haben und 7.400 Aktien Kursanstiege, jeweils seit dem Vortag.

 

Diese ADL-Verläufe sieht man oft in der Fachpresse; sie geben Auskunft über die innere Verfassung des Marktes. Wenn beispielsweise der Dow Jones oder der S&P 500 steigt, die ADL-Kurve für die Börse in New York aber fällt, dann ist der Kursanstieg ungesund, weil er nur noch von wenigen Aktien getragen wird.

 

Schon seit 2009 versuche ich, eine ADL selbst zu berechnen. Da meine Uralt-Systeme leider keine Kurven mit negativen Zahlen verarbeiten können, arbeite ich nicht mit der Differenz, sondern mit dem Quotienten. Also Anzahl Aktien mit Kursanstieg geteilt durch Anzahl Aktien mit Kursrückgang. Das Ergebnis liegt zwischen 0 % (alle Aktien sind gefallen) und 100 % (alle Aktien sind gestiegen). Ein Wert von 50 % bedeutet, daß gleich viele Aktien gefallen und gestiegen sind. Wenn meine ADL-Linie bei 20 % liegt, dann sind von den grob 2.000 internationalen Aktien, die ich zu diesem Zweck beobachte, 400 gestiegen und 1.600 gefallen.

 

Soweit, so gut. Rechentechnisch gar nicht schwierig. Leider sieht die Kurve, die dabei rauskommt, ziemlich besch...eiden aus, nämlich so:

 

091000.gif

 

Die obige Grafik zeigt den Verlauf meiner selbst berechneten ADL-Kurve von August 2016 bis August 2018 (rot = ADL-Kurve fällt, grün = ADL-Kurve steigt). Wie man sieht, sieht man leider gar nichts. Es ist überhaupt kein Trend zu erkennen, sondern die Kurve schwankt wild zwischen 20 und 80 Prozent hin und her. Ein Griff ins Klo.

 

Ich habe dann mal probiert, die Kurve beispielsweise über fünf Handelstage zu glätten. Leider bringt das keine wesentliche Verbesserung. Die Kurve zeigt erst dann einen vernünftigen Trendverlauf, wenn man über z.B. 100 Handelstage glättet.

 

In meinen Systemen sieht das dann so aus:

 

091002.gif

 

Hier sieht man jetzt einen guten Trend von August 2016 bis August 2018 (rot = ADL-Kurve fällt, grün = ADL-Kurve steigt). Allerdings bin ich der Meinung, daß eine Glättung über einen so langen Zeitraum (100 Tage) die Kurve aussagelos macht. Außerdem ist es irgendwie witzlos, daß die Kurve in zwei Jahren nur zwischen 44 und 50 Prozent schwankt - ein sehr enger Bereich.

 

Ich habe also Zweifel, daß meine Kurve, die ich auf diese Weise ermittelt habe, irgendetwas Vernünftiges aussagt.

 

Daher ist meine Frage an die Community: Weiß jemand, wie man professionell die ADL-Kurve berechnet? Was mache ich falsch? Habt Ihr Vorschläge für mich, wie ich das noch verbessern kann?

 

Erster Preis: neuartige Sterne-Auswertung! Der- oder diejenige, die mir einen sachdienlichen Tip gibt, wie man eine solche Kurve wirklich professionell berechnet und welchen Denkfehler ich bisher mache, bekommt exklusiv (und vor allen anderen) eine Aktien-Auswertung nach einer neuartigen Methode, die ich in der Community bisher noch nicht veröffentlicht habe. Diese Ranglisten, mit denen ich bisher nur intern arbeite, haben mich auf einige sehr interessante Aktien aufmerksam gemacht, die in den letzten Jahrzehnten hohe Renditen pro Jahr und dabei nur seltene, geringe Verlustphasen hatten.

 

Dankbar für jede sachdienliche Anregung,

herzliche Grüße aus einem hochsommerlichen München

 

nmh

 

Disclaimer: Ich habe leider kein scharfes ß auf meiner Schweizer Tastatur.
21 ANTWORTEN

baha
Mentor ★★★
2.656 Beiträge

Da oben in deiner Antwort ist ein klitzekleiner Fehler, @nmh. Es heißt Axiom, nicht Axion 😉

 

Der Hinweis auf die Kumulierung erscheint jedoch grundsätzlich logisch, insofern Zustimmung @Pramax und @Getrabro 🙂

 

Davon abgesehen verabschiede ich mich lieber aus diesem Thread, spätestens die Vektorräume (bei mir waren es damals n-dimensionale) erinnern mich wieder daran, wie mir die Lust damals am - auch deshalb - abgebrochenen Fernstudium vergangen ist 😛

 

baha

Weinlese
Mentor ★
1.384 Beiträge

@nmh  schrieb:

Da meine Uralt-Systeme leider keine Kurven mit negativen Zahlen verarbeiten können, arbeite ich nicht mit der Differenz, sondern mit dem Quotienten. Also Anzahl Aktien mit Kursanstieg geteilt durch Anzahl Aktien mit Kursrückgang.


Bisher hab ich deine Geschichten über Uraltsysteme ja für maßlos übertrieben gehalten. Als ich aber die Schriftart in deinen Grafiken gesehen habe, bin ich fast vom Stuhl gefallen! Erinnert mich an die guten alten DOS-Zeiten als Programmieranfänger, wo es schon unheimlich faszinierend war, in seinen Pascal-Programmen den Grafikmodus von 16 auf 256 Farben umgeschaltet zu bekommen. 256 Farben - gleichzeitig! Smiley (überrascht)

 

Aber zum eigentlichen Thema: Hast du mal versucht, doch die fallenden von den steigenden Aktien zu subtrahieren, ggf. mit einem Offset, so dass keine negativen Werte entstehen können? Je mehr Aktien du beobachtest, desto geringer ist bei Division der Einfluss einer einzelnen Aktie auf den ADL-Wert. Bei Subtraktion wirkt sich jede einzelne Aktie aber gleich stark auf den Wert aus. Es wäre zumindest mal interessant, den grafischen Unterschied zwischen beiden Methoden zu sehen.

 

Viele Grüße

Weinlese

nmh
Legende
9.959 Beiträge

@Weinlese:

 

MS DOS 6.22? Und 256 Farben? Sowas neumodisches kommt mir nicht in mein Rechenzentrum. Wir sprechen hier von den späten 1960ern. Äh, naja.

 

Aber vielen Dank für den Hinweis. Ich habe die Subtraktion schon ausprobiert, aber da die Anzahl der beobachteten Aktien ungefähr gleich bleibt, sieht die Kurve dabei ähnlich dämlich aus wie im obigen Bild. Vielleicht ist aber tatsächlich die Subtraktion gemeinsam mit der Kumulation, wie oben angeregt, eine Lösung.

 

Nochmal vielen Dank an Euch alle für Eure Hinweise.

 

nmh

Disclaimer: Ich habe leider kein scharfes ß auf meiner Schweizer Tastatur.

Pfoisch
Experte ★
127 Beiträge

eine vorgelagerte Frage hab ich noch, nmh:

Planst Du die persönlich ermittelte ADL als Mosaikstein für tatsächliche Kauf-/Verkaufentscheidungen zu nutzen oder willst Du es einfach nur mal wissen und bissl rumtüfteln?

Zargoras
Mentor ★★
1.528 Beiträge

@nmh

 

und schon weiter gekommen?

Das thema hört sich auf jedenfall sehr Interessant an.

 

nmh
Legende
9.959 Beiträge

@Zargoras:

 

Bisher nicht. Der Vorschlag, alte Werte zu addieren, scheint leider nicht kompatibel mit meiner Art der Berechnung als Quotient zu sein. Das Projekt läuft bei mir mit niedriger Priorität weiter.

 

Aber dennoch herzlichen Dank an die drei, die mir Tips gegeben haben. Ich will nicht undankbar erscheinen: Wer die versprochene Belohnung haben möchte, kontaktiert mich bitte direkt.

 

nmh

 

Disclaimer: Ich habe leider kein scharfes ß auf meiner Schweizer Tastatur.

Crazyalex
Legende
7.593 Beiträge

@nmh 

Ich weiß nicht ob es was bringt... aber gäbe es vielleicht Sinn die lokalen Minima und loaklen Maxima auszuwerten und diese dann zu verbinden - Diese Kurbe gäbe dann einen kurzfritigen groben Trend.

 

Grüßle Alexander


An alle Neueinsteiger: Appell an alle Neueinsteiger und Interessenten.
ETF-Anfänger: Bitte intensiv durcharbeiten... ETF-FAQ. .................Danke!

nmh
Legende
9.959 Beiträge

Nach anderthalb Jahren kommt Bewegung in das ADL-Rätsel (war das jetzt grammatikalisch korrekt?).

 

In dem wirklich hervorragenden Magazin "Marktbeobachtungen" von HSBC (siehe hier) hat Jörg Scherer eine seiner genialen technischen Analysen veröffentlicht. Dabei geht er auch auf die ADL-Linie für den Eurostoxx 600 ein. Mir ist aufgefallen, dass in seiner Grafik die ADL-Linie Werte bis zu 35.000 annimmt. Das habe ich nicht verstanden: es bedeutet ja, dass der Saldo aus gestiegenen und gefallenen Aktien 35.000 beträgt, was bei 600 Aktien schwer vorstellbar ist.

 

Ich habe nachgefragt, und zu meiner großen Freunde hat Jörg Scherer sogar ausführlich geantwortet und Licht in das Dunkel gebracht. Hier seine Antwort:

 

Vielen Dank für Ihr Feedback und Ihre Frage zur Advance-/Decline-Linie.

 

Für jeden Handelstag ermittelt dieser Marktbreiteindikator den Saldo aus gestiegenen und gefallenen Aktien. Dieser Wert wird zu einem (beliebigen Startlevel) hinzuaddiert. Am nächsten Tag wendet man wieder die gleiche Vorgehensweise an. Somit ist möglich und sogar hoch wahrscheinlich, dass Werte größer als die eigentliche Anzahl an Indexmitgliedern erreicht wird. Ein einfaches Beispiel, damit es vielleicht noch etwas klarer wird:

 

Tag 1: 500 Aktien steigen, 100 Titel fallen => Saldo 400, A-D-Linie: 400

Tag 2: 500 Aktien steigen, 100 Titel fallen => Saldo 400, A-D-Linie: 800

Tag 3: 500 Aktien steigen, 100 Titel fallen => Saldo 400, A-D-Linie: 1200

usw.

 

In der hohen absoluten Zahl kommt also vor allem zum Ausdruck, dass die aktuelle Aufwärtsbewegung bereits recht lange anhält. Wichtiger als die absolute Höhe der A-/D-Linie ist aber die Analyse möglicher negativer Divergenzen.

 

Hoffe mit diesen Erläuterungen für etwas mehr Klarheit gesorgt zu haben.

 

Ja, wenn das so ist, verstehe jetzt sogar ich den Verlauf und die Berechnung der ADL-Linie. Das muss ich auf meinen Systemen einmal umsetzen und ausprobieren.

 

Von Jörg Scherer kann sogar ich noch etwas lernen!

 

Viele Grüße aus einem stürmischen München

 

nmh

 

Disclaimer: Ich habe leider kein scharfes ß auf meiner Schweizer Tastatur.

ehemaliger Nutzer
ohne Rang
0 Beiträge

Eine ausführliche Beschreibung zur Berechnung und Interpretation der ADL findet sich hier!

 

nmh
Legende
9.959 Beiträge

@ehemaliger Nutzer:

 

Cool, vielen Dank!

 

nmh

 

Disclaimer: Ich habe leider kein scharfes ß auf meiner Schweizer Tastatur.