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ETF auf Anleihen

swolpoll
Experte ★★★
727 Beiträge

Liebe Community,

 

ich lese hier desöfteren, dass man Anleihe-ETF in Niedrigzinsphasen nicht kaufen sollte, da die Kurse dieser ETF fallen, sobald die Zinsen wieder steigen. Ist dieses Argument nicht sehr stark vereinfacht? Folgende Effekte bleiben bei dieser Argumentation völlig unberücksichtigt:

 

- Ein Anleihe - ETF besteht ja aus vielen verschiedenen Anleihen, von denen immer wieder mal welche getilgt werden und durch neue Anleihen ersetzt werden; ich habe also einen bunten Mix aus kurz- und langlaufenden Anleihen mit hohen und niedrigen Kupons. Die Kurswerte notieren entsprechend mal über 100%, mal unter 100%, je nachdem wann die Anleihen in den ETF aufgenommen wurden;

- Anleihen mit hohem Kupon notieren derzeit tendenziell über 100%. Wenn der Tilgungstermin näherrückt, fällt der Kurs Richtung 100%, egal ob der Kupon hoch oder niedrig ist und wie das Zinsumfeld ist; andersrum haben Anleihen mit sehr niedrigem Kupon möglicherweise Kurswerte unter 100%, sprich im mache Kursgewinne wenn der Tilgungstermin näherrückt, unabhängig vom Zinsumfeld;

- Bei steigenden Zinsen haben neu in den ETF aufgenommene Anleihen ja höhere Kupons, die mir durch höhere Ausschüttungen bzw. Thesaurierungen zu Gute kommen. Die Zinserträge steigen also.

 

Kurzum: Ich denke, es hängt von der Zusammensetzung des ETF ab, wie stark dieser durch steigende Zinsen betroffen ist. Ein ETF der ausschließlich alte, hochverzinste Bundesanleihen mit langen Laufzeiten beinhaltet, wird bei steigendem Zinsniveau deutlich stärker einbrechen als einer der gut diversifiziert hinsichtlich Laufzeiten, Kupons und Schuldnern ist.

 

Wie seht ihr das, habe ich möglicherweise etwas übersehen?

 

Ich für meinen Teil habe daher durchaus Anleihe ETFs in meinem Portfolio, u.a. auf High Yield Unternehmensanleihen und High Yield Staatsanleihen. Ich bin mit den bisherigen Ausschüttungen von 2-5% p.a. sehr zufrieden.

 

Viele Grüße,

swopoll

8 ANTWORTEN

ehemaliger Nutzer
ohne Rang
0 Beiträge

Hallo @swolpoll,

 

ich kenne mich mit Anleihen überhaupt nicht aus.. Von daher halte ich auch keine.

 

Mich interessiert dennoch, welche Anleihen so hohe Renditen einfahren. Poste mal bitte die WKNs..

 

Vielen Dank!

 

Grüße aus Dresden

Sonni

Pramax
Mentor ★★★
3.468 Beiträge

Hallo @ehemaliger Nutzer

 

Hier mal ein Beispiel einer High-Yield-Anleihe, die Du

als Otto-Normalanleger an der Börse Stuttgart kaufen kannst:

 

Dic-Asset-AG-Anleihe-DE000A2GSCV5

 

In den Anleihen-ETFs und -Fonds finden sich oftmals Anleihen,

die wegen kleinster handelbarer Einheiten von >= 100.000 EUR für die

meisten von uns nicht in Frage kommen. Wenn Du irgendwelche

Anleihen-WKNs nachrecherchierst, dann gleich über www.boerse-stuttgart.de

weil dort wesentlich mehr Informationen zu finden sind als im Comdirect-Informer.

 

Gruß, Pramax (ONA)

 

__________________

Wenn schon Unsinn, dann muss es ein Kaiserschmarrn sein.

swolpoll
Experte ★★★
727 Beiträge

Hier wie gewünscht zwei Beispiele für Anleihe-ETF, die ich halte:

 

- LYX0LY: High Yield Unternehmensanleihen, EUR, ohne Banken

- A143JQ: High Yield Staatsanleihen Emerging Markets, USD (also mit Wechselkursrisiko)

 

Der erste ETF schüttet einmal jährlich aus, der zweite sogar monatlich.

 

 

 

dg2210
Legende
6.204 Beiträge

@swolpoll  schrieb:

 

Ich für meinen Teil habe daher durchaus Anleihe ETFs in meinem Portfolio, u.a. auf High Yield Unternehmensanleihen und High Yield Staatsanleihen. Ich bin mit den bisherigen Ausschüttungen von 2-5% p.a. sehr zufrieden.



Die High-Yield-Unternehmensanleihen korrelieren sehr stark mit dem allgemeinen Aktienmarkt. Diese Anlageformen bringen kaum Diversifikation ins Depot.

 

Hier der Vergleich LYXOR-High-Yield gegen DAX (blau)

 

Screenshot_20180626_215107.png

 

Den High-Yield ETF kanst du dir relativ gut durch eine Kombination eines DAX-ETFs (10% der Anlagesumme) mit Tagesgeld (90% der Anlegesumme) nachbauen.

Weinlese
Mentor ★
1.384 Beiträge

@swolpoll

Deine Überlegungen sind schon korrekt, es hängt ganz entscheidend von der Zusammensetzung des ETF und vor allem der Restlaufzeiten/Durationen der Anleihen ab.

 

Mit Langläufern wirst du bei steigenden Zinsen höhere Verluste machen, weil der Zinsanstieg zwar höhere Ausschüttungen bei den neuen Anleihen beschert, die höheren Zinsen sich aber auf die gesamte Restlaufzeit auswirken und so der Kursverlust überproportional ausfällt. Bei Kurzläufern wirkt sich der Zinsanstieg entsprechend wengiger stark aus.

 

Ein Problem sehe ich allerdings noch bei den Ausfällen. Je höher die Zinsen, desto schwieriger haben es Staaten oder Unternehmen in der Regel sich zu refinanzieren. Sollten die Zinsen also deutlich anziehen, dürften die Ausfälle bei Anleihen stärker zunehmen. Sowas drückt dann natürlich auch auf die ETF-Kurse, vor allem da du mit deinen High-Yield-ETFs schon im besonders rückzahlungsunsicheren Marktsegment unterwegs ist.

 

Viele Grüße

Weinlese

swolpoll
Experte ★★★
727 Beiträge

Hallo dg2210,

 

danke für die Antwort, aber da muss ich nachhaken: Ich verstehe beim besten Willen nicht , wie man aus dem beigefügten Chart Korrelation ablesen kann? Die Charts entwickeln sich doch komplett aneinander vorbei...

 

Wenn Anleihen und Aktien eine hohe Korrelation wären, hätte ich etwas ganz Fundamentales am Finanzmarkt falsch verstanden. Ganz grundsätzlich gilt doch: Wenn Zinsen niedrig sind, gehen die Leute eher in Aktien und andersrum. Das ist doch das Gegenzeit von Korrelation?

 

Es mag sein, dass dieser Zusammenhang zeitweise außer Kraft gesetzt wird (z.B. während der Finanzkrise), aber doch nicht grundsätzlich?

dg2210
Legende
6.204 Beiträge

@swolpoll  schrieb:

Hallo dg2210,

 

danke für die Antwort, aber da muss ich nachhaken: Ich verstehe beim besten Willen nicht , wie man aus dem beigefügten Chart Korrelation ablesen kann? Die Charts entwickeln sich doch komplett aneinander vorbei...

 


Korrelation bedeutet nicht, daß die Kurven (annähernd) deckungsgleich sind, sondern daß sie ein ähnliches Verhalten zeigen.

 

Schau dir mal den Chart an:

Von 2013 beginnend steigen beide Kurven bis Mitte 2014 an, dann kommt bei beiden ein Einbruch; Anfang 2015 steigen beide gleichzeitig auf neue Höchstkurse, im Herbst 2015 gibt es in beiden Charts zwei Rücksetzer, bevor Ende 2015 beide Werte wieder auf ein Zwischenhoch steigen. Nach dem Rückschlag Anfang 2016 geht es bis Mitte 2017 wieder aufwärts.

 

Kurz: In den letzten Jahren ist der Lxyor-Fonds jedesmal gestiegen, wenn der DAX steigt und jedesmal gefallen, wenn der DAX fällt. Wenn du dein Portfolio-Risko minimieren willst, dann brauchst du einen Anleihen-Fonds der sich entgegengesetzt zum DAX verhält (oder zumindest nur schwach positiv mit diesem korreliert ist).

Weinlese
Mentor ★
1.384 Beiträge

@swolpoll  schrieb:

Wenn Anleihen und Aktien eine hohe Korrelation wären, hätte ich etwas ganz Fundamentales am Finanzmarkt falsch verstanden.


Vorsicht, es ging um Unternehmensanleihen und Aktien. Wenn Unternehmen in der Krise ins Straucheln geraten, wirkt sich das meist auf deren Aktien und Anleihen aus. Bei (sicheren) Staatsanleihen sieht die Sache ganz anders aus, die sind dann eher als sicherer Hafen gefragt.

 

Viele Grüße

Weinlese