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ETF Kritik wird lauter...

swolpoll
Experte ★★★
727 Beiträge

Werte Community,

  

die Pleite von Lehman Brothers jährt sich übermorgen zum zehnten Mal und wer die News der letzten Tage und Wochen aufmerksam liest, sieht, dass einige Crash-Propheten gerade wieder Hochkonjunktur haben. Soweit so gut, das ist nur menschlich. Jeder Prophet will Recht gehabt haben, deswegen wird jetzt gleich die Mutter aller Finanzkrisen ausgerufen.

 

Aber was mich in der ganzen Diskussion doch ein wenig überrascht, ist dass insbesondere Kritik an ETFs immer hörbarer wird, z.B. in diesem Artikel

 

Ich bin selbst überzeugter und zufriedender ETF-Investor (Aktien, Anleihen, gerne auch Spezial-ETF), und das schon seit über zehn Jahren. Aber einige der Argumente die nun vorgebracht werden lassen mich zumindest innehalten, ob da nicht doch was dran sein könnte (Befeuerung gut gelaufener Aktien, z.B. FANG; stupides Kaufen von (Schrott)-Aktien, sobald diese in Indizes aufgenommen werden; laufende Preisstellung versagt bei Flash Crashs bzw. verstärkt diese, Emittentenrisiko bei Swappern etc.). Ich finde viele der Argumente gelten genauso bei aktiv gemanagten Fonds und sind somit keine spezifische ETF-Kritik. Aber irgendwie so ein leichtes Störgefühl macht sich doch bei mir breit...

 

Wie sehen das die anderen ETF-Jünger hier im Forum?

 

Gruß, swolpoll

 

 

11 ANTWORTEN

chi
Mentor ★
1.134 Beiträge

@ehemaliger Nutzer  schrieb:

Jedesmal wenn jemand A0RPWH (iShares MSCI World) kauft, dann kauft er zu 1,9% Amazon und zu 0,8% Exxon Mobile. Das heißt dass mit jedem ETF-Kauf Amazon relativ stärker nachgefragt wird als Exxon Mobile.


Nja, nicht unbedingt; oder vielmehr, der springende Punkt ist „relativ“ (relativ zu was?).

 

Wenn jemand 1000 Euro in den Fonds steckt, kauft er für 19 Euro Amazon und für nur 8 Euro Exxon, insofern also tatsächlich mehr Amazon. Anschließend gehört ihm aber an beiden Unternehmen derselbe Anteil (an den nicht von Großaktionären gehaltenen Aktien = Freefloat). Insofern ist es also gerade nicht mehr Amazon, sondern gleich viel – relativ zur (Freefloat-)Marktkapitalisierung.

 

Extremeres Beispiel: Wenn ein Investor für zehn Millionen Euro Aktien von SAP kauft, passiert mit dem Kurs nicht viel. Wenn er dann mit weiteren zehn Millionen Euro bei der Berchtesgadener Bergbahn einsteigen will, wird das schwierig. Heute beispielsweise wurde keine einzige Aktie gehandelt. Um überhaupt Anbieter für die Aktie zu finden, müßte er viel bieten, würde also den Kurs in die Höhe treiben (falls er unsinnigerweise auf seinem Vorhaben beharren sollte). Die gleiche Anlagesumme hat demnach in einem Large Cap eine ganz andere Wirkung (Tropfen im Ozean) als in einem Microcap. Wenn der Investor dagegen beschlösse, von beiden Unternehmen 0,1% der Aktien zu erwerben, wären die Auswirkungen auf die Kurse beider Aktien vergleichbar.

 

Daher sollte bei einem Indexfonds, der nach Marktkapitalisierung gewichtet ist, ein Kauf/Verkauf alle Kurse tendenziell gleich beeinflussen (z.B. Amazon +2%, Exxon auch +2%). Die relative Gewichtung (Amazon 1,9%, Exxon 0,8%) bleibt damit gleich, auch wenn der Gesamtwert zugenommen hat.

swolpoll
Experte ★★★
727 Beiträge

@chi: Ich tendiere dazu, Dir hier Recht zu geben. 

 

Aber der Fokus bleibt insgesamt auf Index-Aktien. Wer es einmal in den Index geschafft hat, wird von ETF immer weiter nachgefragt. Index-Aktien werden also alle gleichermaßen "befeuert" bzw. "fallen gelassen" wenn Sie aus dem Index rausfliegen.

 

Aber das schafft ja erst Recht einen Anreiz für aktive Fondsmanager die Nebenwerte, die nicht in den großen Indizes sind, zu durchforsten nach Anlagemöglichkeiten, bzw. Werte aus den großen Indizes zu verkaufen, wenn diese durch ETF "aufgeblasen" sind. Oder Index-Absteiger zu kaufen, weil Sie "runtergeprügelt" wurden...

 

Was ich damit sagen will: Je mehr ETF es gibt (die stupide den Index abbilden), umso attraktiver könnte wieder der Markt für aktives Fondsmanagement werden. Einfach weil die Über- oder Unterbewertungen tendenziell zunehmen.

 

Gruß, swolpoll