Hilfe
abbrechen
Suchergebnisse werden angezeigt für 
Stattdessen suchen nach 
Meintest du: 

Der dumme Boom bei Aktienrückkäufen

Shane 1
Mentor ★★
1.908 Beiträge

Egal ob ExxonMobil, IBM oder Münchener Rück: Aktienrückkäufe sind bei den großen Konzernen en vogue. Warum das für Anleger nicht unbedingt eine gute Nachricht ist.

In der traditionellen Lesart sind Aktienrückkäufe eine Win-Win-Situation für Anleger wie Unternehmen. Wann immer Unternehmen Aktienrückkauf-Programme verkünden, ist ihnen der Applaus der Börse und der Medien gewiss. In aller Regel steigen die Aktien am Tag der Bekanntgabe.

Die dazugehörigen Meldungen lauten dann: Das Unternehmen XY will seine Aktionäre stärker beteiligen. Das Unternehmen XY beteiligt Anleger am Erfolg. Oder: Das Unternehmen XY hält Anleger mit Aktienrückkäufen bei Laune.

Die Fortsetzung fehlt

Tatsache ist aber: Diese Lesart einer unter großen börsennotierten Konzernen weit verbreiteten Maßnahme zur Kurspflege ist etwas zu oberflächlich. Was fehlt, ist die Fortsetzung, die Langfrist-Betrachtung.

Öffnet man nämlich den Zeithorizont, so wird rasch klar, dass Aktienrückkäufe dem Aktienkurs langfristig nicht unbedingt und immer gut tun. Darauf weist der US-Vermögensverwalter Barry Ritholtz in einer aktuellen Bloomberg-Kolumne hin.

Exxon und GE als Negativbeispiele

Demnach ist etwa ExxonMobil einer der größten Aktienrückkäufer am US-Markt. Während der vergangenen zehn Jahre hat der Ölriese laut Reuters-Daten Aktienrückkäufe im Volumen von 210 Milliarden Dollar verkündet.

Die Anleger hatten davon aber nicht viel: Notierte der Exxon-Kurs vor zehn Jahren noch bei 87 Dollar, so ist die Aktie heute nur noch 75 Dollar wert.

Ein weiteres Beispiel: General Electric. Der Mischkonzern hat während der vergangenen drei Jahre Aktienrückkäufe im Volumen von mehr als 50 Milliarden Dollar gestemmt. Im gleichen Zeitraum hat die Aktie rund 40 Prozent ihres Werts eingebüßt.

Deckmäntelchen für schwache Geschäfte

Aktienrückkäufe sind somit keinesfalls ein Garant für langfristig steigende Kurse. Als kurzfristige Kursstütze dienen sie in erster Linie dem Management für die eigenen Aktien-Optionen. Langfristig orientierte Anleger haben hingegen häufiger das Nachsehen.

Nicht selten werden Aktienrückkäufe nämlich auch dazu benutzt, um eine schwache Wertentwicklung zu kaschieren. Das Hauptproblem bei Aktienrückkäufen liegt folglich darin, dass die Auswirkungen schlechter Management-Entscheidungen erst mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung für alle Anleger sichtbar werden, da sie den Aktienkurs kurzfristig nach oben verzerren. Siehe GE.

 

 

Dieser Bericht ist so nachzulesen bei Börse ARD und stand am 13.03.2018 so im Netz. Leider gibt es keine Möglichkeit diesen Schwachsinn zu kommentieren oder aus anderer Perspektive darzustellen zumal der Verfasser nur mit Kürzel gezeichnet hat.

Die Realität, dass durch Aktienrückkäufe die Zahl der umlaufenden Aktien vermindert wird und dadurch sich der Gewinn der einzelnen Aktie erhöht wird total verschwiegen.

Dass Immelt als Nachfolger von Welch bei GE Fehler gemacht hat,  oder alle Konzerne ausnahmslos unter dem abgestürzten Ölpreis leiden mußten, wird hier einfach ignoriert und verschwiegen. Tillerson hat bei Exxon gute Arbeit geleistet und in obigem Bericht flechtet der Autor einfach zwei dazu passende Konzerne ein, deren Kursstand überhaupt nichts mit dem Aktienrückkauf gemeinsam haben.

Über den wirtschaftlichen Sinn von Aktienrückkäufen haben wir uns in diesem Bord mit einem Beitrag (Allianz) bereits ausgiebig befasst und darüber kann man kontrovers diskutieren.

Leider finde ich diesen obigen Beitrag nicht gerade neutral gehalten, zumal man bei oberflächlichem Lesen solchen wachsweichen Scheinargumenten leicht beitreten kann.

Vielleicht soll der Bericht auch nur als Lückenfüller dienen, aber da ich Aktienrückkäufe in der Regel für vorteilhaft für den Aktionär befinde, möchte ich dem Bord diesen Artikel nicht vorenthalten.

Grüßle - Shane

 

   

 

 

 

12 ANTWORTEN

as-1984
Experte ★★
354 Beiträge

Sehr gut zusammengefasst, mit Aktienrückkäufen sind auch immer gewisse Risiken verbunden, die für den Außenstehenden nicht oder nur kaum einzuschätzen sind...

chi
Mentor ★
1.134 Beiträge

Hier der Link zum Originalartikel: Der dumme Boom bei Aktienrückkäufen

 

Das Kürzel („ag“) dürfte für Angela Göpfert stehen.

Shane 1
Mentor ★★
1.908 Beiträge

@chi

Hallo Chi, danke für den Hinweis. Bin leider nicht so bewandert am PC und weiß nicht, wie man solche Artikel verlinkt. Über Vor-und Nachteile eines Aktienrückkaufes kann man natürlich verschiedener Ansicht sein, aber von Journalisten erwarte ich einen differenzierteren Schreibstil.

 

Als im Februar der DAX ein wenig in die Knie ging und bei etlichen Aktionären im Land (hier z.B. Grün im Gesicht oder Depot in schwerer See usw.) die Nerven angespannt waren, gossen diese Schreiberlinge noch Öl ins Feuer und schreckten die Leute mit Kommentaren wie Größter Tagesverlust im Dow seit über 10 Jahren (1.000 Punkte bei einem Stand von über 25.000) usw. anstatt zu schreiben, solche Schwankungen gehören auch zum Börsenalltag und müssen ertragen werden.

Ich glaube, es war 1983, da rutschte der Dow damals zwar nur 500 Punkte nach unten und das bereitete damals wirklich Schmerzen.

Aber damals stand der Dow bei 2000 Punkten und verlor prozentual exorbitant mehr und war deshalb viel schlimmer.

Leider finden diese Weltuntergangspropheten immer wieder neue Jünger und verdienen Geld mit ihren Szenarien.

 

Wer Emotionen ausblendet und rational agiert, schaut sich einfach mal den Dow oder DAX seit Gründung an, egal zu welchem Datum oder Jahr ein Anleger (und sei es mit einem Indexzertifikat) eingestiegen ist, und selbst wenn er den schlechtesten Tag ever ausgesucht hätte, im Nachhinein, also derzeit, hätte er immer alles richtig gemacht.

 

An den Reaktionen (likes) erkenne ich, dass doch einige den Beitrag interessiert gelesen haben und hoffe, viele bilden sich eine eigene Meinung und übernehmen nicht einfach alles, was in den Medien so gedankenlos niedergegeschrieben wird.

Ich bedanke mich bei allen für das voten hier und auch die kleinen Beiträge dazu.

Grüßle - Shane

 

 

 

 

Glücksdrache
Legende
3.624 Beiträge

Danke @Shane 1!

 

Ich persönlich halte von einem Aktienrückkaufprogramm sehr wenig. Denn letztendlich bringt es ja nichts, wenn das Unternehmen sich selbst gehört bzw.

irgendwann dann auch Aktien "einzieht".

 

Denn bei einem guten Management und einem intakten Markt sollte es eigentlich genug Investitionsmöglichkeiten geben anstatt seine eigenen Aktien zurückzukaufen.

 

Und bei einem mit Fremdfinanzierung zu hebelndem Eigenkapital sollte eine Dividendenerhöhung auch dann möglich sein, wenn man die Zahl der (extern) gehaltenen Aktien nicht reduziert.

 

Der Aktienrückkauf ist für mich trotz aller kurzfristigen Effekte eines der beiden stärksten Warn- bzw. Verkaufssignale.  Smiley (fröhlich)

 

Das zweite starke Verkaufssignal werdet Ihr irgendwann erfahren. Roboter (fröhlich)

 

Liebe Grüße

 

Glücksdrache

 

chi
Mentor ★
1.134 Beiträge

Ich mag Rückkäufe auch nicht besonders. (Tatsächlich stimme ich bei der Münchener Rück regelmäßig dagegen. Mein Anteil ist aber natürlich so klein, daß das keine Auswirkung hat.)

 

Ja, mein rechnerischer Anteil am Unternehmen und damit am künftigen Gewinn erhöht sich dadurch; aber es besteht immer die Gefahr, daß die eigenen Aktien überteuert erworben werden. Eine gewinnbringende Investition der Mittel oder, wenn nicht möglich, eine direkte Ausschüttung als Dividende wäre mir lieber.

 

Einen wesentlichen Grund, warum gerade die Münchener Rück eigene Aktien zurückkauft, statt mehr Dividende zu zahlen, sehe ich in reinem Marketing: Es „sähe schlecht aus“, wenn bei einem sehr schlechten Jahr die Dividende gekürzt würde. Eine Aussetzung des Aktienrückkaufs fällt dagegen weniger auf.

Noxx
Legende
7.051 Beiträge

...ja Aktienrückkäufe können Warnungen sein, wenn die Aktien nicht eingezogen werden

...andererseits sind sie eine indirekte Dividendenausschüttung

...früher (ohne Abgeltungssteuer) konnte man damit Langanlegern (über ein Jahr) quasi "steuerfreie Dividenden" (durch Kurssteigerungen plus Verkauf) zuschanzen

...heute ist es leider so, und da hat der Bericht recht, dass Managerseilschaften sich erst am Aktienkurs orientierte Bonusprogramme geben lassen und dann Aktienrückkäufe beschließen

...wenn eine erfolgreiche Firma Cashbestände ansammelt (Beispiel Apple oder Adidas) müssen sie anschließend was damit machen, denn wenn sie es momentan lagern, kostet es Geld

...wenn Ihnen keine Innovationsmöglichkeit oder Expansionsmöglichkeit einfällt, können sie mit dem Geld einen Konkurrenten kaufen (geht oft in die Hose was den Aktienkurs anbelangt) oder die Dividende erhöhen (sogar Sonderdividenden ausschütten) oder eigene Aktien zurückkaufen und diese einziehen

...sehr selten werden Aktienrückkäufe durch Schulden finanziert (das wäre ein ganz schlechtes Zeichen)

...Aktienrückkäufe, die durch Cash ermöglicht werden sind kein schlechtes Zeichen

 

Shane 1
Mentor ★★
1.908 Beiträge

@Glücksdrache

Hallo Glücksdrache, mich ärgerter eigentlich nur die einseitige Darstellung des Artikels. Wie bereits erwähnt, gibt es verschiedene berechtigte Argumente zu Rückkäufen.

Obwohl das eigentlich gar nicht mein Beweggrund war, hätte ich deine Meinung zum zweiten starken Verkaufssignal doch gerne gelesen.

 

Also ich befürworte Rückkäufe von Aktien im Allgemeinen aus einem ganz einfachen und nachvollziehbarem Grund.

 

Unternehmen, welche stagnieren oder im Laufe der Jahre nicht wachsen - und damit meine ich organisch und nicht nur Zukäufe oder Übernahmen, werden nachweislich irgendwann übernommen oder kommen durch die Konkurrenz in Schieflage.

Deshalb ringen Unternehmen um Größe oder Marktstellung.                                      Dies geschieht unter anderem durch Umsatzwachstum.                                         Steigt nun der Umsatz, vergrößert sich bei gesunden Firmen auch der Gewinn.

Und steigendem Gewinn folgen die Kurse ! (es wird natürlich auch Ausnahmen geben, bei welchem die Kurse auch den Nachrichten folgen).

 

Nimmt nun ein Konzern Aktien aus dem Markt, steigt demzufolge auch der Gewinn der einzelnen Aktie und dies sehe ich neben der Möglichkeit als Zahlungsmittel, Schutz vor Übernahmen usw. als sehr wichtigen Aspekt.

Als Hinweis vielleicht noch kurz das Mutterhaus hier; die Commerzbank hat in den letzten 15 Jahren durch Müller und Blessing etwa 95% seines Kurses verloren. Um nicht als Pennystock in Vergessenheit zu geraten, wurden die Aktien  mehrmals zusammengelegt (Reservesplit). Das letzte Mal  im Verhältnis 10:1. Die Commerzbank hat aktuell 1 Milliarde, 252 Millionen und 358.000 ausstehende Aktien. Da waren so viele Aktien im Umlauf, dass jeder Bewohner in dieser Welt theoretisch mehr wie eine Aktie von dieser relativ kleinen deutschen Bank besessen hat.

Ohne den Staat würde es heute diese Bank wahrscheinlich nicht mehr geben (im Aufsichtsrat hat sich aber nicht viel geändert). Wäre da ein Rückkauf für das Vertrauen der Bürger in ihre Bank nicht angebrachter gewesen?

Wie gesagt, nur meine ungeprüfte Idee, welche mir gerade so eingefallen ist.

Aber dafür reden wir hier im Bord ja offen darüber und deswegen ist es ja auch schön, sich mit Lesern und verschiedenen Meinungen auszutauschen.

Schreib doch dein zweites Warnsignal auch auf, jetzt bin ich neugierig geworden.

im Voraus schon meinen Dank dafür.

Grüßle - Shane

 

Shane 1
Mentor ★★
1.908 Beiträge

@chi

ganz toll erkannt und formuliert. Habe die Münchner Rück auch als Dividendenwert im Depot und nicht vor mich zu trennen, ob mit oder ohne Aktienrückkauf, aber nach der heutigen Bekanntgabe mit den Erklärungsversuchen sehe ich das auch so wie du in deinem Beitrag.

Grüßle - Shane

Glücksdrache
Legende
3.624 Beiträge

Hallo @Shane 1,

 

danke für Deinen Beitrag und die interessante Sichtweise. Gerne löse ich noch das zweite Warnsignal auf! Smiley (fröhlich)

 


@Shane 1schrieb:

@Glücksdrache

Hallo Glücksdrache, mich ärgerter eigentlich nur die einseitige Darstellung des Artikels. Wie bereits erwähnt, gibt es verschiedene berechtigte Argumente zu Rückkäufen.

Obwohl das eigentlich gar nicht mein Beweggrund war, hätte ich deine Meinung zum zweiten starken Verkaufssignal doch gerne gelesen.

 

[...]

Schreib doch dein zweites Warnsignal auch auf, jetzt bin ich neugierig geworden.

im Voraus schon meinen Dank dafür.

Grüßle - Shane

 


Das zweite Warnsignal hat leider überhaupt nichts mit nachvollziehbaren Zahlen, Charts oder Fundamentaldaten zu tun. Sondern eher mit der Art und Weise wie das Management kommuniziert und auf welche Teile einer hoffentlich erfolgreichen Zukunft es sich fokussieren möchte.

 

Das erste Mal ist es mir bei der Umbenennung von Karstadt in Arcandor aufgefallen: Wenn das Management sich mit Nichtigkeiten (wie einem neuen Kunst-Firmennamen) oder ähnlichem befasst, dann wird wahrscheinlich kein Outperformer herauskommen.

 

Ausgenommen natürlich Fälle bei denen ein Firmenname durch Umweltskandal, Unglück oder ähnliches so negativ besetzt ist, dass ein "Re-Branding" sinnvoll ist. Frustrierte Smiley

 

Ähnliche Nichtigkeiten können sein: Prestigebauten ohne Nutzwert für Produktion und Leistungserstellung (wie die berühmten Effizienzgewinn-Annahmen bei Zusammenlegung von Verwaltungsstandorten in einem neuen "Campus"). Diese scheinen auf kurzfristige Sicht Management-Kapazitäten zu binden und vom wahren Kern des Unternehmens abzulenken.

 

Anders natürlich in Branchen in denen ein wesentlicher Teil der Qualitätswahrnehmung auf Design/Architektur/emotionalem Design beruht.

 

Bei den meisten Aktiengesellschaften sind aber Rebranding, Umzug der Zentrale, stetiger Umbau von Geschäftsfeldern und Größeneuphorie zumindest Warnsignale und müssten ein StopWin/StopLoss-Limit auslösen.

 

Die Zahl der Fälle ist natürlich für eine wissenschaftlich fundierte Analyse zu klein, aber für mich reicht das als Ausstiegssignal. Smiley (fröhlich)

 

Hoffe das unterhält und hilft ein bisschen weiter.

 

Liebe Grüße

 

Glücksdrache