Heute einen interessanten Bericht eines Analysten bzgl. des gestrigen Kursverfalls an der Wall Street erhalten: Hier ein Auszug:
Auch wenn die gestern erlittenen Verluste real sein mögen, so hilft es doch, die Hintergründe zu verstehen.
Gestern hat sich die Zinsstrukturkurve „invertiert“. Die Rendite einer 5 Jahre laufenden US-Staatsanleihe ist niedriger als die Rendite einer 3 Jahre laufenden US-Staatsanleihe.
Normalerweise sind die Zinsen um so höher, je länger die Laufzeit. Entsprechend zeigt die Zinsstrukturkurve der unterschiedlichen Laufzeiten eine ansteigende Form.
Wenn sich diese Zinsstrukturkure invertiert, ist das ein Frühindikator einer möglichen Rezession. Wir haben zwar erst ein erstes, zartes Anzeichen dafür, aber immerhin. Wirklich kritisch wird es, wenn sogar die Rendite der 10 Jahre laufenden US-Staatspapiere unter die Rendite der 2 Jahre laufenden Papiere fällt. Doch soweit ist es noch nicht (aktuell +0,15%). Doch wenn dies der Fall sein sollte, dann dauert es in der Regel „nur“ noch 12-18 Monate, bis wir eine Rezession haben.
Was wir gestern gesehen haben, war die Reaktion auf die invertierte Zinsstrukturkurve. Und diese Reaktion ist fest programmiert. Sprich: Es gib unzählige Algorithmen, die für
diesen Fall automatisch Aktien verkaufen. Was wir gestern gesehen haben waren Verkaufsprogramme, die durch die invertierte Zinsstrukturkurve getriggert wurden.
Dabei war die größe der Kursverluste egal für die folgenden Verkaufsaufträge, denn die Algorithmen sehen vor, im Falle einer invertierten Zinsstrukturkurve das Aktienengagement im Portfolio auf unter x% zu reduzieren. Also wird so lange verkauft, bis x% erreicht werden, ungeachtet der erzielten Verkaufspreise.
Ich habe leider keine Ahnung, wie lange solche Verkaufsprogramme anhalten. Mag sein, dass es ein paar Tage in Anspruch nimmt. Mag sein, dass wir bereits durch sind. Ich weiß es nicht. Heute bleiben in den USA die Aktienmärkte geschlossen. Ich werde mir morgen anschauen, wie sich die Situation weiter entwickelt, und werde dann entscheiden, ob wir voll investiert bleiben, oder aber ein wenig auslichten.
Noch eine Ergänzung zu dem leidigen Thema von einem anderen Analysten:
Zuviel Drama um eine Kurve
Dass so viel „Drama“ um die Zinskurve gemacht wird zeigt recht deutlich, wie verunsichert die meisten Marktteilnehmer sind. Mittlerweile glaubt nach den meisten Profis auch die Mehrheit der Privatanleger an das Ende des Bullenmarktes. Gut so, denn die Mehrheit liegt an der Börse bekanntlich meistens daneben. An meiner positiven Einschätzung hat sich indes nichts geändert: Die wahrscheinliche Einigung im Handelsstreit und die Aussicht auf nur noch minimal steigende Leitzinsen in den USA sind zwei gewichtige Katalysatoren für steigende Aktienkurse. Da ist auch eine minimal inverse Zinskurve zu verkraften.
