@longtrader schrieb:
Hab jetzt mal entgegen meinen Gewohnheiten gehandelt, und nicht verkauft, als der Dax die 11.386 nach unten durchbrach, sondern bei einem Dax-Stand von 11.366 zugekauft. Die lange Kerze im 15-Minutenchart hatte einen noch längeren unteren Docht, der eine große Kaufbereitschaft signalisiert. Also - wie sagt man - noch ist Polen nicht verloren. Ich bin jedenfalls zuversichtlich, dass zumindest bis heute Mittag zu einem reversal kommt.
Erfolgreicher Tag heute. War ab 10:00 Uhr auf Tour und hatte nur zweimal für 10 Minuten den PC eingeschaltet. Hab den gestern im späten Handel und heute Morgen vorbörslich nachgekauften Schein nochmals verbilligt, als der Dax kurz nach Eröffnung des offiziellen Handels auf 11.320 abtauchte, d.h. ein 3. Mal gekauft, als der Dax nach dem Tief im Steigen begriffen war. Habe insofern etwas getan, was ich noch nie gemacht habe, nämlich ein zweites Mal zugekauft (widerspricht meinen Prinzipien). Und das noch, als ich quasi schon in Hut und Mantel dabei war, den PC auszuschalten. Ich erwähne es deshalb so detailliert, weil ich wie noch nie so überzeugt war, dass der Dax sich heute erholen würde, zumindest für diesen Tag, und hatte dann während des ersten breaks gegen 14:00 Uhr meine Position mit ca. 60% plus verkauft. Habe aber aus Zeitmangel nicht daran gedacht, sofort mit einem put einzusteigen, was sich wohl geolhnt hätte, wenn ich mir die Entwicklung anschaue. Nun zu den Gründen, die mich bewegt haben, von meinen Prinzipien abzuweichen: zunächst sind die Querelen um Italien, Brexit, Handelskonflikte USA gegen den Rest der Welt, allesamt in den Kursen enthalten. Jetzt die Frage: kann es noch schlimmer kommen? ja und nein, aber was ist wahrscheinlicher (kurzfristig)? Einigung im Handelskonflikt, würde die Börse beflügeln (G20 Ende Nov. lässt grüßen). Italien wie gesagt keine so große Bedeutung, zumindest nicht kurzfristig. Beim Brexit scheint sich ein Kompromiss anzubahnen, mit dem alle einigermaßen zufrieden sein können. Also in der berühmten Waagschale liegen mehr Pros als Cons. Außerdem ist Freitag kleiner Verfallstermin; erwartet werden Dax-Kurse so um die 11.500. Also ist zwar bis Freitag große Volatilität zu erwarten aber keine überverhältnismäßig großen Sprünge. Es werden täglich, ja fast stündlich, von Analysten aus jeder "Ecke" Dax-Stände genannt, die als Unterstützungsmarken und Widerstandslinien herhalten müssen. Die haben sicher alle ihre Berechtigungen. Aber man sollte dem nicht allzu viel Bedeutung beimessen, sonst "verzettelt" man sich. Es gibt einige wenige bzw. maßgebliche, die es zu beachten gilt, zum einen in Bezug auf die sogenannten gleitenden Durchschnitte, die Fibonacci-Fächer bzw. Fibonacce-Retracements, dann lauern noch irgendwo "Gaps", die geschlossen werden "müssen" Aber hier fängt es schon an unübersichtlich zu werden. Die zig anderen (Bewegungshochs / Reaktionstiefs in Wochen, Monaten oder Jahren gerechnet), stiften aus meiner Sicht nur Verwirrung. Ich bin kein Charttechniker, deshalb spreche ich nur aus Erfahrung. Wenn man dann noch mit Ichimoku anfängt zu argumentieren und sein Tradingverhalten danach ausrichtet, kann man das Traden gleich an den berühmten Nagel hängen. Auch aus meiner Erfahrung heraus glaube ich, dass die aktuell (für mich) wichtigen Marken 11.300 (nach unten) und 11.800 (nach oben) zu beachten sind. Dazwischen kann so gut wie alles passieren und hängt im Wesentlichen von der Nachrichtenlage ab. Da braucht nur ein Trump aus einer Laune heraus etwas zu twittern, und schon rauscht der Dax in den Keller, oder auch nach oben, je nachdem was im Tweet vermerkt ist. Haben wir gestern beim Öl gesehen, als nach einem Trump-Tweet der Ölpreis um über 8% einbrach. Für mich ein long-Signal, denn es hatte mit den Fundamentals wenig zu tun. Unglücklicherweise hatte ich vor dem Tweet einen call auf WTI gekauft, jedoch mit einem genügend großen Abstand zum k.o., der sich heute auch wieder gut erholt hat, aber längst noch nicht wieder auf meinem Kauflevel notiert. Habe dummerweise gestern nicht zugekauft. Hatte den Finger "am Abzug" aber es dann doch sein gelassen, leider. Habe einige Meldungen gelesen, die jeder kennt und im Endergebnis mehr Verwirrung als Klarheit hervorrugen. Keine Meldung enthielt den für mich entscheidenden Hinweis, ab welchem Preis die maßgeblichen Esporteure ih Öl kostendeckend fördern. Bei den Saudis kann ich mich erinnern (vor 40 Jahren), dass bei einem Ölpreis von ca. 10 oder 15 USD die Kosten gedeckt werden können. Mittlerweile (wie ich gehört habe) ist bei denen eine kostendeckende Förderung erst ab einem Ölpreis von mehr als 60 USD möglich, einige sprechen sogar von 70 USD. Der Grund ist, dass das Öl bei denen nicht mehr "unter dem Sand" lagert, sondern mit immer stärker zunehmendem Aufwand gefördert werden muss. Das Fracking in USA kann zwar mittlerweile (aufgrund modernerer Technik) kostengünstiger gefördert werden (man spricht hier von 35 bis 40 USD). Das gilt aber nicht für alle, besonders nicht für diejenigen, die mit einem erheblich großen Anteil an Fremdkapital agieren müssen, und das sind die meisten. Bei den verschiedenen Berechnungen sind die notwendigen Rückstellungen für Instandhaltung und Erneuerung der Anlagen noch gar nicht enthalten. Gutes Beispiel Venezuela, die mit altem Equipment ihr Öl fördern und deshalb nur ca. die Hälfte der möglichen Förderkapazität erreichen. Also in allen Beiträgen, Analysen usw. (das gilt nicht nur beim Öl) wird viel verschwiegen, vergessen, verschleiert, z.T. auch ganz bewusst, um bloß keine "schlafenden Hunde" zu wecken. In diesem "Dschungel" kann man als Trader nur erfolgreich sein, wenn man versucht, einigermaßen zu antizipieren, mit welchen Motiven die großen Investoren die verschiedenen Märkte in welche Richtung zu treiben beabsichtigen, denn die haben die nötigen Resourcen und vor allem die Mittel (hierzu gehören vor allem auch die diversen Nachrichtenkanäle), um signifikante Bewegungen zu erreichen. Ansonsten steht man als Trader auf verlorenem Posten. Ich habe ganz bewußt das Wort Traden verwendet, also kurzfristiges Handeln. Langfristig, das steht außer Frage, werden sich immer die Fundameltals durchsetzen bzw. die Kurse bestimmen, ganz gleich über welche Assets bzw. Märkte wir reden. In diesem Sinne weiterhin frohes und erfolgreiches Traden.
