Hilfe
abbrechen
Suchergebnisse werden angezeigt für 
Stattdessen suchen nach 
Meintest du: 

Blick hinter die Kulissen: Portfoliosteuerung per Hub von nmh

nmh
Legende
9.959 Beiträge

Liebe professionelle Aktionäre (m/w),


es hat sich ja inzwischen rumgesprochen, daß ich irgendwie ein bisschen doof bin und daher mein Portfolio extrem breit gestreut habe. Ich halte tatsächlich mehrere hundert unterschiedliche Wertpapiere. Andere sammeln Kronenkorken oder Spielzeugautos oder Briefmarken, ich sammle halt WKNs. Gibt schlimmeres.

In den letzten Monaten haben einige von Euch angeklopft, mich aus dem Schönheitsschlaf aufgeschreckt, und wollten wissen, wie man denn da den Überblick behalten kann. Danke für all die Nachrichten per Postkarte, Flaschenpost, E-Mail und daß Ihr Euch um mich sorgt -- zu Recht um mich sorgt! Ich glaube, von Warren Buffett stammt der Spruch mit dem Harem und den Ehefrauen und daß man nicht zu viele davon haben soll, um jede einzelne besser kennenzulernen. Ähnlich soll das auch mit den Aktien sein: bloß nicht verzetteln. Manche sagen, Privatanleger sollen nicht mehr als zehn verschiedene Aktien halten. Gilt nicht für mich. Erfolgreich mit meinem breiten Portfolio, in den letzten 20 Jahren. Allerdings macht es schon viel Arbeit. Klar, das ist nicht für jeden etwas. Und eindeutig nicht erforderlich: Gutes Geld verdienen kann man auch mit nur zehn verschiedenen Aktien. Das ganz deutlich. Ihr müßt nicht so schlimm sein wie ich, das ist wirklich nur ein Hobby.

 

Risikosteuerung über den "Hub"


Ich möchte Euch heute einmal einen kleinen Blick hinter die Kulissen professioneller Portfoliosteuerung gewähren und Euch das System erklären, mit dem ich meine Wertschriften unabhängig von ihrer Anzahl gut und effizient kontrolliere. Ich nutze dazu massive Computerunterstützung; es handelt sich um hochgezüchtete EDV-Systeme, die ich mir in den letzten 20 Jahren selbst eingerichtet und programmiert habe und die dem Normalanleger nicht zur Verfügung stehen. Aber für kleinere Portfolien (also nur wenige WKN) könnt Ihr das System durchaus auch ganz einfach mit Excel umsetzen, wenn Ihr's sympathisch findet. Vielleicht mag der eine oder andere mein System und nützt es künftig selbst zur Risikosteuerung. Das würde mich sehr freuen. Ich habe es nicht patentiert. Geschäftsmethoden sind in Europa nicht patentfähig.

Und zwar möchte ich Euch erklären, wie ich für jedes meiner vielen unterschiedlichen Wertpapiere einen sogenannten "Hub" berechne. Das klingt kompliziert, ist aber (wie die meisten erfolgreichen Systeme) im Prinzip ganz einfach. Keine Sorge, nach der theoretischen Erklärung gebe ich ein Beispiel. Es ist wirklich nicht schwierig.

Für den eiligen Leser läßt sich mein System in drei Zeilen zusammenfassen:

  • Gib für jedes Wertpapier einen Stopkurs und einen Nachziehkurs vor.
  • Wenn der Börsenkurs unter den Stopkurs fällt, dann entscheide, ob Du verkaufst.
  • Wenn der Börsenkurs über den Nachziehkurs steigt, dann erhöhe den Stopkurs und den Nachziehkurs.
  • Berechne regelmäßig für jedes Wertpapier die Formel: Hub = (Nachziehkurs - Stopkurs) x Stückzahl und prüfe, ob das Ergebnis zwischen z.B. 200 und 1.000 Euro liegt.

Gut, waren jetzt vier Zeilen. Zählen war noch nie so meine Stärke.

Und jetzt die Langfassung. Uff, alle nochmal durchatmen bitte; keine Angst, es wird nicht schlimm.

 

1.   Stopkurse werden maschinell nachgezogen


Basis meiner Systeme ist, daß es fast ohne Ausnahme* für jedes Wertpapier einen Stopkurs gibt. Ich predige ja immer: Gewinne laufen lassen, bloß nicht zu früh verkaufen, und Verluste strikt begrenzen. Die meisten Privatanleger machen es ja leider genau umgekehrt, aber alle Leser dieser Community wissen Bescheid. Wenn eine Aktie anfängt zu fallen, muß ich über einen Verkauf nachdenken, aber erst dann. In allgemein schwierigen Börsenphasen mag das anders sein, wenn ohnehin alles fällt. Aber wenn Euer Papier als einzige von vielen Aktien fällt, nennt man das relative Schwäche -- raus damit und vom Geld was besseres kaufen.

 

Denn merke: das einzige, das ich an der Börse von vorn herein festlegen kann, ist mein maximaler Verlust. Das ist das einzige, was ich beeinflussen kann. Alles andere ergibt sich aus dem Markt!


Außerdem gibt es bei mir für jede WKN oberhalb vom Stopkurs einen "Nachziehkurs", und wenn der erreicht wird, dann ziehe ich den Stopkurs nach.

 

Bei der Vielzahl meiner Papiere geht das nicht manuell, das macht freundlicherweise mein Computer. Der schaut sich regelmäßig alle Positionen an. Wenn der "Nachzieh-Kurs" erreicht ist, dann wird der Stopkurs nachgezogen. Im Prinzip** funktioniert das dann so: Der Stopkurs und der Nachziehkurs werden jeweils um denselben Betrag so weit nachgezogen, daß der aktuelle Aktienkurs genau in der Mitte zwischen dem neuen Stopkurs und dem neuen Nachziehkurs steht.

Diese Differenz zwischen dem Stopkurs und dem Nachziehkurs verändert sich beim Nachziehen der Stops also nicht. Das ist wichtig für mein System.

Also: für jede einzelne WKN gibt es einen Stopkurs und einen Nachziehkurs. Beide klettern im Idealfall regelmäßig nach oben, ohne daß ich etwas tun muß. Der Abstand der beiden ist für jede WKN individuell festgelegt. Wie, zeige ich weiter unten im Text.

Ein Beispiel: Mein alter Stopkurs für die X-Aktie lag bei 102 Euro. Sobald 114 Euro erreicht werden (Nachziehkurs), soll der Stopkurs angehoben werden. Die Differenz beträgt 12 Euro (114 minus 102). Jetzt ist die X-Aktie tatsächlich über 114 geklettert, nämlich auf 115 Euro. Also sieht mein Computer, daß er den Stopkurs nachziehen muß. Der Aktienkurs soll exakt zwischen Stop- und Nachziehkurs liegen. Also liegt der neue Stopkurs bei 109 Euro und der neue Nachziehkurs bei 121 Euro. Der Börsenkurs 115 ist genau in der Mitte. Die Differenz beträgt weiterhin 121 - 109 = 12 Euro. Wenn die Aktie dann demnächst hoffentlich über 121 klettert, wird der Stopkurs wieder maschinell nachgezogen. Das ist der Idealfall.

Doch es gibt leider auch Aktien, die fallen. Die Stopkurse dienen dazu, Verluste zu begrenzen oder dann später Gewinne zu sichern. Wenn jetzt also die X-Aktie unter den Stopkurs von (neu) 109 Euro fällt, schlägt mein Computer Alarm. Dann muss ich entscheiden, ob ich sofort verkaufe, ob ich einen Börsen-Stopkurs setze, vielleicht nur einen Teil verkaufe, oder ob ich die Warnung ignoriere, zum Beispiel weil derzeit alle Aktien fallen.

Dazu muß ich sagen, daß nicht alle Stopkurse auch automatisch als Orders an der Börse liegen. Positionen, die als riskant eingestuft werden, sind meistens auch an der Börse mit einem Stop abgesichert. Meine Kernpositionen, das könnten ETFs oder breite Indexzertifikate sein, haben dagegen oft nur den Stopkurs in meinen Systemen.

So eine ähnliche Strategie bietet Euch auch comdirect für Börsenorders an, das heißt "trailing stop loss". Das nutze ich aber nicht, weil ja mein eigener Computer die Stopkurse überwacht und nachzieht. Dazu brauche ich die Bank nicht. Aber vielleicht ist das etwas für Euch.

Ihr habt gesehen, daß der Abstand zwischen Stopkurs und Nachziehkurs eine wichtige Rolle spielt. Und damit komme ich zum zweiten Teil meiner langwierig erklärten, aber im Kern ganz simplen Technik. Nämlich dem "Hub".

 

2.   Der "Hub" als Risikomaß


Der Hub ist einfach die Differenz zwischen den beiden Kursen multipliziert mit der Stückzahl. Wenn ich von der X-Aktie 50 Stück halte und Stopkurs/Nachziehkurs bei 109 bzw. 121 Euro liegen, dann beträgt der Hub (121-109) x 50 = 600 Euro.

Mein System achtet auch darauf, daß für jede einzelne Aktie der Hub einen bestimmten Euro-Betrag nicht überschreitet, andererseits aber auch nicht zu klein wird. Dieser Euro-Grenzwert ist im Prinzip für jedes Wertpapier gleich. Es handelt sich, grob gesagt, um den maximalen Verlust in Euro, den ich bereit bin, in einer einzelnen WKN zu tragen. Die genaue Höhe hängt wiederum davon ab, wie das Investment klassifiziert ist. Ich besitze Kern-Positionen, die ich nur ungern verkaufen würde. Zum Beispiel ETFs, Indexzertifikate, solche Sachen. Das sind die Positionen, in die ich mich "verliebt" habe (sollte man ja eigentlich nicht tun) und die ich viele Jahrzehnte halten möchte. Und ganz außen gibt es Satelliten, also Spielereien, Aktien also, bei denen ich keine größeren Verluste toleriere. Die Kernpositionen haben einen viel höheren Grenzwert als die Satelliten.

In meinem Fall gibt es also mehrere unterschiedliche Grenzen für den Hub. Nehmen wir der Einfachheit halber mal ein, ein typischer Privatanleger setzt sich immer einen Hub von maximal 1.000 Euro. Mehr will er pro WKN nicht verlieren.

Das Schöne ist, daß Ihr diese Entscheidung prinzipiell nur einmal im Leben treffen müßt. Sagen wir also 1.000 Euro. Das ist Eure Vorgabe an Euer Portfolio. Und die entscheidet jetzt bei jedem Aktienkauf, wieviele Stücke Ihr kaufen dürft!

Das nennt man "Money Management" -- ebenfalls eine Strategie, die alle Profis verfolgen. Vor dem Kauf einer Aktie denkt der Profi erst über den Stopkurs nach, und dann entscheidet er, wieviele Stücke er kauft. Noch vor dem Kauf drüber nachdenken, wo man wieder verkauft -- für den Privatanleger gewöhnungsbedürftig.

Wieder ein Beispiel. Angenommen, wir wollen jetzt die Y-Aktie kaufen. Bevor wir kaufen, werfen wir einen Blick auf den Chart. Die Y-Aktie steht derzeit bei 59 Euro. Der Profi entscheidet bereits vor dem Kauf, bis zu welcher Untergrenze er Verluste tolerieren wird, wo also der Stopkurs liegen soll. Nehmen wir mal an, die Aktie ist in den letzten Monaten schwankend zwischen 55 und 70 Euro aufwärts gelaufen. Also können wir unterhalb von 55 einen Stopkurs setzen, sagen wir mal bei 53 Euro. Und wenn die Aktie über 70 Euro steigt, dann ist sie aus diesem Korridor ausgebrochen, und wir dürfen den Stopkurs nachziehen. Also soll der Nachziehkurs bei 72 Euro liegen.

Die Differenz zwischen den beiden Kursen beträgt also 72 - 53 = 19 Euro. Und jetzt können wir ausrechnen, wieviele Stücke wir kaufen dürfen. Der Hub, also diese Differenz multipliziert mit der Stückzahl, soll ja nicht größer als 1.000 Euro sein. 1.000 geteilt durch 19 ist 52,6. Also wäre ein Kauf von 40 oder 50 Stück eine gute Idee. Das kostet z.B. 50 x 59 Euro = 2.950 Euro und ist auch eine ganz passable Größe, wenn man die Bankgebühren dazurechnet.

Mein Computer geht jedes Wochenende durch alle meine Positionen, berechnet die Differenz zwischen Stopkurs und Nachziehkurs und multipliziert diese Differenz mit der Stückzahl. Das Ergebnis ist der "Hub" jeder WKN. Wenn bei einer Position der Hub größer ist als mein Grenzwert, sagen wir mal 1.000 Euro, dann schlägt der Computer Alarm. Denn das bedeutet, daß bei dieser WKN mein Stopkurs zu weit vom Nachziehkurs entfernt liegt. Ich muß dann eingreifen und den Stopkurs anheben oder den Nachziehkurs absenken.

Mein Computer meckert aber auch, wenn der Abstand multipliziert mit der Stückzahl zu klein ist, zum Beispiel nur 150 Euro. Dann liegen Stop- und Nachziehkurs zu nah beieinander. Denn dadurch ergibt sich das Problem, daß der Stopkurs zu häufig nachgezogen wird. Dadurch steigt das Risiko, ungewollt aus der Position ausgestoppt zu werden.

 

Was soll das alles? Warum so und nicht anders?


Das System hat den großen Vorteil, daß es Euch eine risikoadjustierte Kontrolle jeder einzelnen Position liefert. Mit anderen Worten, wenn Ihr von einer Aktie viele Stücke und damit einen größeren Euro-Betrag besitzt, dann sorgt die Mathematik dafür, daß der Stopkurs und der Nachziehkurs enger beieinander liegen müssen. Diese große Position führt Ihr also an einer kürzeren Hundeleine als eine kleinere Position. Das ist auch sinnvoll, denn Verluste bei einer großen Position können ein Portfolio stärker beschädigen als Verluste in einer kleinen Nebenposition.

Ergebnis ist, daß Euer Computer bei größeren Positionen schneller mal warnt, daß ein Stopkurs unterschritten ist. Ihr könnt dann selbst entscheiden, ob Ihr beispielsweise einen Teil der Position aus Sicherheitsgründen verkaufen wollt. Nach einem Teilverkauf sinkt die Stückzahl im Depot, und somit dürft Ihr den Stopkurs und den Nachziehkurs etwas auseinanderziehen. Mit anderen Worten, Ihr verlängert dann die Hundeleine für diese WKN.

Der weitere große Vorteil eines solchen Systems ist seine Skalierbarkeit. Mit dem Hub-Prinzip könnt Ihr ein Depot aus nur fünf unterschiedlichen Aktien steuern, oder schlimmstenfalls auch ein Portfolio mit mehreren tausend Aktien und Zertifikaten. Das Prinzip ist immer dasselbe: Die Differenz zwischen Nachziehkurs und Stopkurs multipliziert mit der jeweiligen Stückzahl sollte bei jeder WKN nicht größer als zum Beispiel 1.000 Euro sein und nicht kleiner als beispielsweise 200 Euro.

 

Und noch ein Vorteil: Dieses System könnt Ihr unabhängig davon anwenden, warum Ihr eine Aktie kaufen wollt: seien es charttechnische Signals, oder Trends (Sternelisten), oder auch Fundamentalanalyse oder schlicht eine Empfehlung, die Ihr gelesen habt. Das Hub-System ist perfekt kompatibel zu allen Kauf-Strategien!

 

Nachtrag, April 2021: Es gibt immer wieder Misverständnisse über den Unterschied zwischen Money-Management (siehe hier) und der Hub-Technik (siehe oben). Daher hier ein allgemeiner Hinweis zur Ergänzung:

Stopkurse kann man nicht berechnen, auch nicht über das Hub-System. Meine Hub-Technik berechnet nur ICO-Stopkurse ("in computer only"). Diese werden in aller Regel nicht automatisch an der Börse platziert, sondern eben nur im Computer. Wenn ein ICO-Stopkurs unterschritten wird, löst mein System erstmal nur eine Warnung aus. Falls eine Aktie dann noch keinen "scharfen" Stop Loss an der Börse hat, kann ich eine entsprechende Order erteilen. Bei der Wahl des "echten" Börsenstopkurses analysiere ich dann den Kursverlauf der Vergangenheit, um einen passenden "scharfen" Stopkurs zu ermitteln.

Für das Money-Management sollte man sich an den "echten" Stopkursen orientieren und nicht an den ICO-Stopkursen, die über die Hub-Technik berechnet werden.


Ihr seht: viele Worte, um ein im Kern ganz billiges, einfaches System zu beschreiben. Ich nehme an, Stopkurse setzen die meisten von Euch bereits ein -- hoffentlich. Überlegt Euch doch mal, ob diese Portfoliosteuerung über den Hub nicht auch etwas für Euch wäre.

Viele Grüße aus einem sonnigen München

nmh


_________________
*)  Ausnahme: für sehr kleine Positionen, deren Euro-Wert unterhalb einer bestimmten Grenze liegt, habe ich keinen Stopkurs. Man nennt das "Risikosteuerung über die Positionsgröße".

**) Es gibt Ausnahmen. Beispielsweise werden Stopkurse auch nachgezogen, wenn Kursziele meiner Pressedatenbank erreicht sind. Beim Nachziehen der Kurse wird gerundet, auch aus diesem Grund ist der aktuelle Kurs nicht immer genau in der Mitte des Intervalls. Und um Schlafmützen-Aktien rauszuwerfen, die jahrelang nur seitwärts laufen, können Stop- und Nachziehkurse außerdem auch ganz sanft zeitgesteuert automatisch erhöht werden.

 

Disclaimer: Ich habe leider kein scharfes ß auf meiner Schweizer Tastatur.
147 ANTWORTEN

ehemaliger Nutzer
ohne Rang
0 Beiträge

Danke für's Danke @nmh

 

Ich meinte das Risiko, dass die Aktie ausgestoppt wird. Ich habe jetzt auch verstanden, wie Du dem entgegenkommst; nämlich durch Teilverkäufe - zu Gunsten der grundsätzlichen Diversifikation.

 

Mit der Hub-Prüfung meinte ich Deine wöchentliche Überprüfung ob der Hub noch in der Range von 200-1000 ist. Mit den Stock-Dividenden und der Vielzahl Deiner Einzelaktien ist das auch verständlich erklärt. Meine Dividenden werden fast immer ausgezahlt und die aktuellen Stücke verändern sich aktuell nur durch Zu- und Verkäufe. Deswegen leuchtete mir das nicht ein.

 

Wieviel Prozent des Volumens empfiehlst Du in sog. Kerninvestments (für mich: Märkte via ETF)? Mein Portfolio ist aktuell durch (u. a. vermeintliche) Schäppchen-Picks noch etwas unaufgeräumt. Ich habe mir grundsätzlich vorgenommen einzelne Aktien nur noch zu kaufen, wenn sie den Index schlagen und eine eDIV >3-4% haben. Habe aber auch Microsoft oder Fresenius ohne große Divi.

nmh
Legende
9.959 Beiträge

@ehemaliger Nutzer: Danke für Dein Feedback.

 

Wieviel Du in ETF anlegst, hängt davon ab, wieviel Zeit Du für die Börse opfern willst. Quasi: Je weniger Zeit für die Börse, desto ETF.

 

Ich selbst halte bekanntlich eine hohe dreistellige Zahl an Einzelinvestments (Aktien, Zertifikate, Anleihen, ETF, Fonds, Genussscheine usw.). Das ist absolut krank und kostet sehr, sehr viel Zeit, trotz Computerunterstützung. Aber mir macht es großen Spaß; es ist halt mein Hobby. Ich stehe dazu, auch wenn es nicht normal ist. Und ich bin sehr erfolgreich damit, in den letzten 20 bis 25 Jahren.

 

Für normale Menschen empfehle ich beispielsweise 50% (des verfügbaren Geldes) in ETF zu investieren. Drei ETF genügen schon als Altersvorsorge: MSCI World, DAX und Europa. In der Flut steigen alle Boote, sagt man an der Börse. Diese Investments läßt man einfach liegen, und im Idealfall stockt man sie monatlich oder quartalsweise auf (Sparplan). Nach 20 oder 30 Jahren wirst Du sehr, sehr, sehr reich sein, egal, welche ETF es genau sind. Falls Du nicht bereits heute schon sehr, sehr, sehr reich bist. 

 

Und um ein bisschen zu spielen und um ein Gefühl für die Börse zu bekommen, darfst Du für die anderen 50% Einzelaktien kaufen. Je mehr, desto zeitaufwendiger wird es. Nicht vergessen: Bargeldpuffer (sprich: Kontoguthaben) für besondere Situationen!

 

Wichtig: Bitte mach nicht den Fehler vieler Privatanleger und bewerte die Dividende zu hoch. Die wird bei jeder Ausschüttung vom Kurs abgezogen. Ich persönlich mag am liebsten Aktien ohne Dividende, aber mit klarem Trend. Wenn ich Geld benötige, kann ich jederzeit einen Teil davon verkaufen. Mir ist aber klar, daß viele Private anderer Meinung sind*. Geschmacksache.

 

Zum Thema "Schnäppchen-Picks" lies bitte nochmal hier und hier.

 

nmh

 

_____________________

*)  Das sehe ich auch ganz deutlich an den Klickzahlen meiner Dividenden-Auswertungen, die ich letzten Sommer häufig hier gepostet habe, siehe z.B. hier oder hier oder hier oder hier. Alles mit dem Wort "Dividende" in der Headline ist "a gmahde Wiesn", wie wir in Bayern sagen.

Disclaimer: Ich habe leider kein scharfes ß auf meiner Schweizer Tastatur.

ehemaliger Nutzer
ohne Rang
0 Beiträge

Danke Dir für Deine weisen Worte, großer Meister.

 

Sind wir nicht alle reich, wenn in unseren Kühlschränken schon das Essen für übermorgen steht und wenn wir uns Gedanken darüber machen ob wir bei einem KGV von 25 noch kaufen dürfen? #1stworldproblems

 

Aktuell habe ich nur 25% in ETFs investiert und den Rest in Aktien und Anleihen. Das werde ich mal überdenken. Ich denke, dass Dein Ansatz mit den Stop-Kursen mir da hilft das Depot sauber zu halten.

 

Bei den Dividenden bin ich mir bewusst, dass die am nächsten ex-Divi gehandelt werden; aber ein Teil der Aktien holen ihren Divi-Abschlag auch in vertretbarer Zeit wieder auf. Insofern kann man es auch als "Gewinnmitnahme" betrachten. Außerdem war es einem "Buy&Hold"-Heini wie mir ganz recht, wenn ich einen Teil der Rendite realisiere. Gewinne, die im Kurs stecken können auch schnell wieder weg sein, wenn man ohne Stop-Kurse arbeitet.

 

Ich vermute dass Privatanleger auf Dividendenaktien stehen, weil wir bislang immer Zinsen gewohnt waren. Dividende ist der neue Zins. Und wenn man jedes Jahr 4% bekommen hat, dann kann man am Ende auch +/-0 rausgehen. Also im Vergleich zum Sparbuch. 🙂 Ich denke das ist der Denkfehler, den man sich als Anfänger bewusst machen muss.

nmh
Legende
9.959 Beiträge

Vielen Dank, @ehemaliger Nutzer,  für Dein Feedback. Es freut mich, wenn meine bescheidenen Ausführungen hilfreich sind. Bei weiteren Fragen einfach posten.

 

Die korrekte Anrede lautet aber EURE GOTTHEIT (bitte durchgehend Großbuchstaben).  😉

 

 Viele Grüße aus einem stark verschneiten München

 

nmh

 

Disclaimer: Ich habe leider kein scharfes ß auf meiner Schweizer Tastatur.

klio
Autor ★★★
56 Beiträge

Bei mir läuft das mit dem Risikomanagement ein klein wenig simpler. Kein Wunder, ich habe ja auch nur ein ganz durchschnittliches Depot (apropos: was ist eigentlich der Durchschnitt hier??)

Ein Posten hat bei mir zwischen 5% und 10% Depotvolumen - je nach Risiko der Aktien (in der Auswertung erscheinen sie übrigens alle hochrot Smiley (überrascht)  )

Je nach Volatilität gebe ich ihnen ca 10% bis 20% Luft nach unten.

Damit fährt die codi ganz gut - bin aber mit der Performance bisher auch ganz zufrieden. Die liegt dieses Jahr zwischen DAX und SDAX - na ja, immerhin.

Bei Anstiegen einer Position über 30% Depotvolumen nehme ich schon mal Teilgewinne mit!

 

nmh
Legende
9.959 Beiträge

An alle, die sich über die Portfolio-Steuerung mittels Stopkursen und "Hub" interessieren: Ich habe hier ein ausführliches Fallbeispiel gepostet.

 

nmh

 

Disclaimer: Ich habe leider kein scharfes ß auf meiner Schweizer Tastatur.

Skies
Experte ★★
276 Beiträge

Vielen Dank @nmh für die gelungene Erklärung deines Money Managements. An einem Punkt hänge ich jedoch.

 

Zitat:
[...] Mein System achtet auch darauf, daß für jede einzelne Aktie der Hub einen bestimmten Euro-Betrag nicht überschreitet, andererseits aber auch nicht zu klein wird. Dieser Euro-Grenzwert ist im Prinzip für jedes Wertpapier gleich. Es handelt sich, grob gesagt, um den maximalen Verlust in Euro, den ich bereit bin, in einer einzelnen WKN zu tragen [...]

Das verstehe ich irgendwie anders....mal ein fiktives Beispiel:

 - Kaufkurs der Aktie X beträgt 31,20€
 - Stopkurs und Nachziehkurs definiere ich über eine maximal zulässige Schwankung von +-7% bezogen auf den Kaufkurs, d.h. Stop-Kurs ist 29,02€ und Nachziehkurs 33,38€
 - Zudem lege ich vor dem Kauf einen maximalen Verlust von 130€ fest
 - Somit kaufe ich 60 Aktien zu 1872€ --> 130€/(31,20€-29,02€) ~60 Stück
 - Der Hub berechnet sich nun zu 262€ --> das entspricht in etwa dem doppelten Verlust in Euro, den ich bereit bin zu tragen

 

Nach meiner Theorie entspricht das sogar exakt dem doppenten Verlust. Die geringe Abweichung kommt nur durch das Runden der Anzahl an gekauften Aktien.


Frage 1: Habe ich mich verhaut? Wenn ja wo?

Frage 2: Gibt es eine sinnvolle und begründbare Regel wie ich meine Schwankung wie z.B. hier +-7% festlegen kann?

 

Viele Grüße

SK

nmh
Legende
9.959 Beiträge

@Skies:

 

Du hast recht, je nachdem, auf welche Basis man den Verlust  bezieht. Um bei Deinem Beispiel zu bleiben: nehmen wir mal an, die Aktie läuft nach dem Kauf erst in Richtung Nachziehkurs, also von 31,20 bis zu 33,37 Euro. Die 33,38 werden aber nicht erreicht, der Stopkurs wird also nicht nachgezogen.

 

Jetzt fällt die Aktie von 33,37 bis zum Stopkurs bei 29,02. Meine 60 Aktien haben also seit ihrem Hoch (!) 261 Euro verloren, das doppelte meines anfänglichen Stops.

 

Also: ich bin bereit, maximal 261 Euro zu verlieren (nämlich im oben geschilderten Worst Case), und das ist genau der Hub.

 

Wie gesagt, der worst case. Wenn die Aktie gleich nach dem Kauf von 31,20 auf 29,02 fällt, dann habe ich "nur" 131 Euro verloren.

 

Du solltest Dir für den Hub einfach einen Wert suchen, der zu Dir und zu Deinem Depot passt. Ich habe mein System inzwischen noch verfeinert und betreibe meine Geschäfte inzwischen mit mehreren unterschiedlichen Hubs, je nachdem, wie eine Aktie eingestuft ist: Als Basisinvestment, das über die Jahrzehnte steigen sollte (großer Hob), oder als kurzfristiges Experiment, oder als Trendaktie (kleinerer Hub), oder als Empfehlung aus einer Zeitschrift, oder oder oder ...

 

Und Deine zweite Frage ist, glaube ich, mal wieder die bekannte Frage: Wie setze ich Stopkurse? Leider ist die sehr schwierig zu beantworten; ich habe ja schon öfter gesagt, daß ich ohne weiteres Bücher dazu schreiben könnte.

 

Schau Dir einfach an, wie stark die Aktie in den letzten zwei Jahren geschwankt hat. Aktien "atmen", nach oben und nach unten. Schauen wir uns meine Lieblingsaktie an: Church & Dwight (WKN 864371). Du erkennst, daß der Anstieg von April 2018 bis Oktober 2018 mit Schwankungen von typischerweise zwei oder drei Euro begleitet war. Im Oktober 2018 ging es allerdings stärker nach unten. Um der Aktie Luft zum Atmen zu geben, wäre ein Stop-Abstand von sagen wir mal fünf Euro sinnvoll gewesen. Hub pro Aktie also zehn Euro.

 

Aber Anfang Februar 2019 hättest Du damit (so wie ich) Pech gehabt. Ich hatte allerdings ziemlich viel von dieser Aktie und habe Anfang Februar nur einen Teil per Stopkurs verkauft. Für den Rest darf ich Stop- und Nachziehkurs jetzt weiter auseinander ziehen, ohne den Hub zu vergrößern.

 

Ich hoffe, Deine Fragen damit beantwortet zu haben. Vielen Dank für Dein freundliches Feedback!

 

Viele Grüße aus München

 

nmh

 

Disclaimer: Ich habe leider kein scharfes ß auf meiner Schweizer Tastatur.

Skies
Experte ★★
276 Beiträge

Erneut vielen Dank für deine Bemühungen. Die Festlegung eines Stopkurses fällt mir definitiv nicht so einfach wie dir. Wie würdest du dich denn bei WKN: 645000 entscheiden?

Crazyalex
Legende
7.593 Beiträge

Ich schätze mal da kommt gleich was mit um die 6 Euro...

 

Ich hatte mal mit denen geschäftlich zu tun - ich kauf da keine Aktien Lachender Smiley

 

Gruß Crazyalex


An alle Neueinsteiger: Appell an alle Neueinsteiger und Interessenten.
ETF-Anfänger: Bitte intensiv durcharbeiten... ETF-FAQ. .................Danke!