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Anlegerpsychologie, oder: das Geheimrezept der Profis

nmh
Legende
9.959 Beiträge

Liebe Profi-Investoren (m/w),

 

wir, die wir total cool und emotionslos an der Börse unterwegs sind, können uns glücklich schätzen. Denn:

 

Die meisten Hobby-Anleger investieren an der Börse, um Recht zu behalten.

Die meisten Profis investieren an der Börse, um Geld zu verdienen.

 

Was ist damit gemeint?

 

Eine einfache Frage der Psychologie, es gibt Tausende von Studien dazu. Viele Hobby-Anleger sind psychisch nicht in der Lage, sich eine Fehleinschätzung, einen Verlust einzugestehen. Aus diesem Grund halten sie eine Aktie, die fällt, weiter, und warten so lange, bis sie (hoffentlich) wieder nach oben dreht und ihren Kaufkurs überschreitet. Dann wird fix verkauft: "uff, nochmal Glück gehabt". Nach dem Motto: Es gibt für den Aktionär nichts schöneres, als seinen Einstandpreis wiederzusehen. Denn dann ist er im Gewinn und hat Recht gehabt!

 

Hier haben wir alle typischen Fehler auf einen Blick: (mehr dazu steht hier)

- Fixierung auf den Einstandskurs (Profis wissen: der ist völlig wurscht)

- Halten von Aktien, die nach unten laufen

- Verkaufen von Aktien, wenn sie steigen

- Unfähigkeit, sich Fehlgriffe einzugestehen

 

Wir Profis, die wir in dieser großartigen Community zuhause sind, wissen dagegen: Aktien dürfen nur im Aufwärtstrend gekauft werden und niemals, wenn sie fallen. Aktien, die nachhaltig und dauerhaft fallen, müssen verkauft werden. Dazu kann man Stopkurse verwenden. Mehr dazu steht hier.

 

Was viele überrascht:  Die Trefferquote an der Börse ist ebenfalls völlig wurscht!

 

Fehler und Verluste gehören dazu. Selbst wenn ich ganz oft daneben liege, werde ich mit einer professionellen Strategie insgesamt Geld verdienen. Überlebenswichtig ist nur, die Verluste klein zu halten und dafür die Gewinne auszubauen. Beispiel:

 

Ich wähle zufällig 100 Aktien aus und kaufe jede, sagen wir mal für jeweils 100 Euro. Einsatz also 10 000 Euro.

 

Jetzt setze ich für alle Aktien strenge Stopkurse, sagen wir mal bei 10%. Tatsächlich enden 80 der 100 Aktien im Verlust und werden ausgestoppt. Verlust jeweils 10 Euro.*

 

Doch zwanzig Aktien laufen und laufen und laufen. Ich ziehe die Stopkurse nach und verkaufe nicht. Und irgendwann kommt der Moment, wo die zwanzig Aktien sich verdoppelt haben. Gewinn also jeweils 100 Euro.

 

Im Ergebnis habe ich mit 80 Aktien insgesamt 800 Euro verloren und mit 20 Aktien insgesamt 2000 Euro gewonnen.

 

Miserable Trefferquote von nur 20% (bäääh), aber ein Gesamtgewinn von 1 200 Euro, das sind 12 Prozent von meinem Einsatz.

 

Und in meinem Beispiel waren die Papiere zufällig gewählt. Ihr seht: durch Befolgen der Grundregel "Gewinne laufen lassen, Verluste begrenzen" wird selbst der Pechvogel erfolgreich sein, der kein glückliches Händchen bei der Aktienauswahl hat.

 

Wer vor dem Kauf Aktien analysiert, sei es nach fundamentalen Daten (Gewinnsteigerung, KGV, Dividende, Verschuldungsgrad usw.) oder nach charttechnischen Kriterien (Kauf im Aufwärtstrend, Sterneliste), der wird seine Trefferquote noch steigern und damit noch erfolgreicher sein. Und wir Profis hier in der Community kombinieren ohnehin technische und fundamentale Ansätze.

 

Das mußte mal raus. Ich jetzt auch, zum Christkindlmarkt. Crêpes und gebrannte Mandeln. Und so kleine Figürchen aus dem Erzgebirge, wo oben Rauch rauskommt. Kleiner Scherz.

 

Herzliche Grüße aus einem schneematschigen München

 

nmh

 

_________________

*)  Dient nur der Veranschaulichung. Stopkurse dürfen nicht an fixen Prozentzahlen festgemacht werden. Mehr zum Setzen von Stops steht hier.

Disclaimer: Ich habe leider kein scharfes ß auf meiner Schweizer Tastatur.
21 ANTWORTEN

Matzilein
Experte ★★
432 Beiträge

Jetzt bin ich gespannt darauf, was die Fraktion der Stop-Loss-Verweigerer dazu zu sagen hat.

Knety
Autor ★
5 Beiträge

Hallo zusammen

 

bin relativ neu hier und lese schon eine ganze Weile mit. Heute musste ich mich auch mal registrieren lassen, um dem Herrn "nmh" mal einen großen Dank für sein Angagement auszusprechen. Was ich in so kurzer Zeit von "nmh" gelernt habe, ist unbezahlbar, das heißt ich bekomme es jetzt schon länger durch meine Stop-Loss Order und laufen lassen der Gewinne selbst noch bezahlt....

 

Großen Dank von einem der echt beeindruckt ist.

 

Knety

nmh
Legende
9.959 Beiträge

@Knety:  Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll ... Danke!

 

nmh (sehr stark errötet)

 

Disclaimer: Ich habe leider kein scharfes ß auf meiner Schweizer Tastatur.

Camillo1974
Experte
87 Beiträge

Ich würde gerne die Salmar Aktie WKN: A0MR2G als Beispiel für meine Frage nehmen.

 

Diese ist seit ihrem hoch am 13.11. mit 53,42 €, um etwa 11,5%, auf heute 47,25 € gefallen.

 

Betrachtet man das Jahr 2018, ist die Wertsteigerung aber immer noch beträchtlich. Sollte ich bei einer solchen Aktie auch einen strengen Stop-Kurs setzten?

nmh
Legende
9.959 Beiträge

@Camillo1974:

 

Salmar, WKN A0MR2G, steht derzeit bei ungefähr 47,50 Euro. Die 200-Tage-Linie liegt bei etwa 40,60 Euro; so weit darf die Aktie also noch fallen, ohne daß Gefahr besteht. Die 200-Tage-Linie steigt derzeit um etwa 10 Cent pro Tag.

 

Je nachdem, wieviel Du in Salmar investiert hast, ist ein guter Stopkurs bei ungefähr 38 Euro. Wenn viel Geld im Spiel ist, darf man einen Teil auch schon bei ca. 44 Euro verkaufen (denn dann wäre der steile Aufwärtstrend seit Feb. 2018 erledigt) und für den Rest dann einen großzügigeren Stop bei etwa 35 Euro setzen.

 

Um es ganz klar zu sagen: Der derzeitige Rücksetzer von 53 auf 47 Euro, also minus 6 Euro, ist das ganz normale "Atmen" der Aktie. Wie man sieht, hat Salmar seit vielen Monaten immer wieder solche Schwankungen in der Größenordnung von 6 bis 8 Euro. Ganz typisch im April 2018 und im August 2018.

 

Also momentan keine Gefahr - dennoch schadet ein Stopkurs nicht.

 

nmh

 

SALM0A0MR2G

Disclaimer: Ich habe leider kein scharfes ß auf meiner Schweizer Tastatur.

Camillo1974
Experte
87 Beiträge

@nmh Danke für die Erklärung, ist aktuell noch mein erstes Aktienjahr und habe schon gemerkt, das ich vorsichtig sein muss. Meine bisherige Depotbilanz, über das Jahr hinweg +30% mit FANG Aktien, dann bei -5% Notbremse gezogen und zumindest dank deiner Sterneliste, wieder auf meinen Einstandspreis gekommen 🙂

nmh
Legende
9.959 Beiträge

@Camillo1974:

Freut mich sehr! Wenn gleich das erste Aktienjahr so ein miserables Jahr ist wie 2018, dann ist das gut für Dich. Denn dadurch lernt man Demut vor der Börse. Was Du schreibst, zeigt, daß Du bereits genau verstanden hast, worauf es ankommt. Weiter so! Auch wenn 2019 vielleicht wieder kein gutes Jahr wird - irgendwann werden die Kurse auch auf breiter Front wieder steigen. Und wer sich dann so wie Du gleich zu Beginn eine blutige Nase geholt hat, der wird später umso erfolgreicher, weil er verstanden hat, wie wichtig es ist, das Risiko zu begrenzen.

 

nmh

 

Disclaimer: Ich habe leider kein scharfes ß auf meiner Schweizer Tastatur.

Kieki
Autor ★★
22 Beiträge

Ich schliesse mich meinem Vorschreiber nahtlos an uns bedanke mich ebenfalls bei Herrn "nmh" und all den Anderen die bereits sind, ihr Wissen mit Neulingen wie mir zu teilen. Ich hätte mal vorher lesen sollen...Auf jeden Fall habe ich meine Fehler alle wiedergefunden...Smiley (überglücklich)

 

Vielen Dank nochmal

Kieki

nmh
Legende
9.959 Beiträge

@Kieki:

 

Herzlich willkommen in dieser Community und vielen Dank für Dein Feedback.

 

nmh

 

Disclaimer: Ich habe leider kein scharfes ß auf meiner Schweizer Tastatur.