Hilfe
abbrechen
Suchergebnisse werden angezeigt für 
Stattdessen suchen nach 
Meintest du: 

Anfängerfrage zu Buy & Hold vs. Money Management

Sierra
Autor ★★
15 Beiträge
Hallo, 
 
Ich habe im Juni angefangen mich über Aktien zu informieren und bin seitdem sehr begeistert davon. Ich habe viel im Internet und in Büchern gelesen, Youtube-Videos angeschaut und mich auch hier im Forum angemeldet (da Depot bei der comdirect) 😉
 
Seit Juni habe ich einen Sparplan auf den Vanguard All World ETF laufen. Nun möchte ich gerne meine ersten Versuche mit Einzelaktien starten. 
 
Ich habe hier im Forum auf der einen Seite über Money Management (von nmh) bzw. "Gewinne laufen lassen, Verluste begrenzen" gelesen, aber auf der anderen Seite auch über Buy & Hold.
 
Ich frage mich nun, wie diese zwei Ansätze zusammen passen. Kann man ein Buy & Hold Investor sein und auch durch geschicktes Money Management seine Verluste begrenzen? Nach meinem Verständnis würde ein Buy & Hold Investor seine Positionen halten, Schlaftabletten nehmen und in 20 Jahren wieder anschauen, egal ob sie zwischenzeitlich sinken oder nicht. 
 
Bei welchen Arten von Aktien/Unternehmen macht es Sinn ein Limit zu setzen und bei welchen eher nicht, bzw. wie handhabt ihr das?
 
Viele Grüße
 
Sierra
5 ANTWORTEN

nmh
Legende
9.960 Beiträge

@Sierra:

 

willkommen in dieser Community! Und vielen Dank für Dein Interesse an meinen Beiträgen.

 

Ein schwieriges Thema. Ich persönlich neige dazu, für meine Basisinvestments (bei Dir wären das z.B. ETF) auf Stopkurse zu verzichten. Denn die Börse insgesamt strebt langfristig nach oben, aber leider nicht jede Einzelaktie. Also:

 

Bei Einzelaktien würde ich eigentlich immer Stopkurse verwenden. Die Frage ist nur, wie streng, also wie weit vom aktuellen Kurs entfernt die Stops liegen.

 

Wenn Dir jemand den Rat gibt, große Konzerne zu kaufen und einfach liegen zu lassen, weil solche Konzerne ja immer gut für Aktionäre sind, dann solltest Du an General Electric, die beiden deutsche Großbanken oder auch an eon oder RWE denken. Wenn Aktien monatelang oder jahrelang stetig nach unten laufen, dann musst Du verkaufen und stattdessen andere Aktien kaufen, die steigen.

 

Sowas nennt man "relative Schwäche", und das mußt Du Dir nicht antun. Das sind Depot- und Spaßbremsen. Aktien, die schwächer laufen als der Rest sollte man verkaufen, zum Beispiel über Stopkurse.

 

Fazit: man kann Money Management und Buy and hold gut kombinieren! Aber eine einzige selig machende Musterlösung gibt es leider nicht. Hat viel mit Erfahrung zu tun.

 

Viel Erfolg mit Deinen Investments!

 

nmh

Disclaimer: Ich habe leider kein scharfes ß auf meiner Schweizer Tastatur.

Matzilein
Experte ★★
432 Beiträge

Eine sensationelle Weisheit: wenn man Rendite erzielen will, muss man die Verluste begrenzen. Man nehme sich eine Excel-Tabelle und die Crash-Daten von 2008. Irgendwann haben sich die meisten Aktien wieder erholt, liegen auf Vor-Crash-Niveau. Aber: das hat Jahre gedauert. Jetzt rechne man ein Szenario mit Stop-Loss bei -25%, die Wiederanlage nach der Kurswende, dazu die Transaktionskosten. An den Zahlen wird man erkennen, dass die Renditen sehr unterschiedlich ausfallen. Wenn ich bei -25% verkaufe und bei -40% wieder einsteige, kaufe ich mehr Anteile für den zur verfügung stehenden Betrag. Dieses Ergebnis verdirbt mir selbst 1% Transaktionskosten nicht (bei 10 € für 2.000 € sind es 0,5%).

TeePee
Mentor ★
1.031 Beiträge

@Matzilein  schrieb:

Man nehme sich eine Excel-Tabelle und die Crash-Daten von 2008. [...] Wenn ich bei -25% verkaufe und bei -40% wieder einsteige, kaufe ich mehr Anteile für den zur verfügung stehenden Betrag. Dieses Ergebnis verdirbt mir selbst 1% Transaktionskosten nicht (bei 10 € für 2.000 € sind es 0,5%).


Rückblickend ist das selbstverständlich einfach. Zum Zeitpunkt des Crashes sieht das dann schon wieder anders aus. Meistens weiß man nämlich erst, dass es einer ist, wenn man schon mittendrin steckt. Spätestens in dem Moment, wo dein Stop Loss greift, beginnt dann aber das Gestochere im Nebel. Wie weit geht es denn noch runter? Geht es überhaupt noch weiter runter? Dreht es gar schon wieder oder ist das nur eine kurze Verschnaufpause? Soll ich schon wieder einsteigen?

 

Wie gesagt, rückblickend ein Kinderspiel, in der Praxis aber durchaus eine Herausforderung, auch mental. Was, wenn der Stop Loss der Boden (oder nahe daran) ist und der Kurs danach nicht weiter sinkt oder gar steigt, über Tage, Wochen oder gar Monate? Wann steigst Du wieder ein? Bei -23% oder erst bei -20%? Wieviel Geld bist Du bereit zu verbrennen? Oder wartest Du, ob Du Glück hast und es eventuell doch noch auf -40% runtergeht? Und was, wenn das nicht passiert? Oder doch schon bei -35% einsteigen, sicher ist sicher?

 

Insofern wäre es natürlich sehr hilfreich zu wissen, wie tief es runter geht. Dann könnte man einen knappen Stop Loss und nahe des Bodens ein neues Kauflimit setzen und sich gemütlich in die Sonne legen. Dass man das aber vorher eben nicht wissen wird, macht das Setzen dieser Marken so kompliziert (, dass man ganze Bücher darüber schreiben könnte, wenn ich @nmh mal zitieren darf).

Sierra
Autor ★★
15 Beiträge

Vielen Dank für eure Antworten. Den ETF betrachte ich als Teil meiner Altersvorsorge, deshalb würde mir es mir schwer fallen, diesen zu verkaufen. 

 

Ich werde mir nun ein 2-3 Aktien aus "langweiligen Branchen" wie Lebensmittel, Konsumgüter, Immobilien etc heraussuchen und in diese investieren - natürlich mit Stopp-Loss Order. 

 

@nmh

Wenn ich mehr Erfahrung mit der Börse gesammelt habe, werfe ich noch mal ein Auge auf eine Sternelisten und Trendaktien 🙂

 

nmh
Legende
9.960 Beiträge

@Sierra  und alle anderen:

 

ich möchte nochmal darauf hinweisen, daß man als langfristiger Anleger nicht zwangsläufig alle Aktien mit Stopkurs absichern muß. Wow, diese Auskunft wird einige von Euch überraschen. Stopkurse sind m.E. vor allem wichtig für

  • Aktien mit relativer Schwäche, die also schlechter laufen als alle anderen Aktien. Das gilt im Aufschwung und auch wenn die Börse nach unten geht.
  • kleine, eher unbekannte Aktien

Warum bin ich auf einmal so gelassen, wo ich doch sonst immer Stopkurse empfehle? Vielleicht hängt es damit zusammen, daß ich soeben aus dem Italien-Urlaub zurückkehre, wo man generell alles etwa gelassener sieht.

 

Spaß beiseite: Tatsächlich bin ich bei großen Konzernen und "Kerninvestments" schon immer eher großzügig mit Stopkursen. Ich verkaufe solche Werte nur, wenn sie einige Wochen lang schwächer laufen als die meisten anderen Aktien.

 

@Matzilein  und @TeePee:  Was glaubt Ihr, wie oft ich (trotz meiner Nachlässigkeit manchmal, siehe oben) zum absoluten Tiefstkurs ausgestoppt werde! Mindestens einmal pro Monat, eher einmal pro Woche. Aber wenn die Aktie dann wieder nach oben läuft, steige ich wieder ein. Die Erfahrung zeigt, daß solche "Unfälle" weniger Performance kosten als ein Durchhalten an supertollen Firmen wie General Electric, Deutsche Bank, Deutsche Telekom, die jahrelang nach unten laufen.

 

Und wie gesagt: bei kleineren Unternehmen ist zumindest ein Teil meines Bestandes immer mit Stops abgesichert - falls im Unternehmen ein Unfall passiert. Aktuelles Beispiel: Atlantia, die werden für den grauenhaften Brückeneinsturz in Genua noch stark bluten müssen. Ich bin froh, daß es bei mir "nur" Geld ist und nicht mein Leben.

 

Und auf der Fahrt durch Italien sieht man etliche solcher Brücken. Das passiert, wenn ein Land zum (Tot-)Sparen gezwungen wird ...

 

nmh

 

Disclaimer: Ich habe leider kein scharfes ß auf meiner Schweizer Tastatur.