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Aktienrückkauf (Eine sinnvolle Geschäftsidee?)

Shane 1
Mentor ★★
1.913 Beiträge

Aktienrückkauf  (Eine sinnvolle Geschäftsidee?)

 

Durch Rückkauf eigener Anteile versuchen Unternehmen im Allgemeinen, ihren Aktienkurs zu stützen. Der Rückkauf muss vorher aber von der Hauptversammlung genehmigt werden. Diese Möglichkeit wird durch die Aktienrechtsnovelle legitimiert: Seit Mai 1998 dürfen Unternehmen deshalb ihre eigenen Aktien an der Börse zurückkaufen.

 

Zuerst aber ein unbefriedigendes Ergebnis für die Leser, denn objektiv betrachtet kann man keine eindeutige  Ansicht dazu vertreten.

Es gibt verschiedene Argumente für beide Seiten und jede hat ihre Berechtigung.   Eine tolle Sache sagen so die Befürworter und freuen sich auf steigende Kurse. Wisst Ihr nichts Besseres mit unserem Kapital anzufangen, fragen dagegen die Kritiker. Doch sehen wir uns die Argumente zuerst einmal an.

 

Aktienrückkäufe sollten nachhaltig strategisch begründbar sein.
Schon seit 1974 erlaubt die EU allen Unternehmen in seinen Mitgliedsländern, bis zu 10% ihrer eigenen Aktien zurückzukaufen. 24 Jahre später (seit 1998) war man dann auch in Deutschland startklar. Der Vorteil für den Aktionär: Das Angebot (Streubesitz) der nach Rückkauf noch frei handelbaren Aktien ist natürlich geringer, während die Nachfrage zunimmt. Wieso eigentlich? -  der Unternehmensgewinn, der durch den Aktienrückkauf ja  nicht beeinflusst wird, verteilt sich jetzt auf weniger öffentlich gehandelte Aktien. Diese Aktien sind also preiswerter geworden.

 

Ein Kursanstieg erscheint und ist deshalb gerechtfertigt. Die britische Investmentbank  J.P. Morgan fand heraus, dass die Aktien eines Unternehmens innerhalb der ersten sechs Monate nach Ankündigung des Rückkaufs durchschnittlich um 9,7% besser notieren als der zugrunde liegende Aktienindex. So gesehen, ist der Aktienrückkauf wie eine ausgeschüttete Dividende – aber eine steuerfreie!

 

Dieser Punkt verdient Beachtung, schließlich wird zuerst der Gewinn einer Kapitalgesellschaft  eigenständig besteuert und anschließend dann der Aktionär mit der Abgeltungssteuer auf seine Dividendenauszahlung zur Kasse gebeten.

Dass der deutsche Fiskus noch nicht auf die Idee gekommen ist, uns gierige Börsianer für solche Aktienrückkäufe deshalb zur Ader zu lassen, verwundert mich sowieso, und ich würde das in ferner Zeit nicht kategorisch ausschließen wollen.  

Tatsache bleibt natürlich auch, dass gerade im Technologie- und Gesundheitssektor überdurchschnittlich viele Gewinnmilliarden im Ausland geparkt werden. Absolut betrachtet sind es vor allem Mega-Schwergewichte wie Microsoft (108 Milliarden Gewinndollar im Ausland), General Electric (104 Milliarden), Apple (92 Milliarden), Pfizer (80 Milliarden) oder IBM (68 Milliarden), die dem US-Fiskus hohe Summen vorenthalten, schließlich werden in Amerika 35% Steuern auf die erzielten Unternehmensgewinne fällig.                                                                                              Der nun seit einem Jahr im Weißen Haus amtierende Donald Trump kann nicht viele Erfolge vorweisen, aber ihn als Spinner zu bezeichnen ist mal wieder unsere typische Überheblichkeit. Er ist kein Politiker, aber ein erfolgreicher Geschäftsmann. Wenn er seine Vorschläge umsetzen kann und die Körperschafssteuer  auf seine 20 Prozent durchsetzen kann (irgendwann muss er ja auch mal einen Erfolg vorzeigen), werden die Milliarden an zusätzlichen Gewinnen den Aktionären zu Gute kommen.                                                                                                               

Auf diesem Weg (Aktienrückkäufe) zahlen so Unternehmen die eingesparten Steuermilliarden in großem Maße an ihre Aktionäre zurück. So hat der von der Marktkapitalisierung einmal größte Konzern der Welt „ Exxon Mobil“ (Esso) seit 2011  Aktien im Wert von 76 Milliarden, Oracle für 44 Milliarden oder Wal-Mart für 26 Milliarden  Dollar zurückgekauft und dadurch die Nachfrage nach ihren Papieren erhöht und so den Kurs der eigenen Aktie gestärkt.

Aber dem Unternehmen eröffnen sich ob dieser Möglichkeit auch interessante Gestaltungsmöglichkeiten: Aufkäufern, die große Aktienpakete eines Unternehmens an der Börse aufkaufen, um diesen dann vielleicht zu übernehmen, wird ihr Plan schwieriger gemacht.                                                                                                         Oder aus anderer Sicht betrachtet: die zurückgekauften Aktien kann ein Unternehmen natürlich benützen, um damit die Übernahme eines anderen Unternehmens zu finanzieren. So mündet eine Übernahme nicht in höheren Schulden. Oder diese Aktien werden Mitarbeitern als Belegschaftsaktien angedient, um diese langfristig an das Unternehmen zu binden.           

In den USA ist der Aktienrückkauf schon immer fester Bestandteil des Börsengeschehens. Ungefähr 150 Milliarden Dollar Aktienwert verschwindet alljährlich so vom Aktienmarkt.

Anders als in Deutschland darf das Unternehmen dort  aber beliebig viele Aktien zurücknehmen. 

Die wichtigste Motivation in den USA: Die Steigerung des Shareholder Values, also die Steigerung des Aktienwerts für den Aktionär. Häufig wird diese Motivation von Aktionären geäußert.

 

Der Aktienrückkauf ist daher eine sehr sinnvolle Einrichtung für Unternehmen, für Börsianer ist aber Voraussetzung, dass die Aktien per Kapitalherabsetzung vernichtet werden. Nur in diesem Fall profitiert auch der Aktionär direkt davon. Auf jeden Fall sollten sie nicht so leicht wieder in den Markt gegeben werden können.   

 

Viel offensichtlicher und schwerwiegender ist die Gefahr des Missbrauchs: Denn zunehmend wird die Arbeit der deutschen Vorstände wie in den USA mit der Zuteilung von Aktienoptionen honoriert. Denkbar ist deshalb, dass die lieben Vorstände zum Zeitpunkt der Einlösbarkeit ihrer Aktienoptionen, die je nach Aktienkurs eventuell nicht im Geld sind, per Aktienrückkauf diesen unseligen Umstand kurzfristig aufheben.                                                                                                 Ach was, da passen wir schon auf, sagt offiziell etwas formaler der Gesetzestext.     Etwas skeptisch darf man solche Aussagen schon betrachten, zumal bisher lediglich Ankündigungen von Rückkaufaktionen (BASF,  SAP, Schering, SGL-Carbon, Allianz) ohne erkennbaren Einfluss auf den Aktienkurs blieben.

 

Es ist schwer, sich objektiv für eine Seite zu entscheiden. Persönlich ziehe ich Dividendenzahlungen vor, schließlich füllen sie meinen Geldbeutel direkt und sofort mit klingender Münze und ich habe dadurch die Möglichkeit, mit diesem Geld eventuelle Kursdifferenzen durch Nachkauf anderer Werte nach eigenem Ermessen auszugleichen oder einfach für angenehme Dinge zu verwenden.

 

Auch empfinde ich Dividende als Polster oder Ausgleich für mögliche Kursrückgänge, sozusagen federe ich diese damit etwas ab. Natürlich sind dies nur Vorteile, wenn ich Aktien von Unternehmen halte, welche auch Dividenden ausschütten und dieses auch nach einem Rückkauf weiterhin praktizieren. Und da ich als Kleinaktionär auch keinen Hauptversammlungen beiwohne, ist es mir egal, dass durch die Verringerung der Aktienanzahl auch die Stimmanteile reduziert werden (Vorzugsaktien oder Genussscheine sind mir persönlich sowieso wichtiger wie Stimmrechte auf der Hauptversammlung), und ich glaube auch, dass ein Großteil der Börsianer ebenso denkt.

 

Warren Buffett ist nachweislich ein Freund von Coca-Cola, aber kein Freund von Dividenden. Er ist der Meinung, er kann mit dem erwirtschafteten Geld seines Konzerns (Berkshire Hathaway) besser umgehen, wie seine Aktionäre. Deswegen bezahlt er auch keine Dividenden und investiert die Gewinne. Und sein Erfolg gibt ihm Recht, seine Anhänger tolerieren diese Ansicht ohne Wehklagen. Dass er mit seiner Holding aber mehr als 6.700 Dollar Dividende kassiert, (nein liebe Leser natürlich nicht in einer Woche oder in einem Monat, diese 6.700 Dollar Dividende erzielt er jede Minute), wollen wir jetzt aber nicht extra erwähnen. Obwohl, Neid ist die aufrechteste Form der Anerkennung.

Ob er bisher auch  in so großem Stil wie oben erwähnt bereits Aktien zurückgekauft hat, entzieht sich meiner Kenntnis aber seine Anhänger pilgern dennoch jährlich zum Orakel von Omaha um ihn zu huldigen.

 

Ein Aktienrückkauf ist ein komplexes Thema und ich habe hier meine persönliche Ansicht offen gelegt. Diese muss nicht richtig oder Vollständig sein, wahrscheinlich muß man wie in der Politik eben auch verschiedene Meinungen tolerieren um einen gemeinsamen Nenner zu finden.

 

Wenn jemand anderer Ansicht ist, Fragen oder weitere Anregungen hat, freue ich mich über Ideen und Beiträge für einen kurzweiligen Gedankenaustausch über dieses Thema.

Viel Freude beim Lesen - Shane  

 

 

42 ANTWORTEN

Shane 1
Mentor ★★
1.913 Beiträge

@Glücksdrache

hallo, da hast du mit deinem Beitrag einen Aspekt erwähnt, welche ich bisher noch gar nie gehört hatte. Diese Befürchtung wird wahrscheinlich bei den großen Konzernen nicht auftreten, obwohl vor vielen Jahren war da doch so etwas ähnliches schon einmal mal bei T-Online der Fall.

 

Was mir aber gerade in den Sinn kommt und ich gleich hier aufschreibe, Leser sollten das nicht verwechseln, mit eigenen Aktien verkaufen/kaufen (wie gerade Hasso Plattner für 360 Millionen SAP verkauft hat).

Als ich früher noch aktiv bei Börsengesprächen teilnahm, waren solche Verkäufe für viele ein Warnsignal.

 

Heutzutage sehe ich das genau umgekehrt. Es ist völlig egal, warum ein Milliardär für ein paar Millionen eigene Aktien verkauft (vielleicht will er nur einen einen größeren Jumbo, eine Toilettenbrille aus reinem 850-er (18 Karat) Gold oder einfach die russische Schwarzmeerflotte aufkaufen, die Gründe für einen Verkauf spielen meines Erachtens keine Rolle, viel wichtiger ist die Beachtung, wenn diese oberen Schichten eigene Aktien kaufen.

 

Vorstände, Aufsichtsratmitglieder, Manager usw. haben einen tiefen Einblick ins operative Geschäft und wissen daher, wann kursbewegende Vorgänge im Konzern anstehen. Diese Leute kaufen ja nur, wenn sie Geld verdienen wollen und deshalb sind diese Nachrichten viel wichtiger zu bewerten, wie Verkäufe.

 

Nun, da könnte man wieder einen extra Thread dazu aufmachen, wollte das aber nur anklingen lassen, um eine gedankliche Fehlinterpredation vorzubeugen.

Grüßle - Shane

 

Shane 1
Mentor ★★
1.913 Beiträge

Hallo liebe Leser,

an den erhaltenen likes sehe ich, das doch einige hier mitlesen und sich interessieren. Das finde ich schön, obwohl ich feststelle, dass es meistens die gleiche Pfarrei ist. Egal, lieber wenige interessierte Leser, dafür intensivere Erkenntnisse.

Und weil es ursprünglich um die Allianz ging (und hier um den Aktienrückkauf geht), stelle ich einen eben erschienen Passus von der ARD nachfolgend zu Glücksdrachens Beitrag über einen Squezze-out (zu deutsch : auspressen) ein.   

Allianz will Euler Hermes ausquetschen

Apropos Squeeze-out: (Verfahren, bei dem ein Großaktionär versucht, die kleineren Aktionäre aus dem Markt zu drängen) ein: Einen solchen plant auch die Allianz bei Euler Hermes. Der Dax-Konzern kündigte am Morgen ein Übernahmeangebot von 122 Euro je Aktie an die Minderheitsaktionäre der Pariser Kreditversicherungsgruppe an. Sollte die Allianz im Anschluss mehr als 95 Prozent der Aktien halten, kann sie den Squeeze-out durchführen. die Euler Hermes steht aktuell mit 21% heute im Plus !!

 

Aktionäre des Konzerns sollten an Glücksdrachens Worte hier in Erwägung ziehen.

Ich persönlich war z.B. letztes Jahr bei K+S zu gierig, da dachte ich, die Kanadier legen noch eine Schippe drauf und erhielt schließlich, nachdem ich entnervt die Reißleine gezogen hatte, glatte 3 Euro weniger wie bei Sofortverkauf.  

 

diese besagte Leine zog ich öfters, meistens jedoch während meiner aktiven Zeit als Fallschirmspringer. Von der Börsianerseite aus gesehen, viel zu selten (meine krankhafte Verliebtheit in die eigenen Aktien). Zum Glück lese ich aber inzwischen auch inspirierende Münchener Beiträge über Money-Management ( und da kratzt Johnson+Johnson verdächtig stark an der 100 und 200 Tageslinie). Trendumkehrformation am Horizont ??

 

Ein hier bestens bekannter Mentor würde schreiben - ich werde es leider viel zu spät erfahren.

Grüßle Shane  

TutsichGut
Mentor ★★★
2.302 Beiträge

Danke @Shane 1 , dass du uns in in Sachen Allianz auf dem Laufenden hältst.

Das der Paketbote Eulen transportiert, war mir nicht bewusst, aber da jetzt noch drauf zu springen, nicht mit meinen alten, eingerosteten Knochen.  Smiley (zwinkernd)

 

JJ, da kratzt mich gar nix, Charttechnik ist nicht mein Ding(nur wenn ich sie selber erlügestelle) und BAE würde mich lynchen, wenn ich sie verkaufen würde.

In 5 Jahren sind die weiter den Olymp hochgeklettert. 

Exkurs: Der Olymp, oder besser der Olympus Nationalpark, ist eigentlich auch für Ungeübte sehr gut zu bewandern.

 

Und Trendumkehrinformationen, phhh, hast du hier schon erlebt, einer würde für seine Information auch geradestehen?  DAS werden wir nie erfahren. Lachender Smiley

 

 

LG TutsichGut
DiskLeimEimer:Ich bin nicht dafür verantwortlich für Das, was mein Bauch von sich gibt.