Immer wieder ist ja von einer Inflationsrate die Rede, die sich in einem Zielkorridor von etwa 2 % einpendeln sollte. Der Schokoladen-Preiskorridor seit der Währungsumstellung im Jahr 2002 liegt aber bei knapp 5,25 %!
Doch dazu später: In diesem Zusammenhang irritiert mich im Moment die hohe Volatilität bei einem einzigen Schokoladen-Sammlerpreis, insbesondere bei einer Sonderausgabe von Ritter Sport.
Da kostet eine 100 Gramm Tafel einer Sonderedition beim weltweit führenden Online-Händler (US0231351067) nicht mehr 1,99 Euro, sondern wesentlich mehr.
Letzten Donnerstag noch bei 17,99 Euro, jetzt bei bis zu 25 Euro. Dies ist ein enormer Zuschlag auf den ursprünglichen Verkaufspreis bzw. den Einstandspreis.
Problematisch: Ähnlich wie ein Optionsschein ein Verfallsdatum hat, so hat diese Schokolade ein Mindesthaltbarkeitsdatum. Dieses wird in den unterschiedlichen Angeboten mit August oder September 2017 angegeben.
Wie ich drauf aufmerksam wurde: Letzte Woche brachte ein Fernsehsender eine Reportage über diesen großen Schokoladenhersteller und betonte, dass die tägliche Produktionsmenge so bei 1 Millionen Standardtafeln (wenn ich mich richtig erinnere) wäre. Von dieser Sonderedition "Einhorn" aber lediglich insgesamt 300.000 Stück hergestellt worden sind.
Die Marke sollte stylischer und moderner werden, weshalb neben dem erweiterten Sortiment mit Frühjahrs-oder Sommersorten auch Sonderaktionen durchgeführt werden würden. Wohl um einen unter Kindern/Jugendlichen vorhandenen Trend zu „Einhorn“-Produkten zu nutzen. Die Ingredienzien sind eigentlich ganz normal, wie die Produktbeschreibung zeigt:
„Zucker, Kakaobutter, Vollmilchpulver, Magermilchjoghurtpulver (11%), Maltodextrin, schwarze Johannisbeeren (1%), Himbeeren (0,9%)“ etc..
Also nicht etwas mit super-seltener, teurer Hochland-Kakaobohne oder so.
Ich persönlich halte dies für eine Marktirrationalität. und für eine besondere, aber angesichts des Betrages vergleichsweise harmlose Form des „dead cat bounce“ (wie @nmh kürzlich bei einer Aktie beschrieb).
In ein paar Wochen könnte das wieder heruntergehen. Ich freue mich inzwischen an den normalen Schokosorten, die ja im Gegensatz zu den D-Mark-Zeiten (0,99 DM) auch erschreckend angezogen haben. Die derzeit in vielen Supermärkten üblichen 1,09 Euro (ohne Sonderangebote, immerhin 2,13 D-Mark) deuten ja auf eine Lebensmittel-Inflationsrate dieses Produktes von knapp über 5,2 % hin.
Warum ich das schreibe: Ich finde es ein nettes Beispiel eines kurzfristigen Sammler-/Seltenheitsmarktes eines Produktes, was im Wesentlichen durch eine außergewöhnliche Verpackung glänzt.
Vielleicht, aber auch nur vielleicht gibt es ja Parallelen zu dem einen oder anderen für Investments angepriesenen Lebensmittel.
Ob ichs kaufe? Vielleicht kurz vor MHD-Ende. Inzwischen beobachte ich einfach mal kopfschüttelnd diesen Schokoladen-Hype, der aufs Kilo umgerechnet eine enorme Wertschöpfung bedeutet.
Liebe Grüße
Glücksdrache
