am 17.09.2017 14:34
Hallo,
ich habe mal eine (vermutlich dumme) Frage.
Bekanntlich zahlen Banken derzeit "negativen Zins" an die EZB für dort hinterlegtes Geld. Das wird auch der comdirect bzw. Commerzbank so gehen.
Bis uns als Kontoinhabern diese "Strafzinsen" weiterberechnet werden, ist wohl nur eine Frage der Zeit.
Aber wie verhält es sich eigentlich mit Fremdwährungkonten?
Liegen diese Guthaben bei deutschen/europäischen Banken auch bei der EZB? Zahlt die Bank da auch Strafzins drauf?
Oder sind hier stattdessen andere Banken im Spiel (für USD z.B. FED?)
Dank & Gruß.
17.09.2017 16:54 - bearbeitet 17.09.2017 16:55
Keine dumme, sondern eine sehr gute Frage. Auf Anhieb habe ich keine richtige Antwort darauf.
Aber ich vermute, daß die Bank beispielsweise USD-Einlagen auf einem USD-Konto in Euro umgerechnet auf ein EZB-Zentralbankkonto einzahlt. Daß comdirect (oder dahinter die Commerzbank) USD-Gelder direkt bei der Fed parken darf, halte ich für unwahrscheinlich.
Also spielen dabei Währungsumrechnungen und Währungsschwankungen eine Rolle. Über diese Währungsschwankungen werden die Zinsunterschiede der unterschiedlichen Zentralbanken berücksichtigt.
Wie gesagt, nur eine laienhafte Vermutung von mir.
Viele Grüße aus einem regnerischen München
nmh
am 17.09.2017 20:09
Hallo @pinoggles,
deine Frage klingt harmlos, ist aber ziemlich komplex. Die comdirect wird uns verraten, was hinter den Kulissen passiert, aber ein paar Dinge kann man ableiten.
Vorneweg: Du kennst den Bundesbank-Artikel über Geldschöpfung (link hier)
Wie du in deiner Frage richtig schreibst, fallen "Strafzinsen" nur auf Zentralbankguthaben an. Eine Überweisung von deinem comdirect-Girokonto auf dein comdirect-Währungsanlagekonto führt die comdirect intern durch, ohne Einschaltung einer Zentralbank. Daher ändert sich das Zentralbankguthaben der comdirect (bzw commerzbank) nicht und es fallen keine Zinsen aufgrund dieser Transaktion an.
Die andere Frage ist: Was passiert hinter den Kulissen (Beispiel US-Dollar-Konto)?
Ganz offensichtlich tauscht die comdirect dein Geld nicht in die Dollar um. Du hast nämlich laut den AGBs des Währungskonto keinen Anspruch auf Lieferung von echten Dollars. Du hast lediglich einen Anspruch gegen die Bank auf Auszahlung eines EUR-Betrags, der dem Wert der Dollar-Anzahl auf dem Währungskonto entspricht.
Wie verrechnet die comdirect diese Forderungen intern? Wir werden es wohl nie erfahren...
Naheliegend wäre, daß die commerzbank alle Währungstransaktionen intern saldiert (d.h. alle EUR-Anleger die ein Dollar-Konto führen mit allen US-Anlegern, die ein EUR-Konto führen zusammenrechnet) und die eventuell verbleibende Differenz auf den Devisenmärkten absichert.
18.09.2017 09:07 - bearbeitet 18.09.2017 09:13
18.09.2017 09:07 - bearbeitet 18.09.2017 09:13
Vielen Dank erstmal für eure Antworten.
@nmh: "Aber ich vermute, daß die Bank beispielsweise USD-Einlagen auf einem USD-Konto in Euro umgerechnet auf ein EZB-Zentralbankkonto einzahlt. Daß comdirect (oder dahinter die Commerzbank) USD-Gelder direkt bei der Fed parken darf, halte ich für unwahrscheinlich."
Warum sollte das ein Problem sein?
Banken sind internationale Konzerne, und der SEPA-Raum bzw. die EZB ist nicht der Nabel der Welt.
Ebenso wie eine Bank ein Konto bei der EZB hat, sollte sie doch auch ein Konto z.B. bei der Fed haben können, was spräche dagegen?
Das Herkunfts- oder Stammland der Bank sollte hierbei unerheblich sein. Und selbst wir können ja ein Bankkonto in Polen oder auch in den USA haben.
@dg2210: "Wie du in deiner Frage richtig schreibst, fallen "Strafzinsen" nur auf Zentralbankguthaben an. Eine Überweisung von deinem comdirect-Girokonto auf dein comdirect-Währungsanlagekonto führt die comdirect intern durch, ohne Einschaltung einer Zentralbank. Daher ändert sich das Zentralbankguthaben der comdirect (bzw commerzbank) nicht und es fallen keine Zinsen aufgrund dieser Transaktion an."
"Strafzinsen" fallen ja nicht auf alle Zentralbankguthaben an, sondern nur auf einige. Die Fed etwa berechnet derzeit IMHO keine.
Ene Bank könnte sich also evtl. besser stellen, wenn sie den Saldo der USD-Konten ihrer Kunden tatsächlich bei der Fed hinterlegt statt bei der EZB (natürlich gibts da wohl noch andere Gesichtspunkte, die ich nicht kenne).
Es gibt ja übrigens nicht nur Währungs-Anlagekonten, sondern auch echte Fremdwährungskonten, mit denen auch Geldtransaktionen (Rechnung bezahlen) stattfinden können.
@dg2210: "Naheliegend wäre, daß die commerzbank alle Währungstransaktionen intern saldiert (d.h. alle EUR-Anleger die ein Dollar-Konto führen mit allen US-Anlegern, die ein EUR-Konto führen zusammenrechnet) und die eventuell verbleibende Differenz auf den Devisenmärkten absichert."
Das kann sich die commerzbank natürlich geben. Aber wie gesagt, ich halte es nicht für zwingend.
Ich würde mich daher auch über eine Antwort von der codi freuen.
Viele Grüße aus Hamburg!
18.09.2017 16:29 - bearbeitet 18.09.2017 16:30
18.09.2017 16:29 - bearbeitet 18.09.2017 16:30
Hallo @pinoggles:
Da liegt möglicherweise ein Mißverständnis vor. Du schreibst davon, daß die comdirect Kundenguthaben bei der EZB oder FED "hinterlegen" sollte.
Wieso sollte eine Geschäftsbank so etwas tun? Zentralbankgeld ist teuer und wird nur für Zahlungsvorgängen zwischen Banken oder zur Erfüllung der Mindestreserveanforderungen gebraucht.
am 18.09.2017 17:42
Hallo @pinoggles @nmh und @dg2210,
hier ein paar allgemeine Infos zu den EZB-Strafzinsen:
Grundsätzlich wird Banken nur dann ein negativer Zins von der EZB berechnet, wenn diese Einlagen bei der EZB halten, die das durchschnittliche Mindestreserve-Soll übersteigen. Hier zahlen Banken aktuell -0,4 %.
Diese Gelder beziehungsweise überschüssigen Einlagen können aber auch bei anderen Banken im Euroraum angelegt werden.
Je nach Adresse und Liquiditätsbedarf weichen die Konditionen bei anderen Geschäfts-Banken von den -0,4 % der EZB
für Over-Night-Gelder auch schon mal ab.
Fremdwährungen legt comdirect ausschließlich bei der Commerzbank an. Teilweise auch zu negativen Konditionen, wie z. B. bei CHF. Auf das Gros der Fremdwährungseinlagen erhalten wir jedoch positive Zinsen.
Viele Grüße
Philipp
am 18.09.2017 17:46
@SMT_Philipp - lange nichts mehr von Dir gehört! 😉
Danke für die ausführliche Information; das ist sehr interessant.
Hoffentlich bis bald
nmh
am 04.12.2019 22:13
Sehr intressant
am 05.12.2019 09:04
Aber nicht mehr aktuell. Inzwischen werden einerseits -0,5% berechnet, andererseits ist das sechsfache des Mindestreservesatzes davon befreit.